Titelbild: © Suzanne-Tucker / shutterstock
Wir lieben die Sonne, baden gern in ihren warmen Strahlen und fühlen uns gesünder und attraktiver mit gebräunter Haut. Die ultravioletten Strahlen der Sonne haben ja auch durchaus ihr Gutes: Sie hemmen Entzündungen und unterstützen den Heilungsprozess der Haut. Außerdem verlangsamen UV-Strahlen die übermäßige Produktion von Hautzellen, die zur Schuppenbildung führt. Von Psoriasis betroffene Bereiche, sogenannte Läsionen, können durch das UV-Licht (in Maßen) binnen weniger Wochen deutlich abklingen.
Leider folgt der Sonnenlust jedoch häufig der Sonnenfrust in Form eines Sonnenbrands (Dermatitis solaris). Ausgelöst wird dieser durch die energiereiche UV-Strahlung des Sonnenlichts, besonders der UV-B-Strahlen. Bei andauernder Exposition (ungeschützt länger als 15 Minuten) werden die Zellen der Oberhaut (Epidermiszellen) beschädigt und Entzündungsmediatoren innerhalb des Hautgewebes aktiviert. Sie sorgen für Rötung, Schwellung, Juckreiz und Schmerz. Attraktiv ist eine Haut, die sich pellt wie eine Wurst, dann nicht mehr. Im folgenden Artikel beschreibe ich Behandlungen, die gegen Sonnenbrand helfen.
Auch auf lange Sicht hat ungeschütztes Sonnetanken gravierende Folgen – von einer schnelleren Hautalterung bis zur Gefahr, einen Hautkrebs zu entwickeln! In jungen Jahren denken wir über die Folgen ausgedehnter Sonnenbäder nicht nach. Die Haut regeneriert sich schnell, ein Sonnenbrand verschwindet meistens äußerlich folgenlos. Leider trügt dieser Schein!
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Zu viel Sonne ist ein „Falten-Booster“
Verbrannte Haut rächt sich gern Jahrzehnte später mit tiefer Faltenbildung, unansehnlicher Pigmentierung und schlimmstenfalls mit einem Melanom. Und: es geht auch schneller! Ich erlebe in meiner Praxis immer wieder, dass Patient*innen mit einer genetischen Veranlagung für Psoriasis (Schuppenflechte) nach einem Sonnenbrand plötzlich die typischen Plaques entwickeln; die Krankheit ist dann nicht mehr zu stoppen und kann sich in der Folge zu einer Psoriasis-Arthritis entwickeln, die sich in massiven Gelenkbeschwerden manifestiert.
So erging es auch Hannah* (25), die sich in meiner Praxis anmeldete mit großen Sorgen wegen der Veränderung ihrer Haut. Ihre Mutter leidet unter der Schuppenflechte (Psoriasis) und Hannah befürchtete nun, ihr sei ein ähnliches Schicksal beschieden. Sie hatte gelesen, dass Sonnenstrahlen gut für Ihre gefährdete Haut seien und fragte mich, ob ihr heftiger Sonnenbrand einen Psoriasis-Schub auslösen könne. – Ja, leider kann er das.
Die schon beschriebenen UVB-Strahlen sind mit verantwortlich für die Verdickung der Hornhaut (Lichtschwiele), die die Haut vor der Sonne schützt. Außerdem kurbeln sie die Vitamin-D-Synthese an: Es kommt zu einem Neuaufbau von Pigmenten, was die Hautbräune erklärt. Soweit die Vorteile. Zu hohe UVB-Strahlung kann allerdings gefährliche Folgen haben:
Hautzellbildung im Zeitraffer
Ein heftiger Sonnenbrand aktiviert das Immunsystem und sorgt bei einer entsprechenden genetischen Disposition für die Entwicklung einer großen Anzahl von unreifen Hautzellen, die sich als klebende Schuppen zeigen und nicht von der Haut lösen lassen – das typische Bild der Schuppenflechte also. Normalerweise erneuert sich unsere Haut alle 4 Wochen, bei der Schuppenflechte sind es häufig nur 4 Tage!
Noch gefährlicher erscheinen die UVA-Strahlen. Sie haben zwar weniger Energie als die UVB-Strahlen, dringen aber tiefer ein – bis in die Lederhaut. Die Bräune wird durch eine Umverteilung des schon vorhandenen Pigments erreicht. Die UVA-Strahlen können in hohen Dosen auch Sonnenbrände auslösen, und es gibt Anzeichen, dass sie für die Entstehung von schwarzem Hautkrebs (Malignes Melanom) mit verantwortlich sein könnten!
„Besonders für Psoriasis-Gefährdete sind Sonnenbänke tabu!“
Auch werden ihnen die sonnenbedingte Hautalterung (photo aging) und das Auslösen bestimmter Allergien angelastet. Solarien werden mit UVA-Strahlen betrieben – jeder Sonnenbankbesucher sollte sich deshalb der Gefahr bewusst sein, der er sich beim „Power-Bräunen“ aussetzt. Für Psoriasis-Gefährdete sind Sonnenbänke daher tabu!
„Nachcremen“ bringt nichts!
Hannah war sichtlich erschrocken, ging sie doch im Winter gern auf die Sonnenbank. Nun schwor sie Stein und Bein, dies in Zukunft nicht mehr zu tun. Auch ausgedehnte Sonnenbäder wollte sie unterlassen, ich habe ihr Lichtschutzfaktor 50 empfohlen. „Ich nehme die „30“ und creme mich öfter ein, reicht das nicht?“ kam die zögerliche Frage. Diese Illusion musste ich ihr leider nehmen: „Nachcremen“ mit zu geringem LFS bringt nämlich gar nichts, weil sich der LFS dadurch nicht addiert! Nachcremen ist keine Behandlung gegen Sonnenbrand.
„Aber mit LFS 50 bekommt mein Körper ja zu wenig Vitamin D3, das ist doch das Sonnenvitamin und wichtig bei Hauterkrankungen“ … Hannah schaute mich fragend an. Auch hier war meine kategorische Antwort: Eine sonnverbrannte Haut produziert kein Vitamin D3! Dann lieber einen hohen Lichtschutzfaktor nehmen und zusätzlich Vitamin D3 schlucken, am besten als Öl. Den D3-Wert kann jede/r beim Arzt oder Heilpraktiker checken lassen (viele Apotheken können das auch) – die Einnahme-Dosis errechnet sich dann aus dem Blutwert.
Wo die Langerhans-Zellen sitzen
Zur Stabilisierung ihres Immunsystems habe ich Hannah das Multispezies-Probiotikum OMNi-BiOTiC® 6 empfohlen. Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass die gleichen Immunzellen, die im Darm eine immunologische Reaktion auslösen (dendritische Zellen), auch in der Haut das Immunsystem steuern. Hier nennen sich die dendritischen Zellen „Langerhans-Zellen“ – sie sitzen in der Epidermis (Oberhaut). Die Kommunikation zwischen den Zellen erfolgt über Botenstoffe, sogenannte Interferone (Zytokine).
Weitere wichtige Akteure des Immunsystems sind die T-Helferzellen. Auch sie sitzen in der Darmschleimhaut (dort hauptsächlich in den Lymph-Folikeln, den Peyer-Plaques) – und in der Basalmembran der Oberhaut. Sie werden durch die Langerhans-Zellen aktiviert – und sorgen unter anderem für ein schnelleres Wachstum der Hautzellen, stoßen also den Reparatur-Mechanismus an.
Nichts für Psoriasis-Gefährdete
Unter normalen Umständen ist dies ein wünschenswerter Vorgang, bei einer Disposition für Psoriasis führt er aber leider zur vermehrten Schuppenbildung. Die gute Nachricht ist, dass die in OMNi-BiOTiC® 6 enthaltenen Leitkeimstämme durch die Produktion von Interleukin 10 (einem ausgleichenden Botenstoff) das Immunsystem regulieren können. Zur Unterstützung dieses Prozesses empfehle ich OMNi-Logic® Immun, ein Präbiotikum, das mit Fibregum™ (wird zu 100% aus Akazienfasern gewonnen), B-Vitaminen, Vitamin D3 und Zink als Lieblingsspeise für unsere wichtigen Darmbakterien gilt.
Ein weiteres „Sonnenproblem“, mit dem Patient*innen jetzt gehäuft in meiner Praxis erscheinen, ist die sogenannte „Mallorca-Akne“ (Acne aestivalis) – die fängt man sich schließlich nicht nur am „Ballermann“ ein. Hierbei handelt es sich allerdings um eine Allergie und nicht um Akne; es fehlen die sogenannten Komedonen (Akne-Mitesser), die Hautpore wird nicht – wie bei der Akne – durch Talg verstopft, vielmehr führt bei der Mallorca-Akne die durch UV-Strahlung ausgelöste Entzündung des Haar-Follikels zu den typischen Symptomen wie Hautrötung, Pustelbildung und Juckreiz.
Wenn das Fett in der Haut ranzig wird
Wesentlich für die Entstehung der Mallorca-Akne ist die Wechselwirkung von UV-A-Strahlen mit bestimmten Emulgatoren oder Lipiden in Produkten der täglichen Körperpflege (Cremes, Lotionen), aber auch in Sonnenschutzpräparaten. Unter Einwirkung der UV-A-Strahlung können sich aus dem körpereigenen Talg – zusammen mit den Fett- und Emulgator-Komponenten der Cremes oder Lotionen – sogenannte Lipidperoxide bilden. Diese führen zu Entzündungen, die sich Akne-ähnlich äußern und jucken. Prädestiniert für die Entwicklung einer Mallorca-Akne sind vor allem junge Frauen im Alter von 20 bis 40 Jahren mit eher fettiger Haut. Vereinfacht gesagt: Unter Sonneneinfluss wird die – fettige – Haut ranzig.
Meine Patient*innen fragen mich häufig nach „Hausmitteln“, die gegen die „Malle-Akne“ helfen können. Insbesondere das berühmte Calcium freut hier sich großer Nachfrage. Das Calcium wird aus dem Darm durch das Vitamin D3 resorbiert! Insofern macht die Gabe von Vitamin D3 mehr Sinn (Dosierung siehe oben). Und natürlich spielt bei allen immunologischen Reaktionen, also auch bei allen Allergien, der Darm eine entscheidende Rolle, was wiederum OMNi-BiOTiC® 6 als „Schutzfaktor von innen“ ins Spiel bringt.
Hilfsmittel und Behandlungen bei Sonnenbrand/ Sonnenallergie:
- Aloe Vera – ein heißer Tipp bei Sonnenallergie. Es beruhigt die Haut und lindert den Juckreiz. Als Gel kann es direkt auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen werden – am besten gekühlt.
- Ringelblumensalbe:Sie beschleunigt die Heilung der gereizten Haut.
- Lavendelöl: Bei einer Sonnenallergie reduziert reines Lavendelöl aus der Apotheke den Juckreiz.
- Quarkwickel: Haben Sie im Urlaub keine Apotheke in der Nähe, kann auch ein Quarkumschlag helfen. Dazu geben Sie den Quark großzügig in ein frisches Küchentuch, falten es und legen es auf die betroffenen Stellen. Der Quark kühlt und beruhigt die Haut und lindert Entzündungen und Juckreiz.
- CariCare®: Gerade jetzt im Sommer habe ich immer das CariCare® in der Tasche, eine Bio-Hautpflege aus Papaya und beruhigendem Hafer sowie Kokosöl. Riecht wie Urlaub – und ist sehr angenehm auf der gereizten Haut.
- Avène Thermalwasserspray: Dieses leicht mineralisierte Thermalwasser gehört zu meiner Sonnen-Apotheke. Der ultrafeine Spraynebel kühlt die erhitzte Haut, insbesondere im Gesicht.
- Regulat® Skin Energy Mousse von Dr. Niedermaier Pharma (quasi mein „Geheimtipp“): Es enthält die einzigartige Kombination aus 30% Rechtsregulat® Biokonzentrat und hochdosierter Hyaluronsäure, pflegt die Haut, erfrischt und reguliert Hautfeuchtigkeit und Fettgehalt. Die Mousse bietet Hautschutz vor photo-oxidativem Stress und erhöht die Widerstandskraft und Regenerationsfähigkeit.
So gut ausgestattet kann der Sommer kommen! Genießen Sie die Sonne, aber übertreiben Sie es nicht. Wie überall im Leben entscheidet die Dosis das Gift.
Herzlich, Ihre
Dagmar Praßler
* Name geändert