Ich war wie elektrisiert, als ich vor zwei Tagen die Nachrichten im Fernsehen verfolgte und erfuhr, dass ein Forscher namens Dennis Kasper ausgezeichnet werden soll. Er hat die Kommunikation von Bakterien mit dem menschlichen Körper entschlüsselt! Das ist doch mal eine Meldung.
Was wären wir ohne die Bakterien, die uns besiedeln! „Billionen von Bakterien und anderen Keimen verbreiten sich auf der Haut, im Darm, auf den Schleimhäuten – am Ende bestehen wir aus mehr ,Mitbewohnern‘ als eigenen Zellen.“
Für die Autorin des TV-Beitrages beginnt dieser Vorgang mit der Geburt des Menschen. Mein Wissensstand ist, dass bereits kurz vor der Geburt SCFA (kurzkettige Fettsäuren) – also Stoffwechselprodukte von Bakterien – in die Plazenta bzw. das Ungeborene gelangen. Aber ich will hier nicht kleinlich sein, denn ansonsten stimme ich der Journalistin voll zu, wenn sie festhält:
„Viele der Mikroorganismen sind sehr nützlich. Wir brauchen sie zum Beispiel, um ein gesundes Immunsystem aufzubauen.“ Ein ganz besonders nützliches Exemplar ist dabei Bacteroides fragilis, denn:
„Dieser Mikroorganismus hilft unserem Immunsystem, im Gleichgewicht zu bleiben: im richtigen Moment anzugreifen, aber nicht zu stark zu reagieren. Wie das genau funktioniert, konnte der Mikrobiologe und Immunologe Dennis Kasper von der Harvard Medical School zeigen. Er entschlüsselte, wie sich das Bakterium vor dem Zugriff des Immunsystems verstecken kann und mit welchen Substanzen es dazu beiträgt, dessen Balance zu halten.
Den „inneren Schutztruppen“ unseres Immunsystems habe ich schon viele Beiträge gewidmet, u. a. diesen:
Fragen Sie mich bitte nicht, wie, aber Kasper ist es „als Erstem gelungen, Kommunikationskanäle in dem Superorganismus aufzudecken, den der Mensch und sein Mikrobiom bilden.“
Na also, dass die uns bewohnenden Bakterien durch ihre Stoffwechselprodukte mit unseren Körperzellen „quatschen“, wird ja schon länger vermutet. Aber offensichtlich ist das WIE jetzt erstmals erforscht worden.
Es klingt unglaublich, aber Kasper „entschlüsselte die einzelnen Bausteine, die hierbei eine Rolle spielen. Er konnte belegen, dass sie die Ursache für die veränderte Reaktion des Immunsystems waren.“
Dies ist nicht nur eine bemerkenswerte Einzelleistung, sondern stellt auch einen neuen, vielversprechenden Ansatz dar, denn: „Vor Kasper wurden vor allem die Eigenschaften von schädlichen Bakterien erforscht. Doch durch seine grundlegenden Erkenntnisse beim nützlichen Bacteroides fragilis eröffnete sich ein neues Forschungsfeld, das bei der Behandlung von schweren Erkrankungen relevant werden könnte.“
So sieht es zumindest der Stiftungsrat des Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstädter-Preises, der Kasper im März nächsten Jahres – verdientermaßen – auszeichnen will. Tatsächlich ist die Mikrobiom-Forschung nicht erst seit gestern dabei, neue Wege zur Heilung oder Linderung diverser Krankheiten zu erforschen, und die probiotische Medizin setzt erfolgreich auf die Einnahme bestimmter nützlicher Bakterien.
Den Killer-T-Zellen auf der Spur
Dennoch hat dieser Immunologe Bahnbrechendes geleistet: So „konnte Kasper zeigen, dass Bacteroides fragilis kurz nach der Geburt im Darm des Neugeborenen bestimmte Stoffe abgibt. Diese verhindern, dass vermehrt sogenannte Killer-T-Zellen produziert werden. Diese Killer-T-Zellen können eine Rolle spielen, wenn das Immunsystem den eigenen Körper angreift.
In Mausversuchen konnte Kasper zeigen: Neugeborene Tiere mit dem Killer-T-Zell-Hemmer von Bacteroides fragilis im Darm hatten später weniger Autoimmunerkrankungen.“
Von solchen Erkenntnissen würden in der Tat ungezählte Menschen profitieren, die bislang noch unter als unheilbar geltenden Autoimmunkrankheiten leiden.
So sieht es auch die Autorin des tagesschau-Beitrags: „Durch Kaspers Forschung verstehen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler heute also besser, wie Bakterien unser Immunsystem beeinflussen und welche Substanzen sie dafür verwenden. Dieses Wissen könnte wiederum genutzt werden, um nach Therapien für Erkrankungen zu suchen, bei denen das Immunsystem aus der Balance geraten ist – beispielsweise Multiple Sklerose oder Colitis Ulcerosa.“
Näheres zu diesen beiden Erkrankungen können Sie hier erfahren:
Wenn Kasper „am 14. März 2024 in Frankfurt den Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis“ überreicht bekommt, werde ich aus der Ferne applaudieren. Dem geehrten Forscher ebenso wie all den faszinierenden Mikroorganismen, die unser Leben de facto bestimmen – ob sie die Wirkung von Antidepressiva verbessern oder uns Pizza bestellen lassen!
Herzlich, Ihre
Dagmar Praßler
Alle wörtlichen Zitate stammen aus einem Beitrag der SWR-Journalistin Veronika Simon
auf dem Online-Portal der tagesschau vom September 2023.
Quelle: https://www.tagesschau.de/wissen/forschung/medizinpreis-dennis-kasper-100.html
Kommunikation von Bakterien im Körper
In meinem Blog beschreibe ich regelmäßig Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Neben den von mir beschriebenen Produkten gibt es fast immer auch weitere von anderen Herstellern.
Es handelt sich in den Beschreibungen um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie grundsätzlich ärztlichen Rat oder den einer Heilpraktikerin / eines Heilpraktikers einholen.
Im Wechsel zu den Berichten aus der Praxis widme ich mich hier aber auch (unter dem Rubrum „News“) aktuellen Studien, die ich für erwähnenswert halte oder einen direkten Bezug zum Mikrobiom haben. Auch hier handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge