Man sagt ja, „das Auge isst mit“. Damit ist allerdings eher das nette Arrangement auf dem Teller gemeint. Doch selbst ein lieblos angerichtetes Essen bleibt dem Auge nicht verborgen, und was immer es erblickt – die Verdauungsorgane werden vorgewarnt!
Wir alle kennen den Ausdruck „Da läuft mir ja das Wasser im Mund zusammen“. Doch offenbar wird nicht nur der Speichelfluss getriggert, wenn das Auge Speisen wahrnimmt. Wie sich jetzt in einer neuen Studie 1 zeigte, funktioniert die interne Körperkommunikation viel expansiver, denn: „Auch die anderen Verdauungsorgane bereiten sich auf das baldige Eintreffen der Nährstoffe vor.“
Was dann z. B. „in der Leber, dem zentralen Umschlagplatz für Kohlenhydrate und Fette“, abläuft, hat man sich so vorzustellen: Eine Gruppe von Nervenzellen im Gehirn erteilt den Mitochondrien in den Leberzellen den Befehl, schon mal alle Systeme hochzufahren, um vorbereitet zu sein, wenn die avisierte Nahrung heranrauscht.
Dass die Mitochondrien die „Energiekraftwerke der Zellen“ darstellen, dürfte Ihnen nicht neu sein, wenn Sie diesen Blog schon länger verfolgen. „Sie sind auch zahlreich in den Hepatozyten (Leberzellen) vorhanden, wo die aufgenommenen Zucker zwischengespeichert und Fettsäuren verarbeitet werden, was zu einem vermehrten Energiebedarf der Hepatozyten (Leberzellen) führt.
Nur gucken, nicht anfassen
Wie das Forscher-Team den Nachweis führte, dass sich die Leber schon vor der Nahrungsaufnahme auf die bevorstehende Arbeit vorbereitet, wäre freilich ohne Labormäuse kaum denkbar gewesen, die entsprechend präpariert wurden:
Die Forschenden gaben hungrigen Mäusen Futter. Diese konnten gemeinerweise das Futter riechen und sehen, aber nicht fressen. Die Untersuchung der Mitochondrien in der Leber nur wenigen Minuten später ergab, dass „das Futter sehen und riechen“ schon ausreicht, um die Mitochondrien in den Leberzellen zu verändern.
Die Studie ergab ferner, dass allein die Aktivierung bestimmter Nervenzellen ausreicht, um Mitochondrien in der Leber zu beeinflussen, selbst wenn keine Nahrung da ist:
„Wenn unsere Sinne Essen wahrnehmen, bereitet sich unser Körper mit einer Produktion an Speichel und Magensäure auf die Essensaufnahme vor. Aus früheren Untersuchungen wussten wir, dass sich auch die Leber auf die Nahrungsaufnahme vorbereitet. Jetzt haben wir uns die Mitochondrien in den Leberzellen genauer angesehen, weil sie essentielle Zellorganellen für den Stoffwechsel und die Energieproduktion sind, und festgestellt, wie überraschend schnell diese Adaption abläuft.“ 2
Ich frage mich nun, was passiert, wenn die Energie in den Leber-Mitochondrien hochgefahren wird – und kein Essen kommt. Wie bei den armen Mäusen. Schadet dieser Energieüberschuss der Leber? Die Frage stellt sich auch bei dem Konsum von Zuckerersatzstoffen. Die Leber bekommt das Signal „es kommt Zucker!“ – und dann kommt nichts! Die bekannte Reaktion darauf sind Hungerattacken. Das kann nicht gut sein.
Die nächstliegende Frage betrifft das große Nachbarorgan, den Darm. Leber und Darm sind durch ein direktes Blutgefäßsystem eng miteinander verbunden. Über die Pfortader landet alles in der Leber, was der Darm durchlässt, Gutes (Nahrung) wie Böses (Toxine). Ein Leaky Gut (durchlässiger Darm) liefert der Leber reichlich giftige Stoffwechselprodukte, die Mitochondrien der Leberzellen werden kaum in der Lage sein, die Energieproduktion hochzufahren, was über kurz oder lang zu Stoffwechselproblemen führen muss.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, „wie eng die sensorische Wahrnehmung von Essen, adaptive Prozesse in Mitochondrien und die Insulinsensitivität verknüpft sind. Das Verständnis dieser Mechanismen ist auch daher wichtig, da bei dem Diabetes mellitus Typ 2 die Insulinempfindlichkeit gestört ist.“ 2
Mein Tipp an dieser Stelle: Die Leber freudig stimmen durch den Anblick frisch aktivierter Multispezies-Probiotika wie z. B. Omni-Biotic® HETOX in einem schönen Glas Wasser. Die Mitochondrien in den Hepatozyten fahren die Energie hoch, die nach rund 20 Minuten folgende Mahlzeit wird bestens verdaut. Schade, dass dieses Experiment nicht Inhalt der Studie war. Vielleicht beim nächsten Mal …?
Herzlich, Ihre
Dagmar Praßler
* Alle wörtlichen Zitate entstammen einem Artikel, der Ende April 2024 auf dem Online-Portal des Ärzteblatts 1 veröffentlicht wurde (© rme/aerzteblatt.de) und von der Website der Universität Köln 2.
Quellen:
1 https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/151050/Leber-reagiert-auf-Anblick-der-Nahrung
3 https://www.science.org/doi/10.1126/science.adk1005
Leber und Darm
In meinem Blog beschreibe ich regelmäßig Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Neben den von mir beschriebenen Produkten gibt es fast immer auch weitere von anderen Herstellern.
Es handelt sich in den Beschreibungen um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie grundsätzlich ärztlichen Rat oder den einer Heilpraktikerin / eines Heilpraktikers einholen.
Im Wechsel zu den Berichten aus der Praxis widme ich mich hier aber auch (unter dem Rubrum „News“) aktuellen Studien, die ich für erwähnenswert halte oder einen direkten Bezug zum Mikrobiom haben. Auch hier handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge