HauterkrankungKrätzmilbenSkabies

„Letzte Woche sind mir schon so kleine rote Stellen an den Händen meines fünfjährigen Sohnes aufgefallen“, erzählte mir Svenja* (38) am Telefon, als sie dringend um einen Termin nachsuchte, denn „jetzt hat es auch an meinen Händen begonnen“. Beide klagten auch über einen starken Juckreiz.

Ich bestellte Svenja in die Praxis ein und war ganz froh, dass sie mir nicht die Hand zur Begrüßung reichte, denn schon nach einem ersten Blick auf ihre Hände hatte ich den starken Verdacht, dass es sich um Skabies handelte, auch Krätze genannt. Obwohl selten über die durch Krätzmilben verursachte Hauterkrankung gesprochen wird (ist ja auch kein Party-Thema), tritt sie doch keineswegs selten auf – die Erkrankungszahlen in Deutschland steigen.

Wohlgemerkt: Es handelt sich hier nicht um Hausstaubmilben, die in Matratzen und Teppichen nisten. Krätzmilben sind Parasiten, die deutlich größer sind und sich in die menschliche Haut eingraben.

„Krätze?“ Svenja schrie fast auf, als ich meine Verdachtsdiagnose mitteilte. „Du meine Güte, wie kommt man denn an so was?“ Tja, gute Frage. 

Die Übertragung der Krätzmilben erfolgt meist durch Haut-zu-Haut-Kontakt mit Infizierten. Besonders in Einrichtungen wie Altenheimen oder Kindergärten kann es zu Ausbrüchen kommen. Zur Entstehung der typischen Krätze muss dabei ein Paar aus männlicher und weiblicher Milbe oder zumindest eine begattete weibliche Krätzmilbe übertragen werden.

Die weiblichen Milben graben sich in tunnelförmigen Gängen in die Haut hinein und legen dort ihre Eier ab. Nach circa sechs Wochen sterben die erwachsenen Milben dann in ihren Gängen. Aus den gelegten Eiern aber schlüpfen Larven, die nach zwei bis drei Wochen selbst zu geschlechtsreifen Milben heranwachsen.


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Svenjas entsetztes Gesicht sprach Bände, aber sie ermunterte mich, weiter zu erzählen.

Die unerwünschten Gäste in der Haut bleiben nach einer Ansteckung zunächst einige Zeit unbemerkt. Die typische Symptomatik mit Juckreiz beginnt normalerweise etwa nach zwei bis fünf Wochen, wenn das Immunsystem auf die abgestorbenen Milben, Eier und den Milbenkot reagiert. Deshalb kommt es neben den typischen kommaförmigen, roten Papeln, in denen sich die Milbengänge manifestieren, auch zu einer generalisierten Hautreaktion. 

Die Milben bewohnen bevorzugt warme Körperregionen mit eher dünner Hornschicht, also Hände, Füße, Achseln oder die Genitalregion, aber auch an den Extremitäten. Der Juckreiz jedoch und die generalisierte Hautreaktion können sich über die gesamte Haut ausbreiten.

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„Puh“, ließ sich meine Patientin vernehmen, „dass solche kleinen Viecher in meiner Haut herumwuseln, ist wirklich keine schöne Vorstellung“. Um die Diagnose zu sichern (beispielsweise mittels Klebestreifen und Untersuchung des Streifens unter dem Mikroskop) und um ein Rezept für eine entsprechende Salbe zu bekommen, schickte ich Svenja dann allerdings erst mal zu ihrem Hausarzt. 

Mit der Bestätigung meiner Blickdiagnose und einem Rezept für Permethrin-Creme kam Svenja dann nochmals in meiner Praxis vorbei. Zur Behandlung der Skabies sollte sie ihre gesamte Haut ab Unterkiefer damit behandeln. Auch die Region hinter den Ohren sollte eingecremt werden. Für ihren Sohn Theo*, der als erster die Symptome gezeigt hatte, galt natürlich das gleiche. 

Permethrin wirkt gegen Haut-Parasiten und wird auch bei Filz- und Kopfläusen eingesetzt. Bei einem Skabies-Befall ist die Behandlung in der Regel einmalig, aber es gibt Ausnahmen – wie bei Svenja und Theo. Die befallenen Hand- und Fußinnenflächen sollten bei ihnen nach einer Woche nochmals behandelt werden, um sicherzugehen, dass der Wirkstoff auch in den Regionen mit mehr Hornhaut ausreichend wirkt.

Ob es noch eine weitere enge Kontaktperson gebe, fragte ich. Offenbar hatte Svenja gar nicht bedacht, dass ihr Lebenspartner natürlich unbedingt auch behandelt werden müsste. Diese Verschärfung der Situation schien ihr erst die Augen zu öffnen für eine ganz andere Frage:


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„Kann es sein, dass die Milben jetzt auch in meiner Wohnung herumkrabbeln?“ Allein die Vorstellung setzte Svenja merklich zu. Das ist sogar sehr wahrscheinlich. Die Milben sind bei Raumtemperatur vermutlich nur 48 Stunden lang infektiös, aber das reicht für eine erneute Infektion theoretisch aus. Deshalb gilt es beispielsweise alle Betten neu zu beziehen und Teppiche oder Polstermöbel gründlich zu reinigen. 

Das Robert-Koch-Institut empfiehlt, Bettwäsche, Handtücher oder Kleidung für mindestens zehn Minuten bei 50°C zu waschen. Alternativ ist auch eine Lagerung in Plastiksäcken für 72 Stunden bei höchstens 21° möglich. 

Svenja hielt sich für einen Moment die Augen zu. An all diese Konsequenzen hatte sie bis dahin offenbar noch gar nicht gedacht. Was sie aber am meisten interessierte, war die Frage nach einer Quarantäne.

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Sie hatte nämlich den gleichen Verdacht wie ich, dass sich ihr Sohn im Kindergarten mit den Krätzmilben angesteckt haben könnte. Da ist es nicht nur ausgeschlossen, das eigene Kind wieder in den Kindergarten zu schicken. Ebenso wichtig ist die Einbindung der Einrichtung und der anderen Eltern, denn die Mitarbeitenden müssen verstärkt auf Kinder mit verdächtigen Hautausschlägen achten und auch die anderen Eltern informieren.

„Was meinen Sie, wie lange ich Theo zu Hause behalten muss?“ Das kommt darauf an, wann der Kindergarten wieder milbenfrei ist. Wenn alle Eltern mitziehen, dürften alle infizierten Kinder ca. 24 Stunden nach der Skabies-Behandlung nicht mehr ansteckend sein, aber die vollständige Desinfektion der Einrichtung müsse ebenfalls sichergestellt sein.

Besonders wichtig ist es, bis zur erfolgreichen Behandlung engen Kontakt mit immungeschwächten Personen zu vermeiden. Bei ihnen kann die „einfache“ Krätze nämlich eine schwerwiegendere Erkrankung – die sogenannte Borkenkrätze oder Krustenskabies – auslösen. In diesem Fall können sich die Milben sehr leicht vermehren, sodass Betroffene gern mal mehrere Millionen Milben auf ihrer Haut beherbergen können!

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Auch Säuglinge sind oft besonders stark von der Krätze betroffen und können schwere Sekundärinfektionen entwickeln, daher sollte bis nach der Behandlung möglichst kein Kontakt zu ihnen gesucht werden. „Gut zu wissen“, befand Svenja. Sie hätte zwar sowieso vorgehabt, sich und ihre Familie vorerst zu isolieren, „aber bevor nicht die letzte Milbe wirklich weg ist, werde ich meine Mutter auf keinen Fall besuchen, die ist nämlich immunsupprimiert!“

Ausgestattet mit der ärztlich rezeptierten Salbe gegen die Krätzmilben und jeder Menge Empfehlungen zum Umgang mit dieser ansteckenden Krankheit sollte Svenja in der Lage sein, die Milben in ihrer Familie schnell Geschichte werden zu lassen. Doch die Spuren lassen sich nicht übersehen, denn diese Milben hinterlassen eine geschädigte Haut. Das verstand auch Svenja, denn beim Blick auf ihre Hände fiel auf, wie angegriffen diese waren. 

Fakt ist: Der Krätzmilbenbefall hinterlässt, auch nach erfolgreicher Skabies-Behandlung, ein verändertes Hautmikrobiom. Ein intaktes Hautmikrobiom ist jedoch wichtig, weil es einen wichtigen Schutzschild gegen Keime aus der Umwelt darstellt. Nach einem Befall mit Skabies scheint diese Schutzfunktion durch das veränderte Mikrobiom allerdings reduziert zu sein – die Gefahr von bakteriellen Hautinfektionen steigt. 

Um dieses Risiko zu reduzieren und das Hautmikrobiom von Svenja und ihrer Familie wieder auf Vordermann zu bringen, empfahl ich ihr die Anwendung der OMNi BiOTiC® SKiN Intensiv-Pflegesalbe. Diese kann auch schon bei Kindern angewendet werden und unterstützt mit ihren lebenden Bakterienstämmen die Vielfalt der Mikroorganismen der Haut. 

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„Lebende Bakterien als Hautcreme?“ Svenja tat mir wirklich leid, sie musste einiges aushalten. Aber die Rückmeldungen von Patienten, die ich nach der Anwendung dieser probiotischen Intensiv-Pflegesalbe erhielt, waren einhellig positiv. Insbesondere Neurodermitis-Patienten waren begeistert, hatten doch die meisten von ihnen einen langen Leidensweg hinter sich.

Was für eine positive Wirkung lebende, humane Bakterien auf die Gesundheit des Menschen haben, muss ich an dieser Stelle wohl nicht noch mal ausführen. Welch ein Segen, wenn diese das Hautmikrobiom nun auch von außen in der Heilung unterstützen können! Davon profitieren im Übrigen bereits Säuglinge …

So sollten wir die gereizte Haut von Svenja und Tom schnell wieder beruhigen und bakterielle Infektionen vermeiden können. Svenja schien einigermaßen erleichtert ob dieser Option und verabschiedete sich, um ihre Wohnung zur „milbenfreien Zone“ zu erklären.

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Denn Haustiere mögen ja ganz nett sein, aber auf Krätzmilben trifft dies definitiv nicht zu.  

Herzlich, Ihre
Dagmar Praßler

* Alle Namen geändert

Titelbild: © Alphavector / shutterstock

Skabies behandeln

In meinem Blog beschreibe ich regelmäßig Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Neben den von mir beschriebenen Produkten gibt es fast immer auch weitere von anderen Herstellern.

Es handelt sich in den Beschreibungen um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie grundsätzlich ärztlichen Rat oder den einer Heilpraktikerin / eines Heilpraktikers einholen.

Im Wechsel zu den Berichten aus der Praxis widme ich mich hier aber auch (unter dem Rubrum „News“) aktuellen Studien, die ich für erwähnenswert halte oder einen direkten Bezug zum Mikrobiom haben. Auch hier handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge

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