Nachts nicht zur Ruhe zu kommen ist nicht einfach nur lästig, sondern womöglich ein Anzeichen für eine Dünndarmfehlbesiedelung. Doch welche Strategien sind geeignet, dem „Restless-Legs-Syndrom“ beizukommen?
Anhaltende Schlafprobleme waren es, die Wolfgang* zu einem Besuch in meiner Praxis veranlassten: „Ich bin jetzt 67, seit kurzem Rentner, und bis jetzt hab’ ich zum Glück noch keine größeren gesundheitlichen Baustellen. Wenn nicht die Probleme beim Schlafen wären, würde ich sagen, das Leben meint es gut mit mir.“
Es stellte sich heraus, dass Wolfgangs nächtliche Unruhe schon eine ganze Weile andauerte. Seine Hoffnung, dies würde irgendwann von allein verschwinden, hatte sich nicht erfüllt, und da auch der Schlaf seiner Frau dadurch beeinträchtigt war, wolle er „das Thema nun endlich mal angehen“.
„Ameisen“ auf den Beinen
Sein Hauptproblem war offenbar nicht das Schlafen an sich, sondern wie ihm seine Beine zusetzten: „Manchmal fühlt es sich an, als würden Ameisen auf meinen Beinen herumkrabbeln“, beschrieb er die Symptomatik. Außerdem müsse er Füße und Beine vor dem Einschlafen ständig zwanghaft bewegen.
Eine klarere Symptombeschreibung für das, was Wolfgang plagte, ließe sich kaum finden: Er litt also unter unruhigen Beinen – auf englisch „Restless Legs“. Das Restless-Legs-Syndrom (RLS) – vielleicht kennen Sie es auch unter dem Namen Willis-Ekbom-Erkrankung – verzeichnet neben dem von Wolfgang beschriebenen Bewegungsdrang und dem „Kribbeln“ der Beine gerade auch das Auftreten der Symptome in Ruhestellung.
Falls Sie sich für Ameisen interessieren, bitteschön:
Typischerweise bemerkt mein Patient nämlich keinerlei Beschwerden tagsüber und wenn er in Bewegung ist. „Genau! Erst wenn ich mich abends in meinen Fernsehsessel setze oder wenn ich mich ins Bett lege, geht es los“, bestätigte er. Dass die unruhigen Beine zu Schlafstörungen führen, ist ebenfalls typisch für die Erkrankung.
Tatsächlich hatte mein Patient vom Restless-Legs-Syndrom noch nie gehört, obwohl es sich dabei um eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen überhaupt handelt. In der Gruppe der über 65-jährigen sind bis zu 10% davon betroffen – allerdings nicht immer in einem behandlungsbedürftigen Ausmaß.
Die Suche nach der Ursache
„Aber warum trifft es ausgerechnet mich?“ Tja, diese sattsam bekannte Frage war nicht ganz einfach zu beantworten, gibt es doch viele mögliche Ursachen. Einerseits kann das Syndrom – im wahrsten Sinne des Wortes – quasi über Nacht auftreten. Dabei spielen vermutlich vor allem genetische Faktoren eine Rolle.
Andererseits können Medikamente, Eisenmangel oder eine Schwangerschaft das RLS auslösen. „Also, Schwangerschaft kann ich definitiv ausschließen“, ließ sich Wolfgang vernehmen, und ich registrierte dankbar, dass er Humor hatte.

Zufällig hatte ich erst kürzlich wieder gelesen, dass ein Mangel an Eisen, Vitamin B12 oder Folsäure zu einem RLS führen bzw. die RLS-Symptomatik ungünstig beeinflussen kann. Insbesondere Vitamine und Mineralien, Spurenelemente, Aminosäuren sowie essenzielle Fettsäuren spielen bei dieser Entwicklung offenbar eine herausragende Rolle.
Inwieweit hier ursächlich eine bakterielle Fehlbesiedlung des Dünndarms, sprich eine SIBO, vorliegen könnte, dazu komme ich noch. Meinem Patienten riet ich jedenfalls dringend, seine Eisen-, Vitamin-B12- und Folsäurewerte im Blut kontrollieren zu lassen.
Auch im Kontext anderer Erkrankungen wie z. B. einer Niereninsuffizienz oder Polyneuropathie kann es übrigens zum RLS kommen, doch meine anfängliche Vermutung war, dass mein Patient von der genetischen RLS-Variante betroffen war, hatte doch seine verstorbene Mutter ähnliche Beschwerden gehabt, wie Wolfgang beiläufig erwähnte.
Behandlung abhängig vom Leidensdruck
Ab wann man mit der Behandlung des Restless-Legs-Syndroms beginnen sollte, hängt vor allem vom individuellen Leidensdruck der Betroffenen ab. Wenn die Symptomatik den Schlaf aber so stark beeinträchtigt, dass die Betroffenen dadurch tagsüber müde sind – wie es auch bei Wolfgang der Fall war –, käme durchaus eine Therapie in Betracht.
Natürlich gibt es auch andere Ursachen, die den Schlaf rauben können:
Nun bin ich generell zurückhaltend, gleich zu Medikamenten zu greifen, solange es nicht-medikamentöse Therapieoptionen gibt. Dazu gehört vor allem eine gute Schlafhygiene. Diese würde die Unruhe von Wolfgangs Beinen zwar nicht beenden, konnte ihm aber dennoch erholsamere Nächte verschaffen. Zu dem Thema hatte ich einige Tipps auf Lager:
Was zur Schlafhygiene zählt
- Möglichst immer zu ähnlichen Zeiten ins Bett gehen und einen festen Schlafrhythmus etablieren
- Lieber keinen Mittagsschlaf halten, wenn man abends schlecht einschläft
- Vor dem Einschlafen kleine, wiederkehrende Rituale durchführen und bevorzugt entspannende Aktivitäten wählen
- Keine Bildschirmnutzung direkt vor dem Schlafengehen!
- Auf Koffein, Alkohol und Nikotin verzichten
- Eine gute Umgebung zum Schlafen schaffen: möglichst wenig Lärm, eine bequeme Matratze sowie eine angenehme Temperatur im Schlafzimmer (16 bis 19 Grad werden empfohlen)
- Tagsüber viel bewegen, jedoch nicht direkt vorm Schlafengehen
„Da haben sie mich jetzt aber ertappt“, gab mein Patient freimütig zu, „denn mein Tablet lege ich erst weg, wenn ich das Licht ausmache, und ein oder zwei Bierchen zum Abendessen gehören für mich einfach dazu.“
Na bitte. Das waren doch schon mal zwei wichtige Stellschrauben, an denen Wolfgang drehen konnte … Neben dem „Faktor Schlaf“ gibt es allerdings noch einige andere Behandlungs-Optionen, die ich zumindest erwähnt haben wollte.
Tipps zur besseren Durchblutung
Eine davon ist die transkutane spinale Gleichstromstimulation. Dabei wird über Elektroden auf der Haut ein Gleichstrom angelegt, der die Erregung der Nerven im Bereich des Rückenmarks beeinflussen soll. Neben der Gleichstromtherapie wird auch eine Infrarot-Bestrahlung der Beine und Füße empfohlen, was die Durchblutung verbessern soll.
Für eine bessere Durchblutung kann man allerdings auch ohne Infrarot-Therapie etwas tun, und es erstaunt mich, dass nicht jede/r sofort auf so etwas Banales wie regelmäßige Bewegung kommt! Das muss man sich wirklich nicht verschreiben lassen.

Gerade zum RLS gibt es beispielsweise Studien, die einen positiven Effekt von Yoga auf die Beschwerden zeigen. Außerdem empfehle ich gern Wechselduschen – warmes und kaltes Wasser im Wechsel regt nachhaltig die Durchblutung an.
Manchen Betroffenen helfen außerdem abwechselnde Wärme- und Kälteanwendungen an den Beinen oder leichte Massagen der Beine und Füße dabei, die Beschwerden zu lindern.
Sollten all diese Maßnahmen keine ausreichende Besserung der Beschwerden bringen, können auch Medikamente eingesetzt werden. Beim Restless-Legs-Syndrom setzt die Schulmedizin vorwiegend auf Dopaminagonisten (wie man sie auch z. B. beim Morbus Parkinson einsetzt) – Medikamente, die die Wirkung des Botenstoffs Dopamin verstärken. Da diese aber häufig zu Nebenwirkungen führen, riet ich Wolfgang davon erstmal ab.
Wie bei vielen anderen Erkrankungen gibt es auch speziell für RLS einige Selbsthilfegruppen, in denen sich Betroffene über ihr Leben mit der Krankheit austauschen. Auch hier lassen sich hilfreiche Informationen und Unterstützung finden.
Lassen Bakterien die Beine zappeln?
Indirekt schon, jedenfalls gibt es dafür konkrete Hinweise: Das Restless-Legs-Syndrom könnte tatsächlich mit einer bakteriellen Überwucherung des Dünndarms (auch SIBO genannt, englisch: Small Intestinal Bacterial Overgrowth) zusammenhängen. Bisher ist dies nur an einer sehr kleinen Anzahl Betroffener untersucht worden und weitere Studien sind notwendig, doch bei allen untersuchten Patienten mit RLS lag auch eine SIBO vor.
„SIBO – davon hab’ ich ja noch nie gehört“, staunte Wolfgang. Damit ist er sicher nicht allein, doch es ist längst erwiesen, dass eine SIBO zu einem Mangel an verschiedenen Nährstoffen führen kann – u. a. Vitamin B12, Eisen, Zink, Vitamin D, Vitamin A, Vitamin E, Vitamin K und Folsäure (Vitamin B9).
Gründe für eine Dünndarmfehlbesiedelung
Die Bakterien im Dünndarm …
- verstoffwechseln Eisen und Vitamin B12
- konkurrieren mit dem Körper um Vitamine
- verbrauchen Nährstoffe wie Kohlenhydrate
- stören die Fettverdauung
- greifen die Darmzellen an und infizieren sie
Um nicht zu sehr abzuschweifen, empfahl ich meinem Patienten zur häuslichen Lektüre, was ich schon einmal über die bakterielle Fehlbesiedelung des Dünndarms geschrieben habe:
Hier also nur in aller Kürze: Wie der Name schon sagt, geht es um die vermehrte bakterielle Besiedelung des Dünndarms, der im Grunde nur wenige Bakterien beheimatet. Man spricht daher auch von einer Dünndarmüberwucherung. Die Ursache für die Fehlbesiedelung ist ein Einwandern von Dickdarmbakterien in den Dünndarm, wo sie definitiv nicht hingehören und für die entsprechenden Symptome verantwortlich sind.
Dass dies auch bei Wolfgang eine mögliche Ursache darstellt, ist gar nicht so unwahrscheinlich, weil ihn neben den Schlafstörungen immer wieder auch heftige Blähungen plagten. Um dies zu überprüfen, riet ich ihm zur Durchführung eines Lactulose-Atemtests. Dass ich mit der Vermutung „SIBO“ richtig lag, zeigte sich drei Wochen später, als er mich mit den Ergebnissen wieder aufsuchte.
Eisenmangel auf der Liste der Verdächtigen
Außerdem konnte ich Wolfgang nun mit Sicherheit bestätigen, dass sein RLS etwas mit einem Eisenmangel zu tun hatte. Die Werte waren wirklich „im Keller“. Ursache hierfür war mit großer Wahrscheinlichkeit die gestörte Nährstoffaufnahme im Dünndarm.
Da nun Klarheit herrschte, konnten wir das Problem gezielt angehen. Zudem freute mich zu hören, dass mein Patient einige meiner Tipps zur Schlafhygiene (s. o.) befolgt hatte und von einer leicht verbesserten Schlafqualität berichten konnte.
Zuallererst empfahl ich Wolfgang ein Eisenpräparat, und zwar ein pflanzliches – für die bessere Verträglichkeit. Auch pflanzliches Eisen kommt im Körper an, z. B. das META-CARE® Eisen. Es kombiniert pflanzliches Eisen aus dem Curryblatt mit gut bioverfügbarem Eisenbisglycinat.
Durch das zusätzlich enthaltene Vitamin C aus der Acerola-Kirsche wird die Aufnahme von Eisen im menschlichen Organismus verbessert. Zusätzlich leisten Folsäure und Vitamin B12 einen wertvollen Beitrag zur normalen Bildung roter Blutkörperchen sowie zur Verringerung von Ermüdung. Perfekt für Wolfgang.

© Madurm91 / shuttrestock
So konnten wir uns also voll und ganz der Therapie seiner SIBO widmen. Um der Fehlbesiedelung „an die Gurgel“ zu gehen, empfahl ich dem 67-jährigen eine gezielte Probiotika-Therapie mit OMNi-BiOTiC® 10 für sechs Wochen. Entscheidend dabei ist die Einnahme morgens auf nüchternen Magen. So wollten wir Wolfgangs Darmmikrobiom wieder ins Gleichgewicht bringen und unerwünschte Bakterien verdrängen.
Danach sollte Wolfgang für mindestens sechs Monate weitermachen mit OMNi-BiOTiC® SR-9, dem antientzündlich wirkenden Multispezies-Probiotikum „für gute Nerven“.
Sein skeptischer Blick war mir nicht entgangen, deshalb beruhigte ich ihn mit dem Hinweis, dass die Bakterien völlig geschmacksneutral sind. In Kombination mit dem Probiotikum sollte er zudem META-CARE® Darm Fit einnehmen, um seine Darmschleimhaut mit wichtigen Mikronährstoffen zu versorgen.
Ich riet meinem Patienten, die Probiotika 30 Minuten in etwas Wasser zu aktivieren. Während dieser Zeit haben die Bakterien die Matrix verstoffwechselt, also „aufgefressen“. Diese besteht aus Ballaststoffen als Futter für die einzunehmenden Bakterien, aber während einer SIBO-Behandlung sind Ballaststoffe ausnahmsweise keine gute Idee, weil die Dickdarm-Bakterien diese im Dünndarm mit Freude verstoffwechseln würden, was Blähungen verursacht.
Für seinen besseren Schlaf empfahl ich ihm noch die Lavendel-Urtinktur von Ceres. Abends fünf Tropfen in etwas Wasser geben und langsam auf der Zunge zergehen lassen.

Parallel sollte Wolfgang allerdings unbedingt auch seine Ernährung anpassen, denn beim Restless-Legs-Syndrom wird, wie bei anderen neurologischen Erkrankungen auch, dringend eine antientzündliche Ernährung empfohlen.
Das sagte meinem Patienten wenig, deshalb nannte ich ihm die wichtigsten Säulen: viel Gemüse und Obst, weniger Kohlenhydrate und möglichst keine industriell hergestellten Lebensmittel. Auch seinen Fleischkonsum, vor allem den von Schweinefleisch, sollte er stark reduzieren und stattdessen auf gesunde Fette aus Seefisch oder Walnüssen setzen.
Wolfgang seufzte vernehmlich, doch bei all seiner Skepsis überwog die Hoffnung, auf diese Weise „wenigstens ohne Medikamente auszukommen“. Da konnte ich ihm nur beipflichten, denn mit diesem umfassenden Therapieprogramm sollten Wolfgangs Darmprobleme schon bald Geschichte sein – und seine „zappeligen“ Beine sich hoffentlich auch beruhigen.
Auch Ihnen wünsche ich einen gesunden, ruhigen Schlaf! Vor allem nachts … 😊

Herzlich,
Ihre
Dagmar Praßler
* Name geändert
Restless-Legs-Syndrom
In meinem Blog beschreibe ich regelmäßig Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Neben den von mir beschriebenen Produkten gibt es fast immer auch weitere von anderen Herstellern.
Es handelt sich in den Beschreibungen um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie grundsätzlich ärztlichen Rat oder den einer Heilpraktikerin / eines Heilpraktikers einholen.
Im Wechsel zu den Berichten aus der Praxis widme ich mich hier aber auch (unter dem Rubrum „News“) aktuellen Studien, die ich für erwähnenswert halte oder einen direkten Bezug zum Mikrobiom haben. Auch hier handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge.