Kürzlich war ich zu Gast auf einem Gastroenterologie-Kongress, um auf dem aktuellen Stand der Forschung zu bleiben. Da keimte der kühne Gedanke auf, Sie, lieber Leser und liebe Leserin, indirekt daran teilhaben zu lassen.
Grundsätzlich bin ich bei solchen Veranstaltungen immer hin- und hergerissen zwischen den interessanten Vorträgen und den spannenden Gesprächen, die sich unter den Teilnehmer:innen ergeben. Austauschen konnte ich mich mit Mitgliedern verschiedener Berufsgruppen, sowohl Ernährungsberater:innen und Ärzt:innen als auch Kolleg:innen aus der Heilpraktikerzunft. Dabei lief ich auch einer jungen Viszeralchirurgin über den Weg, und wir kamen auf das Thema Ileus zu sprechen, sprich: den Darmverschluss. Dieser ist offenbar gar nicht mal so selten und kann übel enden.
Da ich meine geschätzten Leser:innen für die Symptomatik und die Wichtigkeit eines rechtzeitigen Arztbesuchs (!) in so einem Fall sensibilisieren möchte, will ich hier versuchen, den Gesprächsverlauf kursorisch wiederzugeben.

Zunächst mal: Ein Ileus ist eine Störung der Darmpassage, die je nach Ausprägung zu den absoluten Notfällen der Viszeralchirurgie zählt.
Die Viszeralchirurgie (Bauchchirurgie) umfasst die operative Behandlung von Erkrankungen des Bauchraums und aller Organe, die sich darin befinden: Speiseröhre, Magen, Dünn- und Dickdarm, Enddarm, Leber, Gallenblase, Bauchspeicheldrüse, Milz und Bauchfell (auch Peritoneum genannt).
Die Störung der Darmpassage befindet sich bei einem Ileus im Dünn- oder Dickdarm, und je nach Lokalisation kann sich auch die Symptomatik unterscheiden: Klassische Symptome sind u. a. Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen, starke Blähungen ohne Stuhlgang sowie „Windabgang“. (Welch elegante deutsche Umschreibung einer Flatulenz, vulgo Furzen.)
Im fortgeschrittenen Stadium kann auch – aufgrund des gereizten Bauchfells – ein harter Bauch auftreten oder gar eine Schocksymptomatik, die sich durch Blutdruckabfall und „Herzrasen“ bei gleichzeitig schwachem Puls bemerkbar macht. Wird der Bauch abgehört, lässt sich entweder feststellen, dass jegliche Geräusche verstummt oder metallische Geräusche wahrnehmbar sind.
Bei dieser Form des akuten Abdomens kann unter Umständen eine Notfalloperation erforderlich sein. Genau darüber habe ich an dieser Stelle schon geschrieben:
Zwischen reiner Mechanik und veritabler Paralyse
„Grundsätzlich unterscheiden wir einen mechanischen von einem paralytischen Ileus“ umriss die junge Ärztin die grobe diagnostische Vorgehensweise. „Bei einem mechanischen Ileus ist die Darmpassage aufgrund eines tatsächlichen Hindernisses blockiert, entweder vollständig oder inkomplett, was man dann als Subileus bezeichnet.
Eine Blockade des Dünndarms entsteht häufig durch so genannte Briden, also härtere Verwachsungen im Bauchraum, die oft Folge von Bauchoperationen oder Entzündungen sind.“
Auch eine akute Divertikulitis könne übrigens einen Ileus auslösen, eine chronische hingegen weniger. Und bei einer Divertikulose? Da komme es zu einer Ausstülpung der Darmwand, die sich dann entzünden könne.
Was unser Lebensstil mit einem Anstieg der Divertikulose-Fälle zu tun hat, können Sie hier nachlesen:
„Auch Hernien können gelegentlich einen Ileus verursachen“, fuhr meine Gesprächspartnerin fort. „Ist ja auch logisch, wenn man sich vorstellt, dass z. B. Darmschlingen durch so eine Lücke in der Bauchwand nach außen dringen. Ist die Bruchpforte sehr klein, besteht ein größeres Risiko, dass der Bruchinhalt eingeklemmt und unterversorgt wird, wie es z. B. bei einem Leistenbruch häufig vorkommt.“
Dass dies natürlich eine absolute Notfall-Situation darstellt, die es unverzüglich ärztlich abzuklären gilt, erschien ihr unter Kolleg:innen nicht weiter erwähnenswert. Ich erwähne es hier nur, weil dies vielleicht nicht für jeden Laien klar ersichtlich ist.
Schon eine Verstopfung kann einen Ileus einläuten
„Im Bereich des Dickdarms sind Verlegungen des Darmlumens durch Tumore der vorherrschende Grund für einen Ileus“, führte die Chirurgin weiter aus und fügte hinzu: „Dafür kann aber schon eine schwerwiegende Verstopfung ausreichen!“
Koprostase heißt so eine Blockade des Darms durch Kot-Stauung im Dickdarm. Ein Begriff, von dem Sie vermutlich noch nie gehört haben und hoffentlich auch nie wieder hören werden …
Anders sei es bei einem paralytischen Ileus. Von dem spreche man, wenn die eigene Beweglichkeit des Darms gestört sei, sei es durch bestimmte Medikamente wie Opioide oder durch angeborene Erkrankungen wie Morbus Hirschsprung, bei der die vegetative Innervation (also die funktionelle Versorgung des Darms mit Nervengewebe) gestört ist und somit die Signale zur Darmbewegung nicht ankommen.
Ich kann’s selbst kaum glauben, aber sogar über diese seltene angeborene Erkrankung habe ich schon mal berichtet:
Dann sei da aber noch die Möglichkeit, dass auch Erkrankungen in anderen Bereichen des Bauchraums reflektorisch zu einem paralytischen Ileus führen könnten. Ja, selbst bei Verletzungen im Bereich der Wirbelsäule und des Rückenmarks dürfe die Gefahr eines Ileus nicht übersehen werden.
Inzwischen hatte sich bereits ein kleines Grüppchen um uns gebildet, das der Expertin aufmerksam zuhörte. Eine neu hinzugestoßene Kollegin wollte noch einmal wissen, was eigentlich einen Ileus zu einer akuten Notfallsituation mache. Die Chirurgin ging mit uns geduldig ins Detail:
„Gerade ein mechanischer Ileus führt – wenn er nicht behandelt wird – zu einem Absterben der Darmwand durch mangelhafte Blutversorgung. Ein septischer Schock kann dann schnell entstehen, und ich muss Ihnen nicht erklären, wie gefährlich das ist.“
Erbrechen als Risiko
Und weiter: „Ist die Darmperistaltik – aus welchem Grund auch immer – gestört und kann sich der Darminhalt nicht weiterbewegen, muss sich die Darmwand übermäßig dehnen, was zu einer Unterversorgung mit Sauerstoff und einer Wassereinlagerung führt. Dies erleichtert es wiederum Bakterien, in die Darmwand einzuwandern und sich dort breit zu machen.“
Verständiges Nicken der Umstehenden ließ die Chirurgin weiter ausholen: „Sie können sich vorstellen, dass in einer weiteren Eskalationsstufe die Bakterien auch aus dem Darm austreten und das Bauchfell entzünden können, was dann zu einer Blutvergiftung mit septischem Schock führen kann. Man nennt das Autointoxikation (Selbstvergiftung). Wenn das eintritt, müssen in Mitleidenschaft gezogene Darmabschnitte schnellstmöglich reseziert (operativ entfernt) werden.“
„Das ist aber doch nicht ganz ohne, oder?“, warf eine Zuhörerin ein. „Natürlich nicht“, entgegnete unsere Sachverständige, „denken Sie nur an das Narkoserisiko dabei. So eine OP kann von knapp einer Stunde bis zu mehreren Stunden reichen“.
Daraufhin erzählte sie von einem aktuellen Fall, bei dem eine Patientin während der Narkoseeinleitung „aspiriert“ hatte, also Mageninhalt in die Lunge eingedrungen war, wodurch sie nun in einem sehr schlechten Zustand auf der Intensivstation läge und der Ausgang ungewiss sei.

„Das Problem ist einfach, das viele Ileus-Patient:innen häufig und schwallartig erbrechen müssen, das sollte aber nicht während der Narkose passieren.“
Natürlich, stellte sie klar, werde vorsorglich eine Magensonde gelegt, eben um das Aspirationsrisiko möglichst gering zu halten, aber komplett davor gefeit sei man leider nie. Der jungen Ärztin war anzumerken, dass Ihr dieser spezielle Fall sehr nahe ging, zumal die betroffene Patientin in ihrem jüngeren Alter war.
Prinzipiell könne jede Altersgruppe von einem Ileus betroffen sein, doch insbesondere ältere Menschen seien am meisten gefährdet, da in diesem Alter die Wahrscheinlichkeit für einen Tumor im Bereich des Darms höher sei. Dieser könne den Darm komplett „dicht machen“. Auch eine altersbedingte, chronische Verstopfung könne zu einem Darmverschluss führen.
Wenn Sie dazu etwas hören statt lesen wollen, sperren Sie die Ohren auf:
Die Perspektive einer Kinderkrankenschwester
Ich erinnerte mich an meine Zeit als Kinderkrankenschwester und erwähnte, dass es im Neugeborenenalter als Besonderheit den sogenannten Mekoniumileus gebe. Das Mekonium ist der erste Stuhl des Neugeborenen. Wenn dieser – etwa durch Mukoviszidose als Grunderkrankung – zähflüssiger ist als normal, kann dies zu einem Verschluss des Darms führen.
Dazu fiel der Ärztin ein, dass die Klinik (Symptomatik) bei einem Ileus eigentlich „relativ eindeutig“ sei, trotzdem müsse man die Diagnose durch standardisierte Methoden sichern. Anhand eines Röntgenbildes oder einer Ultraschalluntersuchung könne man sich als behandelnde:r Arzt/Ärztin schon mal in die richtige Richtung bewegen, der Goldstandard sei jedoch eine Computertomografie (CT) des Bauchs mit Kontrastmittel. Hier sei genau zu erkennen, wo sich die Blockade befinde und was der Grund dafür sei. Blutwerte würden dabei helfen, den akuten Handlungsbedarf richtig einzuschätzen.
Die typischen Ileus-Symptome zusammengefasst:
- Blähungen im Bauch, die nicht abgehen
- Kolikartige Schmerzen, anhaltend oder in Wellen
- Übelkeit
- Erbrechen, teils auch Kot-Erbrechen
- Ein harter Bauch
- Appetitverlust
- Nachhaltige Verstopfung
- Wässriger Durchfall (bei einem teilweisen Verschluss)
- Sehr hohes Fieber (Sepsis)
- Kreislaufbeschwerden bis hin zum Kollaps
Während die Symptomatik des Dünndarm-Milieus meist akut einsetze und heftige Beschwerden auslöse, sei der Dickdarm-Ileus häufig eher symptomarm. Als Beschwerden stünden dann insbesondere ein geblähter Bauch, Krämpfe sowie Stuhl- und „Windverhalt“ im Vordergrund. Oft gehe der Symptomatik eine Veränderung der Stuhlgewohnheiten sowie zunehmende Verstopfung (Obstipation) voraus.
Ob es denn nicht besser sei, ließ sich eine Kollegin vernehmen, wie bei jeder Erkrankung das persönliche Risiko für das Auftreten eines Ileus weitestgehend zu verringern? Die Ärztin stimmte ihr zu: „Eine Verstopfung zu vermeiden ist natürlich das beste. Ausreichend trinken, ballaststoffreich essen und regelmäßige Bewegung sind da definitiv die Grundpfeiler.“
Da konnte ich ihr nur beipflichten und bekräftigte, dass für eine gut funktionierende Verdauung das Darmmikrobiom von größter Bedeutung sei und man dies mit Probiotika wirksam unterstützen könne. Denn um eine aktive Verdauung zu gewährleisten, braucht der Darm viele „Mitarbeiter“ und am besten möglichst viele unterschiedliche. Lactobazillus- und Bifidobakterien z. B. fördern die Darmperistaltik und erschweren somit auch die Entstehung einer Verstopfung.

Welches Probiotikum ich denn zur Vorbeugung eines Ileus empfehlen würde, wurde ich von den Umstehenden gefragt. Natürlich gilt es zunächst immer, die Ursache für die „lahme Verdauung“ herauszufinden. Im allgemeinen empfehle ich meinen Patient:innen das OMNi-BiOTiC® Aktiv mit 11 speziell ausgewählten, wissenschaftlich erforschten Bakterienstämmen. Die darin enthaltenen Bifidobakterien, Laktobazillen und Laktokokken besiedeln den gesamten Darm in hoher Keimzahl, was besonders jenseits eines jugendlichen Alters wichtig ist.
Die verschiedenen Bakterienarten verstoffwechseln verschiedene Nahrungsbestandteile. Und damit sich die Bakterien vermehren können, brauchen sie Nahrung in Form von Ballaststoffen. Die ausreichende Zufuhr von Ballaststoffen kann z. B. über OMNi-LOGiC® FIBRE erleichtert werden.

Es ist also ratsam, ab einem gewissen Alter – seit der neuesten Regelung sowohl bei Männern als auch Frauen ab 50 Jahren – regelmäßig eine Darmspiegelung durchführen zu lassen. Dadurch kann das Risiko eines Ileus für eine Obstruktion durch einen Tumor oder eine Divertikulitis reduziert werden.
Über das Schöne an einer Darmspiegelung (!) habe ich hier schon mal berichtet:
„Ein Ileus kann immer und zu jeder Zeit auftreten“, schärfte uns die junge Ärztin abschließend ein. Es sei wichtig, die entsprechenden Symptome nicht zu ignorieren und bei Verdacht früh genug in die Klinik zu fahren, um Schlimmeres zu verhindern. Oft werde nämlich nicht das Krankheitsbild selbst zum Verhängnis, sondern der Umstand, dass alles zu lange dauere, bis die Diagnose stehe und die OP stattfinden könne.
Wir bedankten uns bei ihr für die ausführlichen Einblicke, und ich ließ sie natürlich auch etwas an meinem Arbeitsalltag teilhaben. Sie räumte ein, dass das Thema Darmgesundheit besonders in Bezug auf das Mikrobiom im stressigen Klinikalltag oft untergehe, auch wenn dem Ganzen deutlich mehr Beachtung geschenkt werden müsse.

Da haben Sie es deutlich besser: Sie können einfach die Ohren aufsperren, wenn Ihr Darm plötzlich „still“ werden sollte. Doch nicht nur zum Thema Verstopfung habe ich einen Podcast veröffentlicht – hören Sie einfach mal rein!
Herzlich,
Ihre
Dagmar Praßler
Darmverschluss Therapie
In meinem Blog beschreibe ich regelmäßig Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Neben den von mir beschriebenen Produkten gibt es fast immer auch weitere von anderen Herstellern.
Es handelt sich in den Beschreibungen um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie grundsätzlich ärztlichen Rat oder den einer Heilpraktikerin / eines Heilpraktikers einholen.
Im Wechsel zu den Berichten aus der Praxis widme ich mich hier aber auch (unter dem Rubrum „News“) aktuellen Studien, die ich für erwähnenswert halte oder einen direkten Bezug zum Mikrobiom haben. Auch hier handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge.