Dass eine gesunde Ernährung die beste Medizin ist, predige ich immer wieder. Jetzt haben Forscher entdeckt, dass ein Granatapfel-Stoffwechsel¬produkt tumorbekämpfende Immunzellen in unserem Körper zu stärken vermag.
Konkret geht es um „Urolithin A, ein Stoffwechselprodukt aus dem Granatapfel“, das offenbar „die Umwandlung von tumorbekämpfenden T-Zellen zu T-Gedächtnisstammzellen“ fördert, und weil diese „aufgrund ihrer Teilungsfähigkeit das Immunsystem mit T-Zellen versorgen“, glaubt nun eine Gruppe von Wissenschaftlern*, „auf einen neuen Ansatz zur Therapie von Darmkrebs“ gestoßen zu sein.
Urolithin ist ein entzündungshemmendes Stoffwechselprodukt der Darm-Mikrobiota! Unsere Freunde im Darm wandeln die Polyphenole aus roten Beeren, Nüssen und dem besagten Granatapfel in Urolithin A und B um. In dieser Studie, auf die ich gleich näher eingehen werde, geht es um das Urolithin A.
Leider können nur rund 40 Prozent aller Zeitgenoss:innen diesen Stoff aus der Nahrung verstoffwechseln. Das mag daran liegen, dass viele Menschen eine Dysbiose haben, denn dann funktioniert die Umwandlung in Urolithin A nicht. Wieder ist also der Beweis erbracht, wie wichtig ein gesunder Darm ist!
Zuguterletzt nimmt die körpereigene Synthese des Urolithins mit zunehmendem Alter rapide ab – ebenso wie die Diversität unserer Mikrobiota, und die Besiedelung unseres Darms verändert sich zugunsten unguter Keime wie z. B. Clostridien. Wer ahnt hier Zusammenhänge? Leider waren diese nicht Bestandteil der Studie.
Dass gerade bei Darmkrebs auch die probiotische Medizin entscheidende Pfeile im Köcher hat, habe ich vor ziemlich genau zwei Jahren schon einmal erläutert:
… aber ich will nicht ablenken von der vorliegenden Studie, der eine Reihe von „Forschungen in vitro und im Mausmodell“ vorausging. Was die Forscher nachweisen konnten, lässt sich – klinische Studien, die nun folgen sollen, vorausgesetzt – auch auf den Menschen übertragen, nämlich: „dass Urolithin A in T-Zellen die sogenannte Mitophagie auslöst, also einen Abbau der Mitochondrien.“
Jetzt nicht erschrecken! Der Abbau unserer Zell-Kraftwerke klärt sich gleich auf!
Aber das sind doch unsere „Kraftwerke“!
Vielleicht sind Sie schon mal auf den Begriff ATP (Adenosintriphosphat) gestoßen. Dabei handelt es sich um jene chemische Energie, die alle Funktionen unseres Körpers am Laufen hält, und die wird von den Mitochondrien in unseren Zellen produziert.
Deshalb zuckt man unwillkürlich zusammen, wenn vom „Abbau der Mitochondrien“ die Rede ist, doch in Wahrheit handelt es sich um einen natürlichen Reparaturprozess: „Gealterte und geschädigte Mitochondrien in den T-Zellen werden hierdurch entfernt und durch neue, funktionsfähige ersetzt.“
Dieser Reparaturprozess nennt sich Autophagie. Die Zellen räumen auf und beseitigen ihren Müll. Absolut nachahmenswert!
Autophagie ist ein wichtiger Verjüngungsprozess, den ich hier schon mal beschrieben habe:
Letztlich ist es also eine Zellverjüngung, die durch dieses Stoffwechselprodukt erzielt wird, und die positiven Folgen sind substanziell, denn: „Dies verändert das genetische Programm der T-Zellen, die dadurch den Tumor offenbar besser bekämpfen.“
Das eröffnet ein weites Feld, denn einerseits sehen die Forscher „die Möglichkeit, Urolithin A als Nahrungsmittel zu nutzen, was das Tumorwachstum einschränken könnte.“ Das wäre natürlich die einfachste Lösung, denn Granatäpfel sind praktisch das ganze Jahr verfügbar und außerdem auch sehr schmackhaft.
Daneben sei es aber auch „denkbar, menschliche T-Zellen im Labor mit Urolithin A gezielt zu verjüngen, woraufhin T-Gedächtnisstammzellen hergestellt werden könnten.“ In jedem Fall könnte diese Entdeckung „die Therapie von Darmkrebs, aber auch anderer Krebserkrankungen nachhaltig verbessern.“
Zweifellos lässt dieses jüngste Ergebnis der Krebsforschung aufhorchen, doch nach wie vor ist das Geheimnis der Entstehung von „Krebs – der König aller Krankheiten“, wie es der Autor und Onkologe Siddhartha Mukherjee so treffend formuliert hat, ungelöst.
Sonnenklar und unwiderlegbar ist dagegen der krankheitsvorbeugende Effekt einer ausgewogenen Ernährung, denn damit lassen sich bestimmte, potenziell schädliche Bakterienstämme effektiv im Zaum halten – und das ist der wichtigste Beitrag zur Darmgesundheit, den wir alle selbst leisten können …
Welche positive Rolle dabei ein anderes Stoffwechselprodukt unserer Nahrung, nämlich das Polyamin Spermidin, spielt, können Sie hier nachlesen:
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen „gesunden Appetit“ und einen fröhlichen 4. Advent! Granatäpfel haben gerade Saison!
Herzlich, Ihre
Dagmar Praßler
* Erst letzten Monat fand ich im @aerzteblatt die vorliegende Studie; © hil/aerzteblatt.de
In meinen Blogs beschreibe ich Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Es handelt sich um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie einen Arzt oder Heilpraktiker aufsuchen. Bei meinen Blogs handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge. Neben den beschriebenen Produkten gibt es noch weitere von anderen Herstellern.
Ach, wenn doch nur jede wissenschaftliche Studie so verständlich erläutert würde wie diese! Dafür vielen Dank. Da ich ohnehin gern und häufig Granatapfelkerne zu mir nehme, fühle ich mich zusätzlich darin bestärkt. Bitte machen Sie weiter so mit Ihrer wichtigen Aufklärungsarbeit!!