Viel zu oft werden Kindern Antibiotika verabreicht, die natürlich immer auch deren Immunsystem massiv schädigen. Zumindest denkt man jetzt schon mal über kürzere Antibiotika-Therapien nach. Ein Schelm, wer da einen Zusammenhang mit der Häufung schwerer Grippefälle bei Kindern sieht?
Zeitgleich publizierte das Ärzteblatt kürzlich zwei Meldungen, die auf den ersten Blick nichts miteinander gemein haben – außer, dass es sich jeweils um Kinder dreht: In dem einen Artikel* wird berichtet, dass bei Harnwegsinfektionen (HWI), die „zu den häufigsten schweren bakteriellen Infektionen bei Kindern“ zählen, eventuell „eine kürzere Antibiotikatherapie von 2 bis 5 Tagen“ ausreichen würde (vorausgesetzt, sie sind fieberfrei).
Das wäre schon mal ein begrüßenswerter Schritt, denn: „Eine Standard-Antibiotikatherapie bei Kindern mit symptomatischer HWI dauert in der Regel 6 bis 14 Tage“. Das ist die ganz große Keule, wissen wir doch, dass Antibiotika immer auch wichtige, immunologisch wirksame Bakterien zerstören und die Darmschleimhaut schädigen. Und die ist nun mal unsere zentrale Barriere gegen unerwünschte Eindringlinge!
Zweifellos haben Antibiotika im frühen Kindheitsalter eine ungute Wirkung auf das sich entwickelnde Immun-und Nervensystem. Dies zeigt sich in einer deutlich erhöhten Anfälligkeit für Allergien, Asthma oder Neurodermitis, also dem atopischen Formenkreis. Aber auch ADHS, Autismus, Lernstörungen, Übergewicht und Zöliakie sind mit kindlichen Antibiotika-Therapien assoziiert. Das belegen viele Studien, unter anderem die der US-amerikanischen Mayo Clinic** unter Einbezug von 14.500 Kindern.

Hinzu kommt: Nur etwa ein Prozent aller Bakterien lösen Krankheiten beim Menschen aus, die anderen 99% sind essenziell für unsere Gesundheit – und vor allem für unser Immunsystem. Immerhin sitzen 80% der Immunzellen im Darm! Deshalb habe ich an dieser Stelle immer wieder versucht, für die Nebenwirkungen solcher Radikal-Therapien zu sensibilisieren – unter anderem hier:
Verstehen Sie mich nicht falsch: Antibiotika haben durchaus ihre Berechtigung, und es ist ein Segen, dass es sie gibt! Es wird nur leider zu häufig versäumt, die „Kollateralschäden“ vorbeugend einzuhegen – nämlich durch Zufuhr eines Probiotikums, das die wichtigsten Bakterienstämme im Darm wieder ansiedeln kann. Für Kinder käme hier z. B. OMNi-BiOTiC® 10 Kids in Frage.
Die wichtige Erkenntnis, dass in vielen Fällen eine HWI bei Kindern auch mit weniger schwerem antibiotischen Geschütz behandelt werden könne, brachte eine Metaanalyse diverser Studien mit insgesamt fast 1.200 Teilnehmern unter 18 Jahren, zu deren Symptomatik „Fieber, Dysurie (Schmerzen beim Wasserlassen, Anm. DP), Harndrang, häufiges Wasserlassen, Inkontinenz und Abdominal- bzw. Flankenschmerzen“ gehörten.
Fazit: „Bei Kindern, die eine kürzere Antibiotikatherapie erhielten, unterschied sich das Risiko für eine HWI zum Ende der Behandlung nicht signifikant gegenüber denjenigen mit der Standarddauer.“
Ich will hier nicht auf weitere Details dieser Metaanalyse eingehen. Wenn Sie z. B. an den „Raten von Durchfall während der Behandlung oder der antimikrobiellen Resistenz einen Monat nach Beginn der Therapie“ interessiert sind, klicken Sie einfach auf den unten verlinkten Artikel.

Auffällige Influenza-Häufung bei Kindern
Der andere Artikel*** mit Bezug auf Kinder, auf den ich in der gleichen Ausgabe des Ärzteblatt gestoßen bin, verweist auf einen auffälligen Anstieg (um das fünffache) von „schwer verlaufenden Grippeerkrankungen bei Kindern seit Jahresbeginn“.
Betroffen sind zwar „sowohl jüngere als auch ältere Kinder“, aber: „Der Schwerpunkt liege bei Kindern in den ersten fünf bis acht Lebensjahren (…) sowie vielen Kleinkindern, die deswegen ins Krankenhaus mussten“. Berichtet wird von gravierenden Symptomen, die von Lungenentzündung über schwere Bronchitis, Fieberkrämpfe bis zu Muskelentzündungen reichen. „Manche Kinder müssten auf die Intensivstation“.
Zwar wird nirgends in dem Artikel auf eine Antibiotika-Historie bei diesen Kindern eingegangen, aber die Tatsache, dass deren Immunsystem offenbar sehr schwach ausgeprägt ist, wirft m. E. doch Fragen auf. Der einzige Hinweis auf Vorerkrankungen der schwer erkrankten Kinder sind Asthma-Fälle.

Mehr Antibiotika-Erfahrung, weniger Impfschutz
Am Ende wird auf die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) für bestimmte Risikogruppen verwiesen, wonach „bereits ab einem Alter von sechs Monaten eine Impfung gegen saisonale Influenza“ möglich sei.
Auch hier läuten bei mir die Alarmglocken, gibt es doch einen Zusammenhang zwischen Antibiotikagaben im frühen Kindesalter und einer eingeschränkten Wirksamkeit der Erstimpfung gegen Keuchhusten, Polio, Grippe und Pneumokokken. Darüber habe ich hier schon einmal berichtet:
Fazit: Gerade in jüngeren Jahren, wenn sich das kindliche Immunsystem und das Nervensystem noch ausbilden, sind vorschnelle Antibiotikagaben prinzipiell kontraproduktiv und sollten zumindest durch begleitende Probiotika abgemildert werden. Denn das stellt immer noch die beste Prophylaxe vor Erkrankungen jeder Art dar.
Herzlich, Ihre
Dagmar Praßler
* Wörtliche Zitate im oberen Teil entstammen einem Artikel, der im Februar 2025 auf dem Online-Portal des Ärzteblatt veröffentlicht wurde. © son/aerzteblatt.de
** Die Studie zu Nebenwirkungen von Antibiotika bei Kleinkindern finden Sie hier:
https://www.mayoclinicproceedings.org/article/S0025-6196(20)30785-0/fulltext
*** Wörtliche Zitate im unteren Teil entstammen einem Artikel, der ebenfalls im Februar 2025 auf dem Online-Portal des Ärzteblatt veröffentlicht wurde. © dpa/aerzteblatt.de
Antibiotika Kinder Folgen
In meinem Blog beschreibe ich regelmäßig Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Neben den von mir beschriebenen Produkten gibt es fast immer auch weitere von anderen Herstellern.
Es handelt sich in den Beschreibungen um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie grundsätzlich ärztlichen Rat oder den einer Heilpraktikerin / eines Heilpraktikers einholen.
Im Wechsel zu den Berichten aus der Praxis widme ich mich hier aber auch (unter dem Rubrum „News“) aktuellen Studien, die ich für erwähnenswert halte oder einen direkten Bezug zum Mikrobiom haben. Auch hier handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge.