Komischerweise assoziiert man Stress fast immer mit Erwachsenenproblemen. Dabei fehlen gerade Kindern geeignete Strategien, damit umzugehen, und Stressoren gibt es in jedem Alter genug!
Einer der schönsten Aspekte an meinem Beruf ist es, mit Menschen aller Altersklassen und den unterschiedlichsten Facetten arbeiten zu dürfen. Doch bei Kindern schlägt mein Herz – als ehemalige Kinderkrankenschwester – natürlich noch ein wenig höher. Umso mehr betrübt es mich dann zu sehen, wenn Kinder sehr „unter Strom stehen“. Der Menge an solchen Geschichten in meiner Praxis nach zu urteilen, ist das auch gar nicht so selten.
Ein typisches Beispiel ist Luca* (7), der mit seiner Mutter Jessie* (29) zuletzt in meiner Praxis war. Jessie ist eine relativ frische „Single-Mom“ und hatte in letzter Zeit bemerkt, dass Luca immer „anstrengender“ wurde und kaum noch auf ihre Ermahnungen hörte. Er kann sich in der Schule nicht konzentrieren, stört den Unterricht und legt sich mit anderen Kindern an. Auch die Lehrer dringen kaum noch zu ihm durch. Außerdem würde er immer öfter über Kopf- und Bauchschmerzen klagen und am liebsten die Schule „für immer abhaken“.
„Dabei war er bisher ein gesundes, ruhiges und aufmerksames Kind!“ Jessie verstand ihren Sohn nicht mehr. „Ich hab’ manchmal das Gefühl, er will mich dafür bestrafen, dass sein Vater gegangen ist“, hatte sie mir vor ihrem Besuch am Telefon erzählt.

Um sicherzugehen, dass nicht doch etwas Anderes dahintersteckte, hatte sie mit Luca dessen Kinderarzt aufgesucht. Der hatte auch kurz mit ihm unter vier Augen gesprochen, wobei sich relativ schnell herausstellte, wo das Problem lag: Luca fühlte sich mit den Anforderungen an ihn überfordert, aber besonders litt er unter dem plötzlichen Verschwinden des Vaters.
Ziemlich viel Stress für so ein junges Kind! Wenig verwunderlich auch, dass Luca mit solchen Verhaltensauffälligkeiten reagierte. Offenbar gehörte er damit nicht zu jenen Kindern, die „ihren“ Stress in sich hineinfressen. Natürlich können solche Auffälligkeiten bei Kindern auch auf ADHS oder Autismus hinweisen. Deshalb sollte man diese Möglichkeit immer im Hinterkopf behalten und ggf. Diagnostik in diese Richtungen anstreben.
Beide Themen habe ich hier übrigens schon mal eingehend behandelt:
Vor Stress-Reaktionen ist niemand gefeit
Aber wie entstehen solche körperlichen Reaktionen überhaupt? Bei Stress wird der Teil des Nervensystems aktiviert, der für die Fluchtreaktionen zuständig ist, der Sympathikus. Sein Gegenspieler ist der Parasympathikus. Außerdem werden Hormone wie Adrenalin oder Cortisol ausgeschüttet, die dafür sorgen, dass der Körper für die „Gefahr“ bereit ist durch z. B. ein Erhöhen der Herzfrequenz oder Aktivieren der Muskulatur.
Während dieser Stress-Phasen wird der Magen-/Darm-Trakt weniger durchblutet. Wir können schließlich nicht, so wie die Evolution es vorsieht, vor einem großen Tier fliehen und gleichzeitig verdauen. Heutzutage müssen wir weder vor Tieren fliehen noch unser Essen jagen. Der Stress wird nicht abgebaut, er wird chronisch. Kinder reagieren dann mit Überaktivität – oder ziehen sich komplett zurück. Das Bild des vor einem gefährlichen Tier fliehenden Menschen hatte Luca ziemlich amüsiert.
Eine wichtige Rolle spielt auch der Vagus-Nerv, jener Teil des Parasympathikus, der als längster Hirnnerv das Gehirn mit dem Magen-/Darm-Trakt verbindet. Wird der Vagus-Nerv stimuliert, senkt er die Herz- und Atemfrequenz und regt die Verdauung an. Bei viel Stress kann sich der Vagus-Nerv aber auch negativ auf den Magen-/Darm-Trakt auswirken und den Stress hierhin übertragen. Das erklärt auch die Bauchschmerzen und Übelkeit bei psychischer Belastung.

Zum besseren Verständnis: Das vegetative Nervensystem ist bei Kindern noch nicht fertig ausgereift und daher besonders anfällig. Im Übrigen beginnt das Nervensystem, analog zum Immunsystem, sich im ersten Lebensjahr auszurichten. Die ersten drei Lebensjahre sind entscheidend, hier wird der Weg bereitet für die spätere Stress-Resilienz.
Störungen in dieser Phase wie z. B. Dreimonatskoliken oder erste allergische Reaktionen wirken sich auch auf das Nervensystem aus. Erst recht natürlich die Geburt – ob per Kaiserschnitt oder vaginal. Aber die Geburt von Luca war natürlich und problemlos. In Jessies Erinnerung war er ein „eher unauffälliger Säugling“.
Auch eine erbliche Komponente lässt sich nicht von der Hand weisen. Schon länger gibt es die Theorie, dass auch ein Trauma oder, anders gesagt, ein durch Trauma verändertes Erbgut weitergegeben werden kann und so die Anfälligkeit für Stressreaktionen und psychische Erkrankungen erhöht. Im Tiermodell konnte das bereits bestätigt werden.

„Das erklärt dann wahrscheinlich auch, warum sich in manchen Familien psychische Krankheiten so häufen“, unterbrach mich Jessie und beschrieb wie zum Beweis die Auffälligkeiten in ihrer Verwandtschaft: „Von einem Onkel und diversen Tanten erzählte man sich hinter vorgehaltener Hand, dass sie wohl unter Depressionen litten, und so ganz unversehrt komm’ ich selbst auch nicht durchs Leben. Ich hoffe, dass ich da Luca nichts mitgegeben habe …“
Das lässt sich nicht ausschließen, aber eine größere Rolle spielen wohl epigenetische Faktoren wie das familiäre Umfeld, Bindungsfähigkeit oder Coping-Strategien dafür, wie anfällig man für Stress ist und wie gut man damit umgehen kann – Stichwort Resilienz. („To cope“ entspricht dem deutschen „bewältigen“ oder „umgehen“.)
„Was Bindungsfähigkeit betrifft, bin ich ja bei Lucas Vater auf ein ganz besonderes Exemplar gestoßen.“ Diese Bemerkung konnte sich Jessie nicht verkneifen, verstummte aber sofort wieder, als sie Lucas Blick sah.
Was tun, wenn das Mikrobiom schnell genervt ist?
Beim Thema Stress fällt mir allerdings immer als erstes die Darm-/Hirn-Achse ein, also die Verbindung des Darms mit dem Gehirn, denn über einen gesunden Darm und eine angepasste Ernährung lässt sich so einiges erreichen. Dafür ist ein ausgeglichenes Darmmikrobiom zentral, zumal viele unserer Darmbakterien auch die Funktionen des Nervensystems und der Psyche unterstützen! Immerhin produzieren unsere Darmbakterien aktiv Neurotransmitter, die Botenstoffe des Nervensystems.
Das fand Jessie höchst interessant, und sie wollte sofort wissen, wie sie Lucas kindliches Darmmikrobiom fit gegen Stress machen könne. Mir fiel natürlich sofort ein, dass es da ein ganz neues Probiotikum gibt, das speziell für Kinder mit einem gestressten Nervensystem entwickelt wurde.

Es heißt OMNi-BiOTiC® SR-9 Kids und enthält die gleichen zentralen Bakterienstämme wie das OMNi-BiOTiC® SR-9 für Erwachsene, allerdings in einer kindgerechten Dosierung und Einnahme: Es muss nämlich nicht erst in Wasser aktiviert werden, sondern wird direkt – wie „Brausepulver“ – in den Mund geschüttet, wo es sofort auf der Zunge zergeht und dabei einen Pfirsichgeschmack entwickelt.
Die positive Wirkung dieser Bakterienstämme auf das Nervensystem wurde in diversen Studien nachgewiesen, und besonders die Kombination mit Vitamin B2 unterstützt die normale Funktion des Nervensystems und des Energiestoffwechsels.
Luca hatte seine Mutter bei meinen Ausführungen etwas skeptisch angeschaut, aber der Vergleich mit dem Brausepulver war offenbar nicht ohne Wirkung geblieben … Jessie selbst sollte derweil das OMNi-BiOTiC® SR-9 „für Erwachsene“ einnehmen, denn auch ihr Nervensystem brauchte Unterstützung!
Ganz gezielt unterstützt auch Magnesium die Nervenstrukturen, das auf natürlichem Weg etwa über Bananen oder Nüsse aufgenommen werden kann. Ein weiterer wichtiger Ernährungsbaustein ist das Tryptophan, eine Vorstufe des Glückshormons Serotonin, das die Stimmung hebt. Tryptophan wiederum findet sich in größerer Menge in Käse, Haferflocken oder Erdnüssen.
Ich empfahl Jessie, zu Hause in Ruhe nachzulesen, welche Art der Ernährung bei Depressionen besonders angesagt ist, denn darüber habe ich mich hier schon einmal ausgelassen:
Fröhlichkeit kann man essen!
Mit sieben nicht zu alt fürs Vorlesen
Was überdies helfen kann, Stress bei Kindern zu reduzieren, sind besondere Ruherituale – zum Beispiel vorm Zubettgehen, um eine Überreizung des Nervensystems abzubauen. Mit sieben ist Luca mit Sicherheit nicht zu alt fürs Vorlesen, aber auch ein liebevolles Eincremen wäre ein schönes Ritual. Überhaupt ist es hilfreich, eine feste Routine im Alltag zu vermitteln, an der sich das Kind orientieren kann.
Wichtig ist natürlich auch, für ausreichend freie Zeit zu sorgen, in der das Kind seinen Interessen nachgehen und seine Kreativität entwickeln kann. Und unabdingbar ist, dem Kind zu vermitteln, dass es sich jederzeit öffnen und seine Sorgen mitteilen kann. Damit kann viel von der Last von den kleinen Schultern genommen werden.
Nicht zu vergessen: Auch Sport ist ein sehr probates Mittel, von den kindlichen Sorgen und Nöten abzulenken und sich dabei mal so richtig „auszupowern“, denn über Muskeltätigkeit kann der Körper gut Stress abbauen!
Je nachdem, wie offen Luca dafür ist, können auch Atemübungen für Entspannung sorgen, weil dadurch der Vagus-Nerv angesprochen und somit der Parasympathikus aktiviert wird.
Generell gilt: Da sich Kinder grundsätzlich stark an ihren Bezugspersonen orientieren, sollten diese – gerade bei schnell gestressten Kindern – mit gutem Beispiel vorangehen und zeigen, dass sie selbst großen Wert auf Achtsamkeit und Entspannung legen. Ja, ich weiß, das ist oft nicht so einfach.

„Da muss ich mich wohl auch an der eigenen Nase packen, denn so richtig entspannt war ich schon lange nicht mehr“, gab Jessie auch gleich zu. Kunststück, nach all dem, was sie selbst verkraften musste. Aber wenn Luca und Jessie an einem Strang ziehen und sich dazu noch mit gesunder Kost glücklich(er) und entspannt(er) essen, dann sehe ich auch bessere Zeiten auf sie zukommen.
Merke: Auch Kinder sind nicht vor Stress gefeit. Wir sollten sie in jedem Fall mit ihren Beschwerden ernst nehmen, uns selbst dabei aber nicht vergessen.
In diesem Sinne grüßt Sie herzlich
Ihre
Dagmar Praßler
* Namen geändert
Stress Kind Mikrobiom
In meinem Blog beschreibe ich regelmäßig Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Neben den von mir beschriebenen Produkten gibt es fast immer auch weitere von anderen Herstellern.
Es handelt sich in den Beschreibungen um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie grundsätzlich ärztlichen Rat oder den einer Heilpraktikerin / eines Heilpraktikers einholen.
Im Wechsel zu den Berichten aus der Praxis widme ich mich hier aber auch (unter dem Rubrum „News“) aktuellen Studien, die ich für erwähnenswert halte oder einen direkten Bezug zum Mikrobiom haben. Auch hier handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge.