Es ist nicht die erste und wird nicht die letzte Studie sein, die sich mit dem Zusammenhang zwischen einem Kaiserschnitt und der mikrobiellen Gesundheit des Babys beschäftigt, aber sie bestätigt einmal mehr, dass Bakterien unser gesamtes Schicksal bestimmen. Von Beginn an.
Kürzlich stieß ich auf einen Artikel, der für mich nichts umwerfend Neues beschrieb, aber mir noch einmal in Erinnerung rief, wie sehr sich die Art der Geburt auf die spätere Gesundheit eines Kindes auswirken kann. Es ist eben nicht egal, ob ein Baby durch den Geburtskanal das Licht der Welt erblickt … oder durch einen Kaiserschnitt, wie es immer häufiger passiert:
„Die Rate der Kaiserschnittentbindungen (CSD: Cesarean Section Delivery) nimmt weltweit stetig zu – insbesondere in Europa, wo sie bereits 25 Prozent der Geburten ausmacht.“*
Galt eine CSD oder „Sektio“ früher generell als Notfallmaßnahme, die nur angewandt wurde, wenn das Leben von Mutter oder Kind in Gefahr war, so hat sich dies gründlich verschoben: Immer mehr Frauen ziehen (aus unterschiedlichen Gründen) den Kaiserschnitt einer natürlichen Geburt vor – sicherlich auch, weil dies längst einen Routineeingriff darstellt.
Es liegt mir fern, diese individuelle Entscheidung zu verdammen, aber ich vermute stark, dass den wenigsten dieser Schwangeren klar ist, was dies für die Gesundheit ihres Kindes bedeuten kann. Sie merken schon, ich formuliere betont vorsichtig – es färbt halt schnell ab, wenn man sich mit wissenschaftlichen Studien beschäftigt.
Wenn die „vaginale Schluckimpfung“ ausbleibt …
„Dass Immunsystem und Darmmikrobiom bei Kaiserschnitt-Kindern anders funktionieren bzw. zusammengesetzt sind als bei Kindern mit natürlicher Geburt“, erscheint nur logisch, weil die „vaginale Schluckimpfung“, wie ich sie gern nenne, unterbleibt. Wie segensreich sich der Kontakt mit dem vaginalen Mikrobiom der Mutter auf das Immunsystem des Neugeborenen auswirkt, habe ich hier schon einmal beschrieben:
… und dass ein ausbalanciertes Darmmikrobiom das beste Mittel gegen Schlafstörungen eines Neugeborenen sind, erfahren Sie hier:
Nun liegt eine neue Langzeitstudie eines Luxemburger Forscherteams vor, die „den Effekt der Geburtsart vom Zeitpunkt unmittelbar nach der Geburt bis hin zur frühen Kindheit“ in den Fokus nahm und dabei von der Hypothese ausging, „dass der Kaiserschnitt mit verschiedenen Krankheiten im späteren Leben wie etwa Allergien in Verbindung steht.“
Dafür wurden die „Auswirkungen von Kaiserschnittentbindungen im Vergleich zu vaginaler Entbindung (VD = Vaginal Delivery, Anm. DP) auf das Darmmikrobiom der Kinder“ untersucht: „Wir folgten VD- und CSD-Neugeborenen, sammelten Stuhlproben in regelmäßigen Intervallen – von fünf Tagen bis zu einem Jahr – und führten hochauflösende, meta-genomische Analysen des Darmmikrobioms dieser Säuglinge durch.“
Natürliche Geburt – der beste Start ins Leben
Dabei zeigte sich einerseits zwar, „dass sich die Darmmikrobiome von CSD- und VD-Babys im Laufe der Zeit immer mehr angleichen“, doch bestimmte Auffälligkeiten blieben bestehen. So „fanden die Forscher noch bei einjährigen vaginal entbundenen Säuglingen Unterschiede in Bezug auf Zusammensetzung und Funktion des Mikrobioms.“ Verifiziert wurde dies durch das „in der VD-Gruppe deutlich häufiger vorhandene Bakterium Faecalibacterium prausnitzii“.
Gerade diesem Bakterium – einem alten Bekannten für Leser:innen dieser Kolumne – werden entzündungshemmende Eigenschaften zugesprochen, weshalb die festgestellte Häufigkeit auf ein gesundes Mikrobiom schließen lässt. Doch das blieb nicht die einzige Erkenntnis: „Eine funktionelle Analyse der Mikrobiome zeigt für die natürlich zur Welt gekommenen Säuglinge auch eine Zunahme der Biosynthese von natürlichen Antibiotika.“
Und weiter: „Beide Ergebnisse deuten darauf hin, dass die kolonisierenden Mikroorganismen im Darm eine entscheidende Rolle spielen und dass Kinder, die vaginal entbunden werden, von nach der Geburt aktivierten Abwehrmechanismen ihrer Darmbakterien gegen opportunistische Krankheitserreger profitieren.“
Die beteiligten Forscher konnten zudem bestätigen, dass „eine Schwächung des frühen Immunsystems bei Neugeborenen, die per Kaiserschnitt entbunden werden, zu anhaltenden Effekten im ersten Lebensjahr führen kann.“
Frühe Ursachen für spätere Probleme
Und schließlich heißt es im gewohnt vorsichtigen, konjunktivischen Stil der Wissenschaftler: „Dies könnte möglicherweise auch die höhere Rate an immunsystembedingten Krankheiten erklären, die bei Kaiserschnitt-Kindern im späteren Leben beobachtet werden, einschließlich von diversen Stoffwechselstörungen und Allergien.“
Nun wird heute durchaus bereits bei Kaiserschnitt-Geburten das „Vaginal Seeding“ angewandt, indem das Neugeborene mit dem Vaginalsekret der Mutter benetzt wird, aber die Population von schützenden Laktobazillen und Bifidobakterien im Darm lässt sich auch dadurch nicht auf den gleichen Stand bringen wie bei einem Kind nach einer vaginalen Geburt.
Das Forscherteam „untersuchte auch, wie die Geburtsart die antimikrobielle Resistenz (AMR) moduliert – wie stark also Mikroorganismen Resistenzgene gegen Antibiotika aufweisen. Dabei zeigte sich, dass ein Kaiserschnitt mit Genen assoziiert ist, die bereits fünf Tage nach der Geburt eine Resistenz gegen synthetische und halbsynthetische Antibiotika verleihen.“
Widrige Bedingungen für ein stabiles Immunsystem
Aus der Tatsache, dass den Schwangeren vor und nach einer Sektio üblicherweise Antibiotika verabreicht werden, folgern die Luxemburger Forscher zu Recht, dass „diese Anreicherung an AMR-Genen mit der Krankenhausumgebung und dem Kaiserschnitt zusammenhängt“.
Zusammenfassend wird festgehalten, dass „der frühe Einfluss der Kaiserschnittentbindung auf das Darmmikrobiom von Neugeborenen zu dauerhaften strukturellen und funktionellen Unterschieden führen kann. Diese Unterschiede beeinflussen das Immunsystem, die Abwehrmechanismen gegen Krankheitserreger und die antimikrobielle Resistenz.“
Umso wichtiger erscheint vor diesem Hintergrund die möglichst frühzeitige Gabe geeigneter Probiotika wie z. B. OMNi-BiOTiC® PANDA, um so einer ungünstigen Veränderung der kindlichen Darmflora vorzubeugen! Dass einer anderen Studie zufolge Säuglinge, die mit diesem Probiotikum behandelt wurden, neben einem stabilen Immunsystem auch eine bessere Stressresilienz entwickeln konnten, habe ich erst kürzlich hier beschrieben:
Übrigens ist OMNi-BiOTiC® PANDA auch für werdende Mütter wichtig – besonders wenn deren Familie von Allergien betroffen ist: Das Auftreten von allergischen Erkrankungen bei gefährdeten Babys konnte um 80 % reduziert werden, wenn dieses Probiotikum einerseits in den letzten beiden Schwangerschaftsmonaten eingenommen, andererseits auch dem Neugeborenen in dessen gesamtem ersten Lebensjahr täglich verabreicht wurde.
Sie sehen, „Mutter Natur“ bietet immer noch das ausgereifteste Gesamtkonzept – von der vaginalen Geburt bis zur Muttermilch. Letztere ist so vollgepackt mit Immunabwehrstoffen, Eiweißen und nützlichen Bakterienarten, dass kein Ersatzprodukt es je mit ihr aufnehmen könnte.
Herzlich, Ihre
Dagmar Praßler
* Alle wörtlichen Zitate stammen aus einem Beitrag auf dem Online-Portal „Labor-Praxis“ vom März 2021; Quelle: https://www.laborpraxis.vogel.de/wie-ein-kaiserschnitt-auf-die-gesundheit-des-babys-wirkt-a-1012199/?cflt=rdt
Kaiserschnitt Mikrobiom
In meinen Blogs beschreibe ich Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Es handelt sich um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie einen Arzt oder Heilpraktiker aufsuchen. Bei meinen Blogs handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge. Neben den beschriebenen Produkten gibt es noch weitere von anderen Herstellern.