Angesichts seiner eindrucksvollen Variationsbreite müsste man dem Herpesvirus eigentlich ein Denkmal setzen, aber erzählen Sie das mal einer Herpes-Geplagten!
Hätten Sie gewusst, dass rund 200 Arten des Herpesvirus existieren? Meine neue Patientin Mareike* (23, Studentin der Urbanistik) wusste nicht einmal, dass sie Trägerin auch nur eines Typs war, bis sie eines Tages mit den ungeliebten Lippenbläschen aufwachte.
Dass wir Menschen bis zu neun dieser Virustypen in uns tragen können, wollte sie eigentlich gar nicht hören. Fakt ist, die „Herpes-Familie“ macht nicht nur durch Lippenbläschen (die tatsächlich durch Küssen übertragen werden können) oder Genitalherpes auf sich aufmerksam, aber dazu später mehr.
„Meine Eltern haben mich in meiner Teenie-Zeit immer wieder gewarnt, allzu unbesorgt zu küssen“ erzählte Mareike, die in Begleitung ihrer frisch aufgeblühten Herpesbläschen zu mir in die Praxis gekommen war. „Ich war ehrlich gesagt schon schwer davon genervt. Als ob ich mich jedem an den Hals werfen würde, echt peinlich.“
„Wir tragen fast alle mehrere Herpesviren in uns“
Nun ist die gut gemeinte elterliche Ermahnung, niemanden mit einem sichtbaren Lippenherpes zu küssen, in ihrer Naivität kaum zu toppen, denn tatsächlich tragen die allermeisten von uns einen oder manchmal sogar mehrere der Herpesviren in uns, auch wenn diese nicht unbedingt symptomatisch sein müssen.
Dieses leichte Kribbeln
„Am Vorabend hatte ich schon ein komisches Gefühl im Mundbereich“, beschrieb meine Patientin „ihr erstes Mal“, „das war so ein leichtes Kribbeln, und die Haut hat auch extrem gespannt. Da dachte ich noch, dass ich mal wieder einen fetten Pickel bekommen würde, aber Pustekuchen! Und jetzt wüsste ich natürlich gern, wie ich die Bläschen wieder loswerde, zumal ich kurz vor meiner Zwischenprüfung stehe und voll im Stress bin.“ Aha, dachte ich, kein Wunder, dass sie jetzt diesen Herpes-Ausbruch konstatieren musste, denn Stress ist berüchtigt als Auslöser dafür.
Das Schlimme: Die Biester verschwinden nicht mehr aus unserem Körper
Mareike hat sich wahrscheinlich das Herpes simplex-Virus Typ 1 eingefangen, das hauptsächlich durch Speichel übertragen wird und den Lippenherpes auslöst. Zur gleichen Familie zählt noch das Herpes simplex-Virus Typ 2, das Hauptauslöser für Genitalherpes ist. Theoretisch können beide Typen die jeweils anderen Symptome auslösen. Was sie aber mit allen anderen Herpes-Viren gemein haben: Wenn man erst mal damit infiziert ist, verschwinden die Biester nicht mehr aus dem Körper – selbst wenn keine Symptome auftreten.
Windpocken, Gürtelrose, Long Covid – die Bandbreite der Symptome ist groß!
Neben den Herpes simplex-Viren sei noch das Varizella-Zoster-Virus genannt, das Windpocken und Gürtelrose auslösen kann. Aber damit nicht genug, gibt es noch weitere Arten von Herpesviren, die sogar Tumorerkrankungen auslösen können. Das bekannteste Beispiel ist wahrscheinlich das Epstein-Barr-Virus, u. a. Auslöser für Pfeiffersches Drüsenfieber, das im schlimmsten Fall Karzinome verursachen kann. Einen solchen Fall hatte ich auch mal in meiner Praxis – vielleicht werde ich eines Tages auch darüber noch berichten.
Interessanterweise vermuten Wissenschaftler nun sogar einen Zusammenhang zwischen Long Covid und dem Humanen Herpes Virus-6 (HHV-6). Long Covid beschreibt die langanhaltenden Folgen einer Infektion mit dem Coronavirus, die dem chronischen Erschöpfungssyndrom ähneln.
Da eben dieses HHV-6 als Auslöser für das chronische Erschöpfungssyndrom (Myalgische Enzephalomyelitis) bekannt ist, wird nun vermutet, dass dieses Virus, das die meisten Menschen im Körper tragen, durch die Infektion mit Covid-19 aktiviert wird und so möglicherweise jene Erschöpfungssymptome auslöst.
„Ich hätte nie gedacht, dass Herpesviren so viel Elend anrichten können“, fasste die junge Lehramtsstudentin ihr Erstaunen zusammen. „Außer Lippenherpes kannte ich gar nichts.“
Vermehren oder abtauchen? Das Herpes-Virus macht’s spannend
Ihr Interesse schien geweckt, deshalb fuhr ich fort: Die Tatsache, dass rund 90% der Bevölkerung mindestens eine Art des Herpesvirus in sich tragen, spricht ja dafür, dass dieses Virus ziemlich ausgeklügelte Mechanismen haben muss, um sich so effektiv zu verbreiten.
Und so ist es auch, das Virus scheint unser Immunsystem besser zu kennen als die eigene Westentasche! Die Viren, die leicht durch Speichel oder Sexualkontakt übertragen werden, entscheiden sich nach dem Eindringen in den Körper für eine von zwei Optionen: entweder aktives Vermehren … oder völliges Abtauchen. Klar, dass davon abhängig ist, ob sich Symptome ausbilden oder nicht.
Neue Artikel nicht verpassen?
Über unseren Newsletter stets auf dem Laufenden bleiben!
Das Vertrackte ist, dass so ein verstecktes Herpesvirus, wenn es sich erst mal mitsamt seinem Erbgut im menschlichen Zellkern eingenistet hat, jederzeit ausbrechen kann. Zur Aktivierung und somit zur Ausbildung von Symptomen reicht diesen „Schläfern“ schon ein geschwächtes Immunsystem.
Was die Herpesviren für unseren Körper so gefährlich macht: Sie sind in der Lage, die eigenen Proteine sehr effizient zu vervielfältigen und gleichzeitig die Wirtszelle zu schwächen. Aber genug mit der Molekularbiologie, Mareike war ja in meine Praxis gekommen, um sich wegen ihrer Lippenbläschen Hilfe zu holen.
„Heißt das, ich werde dieses fiese Virus jetzt nie mehr los?“ Mareike war merklich geschockt. „Leider ja“, erwiderte ich, „aber keine Angst, gegen die nervigen Lippenbläschen lässt sich einiges unternehmen. In den meisten Fällen verschwinden sie nach ca. zwei Wochen von selbst, aber man kann da durchaus nachhelfen – sowohl mit schulmedizinischen als auch mit alternativen Mitteln.“ Künftig würde für sie natürlich das Verhindern eines erneuten Ausbruchs im Vordergrund stehen.
Wichtig sei es, so schärfte ich es meiner jungen Patientin ein, die Stelle im Lippenbereich nicht anzufassen oder gar aufzukratzen, um die Viren nicht auf andere Körperstellen (oder Menschen) zu übertragen. Eine Melissensalbe kann helfen, die Rötung und das Jucken zu lindern.
Lysin – unser bestes Pferd im Stall
Für den Akutfall, aber auch zur Vorbeugung empfahl ich Mareike die Aminosäure Lysin – den Gegenspieler der Aminosäure Arginin. Diese ist insbesondere für das Immunsystem wichtig, allerdings trägt Arginin auch zur Vermehrung der Herpesviren bei. Lysin bewirkt das Gegenteil und fördert zusätzlich die Wundheilung. Da es sich um eine essenzielle Aminosäure handelt, die nicht vom Körper selbst gebildet werden kann, muss sie allerdings mit der Nahrung aufgenommen werden.
Das fällt nicht schwer, ist Lysin doch in zahlreichen Lebensmitteln enthalten wie z. B. Eiern und Fisch (Ausnahme: Thunfisch), aber auch in Hüttenkäse, Tofu, Parmesan, Magerquark, Gouda, Kuhmilch sowie Hülsenfrüchten. Sie vermissen Fleisch? Besonders Muskelfleisch enthält viel Lysin.
Daneben gibt es Lysin aber auch in verschiedenen Lippencremes und Tabletten in der Apotheke. Achtung: Die Creme mit einem Wattestäbchen auftragen, damit über die Tube oder den Finger die Infektion nicht immer wieder aufflammt! Ich persönlich behandle meine Patient*innen mit Lysin aus einer sterilen Ampulle, das ich per Tupfer direkt auf die Stellen auftrage.
Gib dem Herpes keinen Zucker!
Es ist sonnenklar, dass ein Verzicht auf zuckerhaltige Produkte die beste Strategie darstellt, um die Immunabwehr zu stärken. Aus dem gleichen Grund ist auch ein Reduzieren des Bauchumfangs angezeigt, weil das viszerale Fett Entzündungsbotenstoffe bildet – die Immunabwehr würde geschwächt.
Nun ist das Bauchfett angesichts ihrer schlanken Taille nicht ihre „Baustelle“, aber grundsätzlich empfahl ich ihr auf eine entzündungshemmende Ernährung mit viel Gemüse, Eiweiß und guten Fetten umzustellen.
„Da geht sie hin, meine Liebe zu Apfeltaschen mit viel Zuckerguss“, seufzte Mareike, und ich musste unwillkürlich schmunzeln. „Dann könnten Sie aber auch gleich Fütterungszeiten für Ihre Herpesviren einführen“, erwiderte ich, denn auf Zucker stehen die ganz besonders.
Eine Ernährungsumstellung bei Herpes
Meiden sollte Mareike hingegen – vor allem in der Akutphase – argininreiche Lebensmittel wie z. B. Vollkornbrot, Schokolade oder Nüsse (auch hier schluchzte Mareike noch einmal theatralisch auf). Beim morgendlichen Müsli gelte es außerdem zu bedenken, dass Haferflocken und Weizenkeime ebenfalls viel Arginin enthalten.
Zum Thema Haferflocken habe ich ein separates Video erstellt. Schauen Sie doch mal rein:
„Gut, dass Sie das sagen“, unterbrach mich Mareike, „mit Haferflocken und Walnüssen starte ich nämlich normalerweise in den Tag!“ Ob es denn sonst noch Nahrungsmittel oder Nahrungsergänzungsmittel gebe, die ihr Immunsystem stärken würden, fragte sie.
Aber klar, die gibt es reichlich. Wie das Immunsystem überhaupt funktioniert und wie man es stärken kann, habe ich an dieser Stelle schon sehr ausführlich beschrieben, daher ersuchte ich sie, diesen Blog-Beitrag genau zu studieren:
Die wichtigsten Punkte sind definitiv ausreichend Schlaf und auf eine gesunde Ernährung umstellen! Und auch wenn es oftmals schwierig ist, besonders auch für Mareike als Studentin, sollte sie versuchen, das Stresslevel – so gut es geht – zu reduzieren. Damit täte sie ihrem Immunsystem schon mal etwas Gutes. Und wenn der Stress überhandnimmt? Dann sollte sie akut zu OMNi-BiOTiC® SR-9 greifen.
Dieses Multispezies-Probiotikum hat nach meinen Erfahrungen mit vielen Patient*innen eine ausgezeichnete Wirkung auf unser Nervensystem. Es scheint insbesondere den Vagus-Nerv zu unterstützen, unseren größten Ruhe-Nerv, der auch unser Darm-Hirn mit dem Kopf-Hirn verbindet.
Wie war das mit der Darm-Hirn Achse?
Das schien für Mareike sehr interessant zu sein, litt sie doch nach ihren eigenen Angaben auch immer mal wieder unter Reizdarm-ähnlichen Beschwerden.
Über den gereizten Darm habe ich mich hier bereits ausführlich ausgelassen:
Unterstützend wirken außerdem Vitamin C und D3, aber auch die Vitamin-B-Komplexe mit Folsäure, die speziell auch die Wundheilung fördern. Vor allem hält das Vitamin B12 die virusfördernde Wirkung von Arginin in Schacht! Zusätzlich kann auch Zink bei einem geschwächten Immunsystem nie schaden.
Mein persönlicher Geheimtipp ist OMNi-BiOTiC® PRO-Vi 5, das noch gar nicht lange auf dem Markt ist. Dieses Probiotikum verfolgt den innovativen Ansatz, mit Bakterien bzw. einem gesunden Mikrobiom gezielt gegen Viren vorzugehen. Dies kann durch Inaktivierung der Viren geschehen, so dass diese gar nicht erst die Schleimhäute erreichen und befallen können, aber auch durch das Blockieren von Viren-Rezeptoren.
Genaueres können Sie auch hier nachlesen:
Mein besonderer Tipp für Mareike: Nach der Aktivierung das Probiotikum länger im Mund behalten, die Lippen damit benetzen – und dann erst schlucken.
Noch ein Tipp
Um ihr Mikrobiom gezielt zu kräftigen, empfahl ich Mareike noch OMNi-LOGiC IMMUN, das den Darmbakterien Nahrung in Form von Ballaststoffen liefert, wodurch sich die Bakterien vermehren und so noch effektiver vor Eindringlingen schützen können. Zudem enthält es Vitamin B2 und B3, die die Schleimhaut unterstützen.
„In unserer Familie kursiert so eine Anekdote, dass mein Opa immer davor gewarnt haben soll, Butter durch Margarine zu ersetzen, weil das ,die Bläschenkrankheit’ auslösen würde. Aber jetzt, da ich selbst darunter leide, bin ich doch froh, ein paar handfeste Strategien dagegen zu haben.“
Mit diesen Worten verließ sie einigermaßen hoffnungsvoll meine Praxis und gelobte, ihre Ernährung umzustellen.
Ihnen aber wünsche ich, dass eventuell in Ihrem Körper vorhandene Herpes-Schläfer gar nicht erst wach werden!
Herzlich
Ihre
Dagmar Praßler
Herpes Ernährung umstellen
* Name geändert
Titelbild: © Kristina-Kokhanova / shutterstock
In meinen Blogs beschreibe ich Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Es handelt sich um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie einen Arzt oder Heilpraktiker aufsuchen. Bei meinen Blogs handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge. Neben den beschriebenen Produkten gibt es noch weitere von anderen Herstellern.