Vorweg: Ein echter „News-Blog“, der sich neuen Studien widmen würde, ist dies nicht, eher sommerlich leichte Kost, dafür aber eine amüsante Abwechslung in dieser wissenschaftsbetonten Reihe. Viel Spaß bei der Lektüre!
Völlig unabhängig von der Jahreszeit produzieren wir Menschen (wie jedes andere Wirbeltier auch) fröhlich Gase, die sich ihren Weg ins Freie suchen. Ein ganz normaler Vorgang, der freilich gewissen gesellschaftlichen Tabus unterliegt. Vorbei die Zeit, als Kunstfurzer die Jahrmarktbesucher mit ihrem Geschick erheitern durften, durch Modulation der Tonhöhe und Intensität ihrer Abwinde erkennbare Melodien entstehen zu lassen. Einer der erfolgreichsten trat damit sogar im Pariser Varieté Moulin Rouge auf!
Hamburger und Hamburg-Besucher hatten immerhin noch 1987 Gelegenheit, mal in den „Palast der Winde“ hineinzuriechen – eine Attraktion in André Hellers Vergnügungspark „Luna Luna“ – und Zeuge zu werden, wie diverse Vertreter dieses künstlerischen Genres bei der Ausübung ihres Talents ihr nacktes Gesäß präsentierten. Man zog es offenbar vor, inkognito zu pupsen – wie melodisch und gekonnt dies auch gewesen sein mag.
Damit wären wir auch schon beim heutigen Thema, denn kürzlich hat sich ein Kolumnist* im „Hamburger Abendblatt“ des anrüchigen Themas Flatulenz angenommen, und weil ich ziemlich sicher bin, dass Sie nicht in den Genuss dieser humorvollen Lektüre kommen konnten, möchte ich heute auszugsweise daraus zitieren:
„Etwa stündlich entfährt dem Normalmenschen ein Liter brennbarer Wind mit einem Maximaltempo von 11 km/h. Zügige Jogger können folglich der eigenen Abluft entfleuchen.“ Das sind doch schon mal wertvolle Informationen.
„Vorsicht ist geboten beim Metanieren an offenem Feuer.“
Hajo Schumacher
„Experten“, erläutert Schumacher, „unterscheiden Geruchs- und Lautstärkeklassen wie den Knatterer classico, das berüchtigte Horn von Mordor oder einen tückischen humiden Schleicher.“ Erst recht entwickle sich die olfaktorische Expertise in der Familie, denn „Eltern erkennen ihre Kinder am spezifischen Dunstaroma.“
Dass sich „mit der Tagesproduktion ein Kühlschrank für eine halbe Stunde betreiben“ ließe, mag Energiebewusste aufhorchen lassen – mich hat eher etwas Anderes interessiert: die gesellschaftliche Komponente. Und hier resümiert Schumacher: „Während der Yoga-Furz wegen seiner Häufigkeit gesellschaftlich akzeptiert ist, bleibt gezieltes Koffern in Richtung einer Ordnungshüterin strafbar“, und er belegt dies anhand einer saftigen Geldbuße gegen einen Berliner Delinquenten.
Aufgemerkt: Es gibt eine „Stufentheorie, die die Stadien einer Partnerschaft auf Flatulenzbasis erklärt“. Die gebe ich hier 1:1 wieder:
„Beim ersten Date herrscht noch Stille, am Ende der Flitterwochen sind bereits erste leise Töne zu vernehmen, begleitet von vorwurfsvollen Blicken. Auf Stufe drei fallen die Hemmungen, man entschuldigt sich aber immerhin, was auf Stufe vier dann ausbleibt. Stufe fünf zeichnet vertraute Paare aus, die sich ohne Scheu entlasten. Wahre Nähe ist schließlich erreicht, wenn man herzhaft gemeinsam windet und schallend drüber lacht.“
Ich empfand diese Kolumne als befreiend komisch, auch wenn oder gerade weil ich normalerweise mit gravierenderen Darmproblemen meiner Patienten konfrontiert bin. Unangenehme Blähungen gehören häufig dazu. Denn, so amüsant diese Betrachtungen auf der Erscheinungsebene auch sein mögen, in vielen Fällen deutet eine ausgeprägte Gasansammlung im Magen-Darmtrakt (man spricht dann auch von Meteorismus) auf unschöne Ursachen hin – von Nahrungsmittelunverträglichkeiten bis zu einer manifesten Fehlbesiedelung.
Was sich dagegen tun lässt und warum die Art der Ernährung dabei eine zentrale Rolle spielt, habe ich hier schon einmal beschrieben:
Darin singe ich natürlich auch wieder das Hohelied der Ballaststoffe, die für unsere Darmgesundheit einfach unersetzlich sind. Damit lässt sich nicht nur aktiv der Divertikelbildung vorbeugen, sondern auch ganz allgemein die Darmmikrobiota ins Gleichgewicht bringen! Wobei Bakterien dazu neigen, ihrer Freude über dieses Futter windreich Ausdruck zu verleihen … sei’s drum.
Jetzt wünsche ich Ihnen ein entkrampftes Verhältnis zur eigenen Gasproduktion und einen genussvollen Sommer!
Herzlich, Ihre
Dagmar Praßler
* Alle wörtlichen Zitate entstammen einer Kolumne von Hajo Schumacher im Hamburger Abendblatt vom 4. August 2024. © Hajo Schumacher
Flatulenz Ursache
In meinem Blog beschreibe ich regelmäßig Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Neben den von mir beschriebenen Produkten gibt es fast immer auch weitere von anderen Herstellern.
Es handelt sich in den Beschreibungen um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie grundsätzlich ärztlichen Rat oder den einer Heilpraktikerin / eines Heilpraktikers einholen.
Im Wechsel zu den Berichten aus der Praxis widme ich mich hier aber auch (unter dem Rubrum „News“) aktuellen Studien, die ich für erwähnenswert halte oder einen direkten Bezug zum Mikrobiom haben. Auch hier handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge.