Es sind bestürzende Zahlen, die den global vorhandenen Trend belegen, dass immer mehr Menschen unter Übergewicht leiden. Doch wann spricht man von Übergewicht, wann von Adipositas? Und kann der Darm etwas für die Fettpolster?
Weltweit sind bereits mehr als eine Milliarde Menschen von Adipositas, also starkem Übergewicht, betroffen. Schätzungen aus der Vergangenheit haben damit gerechnet, dass wir diese Hürde „erst“ 2030 erreichen würden. Und dieser Trend scheint ungebrochen!
Auch wenn sich Deutschland im weltweiten Vergleich noch ganz gut schlagen mag mit „nur“ 23% adipösen Männern (Platz 80) und 19% adipösen Frauen (Platz 137), ist das noch lange kein Grund zur Entwarnung, beziehen sich diese Zahlen doch auf einen Body-Mass-Index (BMI), der erst bei 30 beginnt, also Adipositas Grad I.
Aber: In der Medizin spricht man bereits bei einem BMI von 25 von Übergewicht, und das betrifft deutlich mehr Menschen. Nimmt man Übergewicht noch in die Aufstellung mit auf, weisen also in Deutschland 54% der Bevölkerung einen zu hohen BMI auf. Und um das Thema Übergewicht soll es in diesem Blog gehen.
Der Body-Mass-Index berechnet sich aus dem Körpergewicht in Kilogramm, geteilt durch die Körpergröße in Metern zum Quadrat. Allerdings zählt für die Berechnung des BMI allein das Körpergewicht – egal ob man viel Muskelmasse hat oder ob das Mehrgewicht tatsächlich Fett ist. So kann eine trainierte Person auch schnell in einen höheren BMI-Bereich rutschen, ohne dass es einen kritischen Wert belegen würde.
Um dem eigenen Fett auf die Spur zu kommen, ist eine zusätzliche Hautfaltenmessung mit einem Caliper ratsam.
Viele, wenn nicht die meisten meiner Patient:innen sind übergewichtig, daher spielte es in meinem Praxisalltag fast immer eine Rolle. Auch wenn die wenigsten nur deswegen zu mir kamen, halte ich es für unverzichtbar, Krankheiten ganzheitlich zu betrachten, und dabei ist das Gewicht definitiv auch ein wichtiger Faktor.
Erst kürzlich traf ich beim Einkaufen zufällig eine ehemalige Patientin (Margret*, 52), die mich vor vielen Jahren wegen einer Nahrungsmittelunverträglichkeit aufgesucht hatte, und wir beschlossen spontan, noch gemeinsam einen Kaffee zu trinken. Die Frage nach ihrem Befinden beantwortete sie kurz und knapp mit einem „eigentlich ganz gut“, aber als ich etwas insistierte, klagte sie über ihre Gewichtszunahme, und schnell rankte sich das Gespräch um Übergewicht und die Ursachen.
Nun ging ich zwar in dem Gespräch nicht so ins Detail wie hier, aber was mir immer wieder auffällt, ist das Phänomen, dass viele Menschen, wenn von Übergewicht die Rede ist, dies schnell mit Diabetes assoziieren. Jedenfalls fühlte ich mich durch dieses zufällige Treffen animiert, meinen Blog zu nutzen, um mit einigen Vorurteilen und Irrtümern aufzuräumen.
Die oben erwähnte Assoziation ist auch nicht ganz falsch, weil die Entwicklung eines Diabetes Typ-2 von Übergewicht bzw. Adipositas stark gefördert wird. Tatsächlich hängt es auch mit der Insulinresistenz zusammen, die sich nach langen Jahren des Übergewichts bei vielen Menschen einstellt. Im Übrigen lässt die Insulinsensitivität an den Körperzellen bereits bei einem BMI von 25 nach!
Dann wird nämlich immer mehr Insulin benötigt, damit der Körper die Glukose in die Zellen aufnehmen kann, weil die Insulinrezeptoren immer schlechter reagieren, und irgendwann kommt die Bauchspeicheldrüse nicht mehr hinterher.
Der viel seltenere Typ-1 Diabetes wiederum ist eine Autoimmunerkrankung und manifestiert sich meist schon im Kindes- oder jungen Erwachsenenalter. Typ-1 Diabetiker:innen sind sogar meistens schlank oder sogar übergewichtig. Man sieht also, dass sich in aller Regel das Übergewicht zuerst manifestiert, woraus sich dann Diabetes und/oder verschiedene andere Erkrankungen entwickeln. Deshalb ist es auch so eminent wichtig, einem möglichst gesunden Lebensstil zu folgen!
Zum Thema Diabetes Typ-1 und 2 habe ich mich bereits mehrfach ausgelassen:
Die Frage nach der Henne und dem Ei
Ganz wichtig bei der Anamnese ist also die Frage, was zuerst da war – die Erkrankung oder das Übergewicht? Es führt schließlich zu nichts, wenn man alle übergewichtigen Menschen über einen Kamm schert. So wirken sich z. B. Erkrankungen des Hormonhaushalts leicht auf das Gewicht aus, eine Schilddrüsenunterfunktion kann also zu Übergewicht führen.
Dies gilt auch für Erkrankungen mit erhöhten Cortisonspiegeln wie dem Cushing-Syndrom bzw. für die Einnahme von Cortison über einen längeren Zeitraum. Auch bei Stress wird Cortison ausgeschüttet – was die Konsequenz ist, können Sie sich sicher denken. Andere Medikamente, die als Nebenwirkung eine Gewichtszunahme haben können, sind u. a. Antidepressiva oder Neuroleptika, also Medikamente, die etwa bei Epilepsie eingesetzt werden.
Und natürlich steigt auch mit zunehmendem Alter die Wahrscheinlichkeit der Gewichtszunahme. So verändert sich ab dem 30. Lebensjahr das Verhältnis der Muskel- und Fettmasse zugunsten des Fettanteils, und bereits ab dem 40. Lebensjahr nimmt der Kalorienverbrauch nach und nach ab. Gemeint ist vor allem der Grundumsatz, also der Energieverbrauch, wenn wir schlafen und der Körper alle wichtigen Prozesse wie Herzschlag und Atmung aufrechterhalten muss.
Besonders ins Gewicht fällt es, wenn wir nachts zum Kühlschrank schleichen.
Sie fühlen sich ertappt? Dann schauen Sie mal hier:
Warum nehmen einige zu und andere nicht?
Ich habe noch den Stoßseufzer von Margret im Ohr, die sich über die „Ungerechtigkeit“ beklagte, dass „so viele Menschen, die sich gesund ernähren und Sport machen und trotzdem mit ihrem Gewicht hadern, während andere essen können, was sie wollen und kein Gramm zunehmen“.
So denken sicher viele, und die Frage ist: Woran liegt das? Zweifellos spielt die Genetik eine große Rolle: Sind Babys bei der Geburt schon schwer, steigt das Risiko, im weiteren Lebensverlauf übergewichtig zu werden.
Eine Mutation im FTO-Gen (Fat mass and obesity-associated gene) kann z. B. darüber entscheiden, ob ein Mensch eher dazu tendiert, Kalorien als Fett zu speichern oder sie zu verbrennen. Auch das Hunger-/Sättigungsgefühl kann durch die Genetik beeinflusst werden. Die oben erwähnte Insulinsensitivität bestimmt auch mit, wie schnell und wo sich Fett bildet. Besonders eine hohe Insulinsensitivität im Gehirn korreliert mit einem geringeren Anteil an Bauchfett.
Leider sind dies Faktoren, auf die wir kaum bzw. keinen Einfluss nehmen können. Es hilft uns bei der Lösung des Problems nicht weiter. Also muss ich an dieser Stelle auf das Mikrobiom zu sprechen kommen:
In Studien hat sich gezeigt, dass sich die Darmmikrobiota von normal- und übergewichtigen Menschen stark unterscheidet. Eine Dysbalance der Bakterienstämme zugunsten von Bakterien der Familie Firmicutes ist charakteristisch für übergewichtige Menschen. Personen mit Normalgewicht haben eher ein Mikrobiom mit ausgeglichener Bakterienvielfalt und einem Überwiegen von Bacteroidetes.
Die Firmicutes-Bakterien bewirken, dass Kohlenhydrate, also Zucker, deutlich besser im Körper aufgenommen werden können. Und je mehr Kohlenhydrate man zu sich nimmt, umso mehr vermehren sich die Firmicutes. Ein Teufelskreis! Bacteroidetes hingegen transportieren Kohlenhydrate mit dem Stuhl aus unserem Körper.
Grundsätzlich gilt, dass eine größere Diversität des Darmmikrobioms von Vorteil ist, da sich die Bakterienarten so gegenseitig eindämmen und keine Art überhandnehmen kann.
Über das Problem mit dem Gewicht habe ich dieses Video veröffentlicht:
Die „Schluckimpfung“ von Mutter Natur
Die Vielfalt der Bakterienstämme, die unseren Körper bewohnen, wird uns allerdings schon in die Wiege gelegt. Ausschlaggebend ist dabei, ob eine natürliche Geburt oder ein Kaiserschnitt stattgefunden hat. Bei der Geburt auf natürlichem Wege findet die Übertragung des mütterlichen Mikrobioms auf das Kind bei Durchtritt durch den Geburtskanal statt, was bei einem Kaiserschnitt natürlich entfällt. Ich spreche in diesem Kontext gern von einer „Schluckimpfung“, einer Initialzündung quasi für die Besiedelung des kindlichen Darms.
Zwar werden heute manchmal die Lippen der Babys mit einem Probiotikum bestrichen, aber wenn so ein Kaiserschnitt-Baby dann noch eine Antibiotika-Therapie erdulden muss, ist der Weg für eine Dysbiose vorgezeichnet. Denn Antibiotika haben zum Ziel, Bakterien abzutöten, unterscheiden dabei aber nicht zwischen „guten“ und „schlechten“ Bakterien und stürzen sich auf alles, was in ihren Wirkbereich fällt.
Daher können besonders Antibiotikagaben bei Neugeborenen darüber entscheiden, ob diese als Erwachsene übergewichtig werden oder nicht, weil das ganze „System“ in diesem zarten Alter noch sehr vulnerabel ist.
Auch bei der Frage, warum radikale Diäten nur selten das erwünschte Ergebnis bringen, hilft es, das Mikrobiom mit einzubeziehen. So gibt es Nachweise, dass eine stark kalorienreduzierte Ernährung die Zusammensetzung des Darmmikrobioms verändert! Und nicht nur das:
Bestimmte Keime haben es dadurch leichter, sich zu verbreiten – unter anderem der Krankenhauskeim Clostridioides difficile, der für böse Durchfälle im Rahmen von Krankenhausaufenthalten berüchtigt ist. Den möchte wohl niemand in größerer Menge in sich tragen, aber Fakt ist: Diese Bakterien beeinflussen die Nahrungsaufnahme im Darm und damit unseren Energiehaushalt.
Hier haben wir aber nun endlich einen Ansatz, der uns bei der Gewichtsabnahme helfen kann. Natürlich spielen eine gesunde Ernährung, viel Bewegung und die Vermeidung von Stress (!) eine maßgebliche Rolle, aber ohne ein gut funktionierendes Darmmikrobiom ist alles vergeblich.
„Wir müssen unser Darmmikrobiom so umstellen, dass es nicht mehr gegen uns, sondern mit uns arbeitet.“
Und um das zu erreichen, muss das richtige Verhältnis der Bakterienstämme wiederhergestellt werden. Bacteroidetes etwa ernähren sich am liebsten von Ballaststoffen. Besonders Pektin, das z. B. in Äpfeln vorkommt, ist sehr beliebt, aber auch Lauch, Hülsenfrüchte oder Chicoree tragen dazu bei, dass sich Bacteroidetes vermehren können. Darüberhinaus bewirken Ballaststoffe auch ein stärkeres Sättigungsgefühl und fördern die Darmpassage der Nahrung, was gleichzeitig einen positiven Effekt für die Figur hat!
Die einfachste Möglichkeit, das Darmmikrobiom wieder „auf die richtige Spur“ zu bringen, ist für mich nach wie vor das OMNi-LOGiC® Apfelpektin. Es macht satt – und fördert das Wachstum der Bacteroidetes, während die „Kalorienbringer“ Firmicutes zurückgedrängt werden.
Wer der Darmmikrobiota noch mehr auf die Sprünge helfen will, kann OMNi-BiOTiC® metabolic in seinen Alltag integrieren. Dieses Probiotikum ist in der Lage, ein gestörtes Verhältnis von Bacteroidetes- zu Firmicutes-Bakterien zu regulieren. Allerdings braucht dies seine Zeit. Nach neun Monaten hat sich das Mikrobiom so verändert, dass die „Kalorienvernichter“ überwiegen. Tja, neun Monate gehen schnell vorbei, und am Ende kommt etwas dabei heraus, was Hand und Fuß hat 😊
Und wenn mich mal der Heißhunger überkommt, greife ich zu Caricol® Gastro. Dieses Naturprodukt aus Bio-Papaya und Bio-Hafer schmeckt richtig gut und stillt effektiv den Süßhunger. Nicht zu vergessen: Insbesondere Bitterstoffe können helfen, den Appetit zu zügeln.
Fakt ist aber auch, dass wir mit „zunehmendem Alter“ weniger und anders essen sollten. Und damit meine ich alle Personen ab ca. 40 Jahren. Mehr Bewegung wäre jetzt auch gut. Aber: Wer macht das?? Wenn wir jenseits dieser Altersgrenze genauso weiteressen wie vorher und unser Bewegungsprofil nicht verbessern, nehmen wir jährlich rund 2 kg zu. Was das mit 60 Jahren bedeutet, kann man sich leicht ausrechnen.
Im Übrigen beginnt sich auch unser Darmmikrobiom jenseits von 40 Jahren zu verändern. Potenziell pathogene Keime wie Clostridioides nehmen zu, wichtige regulierende Stämme wie Bifidobakterien nehmen ab.
Sie sehen also: Übergewicht hat viele Ursachen, aber zur Gewichtsreduzierung braucht es nur eine ganz wesentliche Voraussetzung: die optimale bakterielle Zusammensetzung in unserem Darm! Ein Hoch auf Prä- und Probiotika.
In diesem Sinne grüßt Sie herzlich
Ihre
Dagmar Praßler
* Name geändert
Übergewicht Einfluss Mikrobiom
In meinem Blog beschreibe ich regelmäßig Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Neben den von mir beschriebenen Produkten gibt es fast immer auch weitere von anderen Herstellern.
Es handelt sich in den Beschreibungen um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie grundsätzlich ärztlichen Rat oder den einer Heilpraktikerin / eines Heilpraktikers einholen.
Im Wechsel zu den Berichten aus der Praxis widme ich mich hier aber auch (unter dem Rubrum „News“) aktuellen Studien, die ich für erwähnenswert halte oder einen direkten Bezug zum Mikrobiom haben. Auch hier handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge.