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Felix (12) leidet seit seiner Geburt an Neurodermitis-Schüben. Lange Zeit war Ruhe, dann kamen die stark juckenden, roten Flecken mit Papeln zurück. Was war passiert?
Vor einigen Tagen rief mich Debby Schmitzke* in der Praxis an – sie hatte gerade ihren Hund Mister Hyde erfolgreich mit Probiotika behandelt und sich nun in den Kopf gesetzt, nach und nach alle Mitglieder ihrer „darmgestörten“ Familie probiotisch therapieren zu lassen. Keine schlechte Idee, aber mit dieser Dramatik hatte ich nicht gerechnet: Ihr kleiner Bruder Felix* (12), der Allergiker in der Familie, leidet seit seiner Geburt an Neurodermitis-Schüben.
Seit zwei Jahren schien es besser zu werden, die Schübe wurden seltener, auch sein Heuschnupfen und allergisches Asthma traten nur noch selten auf. Fast schien es, als seien die Allergien überwunden. Und nun das: Gleich zu Beginn des Jahres kamen die stark juckenden, roten Flecken mit Papeln zurück, vor allem in den Kniekehlen, Armbeugen und auch im Gesicht, hier besonders an den unteren Augenlidern.
Über das Thema „Atemwegssysmptome“ berichte ich auch an dieser Stelle:
Versaute Party
Felix, ein aufgeweckter, schmächtiger Junge, durch seine Schwester in meine Praxis „verschleppt“, erzählte von einer heftigen Erkältung zum Jahresende, die ihm die familiäre Silvester-Party „völlig versaut“ habe. Statt zu böllern, lag er mit Fieber und Husten im Bett. Der Kinderarzt hatte ihm vorsichtshalber ein Antibiotikum aufgeschrieben. Da das Fieber nicht nachließ, hatte Felix es einnehmen müssen.
Nach drei Tagen ging das Fieber zurück, doch dann kamen die ersten, furchtbar juckenden Papeln zum Vorschein. Felix war natürlich am Boden zerstört, dieses Stimmungstief hat seine Erkrankung noch verschlimmert – Haut und Psyche hängen bekanntlich eng zusammen! Das betrifft insbesondere die Neuro(Nerven) –Dermatitis (Hautentzündung).
Die Medizin beschäftigt sich schon länger mit der Neuro-Immunologie, den Wechselwirkungen zwischen Nervensystem und Immunsystem. Noch sind die Zusammenhänge nicht vollends geklärt. Wenn wir jedoch bedenken, dass die größte immunologische Leistung des Körpers im Darm vollbracht wird und sich hier auch ein Großteil des Nervensystems befindet, werden die Zusammenhänge deutlich.
Die neue Lehrerin war ein „englisch spuckender Drache“
Forscher zeigten in ihren Untersuchungen, dass sich bei Neurodermitikern unter akutem Stress sowohl die Zahl der weißen Blutkörperchen (Lymphozyten) als auch die der Immunbotenstoffe (Zytokine), die für die Entzündungen bei dieser Hauterkrankung wesentlich verantwortlich sind, stark erhöhte.
Wie ich erfuhr, gab es in der Schule nach den Sommerferien für Felix großen Kummer, weil seine geliebte Englisch-Lehrerin krankheitsbedingt den Beruf aufgeben musste und die neue „ein englisch spuckender Drache“ sei. Die guten Noten waren passé, Felix versuchte mit viel Fantasie, die Englischstunden zu schwänzen.
Natürlich kam das raus, und der Ärger war komplett. Seinen Kummer hat er mit viel Nascherei zu vergessen versucht, wohl wissend, dass er als „Allergiker“ besonders auf seine Ernährung achten muss. Meiden sollte er insbesondere Zucker (Süßwaren können den Blutspiegel von Entzündungsmarkern steigern), Kuhmilch und -Produkte, Schweinefleisch, Fisch, Möhren, Paprika, Sellerie, Tomaten, Soja und Zitrusfrüchte. Das fiel ihm auch nicht schwer, aber seine geliebten Erdnüsse, Kekse und die Nuss-Schokolade mussten sein. Heimlich, selbstverständlich. Der Kummer aber blieb.
Welche Lebensmittel glücklich machen, lesen Sie hier:
Die Haut – ein Spiegel der Seele
Die Haut wird im Volksmund oft als „Spiegel der Seele“ bezeichnet. Auch viele Redewendungen, die uns allen geläufig sind – z. B. „das ging mir unter die Haut“, „das juckt mich nicht“ oder „das ist zum aus der Haut fahren“ – weisen auf die enge Verbindung von Haut und Psyche hin. Die Haut kann Gefühle darstellen. Dazu bedient sie sich einer eigenen Sprache. So löst beispielsweise Furcht eine „Gänsehaut“ aus.
Ähnlich verhält es sich mit dem Darm! Das Immunsystem des Darms ist unser größtes Abwehrsystem. Rund 80% der Immunzellen liegen in der Darmschleimhaut. Hier spielt der Dünndarm die entscheidende Rolle, mit 200 qm locker 100 mal so groß wie die Haut. Über den Dünndarm gelangen die meisten Antigene (Schadstoffe und Allergieauslöser) in den Körper, deshalb sitzen hier auch die meisten Immunzellen. Die Hauptakteure sind die weißen Blutkörperchen (Leukozyten). Diese sind mobil und nehmen ihre Aufgaben in verschiedenen Körpermilieus wahr. So auch in der Haut als „Langerhans-Zellen“.
Wächter-Zellen – immer auf der Hut
„Langer Hans“? Plötzlich zeigte Felix, der meinen Ausführungen gelangweilt zugehört hatte, Interesse. Er schaute ungläubig auf seine gerötete Haut, und ich lieferte die Erklärung nach:
Diese Zellen wurden nach ihrem Entdecker Paul Langerhans genannt, ein deutscher Pathologe, der auch die „Langerhans-Inseln“ in der Bauchspeicheldrüse entdeckte. Felix war ziemlich perplex, dass er nun auch noch Inseln im Bauch haben sollte. Dass diese seinen Zuckerstoffwechsel regulieren, hörte er schon gar nicht mehr. Stattdessen hakte er nach:
„Was machen denn nun diese Hans-Zellen?“ Felix war das Ganze immer noch nicht geheuer, aber ihm gefiel die Vorstellung, dass es sich um Wächter-Zellen handelt, die verhindern, dass schädliche Stoffe (Antigene) in die Haut eindringen können.
Mastzellen setzen Botenstoffe wie das Histamin frei, das die Haut anschwellen lässt und den Juckreiz auslöst.
Diese gehören zu den „professionellen“ Antigen-präsentierenden Zellen des Immunsystems. Sie sind also Wächter-Zellen, die verhindern, dass schädliche Stoffe (Antigene) in die Haut eindringen können. Sie binden diese und präsentieren sie den anderen Zellen des Immunsystems.
Diese setzen Botenstoffe frei, um weitere Immunzellen anzulocken und diese zu aktivieren. Dazu gehören auch die Mastzellen, die nun den Entzündungsstoff Histamin ausschütten. Histamin lässt die Haut anschwellen und produziert den Juckreiz. So weit der normale Verlauf.
Der Irrtum
Bei einer Neurodermitis handelt es sich um eine Störung des Immunsystems. Hier richtet sich die Abwehrreaktion gegen harmlose Fremdstoffe, die irrtümlich als gefährlich eingestuft werden, wie zum Beispiel Waschmittel, Wolle, Farbstoffe und bestimmte Nahrungsmittel, hier vor allem solche, die viel tierisches Eiweiß, Zucker und Histamin enthalten. Ursache ist häufig eine Fehlbesiedelung des Darms und eine Überaktivität des dortigen Immunsystems, das sich bei Neurodermitikern auf der Haut zeigt. Insbesondere Kaiserschnitt-Kinder oder solche mit allergischen Müttern können eine Neurodermitis entwickeln, häufig schon als Säugling.
Neurodermitis ist nicht heilbar. Medikamente – insbesondere Antibiotika mit ihrer Darmbakterien vernichtenden Wirkung –, das Klima (Kälte!), Stress und Kummer können Schübe auslösen.
Die gute Nachricht: Wenn sich in der Pubertät die Hormone verändern, verabschiedet sich häufig die Neurodermitis.
In Debbys und Felix’ Familie hat die Großmutter Neurodermitis, die Mutter einen Reizdarm und mehrere Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten. Felix kam zwar per vaginale Geburt auf die Welt, konnte aber nicht gestillt werden, da die Mutter lange unter einer Mastitis (Brustentzündung) litt. Die Schwangerschaft war schwierig, erinnert sich Debby, die Mutter war häufig wegen Komplikationen im Krankenhaus. Felix kam dann im achten Monat zu früh zur Welt.
Die Sache mit dem Bären
„Er war von Anfang an ein zartes Persönchen und hat viel geschrien, wohl weil ihm der Bauch wehtat“. Felix findet Debbys Ausführungen zwar „richtig blöd“ und verdreht die Augen, aber mir half es bei der Festlegung der Therapie: Er bekam von mir das Multispezies-Probiotikum OMNi-BiOTiC® PANDAverschrieben.
Mit Panda-Bären hat das Mittel nichts zu tun; die Abkürzung steht für „Probiotics AND Allergies“. OMNi-BiOTiC® PANDA wurde in großen Studien in Kinderkliniken auf seine Wirksamkeit auf Allergien und Überempfindlichkeiten untersucht. Mit verblüffenden Ergebnissen. Immerhin kam es zu 80% weniger Allergien bei den Neugeborenen, wenn die Mütter in den letzten zwei Schwangerschaftsmonaten und die Neugeborenen von Geburt an OMNi-BiOTiC® PANDA einnahmen. Ich hätte mir solche Möglichkeiten während meiner Zeit als Kinderkrankenschwester auf der Säuglingsstation gewünscht.
Back to the roots
Heute gebe ich das Multispezies-Probiotikum mit dem niedlichen Panda-Bären auf der Packung sogar Erwachsenen mit einem empfindlichen Immun- und Nervensystem, die mit allen Sinnesorganen (zu denen die Haut ja gehört) auf Umweltreize reagieren. Der Gedanke dabei ist, „back to the roots“ (zurück zu den Wurzeln) zu gehen und hier noch einmal den richtigen Impuls zu geben, der häufig fehlte. Dies kann eine Homöostase (das Gleichgewicht aller Körperfunktionen) bewirken.
Felix habe ich zu Beginn für vier Wochen ein Sachet am Tag, dann für sechs Monate zwei pro Tag verordnet. Dazu für vier Wochen Viola tricolor Urtinktur (Stiefmütterchen) von Ceres (2 x tgl. 3 Tropfen in etwas Wasser).
Zum Eincremen Dermaveel® von Heel mit dem Hauptwirkstoff Ectoin.
Ectoin wirkt als Zellschutzmolekül, indem es schützende Wasserschichten bildet und so die Zellmembran der Haut stabilisiert. Es unterstützt die Wiederherstellung und den Schutz der Hautbarriere und reduziert die akuten Symptome wie Juckreiz, Trockenheit und Rötung. Gut zu wissen: Dermaveel® enthält kein Kortison.
Felix weiß, dass er wieder stärker auf seine Ernährung achten und seine Haut regelmäßig eincremen muss. Und seine Schwester fasste spontan den Entschluss, ihm einen Panda-Bären aus (allergiefreiem) Stoff zu besorgen – als Seelentröster gegen „englisch spuckende Drachen“ und sonstige Nervensägen der Umwelt. Dann kann ja nichts mehr schiefgehen.
Ich wünsche Ihnen eine drachenfreie Zeit und hoffe, Ihnen geht nichts so schnell unter die Haut.
Ihre
Dagmar Praßler
*Alle Namen geändert
In meinen Blogs beschreibe ich Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Es handelt sich um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie einen Arzt oder Heilpraktiker aufsuchen. Bei meinen Blogs handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge. Neben den beschriebenen Produkten gibt es noch weitere von anderen Herstellern.