Mein Credo für eine gesunde Ernährung mag Ihnen schon aus den Ohren herauskommen, aber hier kommt der überzeugende Beweis, dass Sie damit nicht nur Ihrem Darm, sondern ganz besonders auch Ihren Nieren etwas Gutes tun – von Ihrem Herzen und den Gefäßen gar nicht zu reden.
Erst kürzlich schrieb ich über einen Patienten mit einem chronischen Nierenleiden (CKD: Chronic Kidney Disease), und ich nutzte die Gelegenheit, die Aufgaben dieses so wichtigen Organs näher zu beleuchten. In der Therapie legte ich aus gutem Grund großes Gewicht auf eine ballaststoffreiche Ernährung:
Mit Ballaststoffen ernähren wir unsere Darmbakterien, die ihrerseits gesundheitsfördernde Substanzen wie Butyrat, Propoinsäure und Acetat bilden. Ballaststoffe erhöhen das Stuhlgewicht, fördern also die Verdauung und Entgiftung.
Jetzt stieß ich auf einen Artikel 1, der über eine aktuelle Studie berichtet und dabei explizit auf die Bedeutung einer gesunden Ernährung bei chronischen Nierenerkrankungen verweist, denn: „Offensichtlich hat die Ernährung einen hohen Einfluss auf die Nierengesundheit.“
Wie wichtig es ist, gerade in Corona-Zeiten unsere Nieren gut zu versorgen, zeigt die Tatsache, dass bei SARS-CoV-2-Patient:innen ein Nierenversagen nach der Lunge das zweithäufigste Organversagen darstellt!
Studien zeigen, was die Nieren besonders goutieren
Es handelt sich hier nicht etwa um eine Einzelstudie, sondern um eine Metaanalyse, die auf „18 Studien mit insgesamt mehr als 600.000 Menschen“ blickt. Ein enormer Datenschatz also, der auch zeitlich validiert ist: Die Probanden wurden „im Durchschnitt über 10 Jahre nachbeobachtet“. Zudem verweist Professor Jan C. Galle von der DGfN (Deutsche Gesellschaft für Nephrologie) auf weitere Studien, die alle in die gleiche Richtung weisen, nämlich:
„(…) dass eine pflanzenbetonte Kost verschiedene Risikofaktoren der CKD-Progression (chronischen Nierenleiden) verbessert. Dazu gehören Bluthochdruck, urämische Toxine, Inflammation, oxidativer Stress und die Phosphatspiegel im Blut. Insofern denken wir, dass eine gesunde Ernährung nicht nur Herz und Gefäße, sondern auch die Nieren schützt.“
Unter einer gesunden Ernährung versteht man „die mediterrane Diät oder die sogenannte DASH-Diät (bei Bluthochdruck empfohlen, Anm. DP), beide beinhalten eine obst-, gemüse- und vollkornbetonte Kost mit wenig Fleisch, Salz oder Zucker.“
30% weniger Neuerkrankungen!
Nun ist eine entsprechende Diät allein keine Garantie für gesunde Nieren, aber in einer weiteren hier zitierten Studie wurde „das nierenschützende Potenzial einer gesunden Ernährung sogar mit einer um 30% geringeren CKD-Inzidenz verbunden.“
Das ist doch schon mal eine Ansage für all jene, die sich ernsthaft Gedanken machen, wie sie ihre Nieren schonen können, und zwar bevor es – meistens in der zweiten Lebenshälfte – zu einer chronischen Nierenerkrankung kommt. Denn wenn erst von einer Nierenersatztherapie die Rede ist, ob Transplantation oder Dialyse (Blutwäsche), geht es mit der Lebensqualität rapide bergab.
„Dialysepatienten müssen dreimal pro Woche vier Stunden lang dialysiert werden.“
Dr. Bettina Albers
Deshalb empfiehlt die DGfN-Kampagne „Geben Sie Acht auf Ihre Nieren“, unbedingt jeden dieser Tipps gleichermaßen ernstzunehmen:
Von führenden Nephrologen dringend empfohlen:
- Halten Sie sich fit und aktiv
- Kontrollieren Sie Ihren Blutzucker
- Messen Sie Ihren Blutdruck
- Ernähren Sie sich gesund und halten Sie Ihr Gewicht im Normalbereich
- Trinken Sie ausreichend
- Hören Sie mit dem Rauchen auf
- Nehmen Sie frei verkäufliche Schmerzmittel nicht über einen längeren Zeitraum ein
- Lassen Sie jährlich Ihre Nierenfunktion vom Hausarzt überprüfen, wenn Sie unter Diabetes, Bluthochdruck oder Übergewicht leiden
Ein Plädoyer für Früherkennung
Daneben, so wird in diesem Kontext betont, „ist auch die Früherkennung von Bedeutung“. Der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie geht es darum, insgesamt „eine stärkere Sensibilisierung der Bevölkerung für Nierenkrankheit und eine bessere Versorgung von Nierenpatienten“ zu erreichen.
Diese Sensibilisierung ist schon deswegen zu begrüßen, weil chronische Nierenerkrankungen (CKD) und kardiovaskuläre Erkrankungen (CVD) häufig zusammen auftreten. Sie teilen sich nämlich viele Risikofaktoren – gerade auch jene „Lifestyle“-Faktoren, die unsere Ernährung betreffen.
Über die Gefahren des Bluthochdrucks – besonders, wenn er nicht behandelt wird – habe ich hier bereits berichtet:
Also, tun Sie sich und Ihren Nieren etwas Gutes und schrauben Sie bei Ihrer Diät den Anteil an tierischen Proteinen und Fetten zugunsten möglichst vieler Ballaststoffe herunter! So eine „mediterrane Diät“ stellt den besten Schutz vor CKD und CVD dar, weil sie Ihr Darmmikrobiom stärkt.
Ballaststoffe können noch mehr!
So ganz nebenbei hilft eine ballaststoffreiche Ernährung auch bei der Gewichtskontrolle.
Ballaststoffe machen schnell satt, verdicken den Speisebrei und zögern so die Entleerung des Magens hinaus. Der Blutzucker steigt nach dem Essen langsamer an und sinkt auch langsamer ab. Ballaststoffe sorgen also für einen stabilen Blutzuckerverlauf.
Es läuft halt immer wieder auf das gleiche hinaus: Wenn Sie Ihre freundlichen Darmbakterien kontinuierlich mit gesunden Speisen verwöhnen, werden sie es Ihnen tausendfach, ach, was sage ich, millionenfach danken!
Herzlich, Ihre
Dagmar Praßler
1 Alle Zitate entstammen einem Artikel von Dr. Bettina Albers auf der Plattform derDeutschen Gesellschaft für Nephrologie; Quelle: https://idw-online.de/de/news725113