Die Aussicht, viele Jahre auf eine Spenderniere warten zu müssen, ist schon niederschmetternd genug für die Betroffenen. Und selbst wenn sich im günstigsten Fall ein Spenderorgan findet, bleibt die Angst vor einer Abstoßung … wovon mein Patient ein Lied mit vielen Strophen singen kann.
„Was ich in den letzten beiden Jahren durchgemacht habe, wünsche ich meinem ärgsten Feind nicht.“ Mit diesen Worten umriss mein Patient Bodo* (55) seine Leidensgeschichte, die stellvertretend für Tausende steht, deren Nieren irgendwann die Funktion einzustellen drohen.
Angefangen hatte es mit einer Entzündung seiner Nieren, in deren Folge sich ein Organversagen entwickelte, das ihn zur Dialyse zwang. Dass er ein Kandidat für eine Nierentransplantation war, wollte er anfangs nicht wahrhaben („Ich bin doch eigentlich noch viel zu jung dafür“), aber das Alter spielt bei so einer Entwicklung keine Rolle.
So musste auch er sich damit arrangieren, auf eine Spenderniere zu hoffen. Im Unterschied zu vielen Leidensgenossen hatte Bodo großes Glück, dass er nicht viele Jahre warten musste. Aktuell stehen nämlich über 6.000 Menschen in Deutschland auf der Warteliste für eine Spenderniere!
Seit mittlerweile fünf Monaten lebt Bodo nun mit einem Spenderorgan, und bisher seien keine Komplikationen aufgetreten. Damit es ihm auch weiter so gut geht, wolle er alles daransetzen, auf seine Gesundheit und die seiner Spenderniere zu achten. Nun erhoffte er sich einige Verhaltens- und Ernährungstipps von mir.

Niere verzweifelt gesucht!
Nieren sind die weltweit am häufigsten transplantierten Organe. Allein in Deutschland wurden im letzten Jahr über 2.000 Nieren transplantiert. 632 davon stammten von lebenden Spendern. Da ein Mensch bekanntlich zwei Nieren besitzt, können direkte Verwandte eine ihrer Nieren spenden. Natürlich nur, wenn beide Nieren gesund sind und kein Risiko besteht, dass die verbleibende Niere durch eine Erkrankung geschädigt wird.
Der Rest der Organe stammte von Menschen, deren Organe nach ihrem Tod freigegeben wurden. Da es in Bodos Familie und Freundeskreis niemanden gab, der eine passende Niere für ihn hätte spenden können, erhielt Bodo eine solche Spende.
Es gibt viele Gründe für ein Nierenversagen. Die häufigste Ursache in Deutschland ist eine Schädigung der Nieren durch einen Diabetes mellitus. Durch die erhöhten Blutzuckerwerte entstehen dabei Schäden an den Blutgefäßen. Durch die schlechtere Durchblutung werden die Nierenkörperchen geschädigt, und die Nierenfunktion nimmt im Laufe der Erkrankung immer weiter ab. Auch ein erhöhter Blutdruck schädigt die Gefäßwände und gefährdet die Nierenfunktion.
Weitere Gründe für ein Nierenversagen sind Entzündungen der Nieren. Beispielsweise können kleine Gefäßansammlungen in den Nierenkörperchen betroffen sein, Glomerulonephritis genannt. Dies war auch für Bodos Nierenversagen ursächlich gewesen. Daneben können aber auch Ansammlungen von Zysten in den Nieren, eine Schädigung der Nieren durch Medikamente oder Autoimmunerkrankungen für eine abnehmende Nierenfunktion sorgen.
Ausführlich habe ich hier schon von der chronischen Nierenfunktionsstörung und ihren Folgen berichtet:
Bedrohung durch „harnpflichtige Substanzen“
Eine chronische Nierenerkrankung allein ist jedoch noch keine Indikation für eine Nierentransplantation. Erst wenn die Filterfunktion der Niere sehr stark eingeschränkt ist, muss eingegriffen werden. Dann werden nämlich sogenannte harnpflichtige Substanzen nicht mehr ausreichend über die Nieren ausgeschieden und sammeln sich im Blut an.
Dazu gehört u. a. jener Harnstoff, der in zu hohen Konzentrationen zum Beispiel das zentrale Nervensystem schädigen kann. Um die harnpflichtigen Substanzen „loszuwerden“, bedarf es einer Nierenersatztherapie. Im Akutfall wird hier allerdings zunächst eine Dialyse durchgeführt.
Bei einer solchen Blutwäsche wird das Blut gefiltert, harnpflichtige Substanzen herausgefiltert und überschüssige Flüssigkeit aus dem Körper entfernt. Je nach Dialyseform muss die Dialyse dauerhaft oder mehrmals pro Woche durchgeführt werden. „Das hat mein Leben natürlich komplett auf den Kopf gestellt“, bekannte Bodo. „Bevor meine Nieren Probleme machten, war ich eigentlich immer gesund, und plötzlich mehrmals pro Woche zur Dialyse gehen zu müssen war einfach niederschmetternd.“
Davon abgesehen sei die Dialyse auch rein zeitlich mit seinem Beruf als angestellter Architekt schwer zu vereinbaren gewesen, weshalb er „schweren Herzens“ seine Arbeitszeit habe reduzieren müssen. „Trotzdem bin ich froh, dass ich das gemacht habe, denn ehrlich gesagt war ich schon ganz schön geschwächt“, gab er zu. Da war die in Aussicht gestellte Transplantatniere für ihn natürlich ein echter Lichtblick, auch wenn er bis dahin immer noch gehofft hatte, dass sich seine Nierenfunktion wieder bessern würde.
Zwischen Warten und Hoffen
„Als klar war, dass aus meiner Familie niemand für eine Lebendspende in Frage kam, hieß es warten“, berichtete Bodo. „Ich stand also auf der Warteliste und musste jederzeit erreichbar sein.“ Zum Glück sei er gut über alles aufgeklärt gewesen und entsprechend zuversichtlich, als er schließlich den ersehnten Anruf erhielt und ins Krankenhaus fuhr.

Auch dass bei einer Nierentransplantation die eigenen Nieren normalerweise an Ort und Stelle bleiben und das Transplantat im Bereich der Leiste eingesetzt wird, war ihm vorab erklärt worden. Die Operation selbst dauert meistens zwei bis drei Stunden. Danach wird ganz genau auf die eingesetzte Niere geachtet, ob zum Beispiel die Durchblutung ausreichend gut funktioniert und ab wann sie ihre Filterfunktion wahrnimmt und Urin produziert.
„Die Angst vor einer Abstoßung bleibt“
Die größte Angst ist die vor einer Transplantatabstoßung, die in mehreren Formen auftreten kann. Als hyperakute Abstoßung gilt, wenn sie schon in den ersten Stunden nach der Transplantation auftritt. Dabei reagieren Antikörper des Empfängers auf das eingesetzte Organ und führen zu starken Schäden an der Spenderniere. In dem Fall muss das Transplantat wieder entfernt werden. Allerdings lässt sich dieses Risiko durch Screenings, bei denen nach solchen Antikörpern vor der Transplantation gesucht wird, stark einschränken.
Die zweite Form ist die akute Abstoßungsreaktion. Diese tritt wenige Tage bis Wochen nach der Transplantation auf. Dabei wird das „fremde“ Gewebe der Spenderniere von den weißen Blutkörperchen des Empfängers als fremd erkannt, getreu dem Motto „Ich kenn’ Dich nicht, also fress’ ich Dich …“ In der Folge greift das Immunsystem des Empfängers das Spenderorgan an.
Je schlechter die Übereinstimmung von Gewebsmerkmalen des Transplantats mit denen des Empfängers, desto höher das Risiko für eine akute Abstoßung. Um eine solche Reaktion des Immunsystems zu verhindern, erhalten Empfänger nach einer Organtransplantation dauerhaft eine Immunsuppression – das Immunsystem wird dabei medikamentös unterdrückt. Was natürlich immer die erhöhte Gefahr von Infektionen jeglicher Art mit sich bringt.

Die dritte Form ist die chronische Transplantatabstoßung, die oft erst Jahre nach der Transplantation auftritt. Dabei kommt es zu chronischen Entzündungsvorgängen in den Gefäßen der Spenderniere, was im Laufe der Zeit zu einem Funktionsverlust führt.
„Die Angst vor einer Abstoßung bleibt“, fasste Bodo zusammen. Auch trotz regelmäßiger Kontrollen und Einnahme seiner Medikamente sei diese Möglichkeit ständig im Hinterkopf. Bisher funktioniere sein Transplantat allerdings optimal, und das sollte hoffentlich auch lange Zeit so bleiben. Die durchschnittliche Lebensdauer einer transplantierten Niere beträgt nämlich 14 Jahre, bei Organen eines lebenden Spenders sogar noch länger.
Das Mikrobiom als Frühwarnsystem
Beim Thema Abstoßungsrisiko kommt das Darmmikrobiom ins Spiel. Neue Erkenntnisse zeigen nämlich, dass das Mikrobiom eine Art Frühwarnsystem für Abstoßungsreaktionen darstellt. Die Darmbakterien und ihre Stoffwechselprodukte spielen eine große Rolle in der Steuerung unseres Immunsystems. So ist es wenig verwunderlich, dass sich bei einer Abstoßung eines Nierentransplantats auch eine Veränderung im Darmmikrobiom zeigt.
Forschende der Berliner Charité, des Max Delbrück Center für Molekulare Medizin und des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung konnten dies jetzt beweisen. Dabei zeigten Stuhlproben von Patientinnen und Patienten vor einer Abstoßungsreaktion eine verringerte Diversität der Bakterienstämme und weniger Bakterienarten, die kurzkettige Fettsäuren produzieren.
So könnten durchaus in Zukunft Stuhlproben und Untersuchungen des Mikrobioms als eine Art Frühwarnsystem für Transplantatabstoßungen genutzt werden.
Plötzlich steigt der Antrieb, gesünder zu leben …
Klar ist aber, dass ein gesundes Darmmikrobiom immer ein wichtiges Ziel für die Gesundheit des ganzen Körpers sein sollte – ob mit Nierentransplantat oder ohne. Dass ein gesunder Darm aber gerade für Menschen mit Nierentransplantation wichtig ist, zeigt eine weitere Studie. Hier konnte bei Transplantatempfängern der Zusammenhang zwischen einer guten Darmgesundheit und einer deutlich höheren gesundheitsbezogenen Lebensqualität nachgewiesen werden.

Auch konnte eine andere Forschungsgruppe bei Nierentransplantierten, die eine Dysbiose aufwiesen, im Vergleich zu Transplantatempfängern mit gesundem Mikrobiom eine erhöhte Sterblichkeit zeigen.
Jetzt stellte sich natürlich die Frage, ob ein Multispezies-Probiotikum in so einem Fall angezeigt ist, denn Probiotika haben immer eine Wirkung auf das Immunsystem, nur bei Bodo dürfen sie es nicht zusätzlich „anfeuern“.
Medizinisch relevante Probiotika wie z. B. das OMNi-BiOTiC© 6 mit sechs humanen, lebenden und aktiven Bakterien würden sich der Dysbiose annehmen und zeitgleich die Aktivität der regulatorischen T-Zellen (Treg) unterstützen. Dadurch würde mehr Interleukin 10 entstehen, das wiederum das Immunsystem einhegt und so, aus meiner Sicht, überschießende Aktivitäten des Immunsystems verhindern würde.
Insbesondere das Bifidobacterium animalis W53 hat seine regulatorische Wirkung in mehreren Studien bewiesen. Darüber hinaus produzieren die Bakterienstämme in OMNi-BiOTiC© 6 reichlich kurzkettige Fettsäuren, allen voran die für die Nieren so wichtigen Butyrate. Für Bodo wäre das optimal aus meiner Sicht. Noch tut sich die Schulmedizin leider schwer, bei Transplantationen Probiotika zu empfehlen. Naja, selbst Kinderärzte verschreiben immer noch Antibiotika, ohne dabei an ein Probiotikum wie OMNi-BiOTiC© 10 Kids zu denken. Da ist noch viel Luft nach oben!
Ich habe meinen Patienten jedenfalls mit den hier zitierten Studien versorgt – als Handhabe gegenüber seinem behandelnden Arzt – und ihm für den Anfang OMNi-BiOTiC© PANDA empfohlen mit „nur“ vier aktiven Bakterienstämmen, die dafür gedacht sind, den Säuglingsdarm zu besiedeln. Bodo wollte sich umgehend bei mir melden, sowie er mit seinem Arzt sprechen konnte. Er war ganz angetan von der probiotischen Medizin und hoffte, seinen Arzt überzeugen zu können. Ich hoffe mit ihm und werde berichten.

Es gibt also genügend Gründe, sich in Zukunft deutlich mehr um Bodos Darmbakterien zu kümmern. Dazu gehört an erster Stelle eine darmfreundliche Ernährung. Gerade bei Menschen mit einer chronischen Nierenerkrankung wird eine pflanzenbasierte und ballaststoffreiche Ernährung empfohlen.
„Ich gebe ja zu, ich esse schon gern und regelmäßig Fleisch, und mit Ballaststoffen sah es bei mir bisher auch nicht gerade gut aus“, bekannte Bodo leicht zerknirscht. Ab und zu dürfte er natürlich weiter Fleisch essen, doch eine Reduktion tierischer Produkte in seinem Speiseplan wäre wünschenswert. So könnte Bodo seine Darmbakterien glücklich machen und gleichzeitig Entzündungsvorgänge in seinem Körper eindämmen.

Zusätzlich wolle er in Zukunft versuchen, mehr Vollkornprodukte zu konsumieren und sich an Rezepte mit Hülsenfrüchten zu wagen. „Ich koche eigentlich sehr gern. Ich denke, ich werde es wohl schaffen, so zu kochen, dass es auch meinen Darmbakterien schmeckt.“
Ganz wichtig: Nach einer Nierentransplantation sollte man besonders auf eine reduzierte Salzaufnahme achten (man muss ja nicht gleich Karl Lauterbach folgen und Salz komplett vom Speiseplan streichen.) Zu viel Salz kann nämlich erhöhte Blutdruckwerte begünstigen, was der transplantierten Niere schaden würde.
In jedem Fall wird eine vielfältige Ernährung mit viel Obst und Gemüse empfohlen. Allerdings kann es sein, dass bei einer reduzierten Nierenfunktion auf die Kaliumaufnahme geachtet werden muss. Das bedeutet dann zum Beispiel den Verzicht auf kaliumreiche Nahrungsmittel wie z. B. Bananen.
Auch eine zu hohe Phosphatzufuhr sollte vermieden werden – besonders Coca-Cola ist für einen hohen Phosphatgehalt bekannt. Darauf zu verzichten würde Bodo nach eigenem Bekunden allerdings nicht schwerfallen …
Falls Sie noch mehr über einen bei chronischen Nierenerkrankungen angesagten Lebensstil erfahren möchten:
Ich kann mir vorstellen, dass Ihnen das Thema ziemlich an die Nieren geht, aber vielleicht sind Sie ja jetzt noch motivierter, künftig konsequent „nierenfreundlich“ zu leben …
Ein herzlicher Gruß von Ihrer
Dagmar Praßler
* Name geändert
Zum Mikrobiom als „Frühwarnsystem“ für Abstoßungen vgl.: https://www.dzif.de/de/darmmikrobiom-als-vorhersagefaktor-fuer-nierenabstossung bzw. https://www.amjtransplant.org/article/S1600-6135(25)00093-0/fulltext
Zur besseren Lebensqualität bei besserer Darmgesundheit vgl.: https://www.nature.com/articles/s41467-023-43431-8
Zur höheren Sterblichkeit bei Dysbiose des Darms vgl.: https://www.science.org/doi/10.1126/scitranslmed.abn7566.
Nierentransplantation Ernährung
In meinem Blog beschreibe ich regelmäßig Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Neben den von mir beschriebenen Produkten gibt es fast immer auch weitere von anderen Herstellern.
Es handelt sich in den Beschreibungen um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie grundsätzlich ärztlichen Rat oder den einer Heilpraktikerin / eines Heilpraktikers einholen.
Im Wechsel zu den Berichten aus der Praxis widme ich mich hier aber auch (unter dem Rubrum „News“) aktuellen Studien, die ich für erwähnenswert halte oder einen direkten Bezug zum Mikrobiom haben. Auch hier handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge