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Alle Jahre wieder sprengen wir zur Weihnachtszeit sämtliche Ketten einer gesunden Ernährung. Das ist auch okay – bis zu einem gewissen Maße. Unsere Billionen Freunde in unserem Darm sehen das naturgemäß anders: Sie sind eigentlich sehr bescheiden, eine tägliche Portion Ballaststoffe (mindestens 30 g) würde ihnen schon genügen. Ihre Dankbarkeit zeigen Sie mit verschiedenen Stoffen (Metabolomics), die sie daraus produzieren, um unseren Körper gesund zu halten. Auch unser Gehirn profitiert davon! Ein guter Deal also.
Wenn die Bakterien bockig werden
Ballaststoffe stecken vor allem in pflanzlicher Nahrung. Füttern wir unsere Bakterien mit zu viel „Industriefutter“, Zucker, Fett und Weißmehl, werden sie „bockig“, unsere Verdauung stockt. Obstipation und Blähungen sind ungebetene Festgäste, aber wir haben sie selbst eingeladen.
Unser Darm mag es berührungsintensiv. Zwei Muskelschichten transportieren durch ihre Kontraktion den Stuhl kontinuierlich Richtung Ausgang. Sie brauchen aber Reize, wollen kontaktiert werden. Ballaststoffe quellen durch Flüssigkeit auf und vergrößern das Stuhlvolumen. Ein auf diese Weise gut gefüllter Darm ist Ansporn für die Muskeln, den Inhalt genüsslich voranzutreiben.
Ein bequemer Stuhl … führt zu Verstopfung
Schlechte Ernährung und zu wenig Flüssigkeit (2 Liter Wasser am Tag sollten es schon sein) verringern das Stuhlvolumen, und die Verdauungsreste bleiben liegen – eine Verstopfung entsteht. Hält dieser Zustand tagelang an oder wiederholt sich regelmäßig, verkleben die Stuhlreste die Darmschleimhaut und entzünden diese. Zudem entstehen Gase, die nicht nur an der Festtafel nicht so gut kommen, sondern -vom Dünndarm ausgehend – aufsteigen können und dann den Magen belasten.
Unterernährte Darmbakterien verhungern, sie sterben ab. Die wichtige Artenvielfalt in unserem Darm ist gefährdet. Das Bakterium Akkermansia muciniphila ernährt sich von der schützenden Schleimhaut-Schicht, dem Mucus. Dadurch wird diese Schicht dazu angeregt, sich ständig zu erneuern, was aber die Anwesenheit von anderen Bakterienarten voraussetzt. Ist dieser Kreislauf unterbrochen, wird die schützende Schleimhaut-Schicht zu dünn und irgendwann „löchrig“. Es entsteht ein löchriger Darm, (ein „Leaky Gut“), der Tore für krankmachende Mikroorganismen öffnet.
Zum Thema „Leaky Gut“ habe ich auch einen ausführlichen Artikel geschrieben, der hier zu finden ist:
Die verringerte Artenvielfalt hat vielseitige negative Auswirkungen auf unseren gesamten Organismus, die ich auch in meinen Videos zeige. Somit ist die Aufnahme wichtiger Nährstoffe nicht mehr gewährleistet, was für den Körper mit der Zeit schwerwiegende Folgen haben kann.
Ein faszinierender Kosmos
Bakterien fressen und scheiden aus, sie sind uns also hierin ähnlich. Die Ausscheidungen der Bakterien allerdings sind einerseits wichtige Signalstoffe für andere Bakterien – oder Futter für die Darmschleimhaut, die sich dadurch immer wieder aufbaut und regeneriert. Diese Ausscheidungen, vor allem die wichtige Buttersäure (Butyrate), dienen den Zellen unserer Schleimhaut als Energiequelle und sind zudem essenziell für die Mikroglia im Gehirn – einen wichtigen Bestandteil unseres Immunsystems im Gehirn, sozusagen die Armee unseres „Oberstübchens“. Ahnen Sie, welche Folgen eine ballaststoffarme Ernährung haben kann? Eine Fehlfunktion der Mikroglia kann Krankheiten wie Morbus Alzheimer begünstigen. Auch die Tatsache, dass ballaststoffreiche Ernährung das Risiko verringern kann, an Darmkrebs zu erkranken, ist hinlänglich bewiesen.
Das Festessen darf trotzdem sein
… solange Sie für ausreichend Ballaststoffe auf der Festtafel sorgen. Diese finden sich vor allem in pflanzlichen, faserreichen Nahrungsmitteln wie z. B. Kohl, Kartoffeln, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten und praktisch allen Gemüsesorten. Auch Obst zählt dazu, allerdings nicht als Saft oder Smoothie.
Empfehlen kann ich auch das „Wunder Brød“ vom Bauck Hof, das Sie selbst sehr einfach zubereiten können. Es kommt ohne Hefe, Mehl oder Zuckerzusatz aus und ist glutenfrei, dafür reich an Ballaststoffen. Sie geben nur 500 ml kaltes Wasser zu der Backmischung (ich gebe noch eine Packung Brotgewürz und eine Handvoll Walnusskerne dazu), füllen den Brei in eine Kastenform und stellen diese für mindestens drei Stunden in den Kühlschrank. Dann ab in den kalten Ofen und 80 Min. bei 200° backen. Es schmeckt wirklich superlecker und ist eine wunderbare Ballaststoff-Quelle.
Die coole Nummer: Abwarten
Wenn man Kartoffeln, Pasta oder Reis nach dem Kochen abkühlen lässt (ruhig 12 Stunden im Kühlschrank über Nacht), wird ein Teil der in ihnen enthaltenen Stärke unverdaulich – und liefert folglich auch weniger Kalorien. Gleichzeitig entsteht so ein Leckerbissen für unsere Darmbakterien! Nudeln vom Vortag enthalten rund zehn Prozent weniger verdauliche Stärke als frisch gekochte – auch beim erneuten Erhitzen, wenn Sie also z. B. einen Auflauf daraus machen. Das spart Kalorien und erfreut die Darmbakterien.
Das Geheimnis: Ein Teil der Stärke kristallisiert sich durch das Abkühlen heraus und kann somit im Verdauungstrakt nicht mehr abgebaut werden. Diese unverdauliche Stärke – eine Form der sogenannten „resistenten Stärke“ – passiert den Dünndarm, ohne dass dieser sie verwerten kann. Sie wird quasi über Nacht zum Ballaststoff.
Natürlicher Weichmacher
Es gibt noch einen ganz einfachen Trick, genügend Ballaststoffe zu sich zu nehmen: Ich empfehle meinen „ballaststoffresistenten“ Patienten (sprich: notorischen Gemüsehassern) gern Omni-Logic® FIBRE. Dieses Pulver enthält genau die Ballaststoffe (resistentes Dextrin und teilhydrolisiertes Guarkernmehl), die wir für einen gesunden Darm benötigen, egal, ob es sich um eine Verstopfung oder Durchfall handelt. Ersteren bringen sie wieder in Schwung, indem sie den Stuhl weicher machen, und Durchfall bekämpfen sie durch ihre aufquellende Eigenschaft, die den flüssigen Stuhl effektiv eindickt. Genial!
Dabei ist Omni-Logic® FIBRE besonders leicht anzuwenden, denn es kann direkt in kalte oder heiße Getränke eingerührt oder sogar über das Essen gestreut werden. Es verändert nicht die Konsistenz, die Farbe oder den Geschmack von Getränken und Speisen. Mein Tipp: Ein Glas Omni-Logic® FIBRE zum Schokokuchen macht diesen gleich bekömmlicher.
Ich empfehle gern das Einschleichen mit 1⁄2 Messlöffel am Tag und dann langsam auf bis zu fünf Messlöffel am Tag zu steigern. Wichtig ist ausreichendes Trinken! Geben Sie am besten Omni-Logic® FIBRE direkt in mindestens 200 ml Flüssigkeit. Übrigens ist es auch für Kinder und Schwangere gut geeignet!
Zusätzlich empfehle ich gern das Multispezies-Probiotikum Omni-BiOTiC® Aktiv, denn viele meiner Patienten konnten über spürbare Erfolge berichten: Für Ordnung im Darm sorgen hier elf Bakterienstämme mit mindestens fünf Milliarden Keimen – insbesondere dann, wenn wenig Bewegung und eine suboptimale Ernährung das Verdauungssystem belasten.
Einfach ein- bis zweimal täglich einen gestrichenen Messlöffel OMNi-BiOTiC® Aktiv (= 2 g) in ca. 120 ml Wasser einrühren, mindestens eine Minute Aktivierungszeit abwarten, nochmals umrühren und dann trinken. Empfehlenswert ist die Einnahme morgens vor dem Frühstück und/oder abends kurz vor dem Schlafengehen. Und wie immer bei der Einnahme von Multispezies-Probiotika ist es sinnvoll, den Darm mindestens drei Monate lang auf diese Weise zu unterstützen.
Eine „bittere Wahrheit“
… ist die Tatsache, dass Ihnen Bitterstoffe dabei helfen, das Festessen besser zu verdauen. Diese regen nämlich die Produktion der Verdauungssäfte an, was insbesondere fettreiche Mahlzeiten verträglicher macht. Bitterstoffe gibt es zum Beispiel als „Hildegard-Tropfen“ von Gutsmiedl oder als den bekannten Schwedenbitter (auch alkoholfrei) nach der Rezeptur von Maria Treben.
Und noch eine:
Mit der weit verbreiteten Annahme, „harter“ Alkohol sei eine wunderbare Verdauungshilfe, muss hier mal aufgeräumt werden: Hochprozentiges wie Grappa, Cognac, Whiskey oder Schnäpse gehen schon im Magen ins Blut über. Der Körper ist dann erstmal mit dem Abbau des Alkohols beschäftigt, die Verdauung ruht!
Dass sich dennoch Wohlsein nach einem Verdauungsschnaps einstellt, ist allein der gefäßerweiternden Wirkung von Alkohol zu verdanken: Der Magenmuskel wird gut durchblutet und entspannt sich, ein Gefühl der Erleichterung breitet sich aus. Das hat aber nichts mit einer besser funktionierenden Verdauung zu tun – fügen Sie lieber Ihrem Essen ein paar frische Kräuter zu, als sie hinterher in Schnaps gelöst zu trinken!
In diesem Sinne: Mögen die Feiertage ein wunderbares Fest werden – für Sie und Ihre vielen Mitbewohner!
Fröhliche Weihnachten wünscht Ihnen
Ihre Dagmar Praßler
In meinen Blogs beschreibe ich Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Es handelt sich um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie einen Arzt oder Heilpraktiker aufsuchen. Bei meinen Blogs handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge. Neben den beschriebenen Produkten gibt es noch weitere von anderen Herstellern.