Der Schlüssel für unsere Darmgesundheit liegt in einer gesunden Ernährung – das predige ich seit Jahren. Jetzt zeigt eine Studie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, dass ein bestimmtes Stoffwechselprodukt in unserer Nahrung dabei eine Schlüsselrolle übernimmt.
Genauer gesagt dreht es sich um das Polyamin Spermidin, von dem Wissenschaftler des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene der Universitätsmedizin Mainz mittlerweile überzeugt sind, dass es „die Darmgesundheit steigern und so zu einer verbesserten Immunität beitragen kann.“1
Polyamine wie Spermidin haben – um das Ergebnis dieser Studie vorwegzunehmen – offensichtlich entzündungshemmende Eigenschaften undkommen daher insbesondere für die Behandlung entzündlicher Darmerkrankungen in Frage! Doch was ist eigentlich Spermidin, und woher beziehen wir es?
Seinen Namen bezieht dieses Polyamin aus der Tatsache, dass es in hoher Konzentration in Samenflüssigkeit, also Sperma, vorkommt. In diesem Artikel geht es jedoch um das Spermidin, das wir mit der Nahrung aufnehmen können. In erster Linie sind es Milchprodukte, Fleisch, Fisch, Gemüse und Sojabohnen, denen man nachsagt, große Mengen an „Polyaminen bzw. dessen Vorläufer-Molekül L-Arginin“ zu enthalten. Aber auch Weizenkeime, lange gereifter Käse, Pilze und Erbsen gelten in diesem Zusammenhang als besonders spermidinreich.
Spermidinreiche Nahrungsmittel
- Champignons
- Kräutersaitlinge
- Weizenkeime, Buchweizenkeime
- Pinienkerne
- Äpfel, Grapefruit
- Weintrauben
- Reifer und sehr reifer Käse (Achtung, Histamin!)
- Fleisch, Fisch
- Sojabohnen
- Kichererbsen
- Erbsen
- Kürbiskerne
Über die Rolle des L-Arginin – eine Aminosäure, die normalerweise vom Körper selbst hergestellt wird – habe ich übrigens erst kürzlich hier geschrieben:
„Durch die Verwertung bestimmter Nahrungsmittel“, so heißt es in dem vorliegenden Artikel, „sind Darmbakterien in der Lage, das Polyamin Spermidin herzustellen. Übrigens konnte auch in einer anderen Versuchsreihe bereits nachgewiesen werden, dass aus Darmbakterien erzeugtes Spermidin, das die Autophagie auslöst, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Mäusen verringern kann.
Den Mainzer Untersuchungen zufolge hat sich gezeigt, „dass über die Nahrung aufgenommenes Spermidin die Differenzierung der T-Helferzellen hin zu den regulatorischen T-Zellen (Tregs) begünstigt.“ Dies ist insofern eine gute Nachricht, als gerade dieser Zelltyp „Entzündungsreaktionen im Darm abzuschwächen“ vermag.
Ein legendärer Ruf eilt Spermidin voraus
Schon länger genießt Spermidin den Ruf eines Anti-Aging-Mittels par excellence: Es forciert die körpereigene Entschlackung und kann daher – einer anderen Studie aus dem Jahr 2018 zufolge – die Lebenserwartung um Jahre erhöhen!
Spermidin unterstützt die Autophagie, also das „Aufräumkommando“ der Zelle. Je mehr Müll die Zelle beseitigen kann, desto effektiver arbeitet sie und desto langsamer altert sie. Dies hat auch positive Auswirkungen auf unsere Blutgefäße. Forscher gehen davon aus, dass der Verzehr von Polyamin-produzierenden Bakterien das Risiko für Arteriosklerose verringert.
Über diese gefährliche Gefäßveränderung können Sie sich hier schlau machen:
Mäuse, die mit probiotischen Bakterien behandelt wurden, welche in der Lage sind, Polyamine zu produzieren, hatten deutlich weniger Anzeichen chronischer Entzündung und lebten deutlich länger.
Einen weiteren, positiven Effekt hat das Spermidin zu verzeichnen: Es ist offenbar in der Lage, die Vermehrung des Corona-Virus im Körper erheblich zu reduzieren!
Über das Corona-Virus habe ich natürlich auch geschrieben:
Doch zurück zur hier zugrundeliegenden Studie:
„Die Forscher fanden heraus, dass Polyamine die Differenzierung der pro-entzündlichen CD4+-T-Zellen hin zu einem spezialisierten Zelltyp mit anti-entzündlichen Eigenschaften, den regulatorischen T-Zellen (Tregs) begünstigen.“ Es konnte gezeigt werden, „dass sich die Anzahl der Treg-Zellen im Dünndarm und im Colon deutlich erhöht, wenn dem Darm das Polyamin Spermidin als auch dessen Vorläufermolekül L-Arginin über die Nahrung zugeführt wird. Dadurch entfaltet es seine immunmodulatorische Funktion und schwächt Entzündungsreaktionen ab, wodurch wiederum eine verbesserte Immunität erzielt werden kann.“
Neue Therapien gegen entzündliche Erkrankungen?
Was sich die Wissenschaftler unter Leitung des Mainzer Prof. Dr. Tim Sparwasser durch die hier gewonnenen Erkenntnisse erhoffen, sind nicht zuletzt neue, „verbesserte Therapien gegen entzündliche Erkrankungen“ wiez. B.Colitis ulcerosa.
Colitis ulcerosa ist hier Thema:
Ohne zu sehr auf die Details dieser Untersuchung eingehen zu wollen, lässt sich eines festhalten:
Eine ausgesprochen spermidinreiche Ernährung kann sich positiv „auf die Immunität des gesamten Organismus auswirken“, wie die Mainzer Studie eindrucksvoll untermauern konnte. Unterstützend wirkt natürlich ein ausgewogenes Mikrobiom, das schließlich dafür verantwortlich ist, was mit unserer Nahrung geschieht. Freundliche Darmbakterien handeln dabei in unserem Sinne.
Wahrscheinlich ist Ihre häusliche Ernährung diesbezüglich schon bestens aufgestellt, aber gut, wenn man sich darin durch wissenschaftliche Erkenntnisse bestätigt findet!
Herzlich, Ihre
Dagmar Praßler
1 Zitate entstammen dem Artikel „Ernährung: Polyamine stärken Darm und Immunsystem“ von Barbara Reinke und Dr. Ilka Ottleben in der LABOR-PRAXIS vom 11.09.29020. Der Artikel basiert auf der Studie “Regulating T-cell differentiation through the polyamine spermidine”, veröffentlicht im “Journal of Allergy and Clinical Immunology”.
Spermidin Nahrungsmittel
Titelbild: © Nomad_Soul / shutterstock
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