Ich bin selbst verwundert, wie oft ich an dieser Stelle schon über Kopfschmerz-Patient*innen geschrieben habe. Dabei ist es völlig logisch, wenn man bedenkt, wie weit verbreitet dieses Übel ist. Die Ursachen sind dabei so divers wie teilweise verblüffend …
Wer kennt sie nicht, die Werbung, die behauptet: „Es gibt 37 Arten von Kopfschmerzen.“ Wenn Sie das für eine werbliche Übertreibung halten, wird es Sie überraschen, dass es in Wahrheit sogar untertrieben ist. Tatsächlich unterscheidet man zwischen mehr als 200 Arten von Kopfschmerzen – die Migräne ist nur eine davon und mit einem enormen Leidensdruck behaftet – deshalb hatte ich ihr schon einmal einen Beitrag gewidmet:
Längst nicht jeder Kopfschmerz ist also eine Migräne, aber immerhin leiden rund 60-70% aller Deutschen gelegentlich oder regelmäßig unter einer der vielen Arten von Kopfschmerz. Eine ungeheure Zahl! Frauen sind (wie so oft) etwas häufiger betroffen, dazu zählt auch Julia* (23), die Journalismus studiert.
Schon in ihrer Schulzeit hatte sie immer wieder mit Kopfschmerzen zu tun, manchmal so heftig, dass ihre Mutter sie von der Schule abholen musste. „So schnell wie die Schmerzen gekommen sind, waren sie dann aber auch oft wieder weg. Migräne konnte ausgeschlossen werden, und so mit 20 wurde es dann etwas besser, aber in den letzten Monaten habe ich wieder vermehrt damit zu kämpfen.“
Um der Sache auf den Grund zu gehen, wollte ich von Julia als erstes wissen, wie sie selbst die Schmerzen beschreiben würde – man unterscheidet nämlich zwischen primären und sekundären Kopfschmerzen. Für primäre Kopfschmerzen gibt es keine direkten Ursachen, aber viele verschiedene Auslöser, zu denen wir später noch kommen. Sekundäre Kopfschmerzen sind Begleiterscheinungen von anderen Krankheiten bzw. Medikamenten.
Am häufigsten tritt der sogenannte Spannungskopfschmerz auf, der sich durch drückende, leichte bis mittelstarke Schmerzen manifestiert. Er zählt zu den primären Kopfschmerzen, betrifft meistens beide Kopfseiten und geht eher selten mit Licht- oder Lärmempfindlichkeit einher. Der Spannungskopfschmerz kann aber durchaus chronisch werden mit mehr als 15 Schmerztagen pro Monat über mehrere Monate.
Schmerz, lass’ nach!
„Das hört sich sehr nach den Schmerzen an, wie ich sie kenne“, befand Julia, „aber ich möchte mir schon gern noch die anderen Formen anhören.“
Weiter ging es also. Als nächstes sprach ich die vom Nervus Trigeminus ausgelösten Kopfschmerzen an. Der Trigeminusnerv zieht als fünfter Hirnnerv vom Hirnstamm bis ins Gesicht, teilt sich davor aber in drei Nerven. Je nachdem, welcher Nerv genau betroffen ist, unterscheidet sich die Lokalisation der Schmerzen. Zu den „trigeminoautonomen Kopfschmerzen“ zählen u. A. die Cluster-Kopfschmerzen.
Letztere sind eine weitere Ausprägung der primären Kopfschmerzen, die meistens gehäuft über einen gewissen Zeitraum auftreten, was auch den Namen erklärt (cluster ist englisch für Haufen).
Betroffene berichten von bis zu acht Attacken am Tag, die mal nur wenige Minuten, mal aber auch ein paar Stunden dauern können und aus heftigen, einseitigen Schmerzen bestehen, die oftmals im Bereich des Auges oder der Stirn auftreten. Das Typische für Cluster-Kopfschmerzen ist übrigens auch die Bewegungsunruhe, also der Drang nach Bewegung während einer Attacke, was wiederum eine relativ verlässliche Abgrenzung gegenüber der Migräne zulässt.
Von einer Attacke zur nächsten
Weitere Symptome, die gleichzeitig auftreten können, sind z. B. ein tränendes Auge oder eine verstopfte Nase. An dieser Art Kopfschmerzen leiden wiederum Männer häufiger als Frauen. Die Cluster-Kopfschmerzen sind zumeist noch heftiger als die Spannungskopfschmerzen und kommen wie eine „Attacke“ daher, während die Spannungskopfschmerzen sich diffus über den ganzen Tag ziehen.
Von den Cluster-Kopfschmerzen hatte meine Patientin natürlich auch schon gehört, aber sie blieb bei ihrer Einschätzung: „Bei mir handelt es sich wohl doch eher um Spannungskopfschmerzen“.
Stress ist ein häufiger Trigger
„Ich schreibe seit einem halben Jahr ein Schmerztagebuch“ warf Julia noch ein. „Da ist mir aufgefallen, dass Stress der größte Auslöser der Kopfschmerzattacken ist. Ich versuche seitdem, Stress zu vermeiden, aber das ist echt schwer“.
Die Stressfallen abzustellen ist in der Tat nicht so einfach und gelingt nur Schritt für Schritt.
Dennoch ist so ein Schmerztagebuch sehr sinnvoll, das empfehle ich meinen Patient*innen immer.
„Ich habe auch das Gefühl, dass es noch andere Auslöser gibt. Aber ich finde nicht heraus, welche das sein könnten“.
Durch das Herausfinden der Trigger und deren Vermeidung lassen sich oftmals die Symptome schon verringern. Allerdings ist das gar nicht so einfach, denn gerade für Kopfschmerzen gibt es eine breite Palette möglicher Auslöser.
Als „Schmerz-Trigger“ gelten u. A.
- zu wenig getrunken
- zu wenig geschlafen
- Lärm
- Stress
- verspannte Nackenmuskulatur
- falsche Stärke einer Sehhilfe / fehlende Sehhilfe
- Rauchen
- Alkohol
- Hormonschwankungen
- Erkältung
- Schmerzmittel
- Vitamin-D3-Mangel
Dies ist freilich keine erschöpfende Auflistung. So kann auch ein niedriger Blutdruck den Schmerz auslösen, weil in diesem Fall die Durchblutung im Gehirn vermindert ist. Hier können ausreichendes Trinken und etwas Bewegung schon helfen.
Wie schon gesagt, können auch bestimmte Nahrungsmittel Kopfschmerzen auslösen. Dass man es nach übermäßigem Alkoholkonsum gern mal mit einem „Kater“ zu tun hat, ist da eher ein Allgemeinplatz, weil es wohl den meisten selbst schon mal passiert ist …
Aber hätten Sie gewusst, dass auch der Geschmacksverstärker Glutamat Kopfschmerzen verursachen kann? Besonders in Fertiggerichten, Chips oder auch in natürlicher Form – in Parmesan – ist der zu finden. Auch der Zuckerersatzstoff Aspartam kann manchmal der Bösewicht sein.
Als mögliche weitere Schuldige sind Schokolade, Koffein und das biogene Amin Histamin zu nennen. Letzteres findet sich z. B. in Rotwein, geräuchertem Fleisch und Käse. Histamin kann über die Ausschüttung von Stickoxiden zu einer Gefäßerweiterung im Gehirn führen – völlig klar, dass so etwas Kopfschmerzen auslösen kann. Falls Sie mehr über die zahlreichen Wirkungen von Histamin erfahren möchten, werden Sie hier fündig:
Und wenn wir schon dabei sind: Auch Vitamin-D3 kann in diesem Zusammenhang eine Rolle spielen. Vor ca. anderthalb Jahren hatte ich einen Patienten, bei dem sich ein Vitamin-D3-Mangel als Auslöser für seine Kopfschmerzen herausstellte. Welchen Einfluss ein Vitamin-D3-Mangel auf Kopfschmerzen haben kann, können Sie hier nachlesen:
Aus dieser Erfahrung heraus riet ich Julia, sogleich ihren Vitamin-D3-Status checken zu lassen. Sie nickte zustimmend.
Alarmsignal „Vernichtungskopfschmerz“
Die eben genannten Trigger gehören zur eher harmloseren Sorte, denn es kann auch mal eine ernstzunehmende Erkrankung wie beispielsweise eine Hirnblutung oder Hirnhautentzündung dahinter stecken. Tritt der so genannte „Vernichtungskopfschmerz“ auf, also extrem heftige Schmerzen, die aus dem Nichts entstehen und nach sehr kurzer Zeit (60-90 Sekunden) ihr Schmerzmaximum erreichen, ist es daher dringend geboten, eine/n Fachmediziner/in aufzusuchen, um der Sache auf den Grund zu gehen.
Es können sich aber auch Leberprobleme hinter den Symptomen verbergen. „Was hat denn die Leber mit Kopfschmerzen zu tun?“, unterbrach mich Julia. Stimmt, das ist nicht unbedingt auf den ersten Blick nachvollziehbar, aber trotzdem nicht so weit hergeholt: Die Leber steht schließlich über die Darm-Leber-Hirn-Achse mit dem Gehirn in Verbindung.
Das Blut aus dem Darm gelangt über die Pfortader zur Leber, wo u. A. Toxine herausgefiltert und die Nährstoffe dem Körper zugeführt werden. Bei einer starken Belastung mit Toxinen, die zum Beispiel bei einem Leaky-Gut-Syndrom vermehrt durch die Darmbarriere in die Pfortader und somit in die Leber gelangen, kann diese schnell überlastet sein, Toxine verweilen dann im Blut. Da auch das Gehirn mit Blut versorgt wird, können solche Toxine leicht Entzündungsprozesse und somit Kopfschmerzen auslösen.
Kleiner Exkurs in die chinesische Medizin:
Leidet die Leber, schmerzt es im Kopf!
Die traditionelle chinesische Medizin (TCM) hat noch eine weitere Erklärung für den Zusammenhang zwischen Leber und Kopf. Nach dieser uralten Lehre ist die Energieverteilung (Qi) im Körper den Grundelementen Holz, Feuer, Wasser, Metall und Luft zugeordnet. Leber und Gallenblase werden dem Element Holz zugeschrieben, Herz und Dünndarm dem Element Feuer.
Der Geist (nach unserer westlichen Auffassung das Gehirn) sitzt nach der TCM im Herzen. Die Leber speichert Emotionen, Stress und Anspannung und gibt diese an Herz und Kopf weiter, denn:
„Das Holz (Darm, Leber) befeuert den Geist (Feuer)“
Julia war sofort gefesselt: „Holz befeuert den Geist? Das klingt irgendwie logisch. Und diese Lehre von den Elementen gibt’s wirklich schon so lange?“ Ich freute mich, ihr Interesse geweckt zu haben. Natürlich erkannte sie sofort die Zusammenhänge: „So eng getaktet, wie ich meine Seminare organisiert hab’, bleibt mir meistens wenig Zeit fürs Essen, da bestell’ ich mir schon öfter mal ’ne Pizza oder schiebe ein Fertiggericht in die Mikrowelle. Das viele Fett und Zucker ist wahrscheinlich nicht so gut für meine Leber, oder? Wie kann ich die denn trotzdem unterstützen?“
„Nur indem Sie Ihre Ernährung konsequent umstellen – Studentenleben hin oder her“, antwortete ich kategorisch. Also deutlich weniger Fett und Zucker (das hat sie schon richtig erkannt), keine Fertignahrungsmittel, mehr Vollkornprodukte und viel Obst und Gemüse. Julia schien desillusioniert, aber da musste sie durch – es ging schließlich darum, ihren Leidensdruck zu minimieren.
Bakterien sorgen erwiesenermaßen für Entlastung
Eine wesentliche Rolle bei der Leber- und Kopfschmerzentlastung spielt natürlich der Darm. Für ihr Mikrobiom empfahl ich Julia daher OMNi-BiOTiC® HETOX light. Hier steht HE für Hepar (Leber), und TOX für Detox (Entgiftung). Die darin enthaltenen acht Bakterienstämme mit mindestens 7,5 Milliarden Keimen pro 1 Sachet drängen die Toxine im Darm zurück und entlasten die Leber. Die Dosierunghabe ich mit einem Sachet am Abend über mindestens drei Monate festgelegt. Ganz bewusst am Abend, weil die Entgiftungsarbeit der Leber über Nacht unterstützt werden soll.
Die Wirkung von OMNi-BiOTiC®HETOX light auf Kopfschmerzen wurde in Studien** mehrfach bestätigt, ebenso die stimmungsverbessernde Wirkung. Die Studienteilnehmer hatten nicht nur weniger Kopfschmerzattacken, sie waren auch gelassener und zufriedener. Kein Wunder, ohne Kopfschmerzen lebt es sich natürlich angenehmer!
Stress belastet vor allem die Leber
Da Stress bei Julia einer der Hauptauslöser für die Kopfschmerz-Attacken ist, kombinierte ich in ihrem Fall die probiotische Therapie mit OMNi-BiOTiC® SR-9. Die in diesem Multispezies-Probiotikum enthaltenen Leitkeimstämme haben einen ausgleichenden und das Nervensystem beruhigende Wirkung, wie mir meine Patient*innen immer wieder berichten. Diese Rückmeldungen sind sehr wichtig für mich, um die Wirkung der Mittel über die Studien hinaus richtig einschätzen zu können.
Nach der chinesischen Medizin belastet Stress als erstes die Leber, da schließt sich der Kreis. Demnach ballt sich in der Leber krampfartig die Energie, die sich dann – häufig am Wochenende – „nach oben entlädt“, also das Feuer im Kopf schürt.
Über Stress habe ich auch hier geschrieben:
und hier:
Zusätzlich zu dem Multispezies-Probiotikum habe ich Julia META-CARE® Leber empfohlen. Es enthält den essenziellen Nährstoff Cholin, der für einen regulären Fettstoffwechsel benötigt wird und zum Erhalt einer normalen Leberfunktion beiträgt. Der zusätzlich enthaltene hochwertige Extrakt aus dem echten japanischen Wasabi (Wasabi Japonica) wird im asiatischen Kulturkreis aufgrund seines hohen Gehalts an Senfölen als bewährtes Hausmittel bei Leberbelastungen und „zur Befreiung des Geistes“ eingesetzt.
Das Hohe Lied der Mariendistel
Ebenfalls enthalten ist der Mariendistel-Extrakt. Dazu muss man wissen: Mariendistel ist DIE Leberpflanze, weil sie als einzige Leberzellen effektiv regenerieren kann. Nicht zufällig heißt sie im Volksmund auch „Kraut der Leber“. Verstärkt wird diese Wirkung noch durch Traubenkern-, Löwenzahn- oder Artischocken-Extrakt, die alle in Kapselform erhältlich sind.
„Na, da wird meine Leber aber jubeln und der Kopf hoffentlich gleich mit!“ Julia war sehr angetan von dieser Aussicht.
Über die Mariendistel und ihre Leberwirkung habe ich auch hier geschrieben:
Zur Linderung im Akutfall empfahl ich ihr weiterhin, einen feucht-kalten Waschlappen an die schmerzende Stelle zu pressen, aber auch ätherische Öle wie Pfefferminze oder Lavendel können die Kaltrezeptoren austricksen. Dafür solle sie ein bis zwei Tropfen an den Schmerzpunkten auftragen.
„Und was halten Sie von Wärme?“ Die Frage war gar nicht so abwegig, denn wenn hinter einer Schmerzattacke Verspannungen stecken, kann Wärme im verspannten Bereich tatsächlich helfen. Über einen längeren Zeitraum gesehen kann man auch mit Dehnübungen gegen die Verspannungen angehen. Allerdings bezweifelte ich, dass Wärme für Julias Kopfschmerz das Richtige wäre.
Dann schon eher Akupressur, also das Drücken von bestimmten Punkten am Körper, weil dies besonders bei Spannungskopfschmerzen helfen und bei regelmäßiger Anwendung auch vorbeugend wirken kann.
Sehr hilfreich bei Schmerzen ist auch die Pestwurz (Petasites) – sie wirkt sowohl schmerzlindernd als auch spasmolytisch (krampflösend), ist vegetativ ausgleichend und beruhigend. Petasites gibt es zum Beispiel als Petasites comp. Globuli von WALA.
„Das sind so viele Tipps auf einmal, ich hätte schon viel früher zu Ihnen kommen sollen“, befand Julia, bedankte sich und versprach, sich zu melden, sobald sie weitere Erkenntnisse aus ihrem Schmerztagebuch gezogen hätte.
Ich hoffe für Sie, dass Sie nicht zu den 70% der Bevölkerung gehören, die unter Kopfschmerzen leiden, aber falls doch, wünsche ich Ihnen von Herzen Erfolg mit dem einen oder anderen dieser Tipps!
Herzlich
Ihre
Dagmar Praßler
* Name geändert
** Roos NM de, et al. van Hemert S, The effects of the multispecies probiotic mixture Ecologic®Barrier on migraine: Results of an open-label pilot study. Benef Microbes. 2015;6:641–6.
kopfschmerzen natürlich behandelt
Titelbild: © Mila-Supinskaya-Glashchenko / shutterstock
In meinen Blogs beschreibe ich Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Es handelt sich um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie einen Arzt oder Heilpraktiker aufsuchen. Bei meinen Blogs handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge. Neben den beschriebenen Produkten gibt es noch weitere von anderen Herstellern.