Nicht jedes „Bauchkneifen“ sollte als Anzeichen für eine chronische Magenerkrankung gewertet werden, aber wenn sich bestimmte Symptome häufen, muss das abgeklärt werden. Welche das sind, erfahren Sie gleich.
Mein Patient Herbert* (59) mag für manche von Ihnen mittlerweile ein alter Bekannter sein, berichte ich doch immer wieder mal von ihm. Erstmals, weil er ein ziemlicher „Schlinger“ war und regelmäßig unter starken Bauchschmerzen litt, und zuletzt vor ziemlich genau einem Jahr, als mich Herbert wegen seines anhaltenden Sodbrennens aufsuchte.
Was Herbert diesmal in meine Praxis trieb, war eng verwandt mit dieser Symptomatik, anatomisch wie auch entstehungsgeschichtlich. Aber ich möchte nicht zu viel vorwegnehmen und lieber Herbert selbst hier zu Wort kommen lassen:
„Ehrlich gesagt bin ich etwas ratlos“, begann Herbert zu erklären, „ich hab’ mir ihre Ratschläge wirklich zu Herzen genommen, sowohl was Sie über das Schlingen gesagt haben als auch zu meinem Sodbrennen. Es war ja auch wirklich eine deutliche Verbesserung zu spüren, weshalb ich auch schon vor vielen Monaten den Protonenpumpenhemmer ausgeschlichen hab’, wie Sie es mir geraten hatten. Das Sodbrennen war danach immer noch unauffällig, aber dann hat es vor ein paar Wochen wieder mit den Bauchschmerzen angefangen …“
Schicksal eines „Schlingers“
Ich spule mal kurz zurück für alle, die entweder neu sind in diesem Blog oder sich nicht unbedingt an Herbert erinnern können. Seine Frau hatte ihn damals zu mir in die Praxis „geschickt“, weil er sein Essen immer so hastig verschlang und sie sehr richtig vermutete, dass seine Bauchschmerzen nach den Mahlzeiten daher rührten.
Über Herberts Leidensgeschichte können Sie hier mehr erfahren:
Weil wir seine Problematik gemeinsam ganz gut in den Griff bekommen hatten, wunderte ich mich, dass es nun wieder ein Thema geworden war. „Ich habe meine Frau gefragt,“ erzählte mein Patient, „ob sie den Eindruck hätte, dass ich wieder in alte Muster zurückgefallen sei, aber das konnte sie nicht bestätigen.“
Nun galt es also herauszufinden (Herberts Frau war diesmal nicht mit von der Partie), was Herbert fehlte. Natürlich könnte es sich bei Bauchschmerzen um eine „einfache“ Magenverstimmung handeln, aber da die Beschwerden schon über Wochen und in schöner Regelmäßigkeit auftraten, tendierte ich in eine andere Richtung.
Vorboten einer chronischen Gastritis
Was mir bei seiner Vorgeschichte direkt in den Sinn kam, war eine chronische Gastritis (Magenschleimhautentzündung), deshalb befragte ich Herbert nach den typischen Symptomen: ob er denn neben den Bauchschmerzen auch manchmal Übelkeit verspüre (was er bejahte). Auch kam heraus, dass er konstant ein Völlegefühl verspürte und sich schon fast zum Essen zwingen musste, was er so von sich gar nicht kannte. Das passte schon ziemlich genau ins Schema.
Typische Symptome einer Gastritis
- Übelkeit
- Erbrechen
- Sodbrennen
- Nüchternschmerz
- Aufstoßen
- Blähungen
„Was – ,Nüchternschmerz’???“, unterbrach mich Herbert. „Ich glaub’, ich weiß, was Sie meinen“, sagte ich, „wenn doch schon ein eigentlich gesunder leerer Magen durch Schmerzen auf seine Bedürfnisse aufmerksam machen kann – warum soll das dann ein Indiz für eine Gastritis sein? Aber bei einer entzündeten Magenschleimhaut ist das eine ganz andere Nummer.“
Doch wie kommt es zu dem Nüchternschmerz? Ist die Schleimhautbarriere des Magens bereits geschwächt, wird die Magenwand durch die im Magensaft enthaltene Säure weiter gereizt oder sogar entzündet. Bei wenig bis keinen Speisen im Magen kann sich die Säure nicht „vermischen“ und greift die Magenschleimhaut an. Das schmerzt natürlich.
Damit war auch schon die Frage beantwortet, was eine Gastritis eigentlich ist: In der Medizin deutet die Endung -itis stets auf eine Entzündung hin – in diesem Fall eine Entzündung der Magenschleimhaut. Abzugrenzen davon sind Magengeschwüre, über die ich hier schon berichtet habe:
Herbert schien verwirrt, dass er nun womöglich eine Magenkrankheit haben sollte, wo er doch schon so viel mehr auf seine Ernährung und die Art und Weise der Essensaufnahme achtete. Aber es gibt schließlich verschiedene Formen einer Gastritis.
Kleines ABC der Gastritis-Kunde
Man unterscheidet zwischen Typ A-C, wobei der Buchstabe immer ein wenig Aufschluss über die Ätiologie (Entstehungsgeschichte) gibt:
Typ A ist die autoimmune Gastritis, bei der durch Vorgänge im Immunsystem die Belegzellen des Magens zerstört werden. Diese sind dafür zuständig, dass Salzsäure und der sog. Intrinsic-Faktor produziert werden. Ersteres ist wichtig für die eigentliche Verdauung und Keimabwehr, der Intrinsic-Faktor ist sehr bedeutsam für die Aufnahme von Vitamin B12. Deshalb kann auch im Rahmen einer autoimmunen Gastritis schnell ein Vitamin B12-Mangel auftreten. Die Typ A-Gastritis ist allerdings relativ selten und macht nur ca. 5% der chronischen Gastritiden aus.
An der Typ-B-Gastritis tragen Bakterien die Schuld, genauer gesagt der Helicobacter pylori. Dieses Stäbchenbakterium siedelt sich in der Magenschleimhaut an und erhöht den pH-Wert in dem eigentlich sehr sauren Milieu. Außerdem wird die Produktion des schützenden Mukus (Schleim) gehemmt, die Kombination aus diesen Vorgängen befördert dann eine Entzündung der Magenschleimhaut. Die Typ-B-Gastritis ist mit ca. 60% aller Fälle die häufigste Form.
Falls Sie mehr über den Helicobacter pylori, diesen „Gauner“, erfahren möchten, gibt es auch dazu schon einen früheren Beitrag:
Die Typ C-Gastritis wiederum ist häufig auf chemische Einflüsse zurückzuführen, z. B. auf Medikamente wie bestimmte Schmerzmittel, aber auch auf erhöhten Alkoholkonsum oder Rauchen.
… bis der Arzt kommt
Was nun folgte, war klar: Herbert sollte mir von seinen Gewohnheiten berichten, z. B., ob er in letzter Zeit Schmerzmittel oder andere Medikamente eingenommen hätte.
„Schmerzmittel nehme ich nur im allergrößten Notfall“, wehrte Herbert ab, „und auch sonst nehme ich keine Medikamente.“ Auch vermehrten Alkoholkonsum verneinte er, und mit dem Rauchen hätte er ohnehin nichts am Hut.
Um welche Form der Gastritis es sich bei meinem Patienten letztlich handelte, konnte ich natürlich nicht beurteilen, daher verwies ich ihn zur genaueren diagnostischen Abklärung an eine gastroenterologische Praxis. Je nach Typ – A, B oder C – unterscheidet sich nämlich auch die Therapie.
Bei der Typ A-Gastritis steht die Behandlung des Vitamin B12-Mangels im Vordergrund.
Bei der Typ B-Gastritis führt in der Regel kein Weg an einem „Antibiotikahammer“ vorbei, zusätzlich wird auch noch ein Protonenpumpenhemmer (PPI = Proton Pump Inhibitors) verschrieben, der die Säureproduktion im Magen hemmen soll. Ein häufiges Symptom ist das Sodbrennen, darunter litt Herbert ebenfalls in der Vergangenheit:
Mit den PPI hatte er ja schon Erfahrungen gesammelt, ich musste Herbert also nur ermahnen, im Falle einer Antibiotika-Gabe unbedingt begleitend das Probiotikum OMNi-BiOTiC® 10 einzunehmen – am besten schon vor Beginn der „Kur“ und für einige Wochen im Anschluss.
Fakt ist: Antibiotika reduzieren immer die physiologische Darm-Mikrobiota, weil sie zwischen guten und bösen Bakterien nicht unterscheiden können. Und sie zerstören die Darmschleimhaut, öffnen hier also Tür und Tor zwischen Darm und Körper. Es entsteht ein löchriger Darm, ein „Leaky Gut“. Das hat weitreichende Folgen für den ganzen Körper. Physiologische Bakterien in Multispezies Probiotika wie in Probiotikum OMNi-BiOTiC® 10 stehen dieser unguten Entwicklung entgegen.
Warum das unbedingt beachtet werden muss, habe ich u. a. hier schon mal erörtert:
Bei der Typ C-Gastritis geht es in erster Linie darum, den auslösenden Faktor zu beseitigen, also z. B. das Rauchen aufzugeben oder gewisse Medikamente abzusetzen. Es gibt im Übrigen auch naturheilkundliche Mittel, die die Magenschleimhaut reizen können, wie z. B. eine höhere Dosis Roter Reis. Das ist ein mit einem roten Schimmelpilz fermentierter Reis, der nachweislich erhöhtes Cholesterin senkt und deshalb für viele eine Alternative zum Statin ist, wobei der Wirkstoff Monakolin K identisch ist mit dem Wirkstoff Lovastatin in Statinen. Im roten Reis ist Monakolin K ein natürlicher Stoff mit allen Facetten der Wirkung, in Statinen ist es ein chemischer Wirkstoff.
Auch wenn ich nur vermuten konnte, welcher Gastritis-Typ Herbert das Leben schwer machte, gibt es doch verschiedene Dinge, den Magen proaktiv zu unterstützen. Bleibt eine Magenschleimhautentzündung nämlich für längere Zeit unbehandelt, kann es im schlimmsten Fall zu Ulzerationen (Geschwüren), Blutungen oder anderen bösartigen Entartungen führen, was es tunlichst zu vermeiden gilt.
Alles, was den Magen beruhigt
Die Grundregeln sind die gleichen wie beim Sodbrennen, und auch die Empfehlungen bzgl. des Schlingens gelten nach wie vor. Also: das Essen gut kauen, auf Kaffee und Alkohol verzichten etc.
Auch interessierte mich, ob er denn die „Salbe für den Magen“, das Caricol®-Gastro, regelmäßig einnehmen würde, wie ich es ihm zuletzt verordnet hatte.
„Ich ahnte, dass Sie mich das fragen würden“, meinte er grinsend und zog einen Beutel mit dem Papaya-Mus aus seiner Jackentasche. „Sie sehen, das hab’ ich stets griffbereit, weil ich immer wieder festgestellt hab’, dass es sofort wirkt.“ Aber ich gestehe, ich habe es in letzter Zeit vernachlässigt, mir ging es ja gut.“ Jaja.
Ich ging noch mal mit ihm die allgemeinen Grundregeln durch: sehr würzige bzw. scharfe Speisen gilt es zu meiden, Zucker sollte nur in Maßen verzehrt werden, Fleisch und Wurst möglichst gar nicht, auch keine Milch trinken … Herbert winkte ab. „Ist klar.“ Er tat so, als würde er sich selbstverständlich danach richten, aber ich bemerkte ein verdächtiges Augenzucken beim Thema „Zucker“. Hatte ich es mir doch gedacht.
Das ist schon mal sehr gut“, lobte ich ihn, „aber nehmen Sie unbedingt auch Charantea®-Tee in ihr Repertoire auf.“ Dieser auf der Bittergurke bzw. Bittermelone (Momordica charantia) basierende Tee liefert – wie der Name schon sagt – die so wichtigen Bitterstoffe und aktiviert den Stoffwechsel.
Bittergurke, Bittermelone oder Ampalaya – die Momordica charantia hat viele Namen. In der fernöstlichen Medizin ist die Bittergurke ein altes Heilmittel. Es vertreibt den Süßhunger, senkt den erhöhten Blutzucker und hilft beim Abnehmen.
Jetzt in der kälteren Jahreszeit sollte Herbert bevorzugt zu Charantea® metabolic Zimt greifen. Erstens, weil Zimt wärmt, aber auch und gerade wegen dessen Wirkung bei der Behandlung von Helicobacter pylori! Die Bittergurke schmeckt im Übrigen sehr viel besser, als ihr Name es vermuten lässt. Herberts Gesichtszüge konnten sich also entspannen.
Man hört hier keine Flöhe husten
Um die schleimige Schutzschicht seines Magens zu unterstützen, riet ich ihm noch zur Aufnahme von Leinsamen oder Flohsamenschalen in seine Diät, gern auch dauerhaft. „Viel dazu trinken“ ermahnte ich ihn noch, ansonsten können insbesondere Flohsamenschalen zu heftigen Verstopfungen führen. Flohsamen haben übrigens nichts mit Flöhen zu tun, es sind die Samenschalen der Pflanze Flohsamen, auch Wegerich genannt. Diese Samenschalen wirken schleimend, verbessern damit die Schleimschicht im Magen und machen den Stuhl gleitfähiger, was gegen Verstopfung wirkt.
Mit einem anderen Tipp zur Beruhigung seiner Magenschleimhaut hatte ich allerdings nicht punkten können, wie Herbert unumwunden zugab: „Glauben Sie mir, ich hab’s versucht, aber ich krieg’s nicht runter“, beschrieb mein Patient seinen Widerwillen gegen Haferschleim.
Vielleicht wäre für Herbert ein Reis-Congee die bessere Alternative. Dazu kocht man weißen Klebreis im Verhältnis 10:1 (10 Teile Wasser : 1 Teil Reis) und nicht 2:1, wie wir Reis normalerweise kochen. Einmal kurz aufkochen und dann bei leicht geöffnetem Deckel vier Stunden (!) köcheln lassen. Ein paar Kräuter dazu – und teelöffelweise den Schleim genießen. Herbert gab sich sichtlich Mühe, Interesse zu heucheln. Naja, einen Versuch war es wert.
In diesem Zusammenang gehören auch Brokkoli-Sprossen häufiger auf den Teller, weil dieses Gemüse die Ausbreitung des Helicobacters verhindert. Sollte es sich nämlich bei Herbert tatsächlich um eine Helicobacter-Gastritis handeln, würde er ärztlicherseits sicher mit oben erwähnter Antibiotikatherapie konfrontiert sein.
Wozu eine „Gehirnwäsche“ doch manchmal gut ist
Beim Stichwort Antibiotika nickte mein Patient mehrmals und murmelte „… immer mit Probiotika, ich weiß.“ Wir mussten beide lachen, aber es ist doch so: Da redet frau sich „den Mund fusselig“, um immer wieder vor den negativen Nebeneffekten von Antibiotika zu warnen, und doch werden immer noch entsprechende Antibiotika-„Kuren“ verordnet, ohne an die möglichen Folgen zu denken – von Durchfällen über eine Dysbiose (Fehlbesiedlung) des Mikrobioms bis zum Leaky Gut-Syndrom.
Welche Folgen ein unbehandelter „löchriger Darm“ hat, habe ich hier beschrieben:
Abschließend nahm ich Herbert noch Blut ab, um seinen aktuellen Vitamin-B12– und Folsäurestatus zu checken und dann ggf. mit der Substitution weiterzumachen, die wir bei seinen letzten Besuchen schon begonnen hatten.
Mit diesen aufgefrischten Verhaltensregeln im Gepäck schickte ich Herbert auf den Weg zu einer gastroenterologischen Untersuchung … und hoffe, bald wieder von ihm zu hören.
Sollte auch Ihr Magen für ein bestimmtes Lebensmittel brennen – geben sie ihm Zeit zum „Herumschleimen“, vielleicht ist eine warme Hafersuppe ja etwas für Sie! Und falls ein Besuch auf dem Weihnachtsmarkt ansteht (es ist ja bald wieder soweit …), beherzigen Sie bitte, dass die gebrannte Mandel gern im Magen weiterglüht:
Es grüßt Sie herzlich
Ihre
Dagmar Praßler
* Name geändert
Chronische Gastritis
In meinem Blog beschreibe ich regelmäßig Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Neben den von mir beschriebenen Produkten gibt es fast immer auch weitere von anderen Herstellern.
Es handelt sich in den Beschreibungen um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie grundsätzlich ärztlichen Rat oder den einer Heilpraktikerin / eines Heilpraktikers einholen.
Im Wechsel zu den Berichten aus der Praxis widme ich mich hier aber auch (unter dem Rubrum „News“) aktuellen Studien, die ich für erwähnenswert halte oder einen direkten Bezug zum Mikrobiom haben. Auch hier handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge
Sehr guter Artikel, den man breit streuen müsste. Sehr viele darin enthaltene Tipps, sollte der Allgemeinheit bekannt werden. Bsp. in Italien erhält man bei Antibiotika in der Apotheke automatisch Probiotika. Mikrosan verwende ich seit Jahren vorbeugend und unterstützend für den Magen und entgiftend gegen Pollenallergie. Ich bin weder Arzt noch habe ich eine medizinische Ausbildung, habe aber eine Odysee von Ärztebesuchen hinter mir. Durch verschiedene Lektüren, Fachbücher und Fachreferate habe ich genau die Tipps umgesetzt, welcher in diesem Artikel enthalten sind. Damit habe ich den stillen Reflux, Allergie und alle damit verbundenen Nebenwirkungen (Asthma, chronischer Husten etc.) in den Griff gekriegt.
Herzlichen Dank für dieses Feedback! Es macht sicher anderen Mut, die in einer ähnlichen gesundheitlichen Situation sind. Alles Gute weiterhin für Sie!