Glaubt man den Verlautbarungen diverer Pharma-Konzerne, stehen wir offenbar kurz vor einem Durchbruch im Kampf gegen den Krebs. Und ganz langsam scheint auch die Abwehrhaltung vieler Onkologen gegenüber Probiotika in der Krebstherapie zu schwinden …
Nie würde ich den Onkologen ins Handwerk pfuschen wollen, aber die jahrelange Ablehnung einer probiotischen Komplementärmedizin fand ich immer schon befremdlich. Doch jetzt scheint sich da eine Öffnung anzubahnen, denn:
Der „Zusammenhang zwischen dem Mikrobiom und Krebs“* inspiriert zunehmend die onkologische Forschung. Die Hoffnung, mit Unterstützung durch medizinisch relevante Probiotika schon bald neue Wege in der Krebstherapie beschreiten zu können, ist begründet, auch wenn zunächst eher zurückhaltend von „immunmodulierenden“ Effekten die Rede ist. Immerhin!
Die Tatsache, dass im Kampf gegen den König der Krankheiten, wie ihn der Autor und Mediziner Siddhartha Mukherjee so treffend benannt hat, endlich auch Prä-, Pro- und Synbiotika in den Fokus rücken, ist auch deshalb bemerkenswert, weil immer noch große Skepsis herrscht:
„Auch bei der Immuntherapie scheinen die Darmmikroorganismen die Therapiewirkung und Nebenwirkungen zu beeinflussen. Inwieweit die Manipulation des Mikrobioms einen positiven Effekt haben könnte, ist in Studien bisher jedoch noch kaum belegt.“
Für diese vorsichtige Zurückhaltung, die alle onkologischen Disziplinen eint, gibt es sicher gute Gründe. Aus meiner Sicht kann ich dazu nur sagen, dass so eine Immuntherapie tatsächlich nur bei jenen Tumorpatienten zu wirken scheint, deren Darmbesiedlung in Ordnung ist. Deshalb ist es ja auch so wichtig, deren Mikrobiota schon vor so einer Behandlung in ihrer Diversität durch Multispezies-Probiotika aufzubauen!
Eine Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft Supportive Maßnahmen in der Onkologie (AGSMO) bei der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) hielt fest:
„Wir wissen mittlerweile, dass Krebspatienten, die bis zu einem Jahr vor Therapiebeginn mit Immuncheckpoint-Inhibitoren (ICI, eine medikamentöse Tumortherapie, Anm. DP) ein Antibiotikum eingenommen haben, schlechter auf die Therapie ansprechen.“
Das wundert mich, ehrlich gesagt, nicht, weiß man doch, wie radikal jedes Antibiotikum das bakterielle Universum im Darm in Aufruhr versetzt. Immerhin schlussfolgerte man:
„Interventionen, die das Darmmikrobiom verändern, um die Immunogenität zu steigern, könnten die Ergebnisse verbessern.“
Wenn es Sie im Detail interessiert, auf welche Untersuchungen hier Bezug genommen wird, verweise ich auf den unten verlinkten Artikel im Ärzteblatt.
Erforscht wird derzeit, „welche Rolle das Mikrobiom beim Ansprechen einer ICI-Therapie genau spielt“. Klar scheint, „dass spezifische gesundheitsfördernde Darmbakterien nicht nur die Chancen auf den Erfolg der ICI erhöhen, sondern auch vor schweren immunbezogenen Nebenwirkungen schützen können.“
Und weiter: „Durch die positive Modulierung des Darmmikrobioms mit ausgewählten medizinisch relevanten Probiotika können entzündliche Prozesse reduziert sowie immunmodulierende Eigenschaften verbessert werden.“
Ich will nicht verhehlen, dass die Zurückhaltung in der onkologischen Fakultät weltweit nach wie vor groß ist und weitere randomisierte Studien angemahnt werden, aber die Tatsache, dass derzeitdie„S3-Leitlinie (Handlungsempfehlungen für Ärzte und Patienten, Anm. DP) zur supportiven Therapie onkologischer Patientinnen und Patienten“ überarbeitet wird und dabeieine „Kann-Empfehlung für Syn-, Pro- oder Präbiotika“ diskutiert wird, kann gar nicht hoch genug bewertet werden.
Mir scheint, wir stehen am Anfang einer neuen Ära, die vermutlich ganz neue Therapien gegen Krebs hervorbringen wird … und endlich auch den Nutzen der probiotischen Medizin anerkennt.
Herzlich, Ihre
Dagmar Praßler
* Alle wörtlichen Zitate entstammen einem Artikel, der im April 2024 auf dem Online-Portal des Ärzteblatt veröffentlicht wurde. © gie/aerzteblatt.de
Probiotika Krebstherapie
In meinem Blog beschreibe ich regelmäßig Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Neben den von mir beschriebenen Produkten gibt es fast immer auch weitere von anderen Herstellern.
Es handelt sich in den Beschreibungen um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie grundsätzlich ärztlichen Rat oder den einer Heilpraktikerin / eines Heilpraktikers einholen.
Im Wechsel zu den Berichten aus der Praxis widme ich mich hier aber auch (unter dem Rubrum „News“) aktuellen Studien, die ich für erwähnenswert halte oder einen direkten Bezug zum Mikrobiom haben. Auch hier handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge.