Weltweit steht die chronisch obstruktive Lungenkrankheit auf Platz drei der häufigsten Todesursachen, und trotzdem ist diese gefährliche Erkrankung der Lunge vergleichsweise unbekannt. Das ging auch meinem Patienten so, … bis er die Diagnose erhielt.
Circa 6% der erwachsenen Bevölkerung – bei älteren Menschen sogar ein noch größerer Anteil – leiden an der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung, die als Kürzel nach ihrer englischen Bezeichnung COPD (Chronic Obstructive Pulmonary Disease) benannt ist.
Auch Jürgen* (71) hatte diesen Begriff vor seiner Diagnose noch nie gehört, als er vor ca. zwei Jahren in meine Praxis kam. „Ich hab’ früher halt viel geraucht“, gab er damals freimütig zu. „Ich kannte niemanden, der in dem Alter nicht geraucht hätte, und an irgendwelche gesundheitlichen Folgen hat eigentlich auch keiner gedacht.“
Zwar hatte er damit zu dem Zeitpunkt bereits aufgehört, aber einen jahrelangen Missbrauch kann man schwerlich rückgängig machen.
Damit wären wir schon beim Risikofaktor Nummer eins für das Entwickeln einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung. Circa 90% aller COPD-Fälle werden durch Rauchen ausgelöst. Übrigens – auch E-Zigaretten, Cannabis oder Wasserpfeifen stellen ein Risiko dar, ebenso wie Staubexposition im Beruf oder langzeitige Belastung durch stark verschmutzte Luft.
Andere Risikofaktoren sind z. B. eine gestörte Lungenentwicklung im Kindesalter oder bei Frühgeborenen – zum Beispiel, wenn sie daheim dem Tabakrauch der Eltern ausgesetzt sind. (Die Schockbilder auf Zigarettenschachteln sind dem Alltag abgeschaut!)
Jeder Tag beginnt mit dem Abhusten des Schleims
Da eine COPD schleichend im Laufe mehrerer Jahre entsteht, können Betroffene oft keinen genauen Beginn der Symptome benennen. Hauptsymptome sind ein immer hartnäckiger werdender Husten mit zähem Auswurf und Atemnot. Auch Müdigkeit, Gewichtsverlust und psychische Probleme können mit der COPD einhergehen.
Als Jürgen zu mir kam, hatte er zwar nur bei stärkerer Belastung Beschwerden, aber Grund zur Klage gab es schon: „Wissen Sie, dieses morgendliche Hustenritual, um den Schleim loszuwerden, das nervt mich schon gewaltig.“
Hinzu kommt die Gewissheit, dass die Erkrankung immer weiter fortschreiten wird: „Das macht mir schon Angst“, hatte mein Patient gestanden, und deshalb war er auch in meiner Praxis gelandet: „Ich möchte alles tun, um das Fortschreiten wenigstens zu verlangsamen.“
Um die Entstehung der COPD-Symptome zu verstehen, muss man die Vorgänge in der Lunge genauer betrachten: Durch das Rauchen und die Inhalation anderer Schadstoffe entsteht langfristig eine chronische Entzündung der kleinen Atemwege. Diese führt zu einem Umbau der Lunge mit einer Vermehrung von Bindegewebe.
Das Flimmerepithel der Atemwege, das eingeatmete Schadstoffe wieder aus den Lungen befördern soll, trägt Schäden davon. Die Schleimproduktion ist erhöht, allerdings kann der Schleim schwerer aus der Lunge heraustransportiert werden. Und auch das Ausatmen wird durch die Umbauprozesse erschwert. Deshalb kann es bei einer schweren COPD zu einem sogenannten Lungenemphysem kommen, bei dem zu wenig Luft ausgeatmet werden kann und die Lungen überbläht werden.
Exazerbation – die ständige Gefahr
Neben den ständig vorhandenen Symptomen der COPD besteht außerdem die Gefahr, dass sich die Krankheit plötzlich deutlich verschlechtert – die berüchtigte Exazerbation. Meistens geht dies mit einem bakteriellen oder viralen Infekt einher. Betroffene bemerken eine akute Verschlechterung der Atemnot, mehr zähen Schleim und oft auch eine veränderte Farbe des Auswurfes. Je nach Schwere dieser Episode kann die Behandlung der COPD-Exazerbation mit Antibiotika oder sogar ein Krankenhausaufenthalt nötig werden.
Während man die COPD nicht heilen kann, gibt es doch einige Behandlungsmöglichkeiten für die Erkrankung. So gibt es z. B. einige Medikamente, die auch bei Asthma eingesetzt werden, weil sie die Atemwege erweitern.
Aber auch unabhängig von Medikamenten kann man als COPD-Patient:in aktiv werden. Den wichtigsten Schritt, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen, hatte Jürgen schon hinter sich: den Rauchstopp. Rauchen Betroffene der COPD auch nach Beginn der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung weiter, verläuft die Krankheit etwa doppelt so schnell. Auch die Gefahr von Exazerbationen sinkt, wenn mit dem Rauchen aufgehört wird.
Falls Sie spätestens JETZT mit dem Rauchen aufhören wollen:
Auch über vorbeugende Maßnahmen kann die Gefahr von Exazerbationen verringert werden. Wie schon erwähnt, sind die Hauptauslöser einer akuten Verschlechterung der COPD bakterielle oder virale Infekte.
Von Kutschersitz bis Lippenbremse
Ein weiterer, wichtiger Bestandteil der COPD-Therapie ist Bewegung. Natürlich können die meisten Betroffenen keinen Hochleistungssport betreiben, aber das ist auch gar nicht entscheidend. Grundsätzlich gilt: Ein bisschen Bewegung ist besser als gar keine. Spazierengehen oder Radfahren hilft, außerdem gibt es vielerorts auch Lungensportgruppen.
Durch spezielle Übungen werden Herz-Kreislaufsystem und Muskulatur gestärkt, was vielen Lungenerkrankten Lebensqualität zurückgibt. „Das heißt wohl, ich sollte mein Fahrrad mal wieder aus dem Keller holen“, hatte mich Jürgen damals unterbrochen, „kleinere Radtouren traue ich mir schon zu.“ Was aus seinen früheren Vorsätzen geworden ist, kann ich leider nicht sagen.
Auch das Erlernen verschiedener Techniken zur Unterstützung der Atmung ist wichtig und Bestandteil einer ganzheitlichen Behandlung der COPD. Dazu gehört zum Beispiel der Einsatz der Lippenbremse. Über die verringerte Öffnung des Mundes kann der Druck erhöht und die Ausatmung verlängert werden. Dadurch wird mehr Luft abgeatmet, was eine Überblähung der Lungen verringert.
Auch verschiedene Körperhaltungen, die die Effektivität der Atem-Hilfsmuskulatur erhöhen, lassen sich erlernen. Ein Beispiel hierfür ist der sogenannte Kutschersitz. Über ein Vornüberbeugen des Oberkörpers mit Abstützen der Ellenbogen auf den Oberschenkeln kann die Atmung unterstützt werden.
Für Patienten in sehr fortgeschrittenen Stadien, die konstant unter Luftnot leiden, ist außerdem eine dauerhafte Sauerstofftherapie möglich.
Mit Antioxidantien die COPD in Schach halten
Auch die Ernährung spielt eine Rolle bei der Behandlung von Lungenerkrankungen wie der COPD. Klar, ein Faktor ist dabei das Körpergewicht, denn Übergewicht kann Probleme bei der Atmung verursachen. Doch auch Untergewicht und Mangelernährung sind eine Gefahr. Viele Betroffene chronischer Lungenerkrankungen verlieren durch die Schwere der Krankheit an Muskulatur und geraten in ein Untergewicht, was sich negativ auf den Krankheitsverlauf auswirkt.
Über Untergewicht musste sich Jürgen keine Sorgen machen, hatte er doch eher ein paar Kilo zu viel, und dass ihm eine Ernährungsumstellung nicht schaden würde, war ihm durchaus bewusst. Neben einer allgemein ausgewogenen Ernährung hatte ich ihm besonders zu einer Kost geraten, die reich an Antioxidantien ist, weil diese gegen freie Radikale wirken und so oxidativen Stress im Körper vermindern.
Zu den antioxidativen Lebensmitteln zählen auf jeden Fall Obst und Gemüse, das viel Vitamin C enthält, wie z. B. Zitrusfrüchte oder Brokkoli. Auch das Vitamin E ist ein Antioxidans, zu finden etwa in Getreide und Pflanzenölen. Neben den Vitaminen ist auch der Stoff Lycopin, der unter anderem im Tomatenmark enthalten ist, ein potentes Antioxidans.
Dass eine pflanzenbasierte Kost einen Vorteil auch bei Lungenerkrankungen hat, habe ich hier schon beschrieben:
Gerade bei Lungenerkrankungen sollte auch Phosphor Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung sein, denn Studien haben gezeigt, dass niedrige Phosphorwerte mit einem schnelleren Voranschreiten und häufigeren Exazerbationen der COPD zusammenhängen. Einen Phosphormangel gilt es also unbedingt zu vermeiden! Pro Tag sollten Erwachsene 700 Milligramm Phosphor zu sich nehmen. Besonders reich an Phosphor sind Linsen, Nüsse, Fleisch, Eier und Blattspinat.
Streptokokken-Alarm!
Wundert es irgendjemand, dass auch die Darmbakterien eine Rolle bei der COPD spielen? Tatsächlich leiden Betroffene besonders häufig auch an chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. So ließen sich bei vergleichenden Untersuchungen des Mikrobioms von COPD-Kranken und Gesunden auffällige Unterschiede feststellen: Bei COPD wurden vermehrt Bakterien aus der Gruppe der Streptokokken im Darm gefunden.
So eine Dysbiose (Fehlbesiedelung), wie sie typisch ist bei COPD-Patienten, kann schnell die Darmbarriere angreifen, und das ist keine gute Perspektive für die Kommunikation auf der Darm-Lungen-Achse! Sehr wahrscheinlich hat ein so verändertes Darmmikrobiom über die Darm-Lungen-Achse auch Einfluss auf die Immunreaktion bei Atemwegsinfektionen (und mögliche Exazerbationen).
Bekannt ist aber auch, dass kurzkettige Fettsäuren, wie sie von Darmbakterien produziert werden, chronische Entzündungsprozesse in der Lunge unterbinden können. Das muss besonders COPD-Patienten interessieren.
Daher ist eine ballaststoffreiche und darmbakterienfreundliche Ernährung bei der COPD ein Muss. Wie man seine Darmbakterien optimal füttert, erfahren Sie hier im Detail:
Neben der darmfreundlichen Ernährung hatte ich Jürgen daher zusätzlich für vier Wochen zur Einnahme des Probiotikums OMNi-BiOTiC® 10 geraten. Die darin enthaltenen Bakterienstämme sollten seinem Darm zu einer gesunden bakteriellen Diversität verhelfen, pathogene Keime wie Streptokokken und vor allem deren Toxine verdrängen und sich mittelfristig positiv auf die Entwicklung seiner Lungenerkrankung auswirken.
Unterstützt wird dieser Prozess durch Huminsäuren, die Toxine direkt an der Darmschleimhaut „abgreifen“ und mit dem Stuhl hinausbefördern. So wird die Entzündungsbereitschaft des Körpers gesenkt – und davon profitiert vor allem die Lunge.
Darm und Lunge haben eine innige Verbindung
Man geht davon aus, dass es eine sogenannte phylogenetische Gemeinsamkeit gibt, in der Evolution entwickelte sich die Lunge aus dem Darmrohr, sie „spross“ heraus. Natürlich sind Darm und Lunge auch durch das Schleimhaut-Immunnetzwerk verbunden und über den Vagus-Nerv, der Botenstoffen aus dem Darm als „Klettergerüst“ dient.
Schlussendlich wandern auch über die Blutbahn Fragmente und Metaboliten von Bakterien sowie Immunzellen vom Darm zur Lunge und umgekehrt. Für eine gute Lungenfunktion gilt es also vorrangig den Darm zu behandeln!
Ich kann mich noch erinnern, dass Jürgen an der Stelle gegrinst hat, weil er offensichtlich erwartet hatte, dass ich über kurz oder lang auf den Darm zu sprechen kommen würde. Wie recht er doch hatte: Ich riet ihm nämlich, nach den ersten vier Wochen mit OMNi-BiOTiC® 10noch für mindestens neun Monate eine Probiotika-Kombi einzunehmen, die sich insbesondere bei Entzündungen und oxidativen Prozessen bewährt hat:
Morgens OMNi-BiOTiC® Power und abends OMNi-BiOTiC® SR-9. Ich nenne dies die „Manager-Kombi“: mit „Power“ und anti-oxidativ wirkenden Bakterien in den Tag starten, abends mit anti-entzündlichen Signalstoffen wirksamer Leitkeimstämme das Nervensystem beruhigen und den Feierabend einläuten.
Als besonders wirksames Naturpräparat hatte ich ihm zudem noch META-CARE® Origanox empfohlen. Der wilde Majoran enthält etwa 800 Substanzen, darunter Flavonoide, Gerbstoffe, Bitterstoffe und Vitamin C, und wird traditionell vor allem bei Atemwegsproblemen eingesetzt.
Wie es Jürgen mit diesen Therapievorschlägen erging, habe ich leider nie erfahren, weil er einen Umzug ins Ausland in Erwägung zog, aber er schien damals fest entschlossen, sich seiner Krankheit „nicht ganz kampflos auszuliefern“.
Dass unsere Darmbakterien auch in so einem Kampf eine zentrale Rolle spielen, ist eine beruhigende Erkenntnis. In diesem Sinne grüßt Sie herzlich
Ihre
Dagmar Praßler
* Name geändert
Chronisch obstruktive Lungenkrankheit Behandlung
In meinem Blog beschreibe ich regelmäßig Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Neben den von mir beschriebenen Produkten gibt es fast immer auch weitere von anderen Herstellern.
Es handelt sich in den Beschreibungen um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie grundsätzlich ärztlichen Rat oder den einer Heilpraktikerin / eines Heilpraktikers einholen.
Im Wechsel zu den Berichten aus der Praxis widme ich mich hier aber auch (unter dem Rubrum „News“) aktuellen Studien, die ich für erwähnenswert halte oder einen direkten Bezug zum Mikrobiom haben. Auch hier handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge.