Dass natürliche Polyphenole wie Resveratrol und Curcumin eine positive Wirkung auf das Darmmikrobiom ausüben, ist unumstritten. Die Frage ist nur, in welchem Maß pflanzliche Flavonoide dazu beitragen könnten, das Demenzrisiko zu verringern.
Neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz spielen statistisch eine immer größere Rolle – vermutlich ist die steigende Lebenserwartung nicht ganz unschuldig daran. „Schätzungen zufolge“, so ist in einem Beitrag des Ärzteblatt* zu diesem Thema nachzulesen, „hatten im Jahr 2020 über 50 Millionen Menschen weltweit eine Demenz.“
Umso dringlicher wird die Suche nach präventiven Ansätzen, denn noch sind „keine kurativen Ansätze verfügbar“, sprich: Ist die Krankheit erst ausgebrochen, gibt es kaum eine Chance auf Heilung. Gleichzeitig ist bekannt, dass eine flavonoidreiche Ernährung das Risiko, eine Demenz zu entwickeln, zumindest einhegen kann.
Doch „welche Risikogruppen besonders profitieren und wie stark das jeweilige Demenzrisiko sinkt“ – das blieb bisher im Dunkeln. In den letzten Jahren gingen Wissenschaftler dieser Frage in einer „bevölkerungsbasierten Kohortenstudie nach mit 121.986 Teilnehmenden aus dem Vereinigten Königreich“.
Genauer gesagt, handelte es sich um „Erwachsene zwischen 40 und 70 Jahren (mittleres Alter: 56,1 Jahre, 55,6 % weiblich) mit unterschiedlichen Ernährungsgewohnheiten hinsichtlich der Flavonoide“, und die Aussagekraft stützt sich dabei auf eine sehr lange Nachbeobachtungszeit: Die „dauerte im Mittel 9,2 Jahre“, und am Ende zeigte sich, dass „882 aus der Gesamtkohorte an Demenz“ erkrankt waren.
Vielseitig talentiert: pflanzliche Flavonoide
Nun sind pflanzliche Flavonoide keine Unbekannten in der orthomolekularen Medizin, der ich mich seit vielen Jahren verschrieben habe. Ihre vornehmste Aufgabe besteht darin, Pflanzen nicht nur vor Pilz-, Viren- und Bakterienbefall zu bewahren, sondern auch vor UV-Strahlen zu schützen und Fressfeinde abzuhalten.
Uns Menschen wird der potenzielle Schutz vor Fressfeinden zwar kaum tangieren, aber durch den Verzehr von Flavonoiden profitieren wir gleich mehrfach: u. a. wird das Risiko für Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen gesenkt, der Blutdruck reguliert und das Immunsystem insgesamt positiv beeinflusst. Dies lässt den Schluss zu, dass unseren Darmbakterien Flavonoide wohl ebenso gut schmecken wie uns, denn Immunzellen werden bekanntlich zu 80% im Darm gebildet.
Sekundäre Pflanzenstoffe kommen in der Regel als Glykoside in der Natur vor, das sind chemische Verbindungen mit Zuckern. Voraussetzung für die Aufnahme dieser Pflanzenstoffe durch den Menschen ist die Abspaltung des Zuckers im Darm.
Mikroorganismen der Darmflora beschleunigen diesen Prozess. Pflanzenstoffe mit einer kohlenstoffbasierten Verbindung zu einem Zucker (sogenannte C-Glykoside wie z. B. Nothofagin in Roibuschtee) wären praktisch unverdaulich, wenn die Darmmikroben dabei nicht in Erscheinung träten.
Die Metabolisierung von Resveratrol durch bestimmte Darmbakterien resultiert in diversen Resveratrol-Metaboliten wie Lunularin oder Dihydroresveratrol, die der positiven Wirkung von Resveratrol erst den nötigen „Push“ geben. Zum beidseitigen Nutzen, denn:
Das physiologische Darmmikrobiom wird durch natürliche Polyphenole wie Resveratrol und Curcumin nachhaltig moduliert und aufrecht erhalten, denn sie fördern eben jene Bakterienspezies, die entzündungshemmende Substanzen wie kurzkettige Fettsäuren produzieren. Und diese wiederum schützen unser Gehirn.
Wie eine flavonoidreiche Ernährung aussieht
- Grüner und schwarzer Tee
- Rotwein/blaue Weintrauben
- Kakao
- dunkle Schokolade (mind. 75%)
- Blaubeeren
- schwarze Johannis-, Brom-, Himbeeren
- Pekan-, Haselnüsse, Mandeln
- Paprika
- Karotten
- Rotkohl
- Auberginen
- Blattgemüse
- Rettich
- Petersilie
- Sellerie
Inwieweit sich der Schutz vor schädlichen äußeren Einflüssen, den Flavonoide den Pflanzen zukommen lassen, auch auf das Demenzrisiko beim Menschen übertragen lässt, wurde in der vorliegenden Studie deutlich:
„Eine flavonoidreiche Ernährung mit mindestens 6 zusätzlichen Portionen täglich ging mit einem reduzierten Risiko für eine Demenz einher (…). Noch stärkere Effekte zeigten sich bei Personen mit hohem genetischen Risiko (…) und bei denjenigen mit depressiven Symptomen (…)“.
Hoch die (Tee-) Tassen!
Dieses Resultat dürfte Teeliebhaber besonders erfreuen: „Die größte Risikoreduktion hatten die Teilnehmer, die mindestens 2 der folgenden Lebensmittel pro Tag konsumierten: 5 Tassen Tee, 1 Glas Rotwein und/oder 0,5 Portionen Beeren, verglichen mit denjenigen, die dies nicht taten (…). Dabei war der regelmäßige Konsum von Tee mit den stärksten Effekten assoziiert, betonen die Studienautoren.“
Viel Überredungskunst, sich eine flavonoidreiche Ernährung zum Prinzip zu machen und damit sein Demenzrisiko zu senken, bedarf es angesichts der hier angepriesenen Lebensmittel wohl nicht mehr …
In diesem Sinne grüßt Sie herzlich
Ihre
Dagmar Praßler
* Alle wörtlichen Zitate entstammen einem Artikel, der im Oktober 2024 auf dem Online-Portal des Ärzteblatt veröffentlicht wurde. © cw/aerzteblatt.de
Flavonoide Demenzrisiko
In meinem Blog beschreibe ich regelmäßig Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Neben den von mir beschriebenen Produkten gibt es fast immer auch weitere von anderen Herstellern.
Es handelt sich in den Beschreibungen um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie grundsätzlich ärztlichen Rat oder den einer Heilpraktikerin / eines Heilpraktikers einholen.
Im Wechsel zu den Berichten aus der Praxis widme ich mich hier aber auch (unter dem Rubrum „News“) aktuellen Studien, die ich für erwähnenswert halte oder einen direkten Bezug zum Mikrobiom haben. Auch hier handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge.