Gibt es einen Zusammenhang zwischen COVID-19 und dem Darm-Mikrobiom? Um Antworten auf diese spannende Frage zu finden, wurden in den letzten zwei Jahren mehrere Studien ins Leben gerufen. Was könnte aktueller sein als dieses Thema, mit dem ich heute die neue „News“-Sektion eröffne. Prädikat: ermutigend!
Wenn man sich anschaut, was die Mikrobiomforschung allein in den letzten zehn Jahren alles entdeckt hat, könnte man in Ehrfurcht versinken: Von der Darm-Hirn-Achse über die Darm-Leber-Achse bis zur Lungen-Darm-Achse konnte der bestimmende Einfluss der „intestinalen Mikrobiota“ auf alle Körperfunktionen nachgewiesen werden. Bei Letzterer gilt der Zusammenhang zwischen einer verstärkten Entzündung in der Lunge und einer gestörten Darmmikrobiota mittlerweile als erwiesen.
Wie allerdings unser Darmmikrobiom das SARS-CoV-2-Virus beinflusst (und umgekehrt), ist naturgemäß Neuland. Jetzt stieß ich auf eine Übersichtsarbeit des Saalfelder Mediziners Prof. Dr. med. habil. Peter C. Konturek, in der diverse neuere Studien unter die Lupe genommen wurden, die alle den „möglichen Einfluss der intestinalen Mikrobiota auf die Immunantwort auf eine SARS-CoV-2-Infektion“ * untersuchen.
Um es vorwegzunehmen: Für eine Verfechterin eines gesunden Darms und somit eines starken Immunsystems (80% unserer Immunzellen sitzen bekanntlich im Darm) waren die Ergebnisse nicht allzu überraschend, aber ich freue mich über jede Argumentationshilfe!
Die bösen Folgen einer Dysbiose
Die Untersuchungen ergaben nämlich, dass an COVID-19 erkrankte Patient:innen gleichzeitig unter einer Dysbiose (Fehlbesiedelung des Darms) litten, die sich auch nach überstandener Krankheit als ziemlich hartnäckig erwies: „Beim dysbiotischen Darm sehen wir eine defekte Immunantwort der Lunge mit unkontrollierter Vermehrung der Viren und unkontrollierter Aktivierung des Immunsystems, einen sogenannten Zytokinsturm.“
Offenbar hat die intestinale Mikrobiota beim Schweregrad von COVID-19 ein erhebliches Wörtchen mitzureden, wie auch eine andere Studie herausfand. Man nimmt an, dass eine Dysbiose „den sogenannten Zytokinsturm begünstigen“ kann!
Der Hinweis sei an dieser Stelle erlaubt, dass eine Dysbiose häufig durch Antibiotika-Gaben entsteht, die unsere intestinale Mikrobiota und unser gesamtes schleimhautassoziiertes Immunsystem nachhaltig belasten. Über diesen Zusammenhang habe ich u. A. hier geschrieben:
So ein Zytokinsturm (wissenschaftlich: Zytokinfreisetzungssyndrom, CRS), auch Hyperinflammation genannt, wird auch bei anderen viralen Erkrankungen beobachtet und ist nicht zu unterschätzen, denn er kann zu multiplem Organversagen führen, sprich: Lebensgefahr! Bedauerlicherweise stellt ereine der häufigsten Komplikationen von schweren COVID-19-Verläufen dar, oft mit tödlichem Ausgang.
Was den Zusammenhang zwischen dem Schweregrad einer COVID-19-Infektion und der intestinalen Mikrobiota betrifft, hat die Studie einer Hongkonger Arbeitsgruppe gezeigt, dass eine „durch SARS-CoV-2 induzierte Dysbiose mit erhöhten Konzentrationen an proinflammatroischen Zytokinen und entzündlichen Markern assoziiert“ war. Ein schwerer COVID-19-Infektionsverlauf war stets „mit einem höheren Dysbiose-Index assoziiert.“
In diesem Zusammenhang möchte ich auch auf die Entstehung von Herzmuskelentzündungen als COVID-19-Komplikation hinweisen. Hier können Sie mehr darüber lesen:
Was ein gesundes Mikrobiom leistet
Die Rolle des Mikrobioms im Hinblick auf den Verlauf einer COVID-19-Erkrankung wurde in diversen Populationsstudien untersucht, wobei beobachtet wurde, dass bei einer „Eubiose im Darm (also einem gesunden Mikrobiom) die Reaktion des Immunsystems der Lunge auf die virale Infektion (Interferon-Produktion, Aktivierung von T-Zellen) wesentlich besser und kontrollierter abläuft als bei Patienten mit Dysbiose.“
Wenig überraschend hat sich gezeigt, dass bei einem gesunden Darmmikrobiom „das angeborene und das erworbene Immunsystem effektiver aktiviert“ werden: Erstens können Viren dann schlechter an die entsprechenden Rezeptoren im Gastrointestinaltrakt andocken, und zweitens „produzieren gute Bakterien (Symbionten) antimikrobielle und antivirale Substanzen“.
Zudem wurde der Beweis erbracht, dass „die SARS-CoV-2-Infektion zur Dysregulation verschiedener Mikrobiota-Achsen führt – dazu gehört auch die Hirn-Darm-Achse. Das könnte möglicherweise erklären, warum Patienten mit einer SARS-CoV-2-Infektion neurologische und psychiatrische Symptome entwickeln“, die sie in Form von Abgeschlagenheit (Fatigue) und kognitiven Störungen (,brain fog’) häufig noch mehrere Monate lang beklagen.
Auf das chronische Müdigkeitssyndrom CFS (Chronical Fatigue Syndrom) bin ich hier schon einmal näher eingegangen:
Interessant ist auch der Einfluss der Begleitumstände der aktuellen Pandemie auf die Mikrobiomforschung: „Die COVID-19-Infektionen (führten) zu bisher nicht bekannten Einschränkungen in unserem Leben (Lockdown), die ebenfalls negative Auswirkungen auf die Zusammensetzung der Darmmikrobiota haben (einseitige Ernährung, Snacking, vermehrtes Rauchen und Alkoholkonsum, weniger Bewegung, Übergewicht).“
Warum Probiotika unverzichtbar sind
Für mich die wichtigste Nachricht: „Es gibt Hinweise, dass Pre- und Probiotika die Immunantwort sowohl im Darm als auch in der Lunge verbessern könnten.“
Was hier so vorsichtig formuliert wird, bestätigt mich in meiner Arbeit: weiter über die Bedeutung von Prä-, Pro- und Synbiotika aufzuklären, weil die Fokussierung auf ein starkes Immunsystem das A und O ist – sowohl prophylaktisch als auch beim Bekämpfen jeder Krankheit!
Besonders geeignet erscheint mir – sowohl für die Prophylaxe als auch im Akutfall – OMNi-BiOTiC® PRO-Vi 5, ein relativ neues Probiotikum, das den innovativen Ansatz verfolgt, mit Bakterien bzw. einem gesunden Mikrobiom gezielt gegen Viren vorzugehen.
Dies kann durch Inaktivierung der Viren geschehen, so dass diese gar nicht erst die Schleimhäute erreichen und befallen können, aber auch durch das Blockieren von Viren-Rezeptoren. Genauer bin ich darauf hier eingegangen:
Was uns alle ermutigen sollte, ist die Vielzahl aktuell laufender Studien zum Einsatz von Probiotika bei COVID-19, denn: „Es gibt zunehmende Hinweise dafür, dass Probiotika die Barrierefunktion stärken. Außerdem zeigen probiotische Stämme antientzündliche und immunmodulierende Effekte. Interessant sind die verschiedenen antiviralen Effekte von Probiotika.
Dazu gehören u. a. die direkte Interaktion mit Coronaviren, die Blockade der viralen ACE-Rezeptoren, Stimulation der sogenannten antimikrobiellen Peptide, Stimulation von IgA-Antikörpern und eine Reihe stimulierender Effekte auf das angeborene und erworbene Immunsystem.“
An dieser Stelle sei auch erwähnt, dass die Virenabwehr bereits in Mund und Nase beginnt. Das hier vorherrschende Bakterium mit antiviralen Eigenschaften ist Streptococcus salivarius K12, enthalten in OMNi-BiOTiC® IMMUND als Lutschtablette.
Wenn es Sie interessiert – hier bin ich ausführlicher auf dieses „heldenhafte“ Bakterium eingegangen:
Hoffnung macht auch, dass einer jüngeren Studie zufolge „Probiotika die Symptome bei Infektionen des oberen Respirationstraktes signifikant reduzierten“. Sie sehen: Probiotika stärken nicht nur grundsätzlich unser Immunsystem, sondern leisten gerade in diesen pandemischen Zeiten unschätzbare Dienste entlang all unserer „Schleimhautstraßen“.
Herzlich, Ihre
Dagmar Praßler
* Alle Zitate entstammen der öffentlich einsehbaren Übersichtsarbeit von Prof. Dr. med. habil. Peter C. Konturek: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8359639/
Zusammenhang Covid 19 und Darm
In meinen Blogs beschreibe ich Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Es handelt sich um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie einen Arzt oder Heilpraktiker aufsuchen. Bei meinen Blogs handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge. Neben den beschriebenen Produkten gibt es noch weitere von anderen Herstellern.