Ist es wirklich so dramatisch? Erleben wir gerade die „last generation“ von uns Menschen, weil sich weltweit die Spermien verabschieden? Keineswegs will ich hier das Geschäft der Sensationsmedien betreiben, aber die Zahlen sprechen schon eine deutliche Sprache …
Liam* (39) kam mit einem auch für mich eher ungewöhnlichen Anliegen zu mir: Der zweifache Familienvater möchte Samenspender werden. Eine noble Idee, doch was führte ihn dann zu mir?
„Ganz einfach“, meinte Liam, „ich frage mich, ob ich aufgrund meines fortgeschrittenen Alters überhaupt noch in der Lage bin, ausreichend Spermien zu produzieren?“ Nun fehlte Liam, vorsichtig ausgedrückt, alles Greisenhafte, wie man es von einem knapp Vierzigjährigen auch kaum erwarten würde. Aber er hatte offenbar etwas gelesen über die angeblich „weltweit abnehmende Spermienqualität, … und der Jüngste bin ich ja auch nicht mehr.“
Von dieser koketten Bemerkung einmal abgesehen, war seine Beobachtung nicht verkehrt – auch ich habe erst kürzlich wieder etwas über diese Entwicklung gelesen. Jetzt wollte ich aber erst mal etwas über seinen Entschluss hören – rein aus Interesse.
„Sarah* und ich“, begann er, „haben nach unserem zweiten Kind mit der Kinderplanung definitiv abgeschlossen. Die Idee, eines Tages Samenspender zu werden und anderen Menschen zum Kinderglück zu verhelfen, hatte ich schon als junger Erwachsener.“ Auch seine Frau fände den Gedanken schön, anderen Familien zu helfen, in denen der Mann bspw. aufgrund von Krankheit keine Kinder zeugen könne.
Dass es dafür Bedarf gibt, beweisen ein paar Zahlen:
- Weltweit wurden bereits rund acht Millionen Kinder mit Hilfe assistierter Reproduktionstechniken geboren, hierzulande mehr als 340.000 Kinder 1
- Derzeit kommen etwa drei Prozent der Babys durch künstliche Befruchtung auf die Welt, das ist ungefähr ein Kind pro Schulklasse!
Samenbanken und ihre Ansprüche
„Nun verlangen Samenbanken aber ziemlich viel von möglichen Spendern, wie ich feststellen musste“, erklärte Liam und betonte, dass eine Samenspende heute schon wegen der vielen Prozesse (einfrieren, lagern, auftauen, testen) eine „überdurchschnittlich hohe Anzahl fruchtbarer Spermien“ aufweisen müsse.
Etwas verwundert zeigte er sich darüber, dass Samenbanken nicht nur eine körperliche Untersuchung verlangten, sondern auch seine „Persönlichkeit und charakterliche Reife“ beurteilen wollten. „Dafür, dass man das ja unentgeltlich macht, finde ich das schon fast unverschämt“, fasste Liam seinen Eindruck zusammen.
Ein Kind pro Schulklasse ist künstlich gezeugt
Offenbar hatte Liam sich schon über manches „schlau gemacht“. Zu seiner Frage, ob die Spermienqualität bzw. -menge tatsächlich immer weiter zurückgehe und ob dies auch für ihn gelte – dazu musste ich etwas ausholen.
Selbst Expert:innen sind sich da nämlich nicht ganz einig, obwohl seit den 1970er Jahren vor allem in den westlichen Ländern die Zahl der produzierten Spermien kontinuierlich abnimmt – zumindest darüber besteht durchaus Konsens. Die meisten Forscher:innen finden das zwar bedenklich, unterstreichen aber immer wieder, dass wir von einer „Fruchtbarkeitskrise“, von der manche schon sprächen, noch weit entfernt seien.
Dabei sprechen die Zahlen für sich: Zwischen 1973 und 2018 sank laut einer neuen Studie (veröffentlicht in der Fachzeitschrift „Human Reproduction Update“) die durchschnittliche Spermienkonzentration um mehr als 51 Prozent, und es gibt Hinweise, dass sich der Rückgang beschleunigt!
Der deutlichste Rückgang wurde bei Männern aus Europa, Nordamerika und Australien verzeichnet, und als wahrscheinlichste Ursachen wurden globale Erwärmung, Luftverschmutzung, aber auch der Einfluss chemischer Substanzen sowie Rauchen, psychischer Stress und schlechte Ernährung ins Feld geführt.
Natürlich sollte man hinterfragen, woran es liegt, dass die Spermienkonzentration weltweit abnimmt, ist doch die Spermienzahl bzw. -qualität auch ein Anzeiger für die Gesundheit des Mannes.
Mit Anfang 40 zu alt zum Kinderzeugen?
„Ich bin im Grunde ziemlich gesund“, stellte Liam klar, „von einer gelegentlichen Erkältung mal abgesehen.“ Nun spielen beim Thema Fruchtbarkeit verschiedene Faktoren eine Rolle – allen voran natürlich das Alter. Mit steigendem Alter nimmt die Fruchtbarkeit ab, bei Frauen noch viel deutlicher, aber auch bei Männern ist der Effekt zu messen, meist ab einem Alter von ca. 40 Jahren. „Da bin ich also genau an der Grenze“, bemerkte Liam. „An der untersten Grenze“, betonte ich und nickte ihm ermunternd zu.
Allerdings können eine ungesunde Ernährung und Übergewicht, Folge unseres „westlichen Lebensstils“, durchaus dazu beitragen, dass weniger Spermien gebildet werden.
Eine Harvard-Studie hat außerdem festgestellt, dass wohl auch Milchprodukte die Spermienzahl verringern können. Demnach würde es sich durchaus lohnen, öfter mal zur Alternative Hafermilch zu greifen. Das ist ja ohnehin gerade mein Thema – falls es Sie interessiert, schauen Sie hier gern mal rein:
Dass auch Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum und andere Drogen eine negative Rolle spielen, kann wohl niemanden überraschen. Genauso übrigens wie Stress.
Fruchtbarkeit – eine Frage der „richtigen“ Bakterien!
Nicht zu vergessen: Auch Medikamente können Einfluss auf die Spermienzahl nehmen. Besonders gewisse Antibiotika wie Erythromycin können die Fruchtbarkeit für einen gewissen Zeitraum herabsetzen. Die Verbindung mit dem Mikrobiom drängt sich hier geradezu auf, denn wie ich immer wieder in diesem Blog erwähne, verändert jede Antibiotikaeinnahme das Mikrobiom, wenn nicht parallel mit einem dafür geeigneten Multispezies-Probiotikum (wie z. B. OMNi-BiOTiC® 10) gegengesteuert wird!
Erst vor wenigen Monaten habe ich über neue Erkenntnisse berichtet, den Einfluss von Bakterien auf die Spermienfunktion betreffend. Genaueres können Sie hier nachlesen:
Es steht mittlerweile fest, dass Laktobazillen nicht nur bei Frauen über eine Schwangerschaft entscheiden, sondern auch „einen schützenden Effekt auf die Spermienqualität ausüben“. Auch für Liam bietet es sich daher an, an seinem seminalen Mikrobiom bzw. seinem Laktobazillendepot zu schrauben, z. B. mit OMNi-BiOTiC® FLORA plus+.
Die Verpackung ist nicht immer entscheidend
„Ich dachte bisher, das sei nur für Frauen“, unterbrach mich Liam hier, „das nimmt meine Frau immer, wenn sie ’ne Blasenentzündung hat. Und wenn man die Verpackung sieht, ist die ja doch eher auf Frauen ausgerichtet …“
Das hatte er richtig beobachtet, aber tatsächlich schafft dieses Probiotikum auch ein optimales Milieu für die Entstehung gesunder Spermien – dafür sorgen die vier darin enthaltenen Lactobacillus-Stämme. Mehr zum Thema Kinderwunsch erfahren Sie hier:
Daneben gibt es bestimmte Mikronährstoffe, die ebenfalls unterstützend wirken können. So ist z. B. Zink maßgeblich an der Bildung und Beweglichkeit von Spermien beteiligt, ebenso wie Selen. Eine gesunde Ernährung mit viel Abwechslung steht daher an erster Stelle, weil auch Vitamine (wie etwa Folsäure) nicht fehlen sollten.
Viel Zink und Folsäure sind z. B. in Haferflocken oder Hülsenfrüchten enthalten, und für die Exotischen unter uns sind auch Austern in dieser Hinsicht empfehlenswert. Welche Vitamine man in welchen Nahrungsmitteln finden kann und welche Auswirkungen diese auf unsere Gesundheit haben, habe ich an dieser Stelle schon mal genauer aufgeführt:
Auf ziemlich großes Interesse ist übrigens auch mein Video zu Haferflocken gestoßen. Kennen Sie es schon?
„Kommen wir mal zur Wahl der Unterhose“
Liam war meinen Ausführungen bis dahin aufmerksam gefolgt und meinte, dann liege er ja „ernährungstechnisch ganz vorne“. Das mag ja sein, aber es gibt dennoch weitere Faktoren, die Einfluss auf die Spermienqualität haben. „Kommen wir mal zur Wahl der Unterhose“, sagte ich mit ernster Miene und genoss das Erstaunen in Liams Gesicht angesichts dieses doch sehr privaten Themas, „die kann nämlich sehr wohl die Menge der produzierten Spermien beeinflussen.“
Die Hoden mögen es lieber ein paar Grad kälter als die Körperkerntemperatur – die Natur hat sich schon etwas dabei gedacht, sie etwas „außerhalb“ des Körpers anzusiedeln. Bei sehr engen Unterhosen steigt die Temperatur, was sich leicht negativ auf die Spermienproduktion auswirken kann. Boxershorts sind in diesem Zusammenhang tatsächlich besser geeignet. Auch ein Saunabesuch oder die Sitzheizung im Auto auf Dauerbetrieb zu schalten kann für Liams Spermienproduktion kontraproduktiv sein.
„Wahnsinn, worüber es alles Studien gibt“, zeigte sich Liam amüsiert und bekannte, dass er „aus Bequemlichkeitsgründen“ ohnehin fast nur Boxershorts trage, aber „das mit der Sitzheizung“ wolle er künftig doch im Kopf behalten. Damit sollte Liams „Karriere“ als Samenspender nicht mehr viel im Weg stehen – ich bin mir sicher, dass er für viele kinderlose Paare eine gute Wahl wäre!
Herzlich, Ihre
Dagmar Praßler
* Alle Namen geändert
1 Quelle: Bayerischer Rundfunk
Spermien-Krise
In meinen Blogs beschreibe ich Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Es handelt sich um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie einen Arzt oder Heilpraktiker aufsuchen. Bei meinen Blogs handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge. Neben den beschriebenen Produkten gibt es noch weitere von anderen Herstellern.