Wir sollten dankbar sein, dass sich mit der Koloskopie ein mögliches Darm-Karzinom frühzeitig erkennen lässt, aber womöglich gibt es bald ein viel einfacheres Frühwarnsystem, das ganz auf Darmbakterien setzt …
Wenn es um das Thema Darmkrebsvorsorge geht, gibt es zwei Fraktionen: die eine möchte davon lieber gar nichts wissen, die andere macht sich schlau und recherchiert, ab wann dies angezeigt ist: Männern wird ab 50 und Frauen ab 55 Jahren eine Koloskopie (Darmspiegelung) im Rahmen der Darmkrebsvorsorge empfohlen. Ab dann soll dies alle 5 Jahre durchgeführt werden, um mögliche Vorstufen von Darmkrebs frühzeitig erkennen und verdächtige Darmpolypen entfernen zu können.
Die Prozedur der Vorbereitung einer Darmspiegelung wird von vielen als „das Unangenehmste“ empfunden. Auch die in den Tagen und teils Wochen nach der Spiegelung auftretenden Beschwerden wie Durchfall oder Verstopfung, Blähungen und Bauchschmerzen sind natürlich äußerst unangenehm. Exakt hierfür gibt es das OMNi-BiOTiC® COLONIZE, es soll helfen, den Darm nach der Belastung einer Spiegelung schnell wieder auf Vordermann zu bringen. Die Feedbacks meiner Patient:innen sind in der Tat sehr positiv.
Als Alternative zur Koloskopie gilt der Nachweis von Blut im Stuhl als Warnzeichen für möglicherweise gerade entstehenden Darmkrebs. Möchte man also eine Darmspiegelung lieber vermeiden, lässt sich zumindest ein solcher (jährlicher) Stuhltest beim Hausarzt durchführen.
Das Problem hierbei ist allerdings, dass ein positiver Test nicht unbedingt bedeuten muss, dass man wirklich an Darmkrebs leidet, und andersherum führt auch nicht jede Form von Darmkrebs zu im Test nachweisbaren Blutungen, sprich: So sicher ist ein solcher Stuhltest (noch) nicht.
Wenn Sie sich für eine Darmspiegelung interessieren, bitte sehr:
Die Suche nach Alternativen
Das mag einer der Gründe sein, weshalb gerade intensiv an einer ganz anderen Form der Darmkrebs-Früherkennung, nämlich der Risikoabschätzung über Veränderungen des Darmmikrobioms, geforscht wird. Zu diesem Thema stellte eine niederländische Arbeitsgruppe kürzlich auf der Europäischen Tagung für Gastroenterologie 2023 ihre Arbeit* vor:
Die Forschungsgruppe der Universität Groningen hat Daten aus dem niederländischen Mikrobiom-Projekt analysiert, das über Jahre Daten zum Darmmikrobiom von mehr als 8.000 Niederländerinnen und Niederländern gesammelt hat. Dabei wurden Daten von Menschen, bei denen im Laufe der Erhebung Krebsvorstufen gefunden wurden, mit den Untersuchten ohne Anzeichen für Darmkrebs verglichen.
Wenn die Polypen schon um die Ecke lugen
Wucherungen der Darmschleimhaut, die als Polypen bezeichnet werden, sind per se noch nicht gefährlich, können sich aber im Laufe der Zeit zu bösartigem Darmkrebs auswachsen. Bei ungefähr jeder dritten Person über 55 Jahren lassen sich solche Veränderungen der Darmschleimhaut finden. Kein größeres Problem, denn bei regelmäßiger Darmkrebsvorsorge können die Polypen rechtzeitig erkannt und während der endoskopischen Untersuchung entfernt werden.
Eine histologische Untersuchung des entnommenen Gewebes gibt dann Aufschluss darüber, ob es sich um eine rein gutartige Wucherung handelte oder schon Krebszellen zu finden waren. Was passiert, wenn der Polyp wirklich schon zum bösartigen Tumor geworden ist und wie man der Entstehung solcher Polypen vorbeugen kann, können Sie übrigens hier nachlesen:
Ein ideales Frühwarnsystem?
Bei der Analyse der Mikrobiomdaten konnte gezeigt werden, dass die Patientinnen und Patienten, bei denen Krebsvorstufen nachgewiesen worden waren, eine vergrößerte Diversität des Mikrobioms aufwiesen.
Das war für mich erst mal überraschend, gilt doch eine große (Bakterien-) Diversität grundsätzlich als Zeichen für ein gesundes Mikrobiom, aber es kommt natürlich immer auf die Art der Bakterien an.
So waren denn auch spezifische Bakterienarten bei den Patientinnen und Patienten mit vorliegenden Polypen vermehrt. Dazu gehörten zum Beispiel Bakterien aus der Gruppe der Lachnospiraceae und die Arten Roseburia und Eubacterium.
Besonders interessant fand ich, dass eine Korrelation bestimmter Bakterienzusammensetzungen mit der Art der vorliegenden Schleimhautläsion gezeigt werden konnte. Damit wäre es also denkbar, dass künftig schon eine Analyse der Bakterien in Stuhlproben Aufschluss über das Risiko gibt, Darmkrebs zu entwickeln.
Achtung bei Entzündungsprozessen!
Der Leiter der Forschungsgruppe betonte in einem Interview zwar, dass bis jetzt noch keine Untersuchungen zu direkten Zusammenhängen zwischen den Bakterienarten und der Entstehung von Schleimhautläsionen im Darm erfolgt seien, er könne sich allerdings gut vorstellen, dass die Bakterien dabei eine aktive Rolle spielten.
Man wisse mittlerweile ja, dass die Zusammensetzung der Darmmikrobiota Entzündungsprozesse im Darm fördern könne, die dann selbst die Entstehung von Krebszellen begünstigen. „Ein Beispiel dafür ist Bacteroides fragilis“, präzisierte er, „ein Bakterium, welches über die Freisetzung von Toxinen eine chronische Entzündung des Darms hervorrufen kann.“
Wie Sie Ihren Darm vor Entzündungen schützen können, lesen Sie hier:
Ob nun auch die Krebsvorstufen im Darm direkt mit einzelnen Bakterienarten zusammenhängen, sollen weitere Untersuchungen zeigen.
Einen anderen Ansatz verfolgt das Testsystem ColoAlert***, das bereits seit einiger Zeit erfolgreich angewendet wird. Laut Hersteller beginnt Darmkrebs durch genetische Mutationen von Darmzellen.
Der Ansatz von ColoAlert basiert darauf, dass diese Zellen kontinuierlich in den Stuhl abgetragen und durch die PCR-Technologie (Polymerase-Kettenreaktion) auf Tumor-DNA untersucht werden können. ColoAlert analysiert die Probe auf wichtige Tumor-Marker, wofür zwei Stuhlröhrchen genügen.
Machen Bakterien gemeinsame Sache mit Darmpolypen?
Auch eine andere Gruppe von Wissenschaftlern aus Boston und Cambridge** beschäftigt sich gerade mit dem Thema Dickdarmpolypen und deren Entstehung. Man kennt neben genetischen Ursachen viele Umweltfaktoren wie z. B. Ernährung oder (mangelnde?) körperliche Aktivität, die die Entstehung von Darmkrebs begünstigen können.
Ob eine bestimmte Dysbiose des Darmmikrobioms auch einen Risikofaktor für Darmkrebs und seine Vorstufen darstellt bzw. wie das Mikrobiom über die schon bekannten Risikofaktoren mit dem Darmkrebs zusammenhängt, wollen die amerikanischen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen untersuchen.
Auch hier konnte gezeigt werden, dass bei beiden in dieser Studie unterschiedenen Formen von Darmpolypen (flache, gezackte Läsionen und tubuläre Läsionen) jeweils bestimmte Bakterienarten vermehrt vorkamen.
Interessanterweise war die Stoffwechselaktivität je nach Polypenart verändert. So wiesen beispielsweise die tubulären Adenome einen verringerten Stoffwechsel des Membranlipids Mevalonat auf. Der Mevalonatweg ist ein über mehrere Schritte unter anderem zum Cholesterin führender Stoffwechselprozess. Mevalonsäure hat für eine produktive Immunantwort essenzielle Bedeutung.
Hoffnung auf individuelle Therapieansätze
Doch auch hier gibt es noch viel zu erforschen. Das erklärte Ziel der Forschungsgruppe: die Entstehung der Darmpolypen verstehen und so möglicherweise verhindern zu können. Auch individuelle Therapiemöglichkeiten und die gezielte Beeinflussung des Darmkrebsrisikos über eine individuell angepasste Ernährung seien dann denkbar.
Bis dahin werden wir wohl trotzdem noch zur Darmspiegelung gehen müssen, doch möglicherweise wird diese schon bald durch eine Untersuchung unserer Darmbakterien sinnvoll ergänzt.
Bis es so weit ist, wünsche ich Ihnen ein gesundes „Gewusel“ vieler guter Bakterien im Darm – immer noch das beste Rezept, um rundum gesund zu bleiben!
Herzlich, Ihre
Dagmar Praßler
Quellen: * https://ueg.eu/a/343 (Interview mit dem niederländischen Wissenschaftler) und
** https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S1931312823001580
(Studie der amerikanischen Forschungsgruppe)
Darmkrebsvorsorge
In meinem Blog beschreibe ich regelmäßig Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Neben den von mir beschriebenen Produkten gibt es fast immer auch weitere von anderen Herstellern.
Es handelt sich in den Beschreibungen um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie grundsätzlich ärztlichen Rat oder den einer Heilpraktikerin / eines Heilpraktikers einholen.
Im Wechsel zu den Berichten aus der Praxis widme ich mich hier aber auch (unter dem Rubrum „News“) aktuellen Studien, die ich für erwähnenswert halte oder einen direkten Bezug zum Mikrobiom haben. Auch hier handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge