Eine Covid-19-Erkrankung, deren Folgen sich noch Monate später zeigen – das kann selbst einen psychisch stabilen Menschen „fertigmachen“. Wer ohnehin mit Depressionen zu kämpfen hat, kann dies noch weniger gebrauchen …
Es gibt Patient:innen, die mir länger im Gedächtnis bleiben als andere, das ist sicher völlig normal. Amanda* (52), die vor ziemlich genau zwei Jahren inmitten einer depressiven Episode zu mir kam, gehört auf jeden Fall dazu. Ausgerechnet von ihr hatte ich leider seit unserer letzten Sitzung nichts mehr gehört.
Zwar hatte sie beim Abschied recht zuversichtlich gewirkt, aber dennoch musste ich immer wieder an sie denken und fragte mich, wie es ihr wohl gehen mochte. Umso erfreuter war ich, als sie sich kürzlich wegen eines Termins meldete.
Dass Amanda nur „zum Quatschen“ vorbeikommen würde, war kaum zu erwarten, aber bevor sie mir von ihren aktuellen Sorgen erzählen konnte, wollte ich doch erst mal wissen, wie es ihr ergangen war: „Zu Coronazeiten war es natürlich schwierig, einen Therapieplatz zu bekommen, aber irgendwann bin ich bei einer großartigen Therapeutin gelandet. Mit ihrer Hilfe konnte ich all meine ,Baustellen’ behutsam angehen, und bis Anfang dieses Jahres ging es mir auch erstaunlich gut.“
„Seitdem ich wieder ,gesund’ bin, ist mein Leben die Hölle.“
„Und was geschah dann Anfang des Jahres?“ Amanda holte nach meiner Frage tief Luft und legte dann stockend los: „Ach, es kam wohl, wie es kommen musste, dabei habe ich wirklich alles getan, um mich vor einer Covid-Infektion zu schützen, aber bei meinem Glück …“
PCS – der ungebetene Gast, der partout nicht gehen will
Offenbar gehörte Amanda zu jenen, die von ihrer Corona-Infektion noch lange etwas haben sollten, und das, obwohl sie anfangs „gar nicht schlimm krank“ gewesen war. Doch danach ging es wohl erst so richtig los, was meine Patientin auf die kurze Formel brachte: „Seitdem ich wieder ,gesund’ bin, ist mein Leben echt die Hölle.“
Die Beschreibung ihrer Beschwerden hätte direkt aus einem Lehrbuch über das Post-Covid-Syndrom stammen können, das unter den Oberbegriff Long Covid fällt. Davon hat sicher jede:r schon mal gehört: Es beschreibt anhaltende oder neu auftretende Beschwerden, die über die akute Krankheitsphase bei einer Covid-19-Infektion hinausgehen. Ist man nach drei Monaten immer noch nicht beschwerdefrei und kann keine andere Erklärung finden, spricht man vom Post-Covid-Syndrom, abgekürzt auch PCS.
Amanda berichtete von einer Rückkehr ihrer Depressionen: „Wie aus dem Nichts ging es mir nach meiner Covid-Erkrankung psychisch wieder deutlich schlechter. Nun weiß ich damit eigentlich ganz gut umzugehen, aber was mich völlig aus der Bahn geworfen hat … ich bin einfach für nichts mehr zu gebrauchen.“ Die Tränen schossen ihr in die Augen, und ich ließ ihr etwas Zeit, aber dann musste ich doch einhaken und fragen, was genau sie damit meinte.
„Egal was ich mache oder eben auch nicht mache – ich bin konstant müde und völlig fertig. Wenn ich dann beschließe, einfach mal richtig auszuschlafen, wird es trotzdem nicht besser. Natürlich wurde ich auch auf der Arbeit schon darauf angesprochen. Ich bin aber auch oft ,dusselig’ und überhaupt nicht mehr leistungsfähig.“
Bei der Beschreibung fiel mir sofort das chronische Fatigue-Syndrom (CFS) ein, über das ich schon mal geschrieben habe:
Aber das sollte noch nicht alles gewesen sein, was Amanda so belastete: „Ich hab’ das Gefühl, ich hüpfe von einem Infekt zum nächsten. Mal quält mich ein Husten, dann Schnupfen, dann sind es Halsschmerzen, das geht so seit Monaten!“
Mit ihren Beschwerden würde Amanda durchaus in das Post-Covid-Schema fallen, das sich im Übrigen sehr vielseitig darstellt:
Mögliche Symptome beim Post-Covid-Syndrom
- Fieber
- Atemnot
- Schlafstörungen
- „Brain fog“ (oder wie Amanda es nannte: dusselig sein)
- Brustschmerzen
- Muskelschwäche
Grundsätzlich würde ich hier gern noch durch ihre:n Hausarzt/Hausärztin mögliche Differenzialdiagnosen abklären lassen, damit keine andere schwerwiegende Erkrankung übersehen wird (man kann ja auch Flöhe und Läuse gleichzeitig haben), aber das würde erstmal nichts an unserem weiteren Vorgehen ändern. Doch bevor ich irgendwelche therapeutischen Maßnahmen mit ihr erörtern konnte, stellte Amanda die „Warum-Frage“:
PCS trotz leichtem Krankheitsverlauf?
„Mein Covid-Verlauf war doch gar nicht so schlimm, und geimpft bin ich auch, wieso muss ausgerechnet ich mich jetzt mit diesem Post-Covid-Syndrom herumschlagen?“ Ganz unberechtigt war die Frage ja nicht, würde man doch eigentlich erwarten, dass eher schlimmere Corona-Verläufe Langzeitfolgen mach sich ziehen.
Eines steht zweifelsfrei fest: Allein ist Amanda mit ihren Problemen nicht. Auch wenn die Datenlage noch nicht glasklar ist, gibt es erste Zahlen. So geht man davon aus, dass zwischen 6 und 12% der Covid-Patient:innen am PCS leiden.
Da Covid-19 eine recht neue Erkrankung ist, lässt sich Amandas Frage nach dem „wieso gerade ich?“ leider noch nicht eindeutig beantworten, aber das Robert-Koch-Institut (RKI) hält zumindest Erklärungsansätze parat:
Mögliche Ursachen für das Post-Covid-Syndrom
- Langanhaltende Entzündungen im Körper
- Verschlüsse von kleinen Blutgefäßen
- Virusbestandteile, die nach der Ansteckung mit dem Coronavirus im Körper bleiben
- Eine Re-Aktivierung des Epstein-Barr-Virus
- Eine veränderte Zusammensetzung der Darmflora
- Teile des Immunsystems, die sich gegen den eigenen Körper richten
Eine große Rolle spielt – wenig überraschend – das Immunsystem, das sowohl bei Entzündungen beteiligt ist als auch durch die Darmmikrobiota maßgeblich beeinflusst wird.
Auch wenn die Hauptproblematik bei Covid-19 Atemwegsprobleme sind, vermehren sich die Viren im ganzen Körper, also auch im Darm.
Darm-Dysbiose als üblicher Verdächtiger
Neben der von mir schon oft beschriebenen Darm-Hirn-Achse kommt hier die Lungen-Darm-Achse ins Spiel. So kann eine Dysbiose, also eine Veränderung der physiologischen Darmflora, Entzündungen der Lunge verstärken, und umgekehrt kann eine sogenannte bakterielle Superinfektion der Lunge (ein bakterieller Infekt zusätzlich zu einer viralen Entzündung) negative Folgen für das Darmmikrobiom haben.
Noch spannender wird es, wenn man sich erste Studien zum Thema Dysbiose und Long-/Post-Covid ansieht. So haben Long-Covid-Patient:innen oft miteinander gemein, dass die akute Covid-Infektion die Zusammensetzung der Mikroorganismen im Darm längerfristig verändert, sprich: Die Dysbiose bleibt auch nach Abklingen der akuten Infektion bestehen, was in Kombination mit den anderen möglichen Ursachen durchaus ein naheliegender Grund für Amandas Beschwerden sein kann.
Eine Studie aus Hongkong** hat gezeigt, was eine Covid-Infektion für die „guten“ Bakterienstämme wie F. Prausnitzii oder Bifidobakterien bedeutet, die normalerweise Entzündungsreaktionen reduzieren: Sie sind zahlenmäßig deutlich unterrepräsentiert, während sich „unerwünschte“ Bakterienstämme wie Ruminococcus gnavus oder Bacteroides dorei ungehemmt vermehren.
Um Amanda wieder auf die Beine zu bringen, galt es also in erster Linie ihr Darmmikrobiom gezielt zu unterstützen. Wegen ihrer psychischen Beeinträchtigungen riet ich ihr auch jetzt wieder – wie bei ihrem letzten Besuch – zum Multispezies-Probiotikum OMNi-BiOTiC® SR-9 mit B-Vitaminen. Für den extra Energiekick sollte sie ergänzend noch OMNi-BiOTiC® POWER morgens einnehmen, um mit mehr Kraft in den Tag zu starten.
Das Besondere an den Leitkeimstämmen in OMNi-BiOTiC® SR-9 ist aus meiner Erfahrung zum einen die antientzündliche Wirkung und zum anderen der direkte Einfluss auf die Darm-Hirn-Achse. Unsere Darmbakterien produzieren permanent Botenstoffe, und zwar sowohl solche, die auf das Immunsystem wirken (Zytokine) als auch welche, die auf das Nervensystem (Neurotransmitter) abzielen.
Dies geschieht alles auf allerkleinstem Raum und bedingt sich gegenseitig. Ein überbordendes Immunsystem beeinträchtigt das Nervensystem – und umgekehrt. Deshalb ist es wichtig, exakt die Bakterien im Darm zu haben, die hier für die Balance sorgen. Bei einer Dysbiose wie bei Amanda – und offensichtlich den meisten Long-Covid-Patient:innen – fehlen genau diese Bakterien.
OMNi-BiOTiC® POWER wiederum reduziert vor allem die Oxidation im Darm, die unter Stress schnell entsteht. Entwickelt wurde das Multispezies-Probiotikum ehemals für Sportler:innen, die ihren Körper und vor allem den Darm permanent bis an die Leistungsgrenze bringen.
Morgens mehr Power, abends Ruhe …
Mittlerweile ist die Kombination von OMNi-BiOTiC® POWER und OMNi-BiOTiC® SR-9 DIE Manager-Kombi in meiner Praxis. Keine Oxidation, keine Entzündung, starke Nerven. Morgens mehr Power, abends Ruhe – auf diese kurze Formel haben es einige meiner Patient:innen gebracht. Das wäre jetzt auch ideal für Amanda.
Falls Sie deren Leidensgeschichte interessiert, können Sie hier nachlesen:
Zusätzlich habe ich ihr das META-CARE® Colon-Lecithin empfohlen, eine Kombination von Cholin (Schleimhaut-und Nervenfutter) und der Aminosäure L-Glutamin. L-Glutamin ist eine Aminosäure, die eine wichtige Rolle bei der Nerven- und Darmfunktion spielt, sie wird in Zeiten von hohen Anforderungen mit nachfolgender Erschöpfung vermehrt verbraucht. Es ist also sinnvoll, die Speicher aufzufüllen!
Nun wird meine Patientin sicher nicht von heute auf morgen geheilt sein, aber ihre Erschöpfung sollte Stück für Stück verschwinden. Und auch wenn’s schwerfällt, sich zu motivieren, wenn man sich eh schon schlapp fühlt: Bewegung an der frischen Luft ist unerlässlich, sowohl für ihr psychisches als auch ihr körperliches Wohlgefühl.
A propos frische Luft: Jetzt zum Winter ist es auch wieder besonders wichtig, auf eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D zu achten, was einerseits die Stimmung hebt, aber auch elementar für das Immunsystem ist.
Und wo wir schon von der Stimmung sprechen: Ich vergewisserte mich, dass Amanda auch weiterhin durch ihre Psychotherapeutin betreut wird, denn das halte ich für wichtig in so einer angespannten Situation.
Als letztes legte ich meiner Patientin noch das Coenzym Q10 ans Herz. Mitochondrien sind die Kraftwerke unserer Zellen, und das Q10, wie es z. B. in Q10 Bio-Qinon® Gold enthalten ist, regt einerseits die mitochondriale Energieproduktion an und ist gleichzeitig ein wichtiges Antioxidans.
So bleibt mir nur zu hoffen, dass Amanda bald den Silberstreif am Horizont sehen und das PCS-Drama abschließen kann. Ihnen aber wünsche ich wie immer eine stabile Gesundheit und ein entspanntes Wochenende! Und sollte in Ihrem Umfeld mal ein PCS-Fall auftreten – hier finden Sie eine Auflistung darauf spezialisierter Kliniken:
Es grüßt Sie herzlich
Ihre
Dagmar Praßler
* Name geändert
** https://gut.bmj.com/content/70/4/698
Post-Covid-Syndrom
In meinem Blog beschreibe ich regelmäßig Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Neben den von mir beschriebenen Produkten gibt es fast immer auch weitere von anderen Herstellern.
Es handelt sich in den Beschreibungen um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie grundsätzlich ärztlichen Rat oder den einer Heilpraktikerin / eines Heilpraktikers einholen.
Im Wechsel zu den Berichten aus der Praxis widme ich mich hier aber auch (unter dem Rubrum „News“) aktuellen Studien, die ich für erwähnenswert halte oder einen direkten Bezug zum Mikrobiom haben. Auch hier handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge