Unsere Darmbakterien sind ja sehr eng mit uns verbunden. Schließlich wohnen wir zusammen, und das meistens ein Leben lang. Da stellt sich doch die Frage, ob es in unserem Darm auch so etwas wie „Weihnachten“ gibt. Oder sind unsere Bakterien Weihnachtsmuffel und nehmen Braten und Klöße einfach so hin?
Am 24. Dezember herrschte im Darm festliche Stimmung. Die Mikrobiota hatte beschlossen, das Weihnachtsfest auf ihre Art zu begehen. Koli, ein quirliges Escherichia-coli-Bakterium, hatte die Aufgabe bekommen, die Darmzotten festlich zu schmücken, und ganze Arbeit geleistet:
Die Schleimhautfäden glitzerten wie Lametta (wobei gefühlt im letzten Jahr mehr Lametta war) und die Polysaccharid-Bowle stand bereit. Es sollte ein Weihnachtsfest werden, das keine Mikrobe so schnell vergessen würde. Geladen waren die freundlichen Bifidobakterien, die stets für gute Laune sorgten, und die sanften Laktobazillen, die mit ihrem Talent für die Milchsäuregärung jedes Partyessen verfeinern konnten.
Gemeinsam wollten sie feiern, tanzen und über die jüngsten Ballaststofflieferungen plaudern, die ihr Wirt erst kürzlich in Form von Rotkohl und Vollkornbrot konsumiert hatte. Koli sauste geschäftig durch den Darm und verteilte Ballaststoff-Plätzchen. Die Bifidos hatten ein paar präbiotische Leckerbissen und einen Dip aus kurzkettigen Fettsäuren beigesteuert. Außerdem brodelte in einem großen Topf allerfeinste Essigsäure, der Duft drang durch alle Ritzen. Die Helden des Darms wussten, was hier gut ankommen würde. Ok, die Menschen liebten diesen Duft nicht so, er hatte sogar schon die eine oder andere Kaffeetafel gesprengt. Die Bakterien konnten sich ausschütten vor Lachen in Gedanken daran. Naja, Schnee von gestern.
Stille Nacht, schleimige Macht
Auch die Laktobazillen hatten eine Überraschung mitgebracht: ein Fass voll leckerer Milchsäure. „Das wird der Hit,“ meinte einer, „die passt perfekt zur Polysaccharid-Bowle.“
Doch während die Partyvorbereitungen auf Hochtouren liefen, wurde im Dickdarm ein finsterer Plan geschmiedet, denn nicht alle Mikroben waren zur Feier eingeladen worden – insbesondere nicht die Clostridien, die für ihre toxischen Streiche bekannt waren. Sie fühlten sich übergangen. „Party ohne uns? Das könnte denen so passen,“ fauchte Clostro, der Anführer der Bande.
„Wisst Ihr was, wir stürmen die Feier und zeigen diesen blöd grinsenden Bakterien, wer hier das Sagen hat“, fuhr er fort und redete sich langsam in Rage. „Genau“, stimmte ein anderer mit ein, „wir werden das Gleichgewicht stören und das ganze Darm-Ökosystem ins Chaos stürzen!“ Beide grinsten diabolisch, während ihre Gefolgschaft zustimmend brodelte.
Bis dahin war die Party ein voller Erfolg. Koli hatte die Polysaccharid-Bowle meisterlich angerührt, und die kurzkettigen Fettsäuren wurden in kleinen Schleimschälchen serviert. Die Mikroben sangen fröhliche Weihnachtslieder, wie „Macht hoch die Tür zum Mucus-Tor“ und „Stille Nacht, schleimige Macht“.
Plötzlich erschraken die fröhlich feiernden Partygäste: Die Clostridien waren durch einen Riss in der Schleimhaut eingedrungen und stürmten mit lautem Gebrüll die Party. „So, Freunde, die Feier ist vorbei!“ brüllte Clostro und schwang seine Endotoxine wie ein Räuberhauptmann. „Jetzt übernehmen wir hier!“
Die Weihnachtsstimmung war im Arsch
Die Bifidobakterien waren zunächst wie gelähmt, doch Koli behielt die Nerven. „So nicht!“, rief er. „Wir lassen unsere Feier nicht von euch „Party-Crashern“ ruinieren!“ Gemeinsam mit den Laktobazillen formierten sie sich flugs zu einer Verteidigungseinheit.
Die Laktobazillen setzten geschickt ihre Milchsäure ein, um den pH-Wert abzusenken – ein cleverer Schachzug, denn die Clostridien hassten saure Umgebungen. Die Bifidobakterien warfen kurzkettige Fettsäuren in die Menge, die wie kleine Bomben auf die Angreifer wirkten. Und Koli, der mutige Gastgeber, lenkte die Clostridien ab, indem er sie in die nächste Darmwindung lockte, wo bereits die Immunpolizei der Makrophagen wartete.
Während die Mikroben tapfer kämpften, schickte ihr Wirt eine unerwartete, aber entscheidende Unterstützung in sein umkämpftes Gedärm: Der nahm nämlich gerade ein Multispezies-Probiotikum ein mit 11 aktiven Leitkeimstämmen, davon fünf mega-aktive Bifidusstämme, vier bestens ausgebildete Lactobacillus-Brüder und sogar zwei Kämpfer aus der Familie der Lactococcus. Und so konnten sich im nächsten Moment frische probiotische Horden in die Schlacht stürzen.
Die Clostridien merkten schnell, dass sie nun keine Chance mehr hatten. „Rückzug!“, schrie ihr Chef, und die Bande flüchtete Hals über Kopf in die Tiefen des Dickdarms, wo sie sich in den Krypten versteckten und mit ihren eigenen Toxinen zunebelten. Blöd gelaufen.
Nachdem sich alle von dem Schreck etwas erholt hatten, stimmte Koli das Lied „Gib ihm Saures“ von den „Happy Guts“ an, und je mehr Mikroben mitsangen, desto ausgelassener wurde die Stimmung. Die Polysaccharid-Bowle musste immer wieder nachgefüllt werden, die fermentierten Leckereien schmeckten ihnen besser denn je, und die Bifidobande erzählte jedem, der es hören wollte, von ihrem mutigen Einsatz.
Und so erlebten Koli, Bifido und die Laktobazillen ein paar friedliche Festtage, schnappten sich genüsslich das Beste aus den weihnachtlichen Leckereien ihres Menschen und sahen das viele Gemüse, die fermentierten Speisen, Nüsse und Dinkelkekse als sehr persönliche Geschenke an.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Ihren ständigen Begleitern allerfeinste Festtage. Immer schön fröhlich bleiben!
Herzlich,
Ihre
Dagmar Praßler
Mikrobiom Weihnachten
In meinem Blog beschreibe ich regelmäßig Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Neben den von mir beschriebenen Produkten gibt es fast immer auch weitere von anderen Herstellern.
Es handelt sich in den Beschreibungen um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie grundsätzlich ärztlichen Rat oder den einer Heilpraktikerin / eines Heilpraktikers einholen.
Im Wechsel zu den Berichten aus der Praxis widme ich mich hier aber auch (unter dem Rubrum „News“) aktuellen Studien, die ich für erwähnenswert halte oder einen direkten Bezug zum Mikrobiom haben. Auch hier handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge.