Wir alle haben unsere schwachen Momente, gerade was das Essen betrifft. Vielleicht auch, weil uns nicht klar ist, wie schnell ungesunde, fettreiche Kost unser Immunsystem in die Knie zwingt …
Freunde, es gibt Klarheit: Wer immer noch glaubt, man könne hin und wieder gern mal ohne schlechtes Gewissen – und vor allem ohne gravierende Folgen für den Darm – eine Auszeit von der gesunden Ernährung nehmen und „Junk Food“ in sich hineinstopfen, sitzt einem Irrtum auf.
Die „kleinen Sünden“, die sich selbst Ernährungsbewusste mitunter gönnen, wenn die Fertig-Pizza lockt, rächen sich offenbar sofort. Jeden Zweifel darüber hat jetzt eine Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf beseitigt: „Selbst eine nur kurzfristige Abweichung von einem gesunden Speiseplan hin zu fettreicher Kost mit wenig Ballaststoffen kann bereits das Immunsystem schwächen und das Infektionsrisiko erhöhen.“
Wie es generell Brauch ist, mussten zunächst Mäuse den Beweis dafür antreten: „In den Tierstudien wechselten die Forschenden die Ernährung von Mäusen in 3-Tage-Intervallen zwischen normalem Futter und energiereichem Futter mit hohem Fett-, aber geringem Ballaststoffgehalt hin und her.“
Was bei Mäusen als „normales Futter“ gilt, wird hier zwar nicht näher benannt, aber offenbar enthält es viele Ballaststoffe. Trotz der regelmäßigen Rückkehr zur artgerechten Ernährung hatte diese „Intervall-Völlerei“ Folgen:
„Bereits die erste Futterumstellung reichte aus, um eine vorübergehende Unterdrückung der mukosalen und systemischen Immunität zu bewirken. Dies führte zu einer erhöhten Anfälligkeit für Infektionen mit Salmonellen und Listerien.“
Falls Sie sich für das richtige „Futter“ für Mensch und Mikrobiom interessieren, bitte schön:
Von Maus zu Mensch
Ob sich so eine deutliche Veränderung des Mäuse-Mikrobioms ähnlich auch bei Menschen zeigen würde, sollte eine anschließende Humanstudie zeigen, bei der allerdings etwas längere Intervalle gewählt wurden. Hier erhielten die Teilnehmer „5 Tage lang eine ballaststoffreiche Kost, anschließend aßen sie für weitere 5 Tage fettreich und ballaststoffarm.“
Es zeigte sich, „dass der geringere Ballaststoffgehalt bei fett- und energiereicher Ernährung die Zusammensetzung des intestinalen Mikrobioms verändert“ hatte.
Sicher nicht zum Guten, wie wir jetzt vermuten: „Für die Fermentierung von Ballaststoffen zuständige Bakterien wie Eubacterium und Vertreter der Lachnospiraceae nahmen ab. Aber auch die Hauptproduzenten von kurzkettigen Fettsäuren – Agathobaculum butyriciproducens und Faecalibacterium prausnitzii – wurden durch die Ernährungsumstellung signifikant reduziert.“
Vielleicht sagt Ihnen das Faecalibacterium prausnitzii ja etwas – ich habe dessen segensreicher Funktion in unserem Gekröse schon oft Tribut gezollt – u. a. hier:
Was bei einem solchen Defizit wichtiger Butyrat-Erzeuger die unvermeidliche Folge ist? „Durch die Verringerung der Konzentration an kurzkettigen Fettsäuren werde die Funktion der für das adaptive Immunsystem wichtigen CD4+ T-Zellen gedrosselt, erläutern die Autoren.“
Dazu muss man wissen: CD4+ T-Lymphozyten zählen zu den T-Helferzellen, die Antigene erkennen und die sogenannten „Killerzellen“ zur Bekämpfung der Eindringlinge mobilisieren. Außerdem aktivieren sie B-Lymphozyten, die dann die passenden Antikörper produzieren. Diese CD4+ T-Zellen spielen also eine bedeutende Rolle im Immunsystem.
Diese schwerwiegenden Veränderungen könnten zwar auch wieder „rückgängig gemacht werden“, sagen die Forscher, wenn die anschließende Diät ausgewogen sei und ausreichend Ballaststoffe aufweise, aber wenn sich jemand über Jahre ungesund ernährt hat, sieht die Sache wohl schon komplexer aus …
Dennoch ist dieser Studie eine wichtige Erkenntnis zu verdanken: „Die Daten machten deutlich, wie schnell und tiefgreifend sich alltägliche Essensentscheidungen auf die Gesundheit auswirken könnten.“
Hören wir also auf unsere wichtigen Verbündeten im Darm, die verzweifelt nach ausgewogener Kost mit vielen Ballaststoffen rufen, denn: „Schon eine kurzzeitige Umstellung auf ‚Festtagskost‘ kann tiefgreifende Effekte haben und sowohl die intestinale als auch die systemische Immunität schwächen. Dies führt letztendlich zu einer höheren Anfälligkeit für mukosale und systemische bakterielle Infektionen.“
Dies sollte auch den Letzten überzeugen, bei der Ernährung auf Ausgewogenheit zu achten …
Herzlich, Ihre
Dagmar Praßler
* Alle wörtlichen Zitate stammen aus einem Beitrag auf dem Online-Portal des „Ärzteblatt“ vom August 2023, © nec/aerzteblatt.de
Junk Food
In meinem Blog beschreibe ich regelmäßig Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Neben den von mir beschriebenen Produkten gibt es fast immer auch weitere von anderen Herstellern.
Es handelt sich in den Beschreibungen um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie grundsätzlich ärztlichen Rat oder den einer Heilpraktikerin / eines Heilpraktikers einholen.
Im Wechsel zu den Berichten aus der Praxis widme ich mich hier aber auch (unter dem Rubrum „News“) aktuellen Studien, die ich für erwähnenswert halte oder einen direkten Bezug zum Mikrobiom haben. Auch hier handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge
Vielen Dank für Ihre Mühe und Zeit.
Schöne Grüße aus den Niederlanden.
Rob – Marion Krans
Sehr gern! Liebe Grüße in die Niederlande!