Angeborene Stoffwechselerkrankungen sind zwar vergleichsweise selten, bestimmen aber das Leben der Betroffenen in erheblichem Maße. Dies gilt besonders für die Mukoviszidose (auch Cystische Fibrose genannt), die leider gar nicht so selten bei uns vorkommt.
Das Risiko, dass ein neugeborenes Baby an der tückischen Krankheit Mukoviszidoseerkrankt, liegt bei 1 zu 2.500, ist also gar nicht so unwahrscheinlich! Betroffene leiden aufgrund eines Gendefekts vor allem an Problemen durch sehr zähflüssigen Schleim, denn überall, wo der Körper Schleim ausbildet, findet sich weniger Wasser als normal – ob im Schleim der Atemwege, dem Pankreassekret oder im Darm.
Auch meine neue Patientin Leonie* (15), die mich in Begleitung ihrer Mutter Sabine* in der Praxis aufsuchte, leidet an dieser fiesen erblichen Erkrankung. „Wir wissen es schon, seit Leonie klein war. Das war natürlich für uns alle ein Schock, denn bis zu dem Zeitpunkt hatten wir mit der Krankheit keinerlei Berührungspunkte“, berichtete die dreifache Mutter, die mit der Diagnose verständlicherweise zunächst überfordert war. Erst nach vielen Gesprächen mit Ärzt:innen und anderen Eltern erkrankter Kinder habe sie die Situation annehmen können.
„Leonie führt zwar nicht gerade das Leben einer normalen Teenagerin“, konstatierte sie, „so kann sie beispielsweise am Sportunterricht nur sehr eingeschränkt teilnehmen, aber die moderne Medizin hilft schon etwas, ihr Leben so normal wie möglich zu gestalten.“
In der Lebenserwartung zeigt sich der Fortschritt
In der Tat kann insbesondere die Lebenserwartung der Betroffenen durch Therapien gesteigert werden. Im Gegensatz zu früher, als ihnen kaum mehr als 20 Jahre Lebenszeit in Aussicht gestellt wurden, können Mukoviszidose-Patient:innen in Deutschland heute im Schnitt ca. 39 Jahre alt werden.
Auch diese Aussicht ist natürlich verheerend für Leonie und ihre ganze Familie! Dennoch vertrauen sie auf mögliche Fortschritte der Wissenschaftler: „Wissen Sie, es gibt so viele Forschungsgruppen und immer wieder neue Ansätze, deshalb geben wir die Hoffnung nicht auf, dass man Leonie vielleicht schon bald heilen kann“, meinte Sabine mit einem aufmunternden Blick zu ihrer Tochter.
„Ich wünsche mir einfach so viel Normalität wie möglich“
Die Hoffnung, an die sich die Familie klammert, ist nicht unberechtigt, denn auch wenn die Erkrankung heute noch nicht komplett geheilt werden kann, ist die Forschung doch auf einem guten Weg, die Mukoviszidose durch gentechnische Methoden in den Griff zu bekommen.
Leonie, ein hübsches, zierliches Mädchen, hat einen klaren Blick auf ihre Situation: „Ich kann oft nicht so wie ich möchte, muss auch immer wieder mal ins Krankenhaus und habe sicher öfter Arzttermine habe als alle meine Freundinnen zusammen. Umso mehr wünsche ich mir einfach so viel Normalität wie möglich.“
Leider trafen sie die Auswirkungen der Corona-Pandemie noch mehr als andere, denn das Virus stellt für sie natürlich eine deutlich größere Bedrohung dar. „Wenn wir doch nur diesen ganzen Mist schon hinter uns hätten“, seufzte sie und fuhr fort: „Wenn ich denn fit bin, will ich nämliche eine coole Party zu meinem 16. Geburtstag schmeißen.“
Kleines Einmaleins der Wahrscheinlichkeitsrechnung
„Was mich natürlich gleich nach Leonies Diagnose umtrieb“, führte Sabine aus, „war der Gedanke: Was ist denn eigentlich mit meinen anderen beiden Kindern?“ Bei zwei nicht erkrankten Elternteilen kann es nämlich nur so sein, dass beide Eltern ein krankes und ein gesundes Genmerkmal besitzen, sie also „mischerbig“ sind (Heterozygot). Denn nur wenn das kranke Merkmal der Mutter und des Vaters an ein Kind vererbt werden, kann sich eine Mukoviszidose ausbilden.
Die Wahrscheinlichkeit, dass auch eines von Sabines anderen Kindern (vom selben Vater) erkranken könnte, liegt also bei 25%. Sicherlich ist es auch für Leonies ältere Geschwister sinnvoll, sich irgendwann einem Test zu unterziehen. Denn spätestens, wenn es um das Thema Kinderwunsch geht, wird das Thema relevant, weil sie ja auch zumindest ein krankes Merkmal besitzen und dieses dementsprechend weitervererben könnten.
„Meine Älteste ist jetzt 24 und hat sich letztes Jahr für einen Test entschieden, weil sie endlich wissen wollte, woran sie ist. Leider hat sich dann bestätigt, dass sie – genau wie mein Mann und ich – Konduktorin ist.“
Was so harmlos nach „Schaffnerin“ klingt, bedeutet leider, dass auch die Tochter ein krankes und ein gesundes Genmerkmal geerbt hat.
Bei der Mukoviszidose liegt nicht nur EINE Variante des Gendefekts vor – es können fast 2.000 verschiedene DNA-Mutationen auftreten! Sie finden sich in jedem Fall im sogenannten CFTR-Gen, das für die Ausbildung respektive das Funktionieren eines speziellen Ionenkanals auf den inneren und äußeren Oberflächen unseres Körpers zuständig ist.
Solche Ionenkanäle verlaufen in den Zellen unseres Körpers und transportieren positiv und negativ geladene Teilchen, die für den Wasserhaushalt relevant sind.
Nur noch zähflüssiger Schleim
Bei einem entsprechenden Defekt funktioniert dieser Kanal aber nicht mehr wie vorgesehen. Das führt dann dazu, dass der Salz- und Wasserhaushalt der Zellen gestört ist und nur noch zähflüssiger Schleim gebildet wird, was wiederum eine Vielzahl von Problemen zur Folge hat, die typisch für die Mukoviszidose sind.
Die stärksten Probleme treten normalerweise im Bereich der Atemwege auf. Die Flimmerhärchen auf den Zellen der Lungenoberflächen schaffen es nicht mehr, den sehr zähen Schleim weiterzutransportieren. Fremdkörper und Erreger können daher nicht mehr ausreichend aus den Atemwegen entfernt werden, was wiederkehrende Entzündungen und Husten nach sich zieht. „Stimmt, das ist auch mein größtes Problem“, bestätigte Leonie. „Oft bekomm’ ich nur noch ganz schwer Luft und kann deshalb immer nur kurz Sport treiben – viel weniger, als ich gern würde.“
Ein besonderer Tipp aus meiner Praxis ist der wilde Majoran (Origanum vulgare). Wirkstoffe daraus haben expektorierende Eigenschaften auf die Lunge, d. h., es hilft beim Aushusten des Schleims.
Wilder Majoran enthält rund 800 Substanzen, u. A. Flavonoide, Gerbstoffe, Bitterstoffe und Vitamin C. Diese wirken antibakteriell, antiviral und antientzündlich – ideal für Leonie. Man bekommt es in der Apotheke: Origanox von META-CARE®.
Panta rhei – alles fließt? Von wegen!
Das Problem betrifft aber nicht nur die Lunge: Das dickflüssige Sekret kann allgemein die Ausführungsgänge von Drüsen verstopfen, was auch z. B. in der Bauchspeicheldrüse oder im Darm Auswirkungen hat. Bei vielen Patient:innen kommt es zu einer sogenannten exokrinen Pankreasinsuffizienz, das heißt, die Bauchspeicheldrüse kann nicht mehr genug Verdauungsenzyme ausschütten. Die Folge ist, dass nicht mehr ausreichend Nährstoffe und Vitamine aufgenommen werden können und das Gewebe der Bauchspeicheldrüse nach und nach zerstört wird.
Eine schwache Bauchspeicheldrüse kam hier zu Wort:
Dieser Umbau des Pankreasgewebes ist einer der Gründe für ein erhöhtes Risiko, Diabetes zu entwickeln, denn auch Insulin wird dann häufig nicht mehr ausreichend gebildet, und es kommt zur typischen Diabetes-Symptomatik. Circa 30% der Betroffenen leiden im Verlauf ihrer Erkrankung irgendwann an Diabetes, abhängig vom Typ des Gendefekts.
„Ein niedriger BMI-Wert trägt erstaunlicherweise eher zum Ausbruch der Krankheit bei“
Interessant ist, dass bei dieser Form der Zuckererkrankung oft ein niedriger, nicht ein zu hoher BMI-Wert zur Entstehung der Erkrankung beiträgt. (Mit dem BMI misst man bekanntlich das Verhältnis von Körpergröße zum Gewicht, und je schwerer der Mensch, desto höher ist der Wert.)
Statistisch gesehen sind auch die Lungenfunktion und die generelle Gesundheit bei Mukoviszidose-Patient:innen mit höherem BMI-Wert besser. Sabine und Leonie waren beide erstaunt. Natürlich heißt dies nicht, stellte ich klar, dass Übergewicht per se wünschenswert sei. Was man allerdings herausgefunden hat, ist, dass diese Stoffwechselstörung mit einem deutlich erhöhten Energiebedarf einhergeht. Kalorienzählen oder spezielle Diäten sind also gar keine gute Idee, aber auf Leonie trifft das ja sowieso nicht zu.
Leonie und ihrer Mutter riet ich auf jeden Fall zu einem jährlichen Glucose-Toleranztest, mit dem überprüft werden kann, ob die Blutzuckerspiegel noch in einem normalen Bereich sind. So könnte ein entstehender Diabetes schnell erkannt und weitere Schritte eingeleitet werden. Natürlich ist deshalb eine ausreichende und vollwertige Ernährung gerade für Leonie besonders wichtig.
„Da rennen Sie bei meiner Tochter offene Türen ein“, warf Sabine ein, „die isst nichts, was Augen hat, und liebt Gemüse jeder Art.“ „Bis auf Rosenkohl und Fenchel“, stellte Leonie klar. Ich war froh, bei ihr keine Überzeugungsarbeit leisten zu müssen.
Durch die Kanaldefekte kann leider auch die Gallenflüssigkeit zäh und dickflüssig werden, was logischerweise den Abfluss aus der Leber behindert. Die mögliche Folge sind ein Umbau des Lebergewebes und perspektivisch die Entstehung einer Leberzirrhose! Diese schwerwiegende Komplikation gilt es daher unbedingt zu verhindern. Glücklicherweise ist eine Beteiligung der Leber aber relativ selten – nur ca. 15% der Betroffenen haben mit solchen Problemen zu tun.
Was tun gegen eine solche erbliche Erkrankung?
„Die Diagnose damals war wie ein Schlag ins Gesicht“, erinnerte sich Sabine, „denn was kann man schon gegen eine erbliche Stoffwechselerkrankung tun? Aber zusehen müssen, wie es der eigenen Tochter immer schlechter geht, war schon eine schreckliche Vorstellung. Zum Glück hatten wir einfühlsame Ärzte, die uns ausführlich dargelegt haben, was wir gegen die Beschwerden tun können.“
Wie gesagt, komplett heilbar ist die Mukoviszidose noch nicht. Das heißt jedoch nicht, dass sich ärztlicherseits nichts machen ließe. Einerseits kann man über CFTR-Modulatoren direkt am Ursprung der Symptomatik, dem defekten Kanal, „angreifen“ und so Beschwerden lindern.
Andererseits lassen sich natürlich auch die bestehenden Symptome behandeln. Die so gut wie immer auftretende Atemwegsproblematik kann durch Inhalationen mit Natriumchlorid und Salbutamol gelindert werden – Letzteres entspannt die Muskulatur der Bronchien.
Auch Schleimlöser und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr erleichtern den Abtransport des Schleims aus der Lunge. So kann das N-Acetylcystein den Schleim verflüssigen und besitzt neben seinen sekretolytischen Eigenschaften nachweislich eine antioxidative und antientzündliche Wirkung.
Wenn die Lungen aber schon Jahre und Jahrzehnte geschädigt wurden, kann eine Lungentransplantation unumgänglich sein. Das ist Leonie natürlich nicht zu wünschen, doch zumindest bietet diese Methode – als letzter Ausweg – ein Leben mit weniger Beschwerden.
Nicht zu vergessen: die Physiotherapie. Leonie ist schon seit einigen Jahren in physiotherapeutischer Behandlung und führt auch zu Hause täglich verschiedene Übungen durch. „Das hilft mir echt, den Schleim aus meiner Lunge rauszubekommen“, befand sie.
Bakterien in der Lunge – ist das normal?
Ein großes Problem stellt für Mukoviszidose-Patient:innen die Gefahr einer bakteriellen Infektion dar. Zwar besitzen auch Gesunde ein Lungenmikrobiom aus verschiedenen Bakterien, die sich in den Atemwegen angesiedelt haben, doch normalerweise ist unsere Lunge nur spärlich besiedelt. Finden lassen sich vor allem Bacteroidetes, Firmicuten und Proteobakterien. Einen Großteil der eingeatmeten Bakterien werden wir allerdings über den Schleim und unser Immunsystem gleich wieder los.
Bei einer Mukoviszidose funktioniert dieses Entfernen unerwünschter Bakterien nicht wie vorgesehen, wodurch es häufig zu Atemwegsinfektionen kommt. Krankheitserreger wie z. B. Staphylococcus aureus können sich festsetzen und Entzündungen auslösen.
Antibiotika-Kuren „im Abo“
Bei ohnehin schon geschwächten Mukoviszidose-Betroffenen ist dies natürlich besonders gefährlich, daher gilt es Infektionen möglichst zu verhindern. „Leonie hat deshalb schon ungezählte Male Antibiotika bekommen“, erzählte Sabine, „man kann schon fast sagen, dass sie sie im Abo bezieht, aber deshalb sind wir heute ja auch hier, denn ich habe neulich erst wieder gelesen, dass Antibiotika das ganze Immunsystem schwer in Mitleidenschaft ziehen.“
Wie wahr! Es hat sich mittlerweile ja herumgesprochen (ich blase bekanntlich auch immer wieder ins selbe Horn), dass unser Darm einen großen Einfluss auf alle möglichen Organe und Funktionen unseres Körpers hat. Logisch, dass er gerade von einer Mukoviszidose ganz entscheidend beeinflusst wird. Man kann sich leicht vorstellen, was passiert, wenn weniger Wasser zum Verdauungsbrei hinzugefügt wird: Verstopfungen sind die logische Folge.
Gravierender erscheint jedoch, dass durch Antibiotika – erst recht, wenn sie so häufig verabreicht werden wie bei Leonie – auch die guten, für den Menschen eminent wichtigen Bakterien unterschiedslos mit abgetötet werden (von den Antibiotika-assoziierten Durchfällen ganz zu schweigen)! Welche Folgen das hat, können Sie u. A. hier nachlesen:
Das Vertrackte: Bei wiederholten Antibiotikagaben erholt sich der Darm nicht mehr von selbst, und wichtige Bakteriengruppen gehen unwiederbringlich verloren. Darüber hinaus schädigen Antibiotika auch immer die Darmschleimhaut, es droht dann ein Leaky Gut! Über die massiven Konsequenzen eines „löchrigen Darms“ habe ich hier bereits ausführlich berichtet:
Eine gefürchtete Komplikation ist die pseudomembranöse Colitis, eine Entzündung des Dickdarms, ausgelöst durch Antibiotika! Das wäre insbesondere für Leonie eine schlimme Belastung und muss daher unbedingt vermieden werden.
Mehr darüber erfahren Sie hier:
„Antibiotika reduzieren nicht nur vorübergehend die Gesamtbakterienanzahl, sondern reduzieren die Vielfalt an Symbionten um bis zu 10% pro Zyklus“1
Noch einmal also in aller Deutlichkeit: Häufige Antibiotikagaben schwächen das Immunsystem. Leonie und Ihre Mutter schauten mich ungläubig an. „Das ist ja nicht zu fassen“, entfuhr es Sabine, „welch ein Irrsinn!“
Das kann man wohl sagen. Die Ausbildung von Resistenzen ist ein weiteres Problem. Dabei übertragen Bakterien ihre Resistenzgene auf andere Bakteriengruppen, und am Ende helfen bei Entzündungen überhaupt keine Antibiotika mehr. Leonie zeigte sich ebenfalls entsetzt: „Gruselige Vorstellung“, befand sie knapp.
So musste ich nicht mehr lange argumentieren, um den beiden einzuschärfen, dass Leonie bei der nächsten (leider manchmal nicht vermeidbaren) Verschreibung eines Antibiotikums begleitend das Multispezies-Probiotikum OMNi-BiOTiC® 10 einnehmen müsse – und zwar bis 14 Tage nach Beendigung der Antibiotika-Kur.
Dieses Präparat gilt als das Mittel schlechthin bei Antibiotika-Gaben, weil es zuverlässig für die Wiederansiedelung der zerstörten Bakterienpopulation im Darm sorgt und böse Keime wie Clostridium difficile daran hindert, sich zu vermehren und Toxine zu bilden. So können die Leitkeimstämme in OMNi-BiOTiC® 10 dazu beitragen, dass sich keine Colitis bildet und die Schleimhaut nicht noch weiter geschädigt wird.
Darmbakterien als willkommene Verbündete
Zweifellos spielt ein ausgeglichenes Darmmikrobiom schon für Gesunde eine wichtige Rolle für das Wohlbefinden. Umso größer ist sein Stellenwert bei einer Mukoviszidose! Damit Leonie möglichst lange fit bleibt, werden wir uns also auf jeden Fall auch um ihre Darmbakterien kümmern.
Dass dies gar nicht so schwer sei, wollten mir Sabine und Leonie erst gar nicht glauben, aber Tatsache ist: Die regelmäßige Einnahme von Multispezies-Probiotika (im Verein mit einer ballaststoffreichen Ernährung) kann Leonies Mikrobiota einen entscheidenden „Schubs“ in die richtige Richtung geben.
Hinzu kommt, dass viele Patient:innen bei einer Mukoviszidose unter Entzündungen des Gastrointestinaltraktes leiden. Die sogenannten Becherzellen in unserem Darm produzieren nämlich auch Schleim, der durch den Gendefekt dickflüssig wird. Oft lagert sich dieser hartnäckige Schleim dann an der Darmwand ab und beeinflusst so das Leben der dort angesiedelten Mikroorganismen.
Dadurch entsteht im Dickdarm schnell ein Ungleichgewicht der verschiedenen Bakterienarten, und auch die Darmschleimhaut kann massiv geschädigt werden. Zur Bildung eines „Leaky Gut“ ist es dann nicht mehr weit – so eine durchlässige Schleimhaut begünstigt Infektionen im ganzen Körper, selbstverständlich auch in den Atemwegen.
Damit nicht genug: Auch im Dünndarm entsteht nicht selten eine bakterielle Überwucherung, die dann zu Blähungen und Durchfällen führt. Über dieses Problem, auch als SIBO bekannt, habe ich hier ebenfalls schon berichtet:
Gerade die häufig auftretende Pankreasinsuffizienz begünstigt bei der Mukoviszidose die Überwucherung des Dünndarms und Schäden an der Darmschleimhaut. Eine richtig eingestellte Therapie mit Pankreasenzymen zum Einnehmen kann hier also schon zu einer Verbesserung führen.
Längst wird auch ein direkter Zusammenhang zwischen dem Mikrobiom der Atemwege und dem Darm-Mikrobiom angenommen. Dies erscheint nur logisch, denn bekanntlich sitzen 80% unserer Immunzellen im Darm! Hier haben wir auch das größte Lymphsystem und mit den Peyer-Plaques die meisten und größten Lymphfolikel. Von hier aus wird das Immunsystem des gesamten Körpers beeinflusst.
Die Lunge profitiert also am ehesten von einem gesunden Immunsystem im Darm – und leidet entsprechend unter einem geschwächten, wie in Leonies Fall. Hinzu kommt, dass schädliche Erreger, die sich in den Atemwegen festsetzen konnten, über heruntergeschluckten Schleim auch in den Gastrointestinaltrakt gelangen und dort Schaden anrichten können. Ein Teufelskreis, über den ich hier bereits berichtet habe:
Immer schön durch den Darm atmen!
Dass Darm und Atemwege über verschiedene Botenstoffe und Zellen des Immunsystems miteinander interagieren, daran gibt es keinen Zweifel. Und da unser Darm einen Großteil unserer körpereigenen Abwehr beherbergt, wirkt sich der Darmzustand natürlich stark auf Infektionen in anderen Teilen unseres Körpers aus.
Geht es unserem Darm bzw. den dort lebenden Bakterien gut (eine Voraussetzung ist das Vorhandensein von „Futter“ in Form von Ballaststoffen), produzieren sie viele kurzkettige Fettsäuren wie das Butyrat. Diese kurzkettigen Fettsäuren stabilisieren die Epithelzellen, die wir sowohl im Darm als auch in der Lunge finden. Kurzkettige Fettsäuren können auch zur Bildung der so wichtigen Immunzellen beitragen und so verschiedene Körperregionen vor Entzündungen schützen – natürlich auch die Lunge.
Als Sofortmaßnahme und für einen langen Zeitraum verschrieb ich ihr die tägliche Einnahme von BiOTiC® 6 am Morgen und OMNi-BiOTiC® SR-9 am Abend. Die Leitkeimstämme in BiOTiC® 6 stärken das Immunsystem und produzieren besonders effizient Butyrat. Die Leitkeimstämme in OMNi-BiOTiC® SR-9 haben vor allem eine antientzündliche Wirkung, wie Studien zeigen außerdem beruhigen sie das Nervensystem. Für Leonie sind diese Präparate die optimale Kombination!
„Ich wusste gar nicht, dass mein Darm so viel mit meiner Erkrankung zu tun hat“, wunderte sich Leonie. Ihre Mutter wiederum freute sich sehr, dass sie ihrer Eingebung gefolgt war und nun eine vielversprechende Option hatte, Leonies Immunsystem entscheidend zu stärken.
Verwandtenmord im Mund
Ein kleines „Schmankerl“ hatte ich noch für Leonie: Seit kurzem gibt es ein „Bonbon“, das ihre Mundflora gegen unerwünschte Eindringlinge schützt und somit auch ihre besonders gefährdete Lunge vor Infektionen bewahren kann: OMNi-BiOTiC® iMMUND verdrängt schädliche Keime und sorgt dafür, dass diese sich gar nicht erst im Mundraum ansiedeln können! Dieses Präparat stärkt – in Kombination mit Vitamin D – die Funktion der Mundschleimhaut als Barriere gegen unerwünschte Bakterien und Viren. Und das Schöne: Es hilft auch gegen Karies, ist natürlich zuckerfrei und schmeckt sogar … nach Erdbeeren!
Hier hat ein Keim den Hut auf: Streptococcus salivarius! Er kommt zu 40% im Mund vor und ist der Herrscher über das dortige Immunsystem. Im Notfall zaudert er nicht und bringt sogar seine eigenen Verwandten um! Infektionen im Mund- und Rachenraum werden häufig durch Streptococcus pyogenes oder Streptococcus pneumoniae verursacht, seine potenziell pathogenen Brüder.
Anders als andere OMNi-BiOTiC®–Probiotika wird dieses neue Mittelnicht außerhalb des Körpers in Wasser aktiviert, sondern direkt durch das Lutschen im Mund.
„Verwandtenmord im Mund – das klingt ja echt abenteuerlich!“ Leonie war sichtlich amüsiert. Es war ein versöhnlicher Abschluss unserer ersten Sitzung, in der es ohne Übertreibung „ans Eingemachte“ ging.
Bevor sich die beiden verabschiedeten, versprach mir Sabine, sich bald zu melden und zu berichten, ob sich Leonies Beschwerden durch die Probiotika gebessert hätten. Ich wünsche es ihr sehr, denn bei so einer schweren Stoffwechselerkrankung kann sie jede Hilfe gebrauchen.
Ihnen allen aber wünsche ich ein starkes Immunsystem, um gut durch den Herbst und die „Infektionssaison“ zu kommen.
Herzlich, Ihre
Dagmar Praßler
* Name geändert
1 Blaser M., Development of the human gastrointestinal microbiota,
GASTROENTEROLOGY 2011;140:1713–1719
Mukoviszidose
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In meinen Blogs beschreibe ich Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Es handelt sich um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie einen Arzt oder Heilpraktiker aufsuchen. Bei meinen Blogs handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge. Neben den beschriebenen Produkten gibt es noch weitere von anderen Herstellern.