Man sollte meinen, mittlerweile sei alles gründlich erforscht, was die negativen Folgen von Tabakrauch betrifft – dessen toxische und kanzerogene Inhaltsstoffe ebenso wie die vielen tabakassoziierten Krankheiten. Doch besonders ein Organ birgt immer noch allerletzte Geheimnisse …
Wenn Sie regelmäßig diesen Blog konsultieren (was mich extrem freut), können Sie es sicher schon mit mir im Chor singen: Es gibt wohl keine Krankheit, von der unser Darmmikrobiom nichts weiß bzw. wo es nicht seine Zotten im Spiel hätte! Dies erklärt einerseits den Höhenflug der probiotischen Medizin, andererseits das wachsende Interesse der Forschung an der Rolle des Darms bei verschiedensten Krankheitsbildern.
So weiß man mittlerweile, dass Rauchen unterschiedlichste Effekte auf den Gastrointestinaltrakt provoziert, das Mikrobiom verändert und zur Entstehung von Autoimmunerkrankungen beiträgt. Dies war auch der Ausgangspunkt eines Artikels in der Medical Tribune1, den ich kürzlich entdeckte:
„Schon länger ist bekannt, dass sich bei Rauchern das Mikrobiom so stark verändert, dass es wohl die Entwicklung von kolorektalen Tumoren begünstigt. Aber welcher Mechanismus liegt dem zugrunde?“
Diese Fragestellung hat ein Forscherteam um den Gastroenterologen Dr. Xaiowu Bai dazu bewogen, auf bewährte Art ein Tiermodell mit Mäusen zu entwickeln:
„Dafür setzten sie 15 Mäuse täglich zwei Stunden Zigarettenrauch aus, während 15 weitere als Kontrollgruppe nur frische Luft zu schnuppern bekamen. Beide Gruppen erhielten vor der Exposition einmal wöchentlich für sechs Wochen intraperitoneale Injektionen (innerhalb des Bauchfells, Anm. DP) mit dem Karzinogen AOM, um kolorektale Neoplasien zu begünstigen.“ Azoxymethan (AOM) ist stark krebserregend. Unter einer kolorektalen Neoplasie versteht man eine gut- oder (meist) bösartige Neubildung von Körpergewebe im Dickdarm oder Rektum.
Wenig überraschend, brachte diese Behandlung nach 28 Wochen messbare Ergebnisse:
„Zu diesem Zeitpunkt hatten die rauchexponierten Mäuse signifikant mehr kolorektale Tumoren entwickelt und zeigten eine höhere Proliferationsrate im Darmepithel.“
Letzteres beschreibt die rasante Vermehrung bzw. Wucherung von Zellen oder auch Mikroorganismen an der Schnittstelle zwischen Darmflora und Immunsystem. Insbesondere „stellte man nach den 28 Wochen eine vielgeringere Artenvielfalt bei den eingeräucherten Nagern fest. Außerdem kamen bei ihnen 20 Bakterienarten in deutlich veränderten Mengen vor (….).“
Tatsächlich ergab eine „Analyse der mikrobiotaassoziierten Metabolite“, dass die „rauchexponierten Tiere“ im Anschluss deutlich mehr prokarzinogene Stoffe aufwiesen als vorher und: „Zusätzlich fanden die Wissenschaftler Hinweise auf eine reduzierteBarrierefunktion des Epithels sowie eine Hochregulation proinflammatorischer Gene.“
Nun kann man sich natürlich fragen, ob diese Erkenntnis, dass eine „Veränderung des Mikrobioms Darmkrebs begünstigt“, eine solche Tortur an unschuldigen Mäusen rechtfertigt, aber als zusätzliches Argument, mit diesem Laster endgültig zu brechen, dient sie allemal. Dass dies im Übrigen auch ohne die befürchtete Gewichtszunahme funktionieren kann, lesen Sie hier:
Und falls Sie daran denken, das Medium zu wechseln und lieber zur E-Zigarette zu greifen, muss ich Ihnen leider auch diesen Zahn ziehen, um im Bild zu bleiben, denn das kann „die Mundgesundheit verändern und möglicherweise zum Fortschreiten einer Parodontitis beitragen“, wie ich einer anderen Studie entnahm2.
Ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen, bleibt festzuhalten, „dass das ausgeprägte orale Mikrobiom von E-Zigarettenkonsumenten veränderte Immunreaktionen hervorrufe, die zusammen mit klinischen Markern für Parodontitis zeige, dass das Dampfen eine eigene Herausforderung für die Mundgesundheit darstellt.“
Also doch am besten ganz aufhören, meinen Sie nicht auch?
Rauchen Darmkrebs
Herzlich, Ihre
Dagmar Praßler
1 Alle wörtlichen Zitate bis auf die in den letzten beiden Absätzen stammen aus einem Artikel von Prof. Dr. Lutz Heinemann in der Medical Tribune:
https://www.medical-tribune.de/medizin-und-forschung/artikel/das-mikrobiom-raucht-mit
2 Die Studie zum Einfluss von E-Zigaretten auf das orale Mikrobiom fand ich in zm online: https://www.zm-online.de/news/detail/e-zigaretten-veraendern-orales-mikrobiom
In meinem Blog beschreibe ich regelmäßig Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Neben den von mir beschriebenen Produkten gibt es fast immer auch weitere von anderen Herstellern.
Es handelt sich in den Beschreibungen um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie grundsätzlich ärztlichen Rat oder den einer Heilpraktikerin / eines Heilpraktikers einholen.
Im Wechsel zu den Berichten aus der Praxis widme ich mich hier aber auch (unter dem Rubrum „News“) aktuellen Studien, die ich für erwähnenswert halte oder einen direkten Bezug zum Mikrobiom haben. Auch hier handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge