Nicht zum ersten Mal greife ich an dieser Stelle das Thema Alzheimer-Demenz auf, aber wenn eine neue Studie mit wichtigen Erkenntnissen zur Früherkennung vorliegt, muss uns das interessieren …
Es ist nicht zu übersehen, dass unsere Gesellschaft von immer mehr Älteren bevölkert wird, und dieser demografische Wandel schlägt sich auch in den Fallzahlen zur Demenz nieder. Zwar aktualisiert die Deutsche Alzheimer Gesellschaft nur alle zwei Jahre ihr Zahlenwerk, aber im August 2022 ging man bereits von 1,8 Millionen Demenzkranken in Deutschland aus, von denen die meisten an Morbus Alzheimer leiden.
So schön es auch ist, dass unsere Lebenserwartung stetig steigt – das Risiko einer Erkrankung nimmt im hohen Alter zu. Hinzu kommt, dass es – aufgrund verbesserter Diagnostik – deutlich mehr Erkrankte unter 65 Jahren gibt als bisher angenommen.
Umso wichtiger ist es daher, in Sachen Früherkennung Fortschritte zu machen, und genau dies ist einem Kieler Forscher-Team der Christian-Albrechts-Universität (CAU) und des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH)* offenbar gelungen: Sie stellten nämlich „Auffälligkeiten im oralen Mikrobiom schon Jahre vor Ausbruch der Erkrankung“ fest.
Schon länger gibt es Hinweise darauf, dass „der fortschreitende Abbau von Nervenzellen im Gehirn“ – charakteristisches Merkmal einer Demenz – eventuell durch Mikroorganismen ausgelöst wird, „die die Darm- und Mundschleimhaut besiedeln“. Die große Frage ist, „was diesen Prozess auslöst und antreibt“.
Während jedoch bisher eher das Darmmikrobiom unter die Lupe genommen wurde – so gilt zum Beispiel mittlerweile als erwiesen, dass unser Darmmikrobiom eine alzheimerspezifische Signatur aufweist –, haben die Kieler Forscher hier verstärkt auch das orale Mikrobiom untersucht, und siehe da:
Was ist das Orakel von Delphi gegen das menschliche Mikrobiom!
„Wir konnten zeigen, dass bereits in sehr frühen Stadien der Erkrankung, also lange bevor es zu den typischen Symptomen der Alzheimer Demenz kommt, die Mikrobiota von Darm- und Mundschleimhaut im Vergleich zu Kontrollpersonen verändert ist“.
Das Besondere ist allerdings die Art der Veränderung, denn: „Während im Darm die Vielfalt der Mikrobiota verringert war, war sie im Mund erhöht“. Für jemanden wie mich, die gelernt hat, eine hohe bakterielle Diversität im Mikrobiom als gesundes Zeichen zu werten, kommt diese Entdeckung freilich etwas überraschend, aber die Forscher versprechen sich gerade von dieser Asynchronität wegweisende Aufschlüsse, die „zur Entwicklung neuer therapeutischer Strategien führen (könnten), die auf die Darm-Hirn-Achse bei Alzheimer abzielen.“
Die in der hier vorliegenden Studie formulierte Annahme, dass ein „Ungleichgewicht im Mikrobiom (…) über Entzündungsprozesse den Abbau von Nervenzellen“ triggern könnte, geht in die gleiche Richtung, führt doch eine Dysbiose im Darm (also eine mikrobielle Fehlbesiedelung) praktisch immer zu inflammatorischen Prozessen, und die „können sich auf das Gehirn auswirken“.
Klar, der Vagusnerv bildet die Brücke zwischen Darm und Gehirn, und nicht ohne Grund findet die Darm-Hirn-Achse in der Alzheimer-Forschung so viel Beachtung. Doch auch einen anderen Faktor lassen die Forscher nicht unberücksichtigt: „Hinzu kommt, dass die Blut-Hirn-Schranke, die normalerweise das Gehirn vor negativen Einflüssen abschirmt, mit dem Alter und gerade auch im Rahmen der Alzheimererkrankung durchlässiger wird.“
Alles gute Gründe, die als unheilbar geltende Alzheimererkrankung in einem möglichst frühen Stadium zu erkennen, um deren Fortschreiten dann mit einer entsprechend angepassten Lebensweise hinauszögern zu können, denn: „Umweltfaktoren wie Ernährung und Bewegung oder eben auch das Mikrobiom können den Krankheitsverlauf in einem frühen Stadium beeinflussen.“
Dass womöglich bestimmte Darmbakterien einen Morbus Alzheimer „triggern“ könnten – darüber habe ich hier bereits berichtet:
Diesem Ziel scheint man in Kiel durch die Untersuchung des oralen Mikrobioms bei Alzheimer-Patienten nähergekommen zu sein: „So wurden etwa vermehrt Bakterienstämme gefunden, die an Zahnfleischerkrankungen beteiligt sind. Diese Veränderungen gehen mit den typischen Eiweißmarkern der Alzheimererkrankung im Nervenwasser einher“ – das könnte bedeuten, „dass möglicherweise ein verändertes orales Mikrobiom der Treiber für Entzündungsvorgänge auch im Gehirn ist“.
Zum Thema „orales Mikrobiom“ gibt es auch ein Video von mir:
Auch wenn betont wird, dass noch weiter erforscht werden müsse, „ob und wie Mikroben aus dem Mundraum zum Fortschreiten der Alzheimererkrankung beitragen“, scheint eines klar zu sein: „Wenn das Mikrobiom ursächlich oder zumindest mechanistisch an der Entstehung und dem Fortschreiten der Alzheimererkrankung beteiligt ist, dann könnte mit gezielten Eingriffen ins Darmmikrobiom, etwa durch Ernährungsmaßnahmen, Probiotika oder eine gezielte Beeinflussung des Mikrobioms im Mundraum, das Voranschreiten der Alzheimer Demenz verzögert werden.“
Da freue ich mich doch, etwas konkreter werden zu können, wenn es um „Ernährungsmaßnahmen und Probiotika“ geht. Welche speziellen Tipps – von B-Vitaminen bis zu Q10 und darüber hinaus – ich für eine ältere Alzheimer-Patientin schon mal zusammengestellt habe, können Sie hier nachlesen:
Lassen Sie sich nicht beirren: Nicht das Altern ist das Problem. Es geht um die Kunst, gesund zu altern!
Herzlich, Ihre
Dagmar Praßler
* Alle wörtlichen Zitate entstammen einer von Kerstin Nees formulierten gemeinsamen Pressemitteilung von CAU (Christian-Albrechts-Universität, Kiel) und UKSH (Universitätsklinikum Schleswig-Holstein) vom März 2024. © Kerstin Nees
Quelle: https://www.uni-kiel.de/de/detailansicht/news/040-mikrobiom-alzheimer
Alzheimer Früherkennung
In meinem Blog beschreibe ich regelmäßig Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Neben den von mir beschriebenen Produkten gibt es fast immer auch weitere von anderen Herstellern.
Es handelt sich in den Beschreibungen um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie grundsätzlich ärztlichen Rat oder den einer Heilpraktikerin / eines Heilpraktikers einholen.
Im Wechsel zu den Berichten aus der Praxis widme ich mich hier aber auch (unter dem Rubrum „News“) aktuellen Studien, die ich für erwähnenswert halte oder einen direkten Bezug zum Mikrobiom haben. Auch hier handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge