Es gibt mehr Möglichkeiten als eine Impfung, um der Grippewelle die kalte Schulter zeigen zu können. Bestimmte Bakterien haben da ganz offensichtlich bessere Strategien entwickelt …
Nur weil draußen schon alles grünt und blüht, heißt das nicht, die Grippewelle dieses Winters wäre schon vorbei. Während die echte Virusgrippe, auch Influenza genannt, das ganze Jahr über auftreten kann, hat die Grippe besonders von Januar bis März oder April Hochsaison. Je nach Ausmaß der „Grippewelle“ sind laut Schätzungen des Robert-Koch-Instituts vier bis 16 Millionen Deutsche davon betroffen. Dazu gehört auch Simon* (28).
„Letzte Woche hat es mich voll erwischt.“
Simon, ein sportlicher, muskulöser Typ, hatte offensichtlich „das volle Programm“ abbekommen. Fieber, Gelenkschmerzen, Halsschmerzen und Schüttelfrost. (Ich war froh, dass er mir mit Maske gegenübersaß.) Sein Hausarzt hatte einen Abstrich gemacht und Influenza Typ A diagnostiziert.
So richtig war er noch nicht genesen, aber nachdem ihm der Arzt eröffnet hatte, dass ihn die Influenza mit einem anderen Virustyp schon bald wieder treffen könne, interessierte ihn plötzlich sehr, was er vorbeugend gegen eine erneute Influenza-Infektion tun könne. Verständlich. Simon hatte von dieser Erfahrung „die Nase gestrichen voll“.
Das kleine ABC der Influenza
Neben den am häufigsten auftretenden Influenza-A-Viren, die verschiedene Subtypen aufweisen, gibt es außerdem die Viren der Gruppe B und der Gruppe C (die beim Menschen allerdings selten Infektionen auslösen).
Wird man vom Grippevirus erwischt, lässt sich pauschal sagen, dass rund ein Drittel der Infizierten einen schweren fieberhaften Infekt entwickelt, so wie Simon ihn erlebt hat. Ein weiteres Drittel hat nur leichte und das restliche Drittel keinerlei Symptome.
„Blöd, dass man sich sein Drittel nicht aussuchen kann“, meinte Simon lakonisch. Es war schön zu sehen, dass er seinen Humor nicht verloren hatte. Was jetzt folgt, konnte meinen Patienten nur langweilen, weil er es noch in lebhafter Erinnerung hatte, aber der Vollständigkeit halber erwähne ich es hier:
Typischerweise dauert eine richtige Grippe fünf bis sieben Tage, dann ist der Spuk vorbei. Besonders bei Kleinkindern, älteren Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen – dies hatte ihm sein Arzt auch schon gesagt – können allerdings Komplikationen auftreten. Nicht selten kommt es dann zu einer Lungenentzündung – entweder durch die Influenzaviren selbst oder durch Bakterien verursacht, die sich in einer solchen Stresssituation besonders gut in der Lunge ausbreiten können.
Auch dass eine grippe-induzierte Entzündung bisweilen sogar den Herzmuskel oder das Mittelohr treffen und in schweren Fällen eine solche Komplikation sogar tödlich verlaufen kann, war Simon bewusst. „Deshalb will ich ja alles tun, was nötig ist, um mir sowas nicht wieder einzufangen“, meinte er.
Wenn die Grippe zuschlägt
… braucht der Mensch vor allem Ruhe, aber das muss ich eigentlich gar nicht sagen, der Körper signalisiert es uns auch so. Viele Infizierte würden vermutlich schnell zu fiebersenkenden Schmerzmitteln wie Ibuprofen oder Paracetamol greifen, aber es gibt auch Alternativen – solange das Fieber nicht über 39°C steigt.
Ein bewährtes Hausmittel sind fiebersenkende Tees. Zur Ehrenrettung des Fiebers sei aber auch daran erinnert, dass durch die erhöhte Temperatur mehr weiße Blutkörperchen produziert werden, die das Immunsystem besser befähigen, das Virus zu bekämpfen.
Ganz oben auf meiner Beliebtheitsskala ist Lindenblütentee: Er senkt nicht nur das Fieber, sondern wirkt auch entzündungshemmend. Gern mit etwas Honig vermischt, denn auch ihm sagt man fiebersenkende Wirkung nach.
Es gibt noch viele andere Hausmittel, die schon unseren Groß- und Urgroßeltern geläufig waren. Eine kleine Auffrischung kann hier nicht schaden:
Was die Natur-Apotheke bereithält
- Ingwer: Der scharfe Ingwer enthält Vitamin C und fördert die Durchblutung, was die Funktion des Immunsystems anregen soll
- Kamille: Der Klassiker bei einer Grippe, denn Kamille wirkt entzündungshemmend
- Salbei: Gerade bei Halsschmerzen und Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut ein voller Erfolg! Neben Tee auch als Mundspülung oder Salbeibonbon verfügbar
- Thymian: Gerade wenn einen Husten plagt, erleichtert Thymian das Abhusten, denn er gilt als schleimlösend. Nicht nur als Tee, sondern auch als Badezusatz bei Erkältung und Grippe sehr zu empfehlen
- Inhalieren: Bei hartnäckigem Husten oder entzündeten Nebenhöhlen kann schon das Inhalieren von heißem Salzwasser Wunder wirken
- Zwiebel: Ob als Zwiebelsäckchen auf den Ohren bei Mittelohrentzündung oder in selbstgemachtem Hustensaft – die Zwiebel ist mit ihren entzündungshemmenden und antibiotischen Inhaltsstoffen ein Hit bei Grippe und Erkältung
- Die richtige Ernährung: Bei einer schweren Grippe möchte man sich nicht lange in die Küche stellen. Trotzdem ist eine vielseitige und ausgewogene Ernährung, gerade wenn man krank ist, wichtig für die Genesung. So stellt man seinem Körper wichtige Nährstoffe bereit, die er für die Bekämpfung der Virusinfektion braucht. Auf den Speiseplan gehören möglichst viel Obst und Gemüse, vor allem Sorten mit viel Vitamin C (zum Beispiel Beeren, Paprika oder Brokkoli)
- Ausreichend trinken: Auch wenn Sie diesen Tipp sicher schon tausendmal gehört haben: viel Trinken ist bei Erkältung oder Grippe unverzichtbar! So wird auch zäher Schleim dünnflüssiger und kann besser abfließen
- Wadenwickel: Diese einfache und altbewährte Methode, den Körper herunterzukühlen, funktioniert nicht nur bei Kindern. Dafür taucht man z. B. ein Baumwolltuch in lauwarmes Wasser, wringt es aus und wickelt es um die Waden. Ein zweites Tuch darum wickeln und noch eine Decke drüber, 20-30 Min. im Liegen wirken lassen. Keine Folie oder ähnliches verwenden, die Wärme muss abdampfen können. Keine eiskalten Wickel anlegen!
- Essigsocken: 1 Liter körperwarmes Wasser mit 2 Esslöffeln Apfelessig verrühren. Socken aus Baumwolle oder Wolle damit tränken und auswringen. Die so getränkten Socken bis zu 15 Minuten lang tragen. ACHTUNG: Bei Schüttelfrost weder Essigsocken noch Wickel anwenden!
Impfen oder nicht?
Eine zentrale Maßnahme, um zu verhindern, dass die Grippewelle weiter Fahrt aufnimmt, hatte Simon ganz intuitiv befolgt: Nach seinem Arztbesuch war er konsequent zu Hause geblieben. Neben der Standard-Hygiene wie Händewaschen oder Niesen in die Armbeuge lassen sich so am wirkungsvollsten vulnerable Menschen vor einer Ansteckung schützen.
Die Schulmedizin empfiehlt natürlich, sich einer jährlichen Grippeimpfung mit dem an die aktuell kursierenden Viren angepassten Impfstoff zu unterziehen, und auch Simon liebäugelte mit dieser Idee. Neben Menschen mit Vorerkrankungen, Schwangeren und Älteren wird nämlich auch Erwachsenen ohne Risikofaktoren eine solche Impfung empfohlen, und sogar Kleinkinder ab 6 Monaten geraten ins Visier der Befürworter dieser Vorbeugungsmaßnahme.
Nun bin ich gewiss keine generelle „Impfgegnerin“, und es geht mir auch nicht darum, dass das Risiko, an Grippe zu erkranken, mit einer Impfung nicht ganz aus der Welt ist. Meiner Überzeugung nach sollte aber stets von Fall zu Fall entschieden werden, ob eine solche Maßnahme sinnvoll und notwendig ist.
Simon wäre es bestimmt lieber gewesen, ich hätte ihm geraten, sich umgehend impfen zu lassen, aber ihm ist mehr damit gedient, wenn wir uns überlegen, wie er sein Immunsystem nachhaltig stärken könnte.
Wie Viren funktionieren und dass der Körper im Abwehrkampf gegen solche Eindringlinge sogar auf Hilfe durch Bakterien vertrauen kann – darüber habe ich hier schon einmal berichtet:
Anfällig für Influenza? Der Darm entscheidet mit
Überhaupt sind ja die Bakterien, die unseren Darm besiedeln, in vielfältige Prozesse unseres Körpers involviert – unter anderem auch bei der Abwehr von Virusinfektionen, besonders über die Darm-Lungen-Achse. Dabei spielen unter anderem Stoffwechselprodukte der Bakterien und der Kontakt von Darmbakterien zu Zellen des Immunsystems eine Rolle.
Versuche an Mäusen konnten zeigen, dass die Tiere nach einer Antibiotika-Gabe und einem dementsprechend aus dem Gleichgewicht gebrachten Darmmikrobiom eine höhere Anfälligkeit für Virusinfektionen der Atemwege aufwiesen.
Auch spezifisch für die Influenza A zeigte sich, dass Mäuse mit einer Dysbiose (Fehlbesiedlung des Darmmikrobioms) eine schwächere Immunabwehr gegen den Infekt vorwiesen und deshalb schwerere Verläufe der Virusinfektion durchmachten.
Ähnliche Ergebnisse lieferte ein umgekehrtes Modell, das nicht auf ein durch Antibiotika geschwächtes Darmmikrobiom setzte, sondern die Darmbakterien im Gegenteil mit einer ballaststoffreichen Diät unterstützte. Jene Mäuse, die eine solche Diät erhielten, konnten die Infektion mit Influenzaviren deutlich besser abwehren als die Kontrollgruppe mit „normalem“ Futter.
Erwiesen ist auch, dass verschiedene Botenstoffe, die von Darmbakterien gebildet werden (wie zum Beispiel kurzkettige Fettsäuren), über das Blut in die Lunge gelangen können. Dazu gehört u. a. das Desaminotyrosin, das vom Bakterium Clostridium orbiscindens gebildet wird. Gelangt Desaminotyrosin in die Lungen, kann es dort die Produktion von bestimmten immunstimulierenden Interferonen ankurbeln – und so einer Infektion mit Influenza vorbeugen.
Bakterien mit „Bodyguard-Ausbildung“
Dies ist aber beileibe nicht das einzige Bakterium mit „Bodyguard-Qualitäten“, und speziell im Mund- und Rachenraum, dem Haupteinfallstor für Viren, kann Streptococcus salivarius K12 wertvolle Dienste bei der Virusabwehr leisten. Was diesen „Martial-Arts-Kämpfer“ unter den etwa 800 bis 1.000 verschiedenen Bakterienarten, die ein gesundes orales Mikrobiom bevölkern, so herausragen lässt, habe ich hier beschrieben:
„Dass sich in meinem Mund so viele Bakterien tummeln sollen, haut mich echt um“, gab Simon zu, „aber speziell Streptokokken will man doch eigentlich erst recht nicht haben, oder?“ Stimmt, viele Arten sind dafür berüchtigt, Krankheiten auszulösen, aber Streptococcus salivarius K12 bildet hier eine Ausnahme. Tatsächlich spielt es sogar eine Schlüsselrolle in der Stabilisierung des Immunsystems im Mund- und Rachenraum.
Als ich meinem Patienten eine Packung OMNi-BiOTiC® iMMUND präsentierte und ihn aufforderte, mal eine Tablette zu lutschen, griff er nach einigem Zögern zu und war völlig verblüfft, dass eine „Medizin“ so gut schmecken kann. Kunststück: Das Probiotikum iMMUND, das eben dieses „Killer-Bakterium“ enthält, wurde eigens für Kinder entwickelt, ist zuckerfrei und schmeckt nach Erdbeere.
„Crosstalk“ zwischen Darm und Lunge
Auch in der Lunge selbst gibt es – wenig überraschend – ein Mikrobiom, das zwar nicht annähernd so vielfältig ist wie im Darm, aber dennoch eine wichtige Funktion hat. Fest in der Lunge angesiedelte und nicht schädliche Bakterien sorgen zum Beispiel dafür, dass ihr möglicher Lebensraum schon besetzt ist und nicht für eindringende – potenziell gefährliche – Viren oder Bakterien zur Verfügung steht.
Darm und Lunge sind sogar besonders eng miteinander „verbandelt“ und tauschen permanent Informationen aus, indem aktivierte Immunzellen über die Blutbahn von der Lunge in den Darm wandern und umgekehrt.
Klar ist, dass es auf die spezifische Bakterienzusammensetzung im Lungenmikrobiom ankommt, wenn es darum geht, eine Influenza-Infektion abzuwehren. Dies haben Untersuchungen an den oberen Atemwegen von Menschen gezeigt, die sich nicht selbst infiziert hatten, obwohl Familienmitglieder an Influenza erkrankt waren. Ebenso klar ist, dass auch das Mikrobiom der Lunge von dem des Darms beeinflusst wird.
„Das klingt ja alles sehr spannend“, fand Simon, „aber wie soll ich mich denn jetzt verhalten, wenn ich mein Immunsystem auf Vordermann bringen will?“ Nun, da wäre zum einen das schon erwähnte Probiotikum OMNi-BiOTiC® iMMUND, das gezielt die Schleimhäute der Mundflora stärkt.
Mindestens ebenso wichtig erscheint mir, die Abwehrkraft seiner Atemwege über einen gesunden Darm zu unterstützen. Gerade weil aktuell noch viele Virusinfektionen unterwegs sind, empfahl ich Simon als „Booster“ für sein Darmmikrobiom die Einnahme des Multispezies-Probiotikums OMNi BiOTiC® Pro-Vi 5.
Dessen hochaktiver Mix aus Laktobazillen und Bifidobakterien hat den durch zahlreiche Studien belegten Effekt, Simons Körper nachhaltig gegen Erkältungs- und Grippeviren zu wappnen.
„Klar lässt sich an der Ernährungsschraube noch drehen“
Probiotika sind das eine, eine bewusste Ernährung ist das andere, wenn Simon ernsthaft etwas für die Gesundheit seines Darms und damit für ein funktionierendes Immunsystem tun will. Zu einem gesunden Lebensstil zählt neben viel Bewegung (das gehört bei meinem Patienten offenbar zur täglichen Routine) auf jeden Fall eine ausgewogene Kost mit viel Obst, Gemüse und Ballaststoffen. Was das konkret heißt, erfahren Sie hier:
„Es ist ja nicht so, dass ich mir immer nur ,Junkfood’ reinziehen würde, aber klar lässt sich an der Ernährungsschraube noch etwas drehen“, gab sich Simon zum Schluss einsichtig. Als er meine Praxis verließ, wirkte er jedenfalls zuversichtlich, der Influenza in Zukunft die kalte Schulter zeigen zu können.
Ich hoffe, auch Sie bleiben mit diesen Tipps von einer Influenza verschont und können den Frühling unbeschwert genießen!
Es grüßt Sie herzlich
Ihre
Dagmar Praßler
*Alle Namen geändert
Influenza Darm-Lungen-Achse
In meinem Blog beschreibe ich regelmäßig Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Neben den von mir beschriebenen Produkten gibt es fast immer auch weitere von anderen Herstellern.
Es handelt sich in den Beschreibungen um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie grundsätzlich ärztlichen Rat oder den einer Heilpraktikerin / eines Heilpraktikers einholen.
Im Wechsel zu den Berichten aus der Praxis widme ich mich hier aber auch (unter dem Rubrum „News“) aktuellen Studien, die ich für erwähnenswert halte oder einen direkten Bezug zum Mikrobiom haben. Auch hier handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge.