Warum lassen Hundertjährige manch Jüngeren im Vergleich „alt aussehen“ und was können wir tun, um selbst „hübscher und optisch jünger“ zu wirken? Die Antwort liegt wie immer im Darm!
Dass ein „gesundes Mikrobiom eine wichtige Voraussetzung für unsere Gesamtgesundheit“ ist – damit kann ich Ihnen in diesem Blog nun wirklich nichts Neues erzählen. Aber ich bin schließlich (glücklicherweise) nicht die einzige, die den Darmbakterien ihre volle Aufmerksamkeit schenkt: Jetzt fand ich einen Artikel* im Magazin „focus“, in dem u. a. auf den Zusammenhang zwischen Darmbesiedelung und äußerer Schönheit abgehoben wird. Okay, das Interesse ist geweckt!
„Was haben Darmbakterien mit unserer Attraktivität zu tun?“, wird hier geteasert, und die Antwort ist einleuchtend: „Ist das Mikrobiom vielfältig und artenreich, dann bildet es zahlreiche Stoffwechselprodukte, die nicht nur für Gesundheit und Wohlbefinden sorgen, sondern auch Alterungsvorgänge verzögern, Hautkrankheiten lindern und unsere Haut zum Strahlen bringen können.“
Ihnen und mir ist schon klar, dass ein gesunder Darm auch unser größtes Organ – die Haut – optimal schützt. Was uns jedoch nicht so recht bewusst ist: „Das Mikrobiom ist in der Lage, Substanzen zu produzieren, die wir eher in der Gesichtspflege oder in Lifestyleprodukten vermuten würden.“ Hm, wer hier wohl wen inspiriert haben mag?!
Optisch jünger … dank Bakterien!
Tatsächlich werden „Hyaluronsäure, Ceramide, Milchsäure und UV-Schutz-Faktoren von der Kosmetikindustrie eingesetzt, um die Hautalterung zu verzögern, Falten aufzupolstern und den Teint zum Strahlen zu bringen. Diese Beautyelixiere kann aber auch die gesunde Darmflora herstellen und uns damit ganz nebenbei hübscher und optisch jünger machen.“
Auch einen wissenschaftlichen Beweis bleibt die Autorin nicht schuldig: „In einer koreanischen Studie erhielten die Probanden drei Monate lang entweder eine Nahrungsergänzung mit dem Milchsäurebakterium Lactobacillus plantarum oder ein Placebo. Allein durch die Einnahme dieses probiotischen Keims verbesserte sich die Feuchtigkeitsversorgung der Haut deutlich, die Hautelastizität stieg um mehr als 20 Prozent an. Und nach zwölf Wochen hatten die Teilnehmer messbar weniger Falten, während sich in der Placebogruppe der Hautzustand nicht veränderte.“
Das allein liest man ja schon gern. Aber damit wäre das Wunder der humanen Darmbakterien nicht ausreichend beschrieben, denn: „Andere probiotische Bakterien sind in der Lage, sensible Haut weniger empfindlich zu machen, Akne zu bessern oder Kopfschuppen zu beseitigen.“
Dementsprechend können (weil sie mit humanen Leitkeimstämmen arbeiten) „manche Probiotika den UV-Schutz der Haut verbessern oder Antioxidantien produzieren.“
Über den Zusammenhang zwischen Darm und Haut und welche Probiotika gezielt gegen Akne helfen, habe ich hier schon einmal geschrieben:
Stichwortgeberin im vorliegenden Artikel ist Michaela Axt-Gadermann, Ärztin und Professorin für Gesundheitsförderung und Verfasserin diverser Bücher „zu Ernährung, Mikrobiom und Darmgesundheit sowie zu dermatologischen Themen“.
Sie weist auch darauf hin, dass „Menschen mit hohem Antioxidantienspiegel im Blut und in der Haut oft jünger aussehen und weniger Falten“ haben.
Gut zu wissen, dass bestimmte Bakterien im Darm die Antioxidantienproduktion ankurbeln – wir sind also nicht allein dafür verantwortlich, unseren Bedarf mit bestimmten Lebensmitteln zu decken. Dennoch sollten wir die nachfolgende Liste verinnerlichen:
Lebensmittel mit hohem Antioxidantienanteil
- Äpfel
- Heidel-, Johannis-, Brombeeren
- Brokkoli
- Hirse
- Kaffee
- Tomaten
- Kartoffeln
- Karotten
- Knoblauch, Zwiebeln
- Spinat
- Trauben
- Nüsse
- Vollkornprodukte
- Hülsenfrüchte
- (Hochwertige) pflanzliche Öle
„Stoffwechselprodukte des (Darm-) Mikrobioms können den Hautzustand verbessern oder auch Entzündungen, Pickel und Ekzeme verursachen. Es gilt als sicher, dass bei einer Vielzahl von Hautkrankheiten sowohl das Darm- als auch das Hautmikrobiom deutlich verändert ist.“
„Die Mehrzahl der Aknepatienten“, führt Axt-Gadermann aus, leidet „unter deutlichen Darmproblemen wie Stuhlunregelmäßigkeiten, Blähungen, Mundgeruch oder Sodbrennen. Und bei den meisten lassen sich auch Veränderungen des Mikrobioms nachweisen, die unter anderem Entzündungen begünstigen.“
Wenn Sie mehr über Mundgeruch wissen wollen, bitte sehr:
Diese Zusammenhänge sind mittlerweile eingehend erforscht: „Studien belegen sehr gut, dass die längerfristige Einnahme probiotischer Bakterien – alleine oder in Kombination mit anderen Therapien – wirksam ist. Bei Patienten, die zusätzlich zur Antibiotikabehandlung auch Probiotika einnahmen, besserte sich die Haut schneller als bei den Studienteilnehmern, die nur Antibiotika erhielten. Und auch die Antibiotika-Nebenwirkungen waren geringer.“
Lässt sich Altern heilen?
Dieses Lied singe ich Ihnen nun schon seit vielen Jahren: Keine Antibiotika ohne Probiotika! Aber auch ein Thema, über das ich selbst seit mehreren Jahren landauf, landab referiere, wird in diesem Artikel gewürdigt: all jene Mikrobiom-assoziierten Prozesse nämlich, die „Alterungsvorgänge beschleunigen können“.
Zum sogenannten Inflammaging (grob übersetzt: Entzündungsaltern) gibt es ebenfalls einen Blog-Beitrag von mir, in dem u. a. ein sehr interessantes Video verlinkt ist:
Natürlich geht es mir dabei nicht nur um die Beschreibung der Alterungsprozesse, sondern um Aufklärung und Tipps, wie wir im Alter „länger jung“ bleiben können. Denn, mit den Worten von Axt-Gadermann:
„Nur ein fittes Mikrobiom ist in der Lage, uns fit zu halten, und gilt als Grundvoraussetzung für unsere Gesamtgesundheit.“
Lesen Sie ruhig den unten verlinkten Artikel zur Gänze, in dem es auch um das „Mikrobiom fitter Senioren“ geht, in dem resistente Stärke und Butyrate eine zentrale Rolle spielen, um Tipps für eine gesunde Lebensführung und die Warnung vor „zu viel Hygiene“. Sehr lesenswert!
Ich möchte hier zum Schluss nur noch einen Versuch zitieren, weil er mich so verblüfft und, ja, gerührt hat:
„Wissenschaftler des Kölner Max-Planck-Instituts für die Biologie des Alterns setzten gealterte Fische in ein Becken, in dem zuvor junge Fische geschwommen waren. Die alten Fische nahmen die Bakterien der jungen auf, die sich noch im Wasser befanden. Daraufhin bildeten sich Alterserscheinungen wie der Verlust der Farbe zurück. Mit dem ,jungen’ Mikrobiom stieg auch die Lebenserwartung der Fische um 40 Prozent, verglichen mit Tieren, die nur mit gleichaltrigen Artgenossen zusammenlebten.“
Ein Hoch der Artenvielfalt!
Dieser bakterielle Austausch bildet auch die Grundlage für unsere Darmgesundheit. So formuliert die Autorin etwas, das ich ebenfalls zu 100% unterschreiben würde: „Dürfte man ein gesundes Mikrobiom nur mit einem Wort umschreiben, dann wäre es ,Diversität’, also Artenreichtum.“ Im Umkehrschluss heißt das: Soziale Vereinsamung führt auch zu einer bakteriellen, und das ist keine gute Prognose für ein langes, gesundes Leben.
Wir sollten also viel aus dem Haus gehen – egal, ob in der artenreichen Natur oder unter Menschen! Dann klappt’s auch mit der Diversität im Inneren. In diesem Sinne grüßt Sie herzlich
Ihre
Dagmar Praßler
* Alle wörtlichen Zitate entstammen einem Artikel, der im Juni 2024 auf dem Online-Portal des Magazins „focus“ veröffentlicht wurde. © Axt-Gadermann
In meinem Blog beschreibe ich regelmäßig Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Neben den von mir beschriebenen Produkten gibt es fast immer auch weitere von anderen Herstellern.
Es handelt sich in den Beschreibungen um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie grundsätzlich ärztlichen Rat oder den einer Heilpraktikerin / eines Heilpraktikers einholen.
Im Wechsel zu den Berichten aus der Praxis widme ich mich hier aber auch (unter dem Rubrum „News“) aktuellen Studien, die ich für erwähnenswert halte oder einen direkten Bezug zum Mikrobiom haben. Auch hier handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge