Kaum ein anderes Mittel hat so viel Staub aufgewirbelt wie die sogenannte „Abnehmspritze“, die schnellen Gewichtsverlust verspricht. Aber wie steht es um mögliche Nebenwirkungen, und ist sie wirklich „alternativlos“?
Beim Thema Übergewicht geht es – medizinisch gesehen – nicht in erster Linie um ein ästhetisches Ideal. Immer mehr Menschen leiden an Adipositas und den assoziierten Krankheitsrisiken – vom metabolischen Syndrom bis zu kardiovaskulären und Krebserkrankungen. Deshalb darf der „Hype“ um die „Abnehmspritze“ nicht davon ablenken, dass sich hier vielleicht eine konkrete Antwort auf ein gewichtiges Problem auftut.
Auch Peter* (52), mein stark übergewichtiger Patient, schöpft Hoffnung aus den aktuell so breit diskutierten Abnehmspritzen, mit denen doch „alles so einfach“ gehen soll. Peter kenne ich nun scon ein paar Jahre. Besonders nach seiner Diabetes-mellitus-Typ-2-Diagnose hatte ich ihm beratend zur Seite gestanden.
„Mein Diabetes ist mittlerweile gut eingestellt“, stellte Peter eingangs klar, „und auch meine Einstellung zu Sport habe ich nochmal überdacht.“ Dazu hatte ich ihm auch dringend geraten, hatte er sich doch die längste Zeit dem Motto „Sport ist Mord“ verbunden gefühlt. Aber Peter lief sich erst warm:
Zu schön, um wahr zu sein?
„Selbst mein Gewicht konnte ich schon etwas reduzieren – allein durch Sport und bewusstere Ernährung. Trotzdem bin ich noch nicht da, wo ich gern wäre. Jetzt bin ich im Internet auf Videos über Abnehmspritzen gestoßen, was sich ja schon ziemlich verlockend anhört, aber irgendwie auch wieder zu schön, um wahr zu sein. Deshalb interessiert mich doch sehr, was Sie darüber denken.“
Seine Skepsis konnte ich nachvollziehen, denn wenn etwas so gut klingt, hat es meistens einen Haken. Damit Peter eine fundierte Entscheidung treffen konnte, fütterte ich ihn mit allen Informationen, die mir dazu bekannt waren.
Zunehmendes Interesse an der Abnehmspritze
Aus pharmakologischer Sicht sind die sogenannten Abnehmspritzen Antidiabetika, nämlich GLP-1-Rezeptor-Agonisten, d. h. sie wirken wie das Hormon GLP-1. Das „Glucagon-like Peptide-1“ wird im Darm hergestellt. Die L-Zellen (neuroendokrine Zellen) im Darm schütten dieses Hormon aus und werden durch Glukose im Darmlumen stimuliert.
Diese Wirkung hängt allerdings von der Anwesenheit kurzkettiger Fettsäuren in ausreichender Menge ab, die ja bekanntlich von Darmbakterien produziert werden. Ohne die gibt es keine ausreichende Wirkung von GLP-1!

GLP-1 führt zu einer verbesserten Insulinsensitivität in den Zellen, wodurch die Glukose besser aufgenommen werden kann und somit der Blutzucker gesenkt wird, was ja der erwünschte Effekt bei Diabetikern ist. Genauer gesagt wird der HbA1c-Wert gesenkt, der den Blutzucker im Verlauf über mehrere Wochen darstellt und ein relevanter Anzeiger dafür ist, ob ein Diabetes gut oder schlecht eingestellt ist. (Zusätzlich wird der HbA1c-Wert übrigens auch zur Erstdiagnose von Diabetes genutzt.)
GLP-1 wirkt außerdem über eine Verbindung mit dem Gehirn direkt appetitmindernd, verzögert die Magenentleerung und steigert so das Sättigungsgefühl. Das Medikament wird meistens entweder einmal täglich oder einmal wöchentlich in das Unterhautfettgewebe gespritzt, weil es bei oraler Aufnahme sonst bereits vor Wirkeintritt verdaut würde.
Schneller satt – aber auch gut versorgt?
Peter sprach vor allem das verstärkte Sättigungsgefühl an. „Mit dem, was ich esse, kann ich eigentlich zufrieden sein. Ich achte auf Ausgewogenheit und gesunde Lebensmittel. Mein Problem ist, dass ich trotzdem einfach zu viel esse bzw. über meinen Hunger hinaus esse. Das ist wahrscheinlich die größte Stellschraube, an der ich noch etwas drehen kann, um meinem Zielgewicht näher zu kommen.“
Es freut mich immer außerordentlich, wenn Patienten eine gute Selbstwahrnehmung haben. Und ein echtes Interesse an den Zusammenhängen. So konnte ich also fortfahren, ohne Peter zu langweilen oder zu überfordern:
Im Vergleich zu anderen Antidiabetika tragen GLP-1-Agonisten ein geringeres Risiko für die Entstehung eines Unterzuckers, was eine gefährliche Nebenwirkung sein kann. Generelle Nebenwirkungen sind v.a. Verdauungsprobleme wie Übelkeit oder Durchfall.

Gerade bei Nichtdiabetikern aber, die das Medikament zum Abnehmen einnehmen, hat sich in Studien gezeigt, dass das Risiko für eine Bauchspeicheldrüsenentzündung, einen Darmverschluss und eine Lähmung der Magen-/Darmmotilität erhöht ist. Wer also eh schon anfällig ist für eine dieser Erkrankungen, sollte sich wirklich gut überlegen, ob er/sie das Medikament probieren möchte.
Die Wirkungen, besonders die Gewichtsreduktion, aber auch die Nebenwirkungen sind dosisabhängig. Daher sollte man die Dosis langsam steigern. Eine brandaktuelle Studie** zeigt aber auch eine andere Option auf, bei der man das Mikrobiom miteinbezieht und so die Dosis geringer halten kann – bei gleichem Effekt.
Aktuelle Studie: Probiotika mindern Nebenwirkung von Abnehmspritzen
Die Nährstoffaufnahme hängt nämlich grundsätzlich und maßgeblich von der Gesundheit des Magen-Darm-Traktes ab. Genauer spielt besonders das Darmmikrobiom eine große Rolle, also die Bakterienstämme, die im Darm leben. In diesem speziellen Fall können die Darmbakterien Einfluss auf die Produktion von GLP-1 nehmen.
Laktobakterien und Bifidobakterien verdauen bekanntlich besonders gern Ballaststoffe und produzieren dabei kurzkettige Fettsäuren (SCFAs). SCFAs wiederum stimulieren die oben erwähnten L-Zellen des Darms und fördern somit die Freisetzung von GLP-1.
Kombiniert man nun Probiotika mit GLP-1-Agonisten, ergibt sich ein synergistischer Effekt: Man schafft ein Darmmilieu, in dem, neben den anderen positiven Effekten von Probiotika wie z.B. einer verbesserten Darmbarriere und verringerten systemischen Entzündungsreaktionen, ein effektiverer Glukosemetabolismus möglich ist.
Das Probiotikum, das in der Studie verwendet wurde, ist das OMNi-BiOTiC® METAtox. Es wurde den Teilnehmern über drei Monate 1 x täglich verabreicht, in Kombination mit niedrigdosiertem Liraglutid.
Die Ergebnisse waren ebenso verblüffend wie signifikant:
- Reduktion der Nebenwirkungen von Liraglutid
- Reduktion des Körpergewichts
- Verbesserte Insulinsensitivität
- Verringerung des überschüssigen Bauchvolumens sowie der Taillen-, Bauch- und Hüftumfänge
- Reduzierter BMI
- Reduktion der Dosierung von Liraglutid ermöglicht
- Kostenreduktion von 40-60%
Das muss man sich mal vorstellen: Diese eindeutigen Wirkungen wurden durch die Einnahme von Bakterien erzielt. DARMBAKTERIEN!
In der Studie wurde gezeigt, dass sich mit der Einnahme von OMNi-BiOTiC® METAtox einer möglichen Magenentleerungsstörung als Nebenwirkung der GLP-1-Agonisten vorbeugen lässt und insgesamt – wegen der synergistischen Wirkung – die Dosis des Medikaments deutlich reduziert werden kann. Bei gleicher Wirkung, aber einem schwächeren Nebenwirkungsprofil!
Heißhunger vermeiden
Gerade vor Beginn einer solchen Therapie mit der Abnehmspritze sollte erstmal ein optimales Darmmilieu geschaffen werden, damit das Medikament möglichst gut angenommen werden kann. 7-10 Tage Minimum!
Grundsätzlich empfiehlt es sich natürlich immer, ausreichend Ballaststoffe zu sich zu nehmen, doch vor allem, wer sein Wunschgewicht mit Abnehmspritzen erreichen möchte, profitiert auf diese Art gleich mehrfach davon. Wer dies im Alltag nicht ausreichend schafft, kann sich z. B. mit OMNi-LOGiC® FIBRE behelfen. Das sind natürliche Ballaststoffe, die einfach in Speisen oder Getränke gegeben werden, ohne Geschmack oder Konsistenz zu verändern.
Um gegen Heißhunger, vor allem auf Süßes, anzugehen, empfehle ich gern CHARANTEA metabolic Lemongrass-Mint. Gerade jetzt, wo es wärmer wird, eignet er sich auch super als Kaltgetränk. Die darin enthaltenen Bitterstoffe reduzieren den Hunger auf Zucker effektiv.
Mit welchen Tricks sich der Süßhunger einhegen lässt, habe ich hier schon mal zusammengefasst:
Peter zeigte sich am Ende unseres Gesprächs dankbar für die Aufklärung, war sich aber noch nicht sicher, ob er wirklich zur Abnehmspritze greifen würde. Ich riet ihm, noch ein paar Nächte darüber zu schlafen und bat ihn, mir über seine Entscheidung zu berichten bzw. über die Wirkung, sollte er sich doch dazu entschließen. Denn ich bin mir sicher, dass der eine oder die andere unter Ihnen sich auch für eine entsprechende Rückmeldung interessieren würde …
Herzlich,
Ihre
Dagmar Praßler
* Name geändert
** https://cdn.fortunejournals.com/articles/probiotics-in-incretinbased-therapy-for-patient.pdf
Abnehmspritze Darmbakterien
In meinem Blog beschreibe ich regelmäßig Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Neben den von mir beschriebenen Produkten gibt es fast immer auch weitere von anderen Herstellern.
Es handelt sich in den Beschreibungen um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie grundsätzlich ärztlichen Rat oder den einer Heilpraktikerin / eines Heilpraktikers einholen.
Im Wechsel zu den Berichten aus der Praxis widme ich mich hier aber auch (unter dem Rubrum „News“) aktuellen Studien, die ich für erwähnenswert halte oder einen direkten Bezug zum Mikrobiom haben. Auch hier handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge.