Diese Diagnose haut Betroffene buchstäblich von den Füßen, denn noch gilt die verheerende neurodegenerative Erkrankung ALS als unheilbar. Verzögern aber lässt sich der Verlauf schon.
Vielleicht haben Sie schon mal von der „Ice Bucket Challenge“ gehört, bei der Prominente und andere empathische Menschen einen Eimer Eiswasser über sich ausschütteten, um auf die amyotrophe Lateralsklerose aufmerksam zu machen und Gelder für die Erforschung dieser Krankheit einzuwerben.
Ersonnen hatte diese medial sehr wirkungsvolle Idee ein ALS-Patient, der mit 37 Jahren dieser tückischen Krankheit erlag. Ein anderes, weitaus prominenteres ALS-Opfer ist Stephen Hawking, dessen Leiden so vielen Menschen vor Augen ist, dass diese neurodegenerative Erkrankung heute eine gewisse Bekanntheit erlangt hat.
Auch mein neuer Patient Lars* (64) hatte genau diese Bilder im Kopf, als er vor circa einem Jahr die schlimme Diagnose erhielt. In meine Praxis kam er, weil er sich von mir ein paar Antworten erhoffte …
Doch vorab hier ein kurzer Überblick über diese Erkrankung: Während man den Verlauf der ALS mit einer medikamentösen Therapie heute verlangsamen kann, kommt es leider in den meisten Fällen innerhalb von einigen Jahren zu einem Versagen der Atemmuskulatur und zum Tod der Betroffenen.
Die motorischen Nervenzellen machen schlapp
Die amyotrophe Lateralsklerose ist durch eine zunehmende Zerstörung der für die Motorik zuständigen Nervenzellen des Rückenmarks gekennzeichnet. Auch im Gehirn von Betroffenen lassen sich Degenerationen in bestimmten Arealen nachweisen. Leider weiß man bis heute aber nicht, wie die Krankheit entsteht und kann die fortschreitende Zerstörung von Nerven, die im Verlauf auch den Muskelschwund auslöst, fatalerweise nicht aufhalten.
Den Betroffenen fällt meist zunächst eine beginnende Muskelschwäche auf – oft im Bereich der Waden oder an den Händen. Aber auch Muskelkrämpfe oder Schluckstörungen können schon zu Beginn des Krankheitsverlaufs auftreten. „Als erstes ist mir so eine seltsame Schwäche in den Beinen aufgefallen“, bestätigte Lars. „Eigentlich war ich bis dahin immer recht sportlich unterwegs, deswegen kam mir das schon komisch vor. Irgendwann bin ich dann zu meiner Hausärztin, die mich gleich zu einem Neurologen weiterschickte.“
„… und dann so eine Hammer-Diagnose!“
Der hatte dann einige Tests durchgeführt, aber an ALS wurde nicht gleich gedacht. „Erst als die Beschwerden schlimmer wurden, besprach er meinen Fall mit einem Kollegen, der auf neurodegenerative Erkrankungen spezialisiert war. Und schließlich bekam ich dann die Diagnose ALS.“
Das war natürlich ein schwerer Schock, lässt sich doch – wie bereits erwähnt – diese immer weiter fortschreitende Erkrankung nach dem jetzigen Stand der medizinischen Forschung nicht heilen. „So hatte ich mir meinen Renteneintritt nun wirklich nicht vorgestellt“, war Lars’ lakonische Einlassung dazu. „Wissen Sie, eigentlich wollt’ ich mit meiner Frau jetzt ausgiebig reisen, das war schon lange geplant … und dann kommt so eine Hammer-Diagnose!“
Entstehungsformen der amyotrophen Lateralsklerose
Die Krankheit, die Männer häufiger als Frauen trifft, gibt es in drei verschiedenen Formen: Die genetische ALS wird an 50% der Nachkommen eines betroffenen Elternteils vererbt – es gibt also eine 50:50-Chance, noch einmal davonzukommen. Daneben gibt es auch eine endemische ALS, die unter anderem im Westpazifik vorkommt und mit dem Verzehr von Flughunden zusammenzuhängen scheint – andere Länder, andere Sitten. Am häufigsten tritt aber die sporadische ALS auf, von der auch Lars betroffen war.
„Nun bestimmt halt die ALS meinen Alltag“, meinte mein Patient ganz nüchtern, „mal kommen wir gut miteinander aus, mal weniger.“ Mittlerweile sei sein Krankheitsverlauf aber schon so weit fortgeschritten, dass er regelmäßig auf Hilfsmittel zurückgreife. „Ich hoffe, auf ein Sauerstoffgerät kann ich noch möglichst lange verzichten, aber Gehhilfen und Rollstuhl stehen immer bereit. Zum Glück ist die Wohnung barrierefrei, sonst hätten wir auch noch umziehen müssen – das hätte mir gerade noch gefehlt.“
Seit seiner Diagnose nimmt Lars das Medikament Riluzol, welches seine Nervenzellen vor der Zerstörung durch die ALS schützen soll. „Außerdem bekomm’ ich Botox-Injektionen, aber nicht etwa gegen die Falten, sondern gegen die Speichelproduktion. Leider hab’ ich nämlich schon ziemliche Schluckstörungen, und dagegen helfen die Spritzen wahre Wunder.“
Hat auch hier der Darm wieder seine Zotten im Spiel?
Was meinen gut informierten Patienten besonders interessierte, weil er darüber gelesen hätte, war die Frage, ob nicht vielleicht im Darm die Ursache für seine Krankheit liege. Mit seiner Verdauung habe er ohnehin große Probleme, was sich in Bauchschmerzen und Durchfällen zeige, und manche Lebensmittel würde er deswegen auch schon meiden.
In der Tat befasst sich die ALS-Forschung mit dem Darmmikrobiom, wobei die Untersuchungen zu Entstehung und Voranschreiten der Amyotrophen Lateralsklerose größtenteils an Mäusen vorgenommen wurden, doch erste Erkenntnisse zu Mikrobiomveränderungen bei ALS liegen bereits vor.
Aufgefallen war, dass bei der teilweisen Verlegung der Experimente in ein anderes Labor in diesem neuen Tierstall plötzlich bei den Mäusen Verbesserungen beobachtet werden konnten, was deren Gesundheitszustand betraf. Da die Haltungsbedingungen standardisiert waren, musste ein anderer Faktor an diesen Verbesserungen beteiligt sein – und siehe da: Untersuchungen des Mikrobioms der Mäuse in beiden Ställen zeigten große Unterschiede in der Bakterienbesiedelung des Darms.
Bei Transplantationen des Stuhls der „stabileren“ Mäuse auf deren Artgenossen im ursprünglichen Stall konnte die Verbesserung des Gesundheitszustandes jener Mäuse reproduziert werden. Ein wichtiges Indiz dafür, dass die Bakterienzusammensetzung im Darm offenbar Einfluss auf den Krankheitsverlauf der ALS haben könnte. Und: In ersten Untersuchungen an Menschen mit ALS konnte tatsächlich nachgewiesen werden, dass fast immer eine Dysbiose des Darmmikrobioms vorlag.
Ein möglicher (und sehr wahrscheinlicher) Mechanismus, wie die Bakterienzusammensetzung im Darm den Krankheitsverlauf der ALS beeinflussen könnte, wäre etwa ein Zustand systemischer Entzündung. Und dafür gibt es Anzeichen genug – in Form von aktivierten Gliazellen, die im Gehirn von ALS-PatientInnen gefunden wurden, aber auch in Form übermäßiger Konzentrationen entzündungsfördernder Botenstoffe.
Die Darm-Hirn-Achse im Fokus
Schon lange ist bekannt, dass das Mikrobiom über die Darm-Hirn-Achse Entzündungsprozesse im Körper wie auch im zentralen Nervensystem steuern kann. Daher liegt bei der Erforschung neurodegenerativer Erkrankungen praktisch immer diese Achse im Zentrum des Interesses – ob es um Morbus Alzheimer oder Parkinson geht. Über beide Krankheiten habe ich hier übrigens schon mal berichtet:
Lars war Realist genug, zu akzeptieren, dass er einen möglichen Durchbruch in der ALS-Forschung wahrscheinlich gar nicht mehr erleben würde. Dennoch beschäftigte ihn die Frage sehr, ob es zwischen seinem Darm und seiner ALS-Erkrankung einen Zusammenhang gebe: „Vielleicht ist ja meine Darmflora schwer gestört, und ich weiß es nur nicht?“
Eine Dysbiose war in der Tat bei ihm zu vermuten – nicht nur, weil dies für so viele ALS-Patienten gilt, sondern auch wegen seiner Bauchbeschwerden. Deshalb riet ich ihm dringend zu einer Stuhluntersuchung und – unabhängig vom Ergebnis – zur Einnahme von OMNi-BiOTiC® 10 für sechs Wochen.
Dieses Multispezies-Probiotikum ist in der Lage, pathogene Keime und deren toxische Stoffwechselprodukte zu verdrängen. Die Gefahr einer systemischen Entzündung ist immer dann besonders hoch, wenn Pathogene durch die Darmwand ins Blutsystem einwandern können.
Die Stuhluntersuchung zeigte dann auch einen deutlichen Anstieg der Entzündungsmarker, einen bis zum Anschlag hohen Dysbiose-Index und einen gravierenden Abfall der Butyrat-bildenden Bakterien.
Hier war ganz klar das OMNi-BiOTiC® SR-9 das Mittel der Wahl, dazu das OMNi-LOGIC® PLUS. Letzteres würde insbesondere die Butyrat-bildenden Bakterien wie Akkermansia muciniphila und Faecalibakterium prausnitzii unterstützen. Butyrat (Buttersäure) hat nachweislich nicht nur eine positive Wirkung auf die Stabilität der Darmschleimhaut, sondern unterstützt auch die Mikroglia-Zellen im Gehirn.
Mehr über die Darm-Hirn-Achse lesen Sie hier:
Gern hätte ich Lars noch das META-CARE® Colon Lecithin empfohlen. Aber da er mir gleich zu verstehen gegeben hatte, dass er Kapseln nicht mehr so gut schlucken könne, habe ich es schweren Herzens gelassen.
META-CARE® Colon Lecithin kombiniert nämlich hochwertiges Phosphatidylcholin mit wichtigen Vitaminen und der Aminosäure L-Glutamin, die von Darm und Hirn in großen Mengen benötigt wird. Phosphatidylcholin, ein spezielles Lecithin, ist ein zentraler Baustein der Darmschleimhaut und daher wesentlich für die Erhaltung der Darmbarriere.
Phospholipide sorgen außerdem für die reibungslose Weitergabe von Nervenimpulsen. Zudem ist Lecithin Ausgangssubstanz für wichtige Botenstoffe im Gehirn und Nervensystem.
Heute gibt es immer noch das Buer-Lecithin, das ich schon als Kind trinken musste (weil ich so ein „Zappelphilipp“ war …). Dass es flüssig ist, macht Buer-Lecithin zur optimalen Alternative für Lars.
Nicht leicht zu schlucken …
Lars’ bereits angesprochene Schluckbeschwerden betrafen längst nicht mehr nur den Speichelfluss, sondern zeigten sich auch beim Essen und Trinken. „Bisher geht das ja noch einigermaßen“, präzisierte er, „aber ich habe eine Sch…angst vor dem Moment, in dem ich nicht mehr essen kann, was ich möchte.“
Das verstand ich nur zu gut. Ich bewunderte seine Art, mit dieser fiesen Krankheit umzugehen. Da die Verschlechterung schleichend vorangeht, wird das Ausmaß der Beschwerden beim Essen und Trinken häufig lange unterschätzt. Die Betroffenen brauchen einfach mehr Zeit für ihre Mahlzeiten, nehmen dabei aber oft weniger Nahrung als vorher zu sich und verlieren an Gewicht. Dies kann den durch die amyotrophe Lateralsklerose bedingten Muskelschwund noch verstärken – ein geschärftes Bewusstsein für die richtige Ernährung ist also wichtig.
Da ich Lars keinesfalls auf eine radikale Diät setzen wollte und die Lebensqualität des 64-jährigen klar im Vordergrund stand, hatte ich einige Tipps für ihn: Einerseits wäre eine logopädische Behandlung eine gute Idee für Lars, denn ein individuelles Schlucktraining könnte ihn zumindest eine Zeit lang vor noch stärkeren Beschwerden bewahren.
Andererseits ist natürlich auch die Auswahl der Nahrung ganz entscheidend! Der Verzicht auf besonders schwer zu kauende bzw. zu schluckende Nahrungsbestandteile bzw. das Umschwenken auf ähnliche Lebensmittel mit weicherer Konsistenz ist da ein ganz pragmatischer Rat. Doch neben der Konsistenz sind ja auch die inneren Werte entscheidend: Eine gesunde Ernährung mit viel Obst und Gemüse kann den Körper im Kampf gegen die Herausforderung ALS nur stärken.
Auch Antioxidantien spielen eine wichtige Rolle, denn sie schützen vor freien Radikalen, welche hochwahrscheinlich eine Rolle bei der Nervenzerstörung der ALS spielen. Viele Antioxidantien lassen sich beispielsweise in Brokkoli, Kaffee (gefiltert) , Beeren, Nüssen oder Pflanzenölen finden. Lars schien überzeugt und entschlossen, seine Ernährung entsprechend anzupassen: „Diesen freien Radikalen werd’ ich schon zeigen, wo der Hammer hängt.“
Besonders beeindruckt hat mich, dass mein Patient trotz seiner niederschmetternden Diagnose nicht den Lebensmut verloren hat. Daran können wir uns alle nur ein Beispiel nehmen.
In diesem Sinne grüßt Sie herzlich
Ihre
Dagmar Praßler
* Name geändert
Amyotrophe Lateralsklerose ALS
In meinem Blog beschreibe ich regelmäßig Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Neben den von mir beschriebenen Produkten gibt es fast immer auch weitere von anderen Herstellern.
Es handelt sich in den Beschreibungen um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie grundsätzlich ärztlichen Rat oder den einer Heilpraktikerin / eines Heilpraktikers einholen.
Im Wechsel zu den Berichten aus der Praxis widme ich mich hier aber auch (unter dem Rubrum „News“) aktuellen Studien, die ich für erwähnenswert halte oder einen direkten Bezug zum Mikrobiom haben. Auch hier handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge.