Es ist nicht so, dass ich Patienten zum Rapport nötigen würde, aber aus beruflichem wie persönlichem Interesse freue ich mich immer, wenn ich von ihnen höre.
Zwar kommt es gelegentlich vor, dass ich nach dem Besuch einer Patientin oder eines Patienten nichts mehr über deren Befinden erfahre, aber eigentlich melden sich die meisten erneut, um mir von Fortschritten (oder deren Ausbleiben) zu berichten – es sei denn, sie sind „austherapiert“ oder gesund.
Da ich weiß, dass es eifrige Follower meines Blogs interessiert, mehr über die Verläufe mancher Erkrankung zu erfahren, über die sie hier gelesen haben, möchte ich heute die Gelegenheit nutzen:
Kürzlich rief sich nämlich Saskia* nach einem halben Jahr wieder in Erinnerung, und da es sich bei ihr um einen meiner kuriosesten Fälle handelt, interessierte es auch mich brennend, wie es meiner Patientin ergangen sein mochte. Deren weizenabhängige, anstrengungsinduzierte Anaphylaxie ist nicht nur sehr selten, sondern auch schwer zu diagnostizieren.
Bei Saskia kam allerdings relativ schnell ein entsprechender Verdacht auf, so dass gleich die richtigen Maßnahmen ergriffen werden konnten. Ein kurzer Abriss zur Erinnerung: Wenn Saskia Weizen zu sich nahm und sich im Anschluss sportlich betätigte, kam es immer wieder vor, dass ihr schwarz vor Augen oder sie sogar ohnmächtig wurde. Zurückzuführen ist das auf eine starke allergische Reaktion, die gegen den Weizenbestandteil Omega-5-Gliadin gerichtet ist.
Der Ohnmacht nahe …
Was wir vereinbart hatten, um Saskia wieder „auf die Beine zu helfen“, können Sie hier nachlesen:
Mein letzter Stand war allerdings, dass die endgültige Bestätigung meiner Diagnose noch bevorstand und sie mich auf dem Laufenden halten wollte, … was sie jetzt in Form einer Mail getan hat. Mit ihrem Einverständnis darf ich daraus zitieren:
„Liebe Frau Praßler,
(…) Es tut gut zu wissen, dass Sie am weiteren Verlauf meiner seltsamen Erkrankung Interesse zeigen. Wie Sie es mir prognostiziert hatten, veranlasste eine Allergologin einen Provokationstest, der Ihren anfänglichen Verdacht bestätigte. Nun stehe ich also vor jenen zwei Optionen, die Sie mir auch schon ausgemalt hatten: nur noch auf nüchternen Magen Sport zu treiben oder auf Weizen ganz zu verzichten.
Gerade Letzteres würde eine ziemlich massive Umstellung bedeuten, und eigentlich widerstrebt es mir, weil es mein Leben so viel komplizierter machen würde. Aber ich hatte auch Angst, mich bei einem erneuten Ohnmachtsanfall zu verletzen, denn schließlich weiß man nie, wann man sich spontan mal ,verausgaben’ muss – etwa auf dem Weg zu einer Bahn, die man unbedingt noch kriegen muss. Das war mir dann doch zu unsicher (…).“
Ergo stellte Saskia ihre Ernährung um und begann – als Basis – mit Quinoa, Reis, Hafer, Amaranth, Dinkel, Buchweizen, Mais und Hirse. Omega-5-Gliadin kommt nur in weizenhaltigen Lebensmitteln vor! Patienten wie Saskia müssen allerdings mit Kreuzreaktionen zwischen Omega-5-Gliadinen und denen der Secaline im Roggen sowie des Hordeins in der Gerste rechnen.
Später probierte sie kleine Mengen Roggen und Gerste, und nachdem diese Lebensmittel keine Ohnmacht auslösten, nahm sie sie mit in ihr Repertoire auf.
„Ich stehe jetzt auch kurz vor Ende meiner Omni-Biotic-6-Kur“, schrieb sie weiter. „Mit Meta-Care Colon Lecithin, das meine Darmbarriere aufbauen sollte, hab’ ich ja schon vor zwei Monaten aufgehört. Danach hatte ich es tatsächlich gewagt und abgewartet, was passieren würde, wenn ich wieder Weizen in geringen Mengen zu mir nehme. Und siehe da, bis zu einem gewissen Punkt hab’ ich es vertragen.“
Der Vorteil ist, dass Weizen bei Saskias Erkrankung nicht wie bei einer Zöliakie die Magenwand angreift und somit keine „Schäden“ zu erwarten sind. Bei der Zöliakie muss dagegen unter allen Umständen auf Gluten verzichtet werden, weil sonst die Magenzotten atrophieren würden. Aber durch die gestärkte Darmbarriere kann es schon sein, dass ihr Körper nun mit geringen Mengen Weizen umgehen kann.
„Das Probiotikum hat mir wirklich gut getan, daher würde ich gern von Ihnen wissen, ob ich das nicht einfach weiter nehmen kann? Vielleicht kann ich dann auch meinen jetzigen Status Quo erhalten und muss keine Angst haben, wenn ich aus Versehen mal etwas Weizen zu mir genommen habe …“
Und ob sie das kann! Schließlich ist OMNi-BiOTiC® 6 darauf ausgelegt, über einen langen Zeitraum täglich eingenommen zu werden, und gerade Personen mit Lebensmittelunverträglichkeiten oder Verdauungsproblemen können sehr davon profitieren.
Die Leitkeimstämme in OMNi-BiOTiC® 6 produzieren das Interleukin 10, ein körpereigenes Zytokin (Immun-Botenstoff), das überschießende Immunantworten verhindert. Das Bremsen einer solchen überschießenden Immunantwort ist immer das Ziel in der Behandlung von Allergien und Unverträglichkeiten.
Mit den Werten „noch nicht glücklich“
Ein weiterer Patient, von dem ich heute berichten kann, ist Ulrich*. Der 63-jährige war vor einem Dreivierteljahr aufgrund erhöhter Blutfettwerte zu mir in die Praxis gekommen, und die Diagnose einer familiären Fettstoffwechselstörung stand bereits fest. Ulrich habe ich als einen eher widerspenstigen Patienten in Erinnerung, der eigentlich wusste, worum es ging, aber …
Welche Verhaltensänderungen ich Ulrich ursprünglich aufgetragen hatte, können Sie hier nachlesen:
Was von seinem heiligen Eid, mehr auf seine Ernährung zu achten und zumindest einige besonders schlechte Gewohnheiten zu überwinden, übrig geblieben war, interessierte mich natürlich sehr, daher fragte ich ihn nach kurzem Smalltalk unverblümt, ob sich denn bei seinen Fettwerten nachhaltig etwas getan hätte.
Es stellte sich heraus, dass seine Hausärztin „mit den Werten noch nicht glücklich“ war und seine Frau ihn deshalb zu mir geschickt hatte. „Naja, ein bisschen sind sie schon runtergegangen,“ relativierte Ulrich sodann und erwähnte, dass ihm jetzt „dieses Stativ“ verschrieben worden sei, weil ja doch schon einige Zeit seit der Diagnose vergangen sei. Freilich, was Ulrich eigentlich meinte, war zweifellos ein Statin.
Statine hemmen die Bildung von LDL-Cholesterin und sorgen dafür, dass es vermehrt aus dem Blut in die Zellen aufgenommen wird. An und für sich keine schlechte Sache. Aber wie jedes Medikament kann es auch Nebenwirkungen nach sich ziehen, z. B. starke Muskelschmerzen. Daher bin ich im Zweifel immer dafür, es zunächst mit einer Ernährungsumstellung bzw. einer Änderung des Lebensstils zu versuchen.
Dies war offenbar auch der Grund, warum Ulrichs Frau ihn wieder zu mir geschickt hatte: „Meine Frau meint, dass ich vielleicht doch eher auf Sie hören würde …“
Da war mir schon klar, was Sache war, aber natürlich ließ ich erst mal Ulrich zu Wort kommen.
Moral der Geschichte: Zu Beginn hatte er meine Ratschläge für ein paar Wochen befolgt, aber mehr und mehr war Ulrich dann wieder in alte Muster zurückgefallen. Dies führte dann zu immer mehr Reibungen mit seiner Frau, was seine Motivation nicht gerade vergrößerte.
Ulrichs Frau machte sich sicherlich Sorgen, schließlich steigern erhöhte LDL- und Triglyceridwerte deutlich das Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu bekommen. Und da musste ich Ulrichs Hausärztin natürlich zustimmen: Lassen sich die Werte – aus welchen Gründen auch immer – nicht durch eine Modifikation des Lebensstils und der Ernährung ändern, wird ein Fettsenker fällig, weil man kein unnötiges Risiko eingehen möchte.
Trotzdem schien mein Patient noch mal einen Versuch wagen zu wollen. Meine Empfehlungen vom letzten Mal blieben unverändert: Hervorzuheben ist das Probiotikum OMNi-BiOTiC® METAtox, das nachweislich positiven Einfluss auf den Fett- und Zuckerstoffwechsel hat.
Zwei Fliegen mit einer Klatsche
Auch Ballaststoffe waren nach wie vor wichtig. Am einfachsten lässt sich der Bedarf z. B. durch OMNi-LOGiC® PLUS abdecken. Dieses hochwirksame Präbiotikum sollte Ulrich langsam einschleichen, damit es keine Blähungen verursacht. Seine Wirkung ist das „Anfüttern“ von Bakterien, die das gefäßschützende Butyrat bilden. Das wäre natürlich ein Riesengewinner.
Ich hatte aber das Gefühl, dass ich es meinem Patienten noch etwas leichter machen bzw. Methoden vorschlagen musste, die seinen Alltag besser berücksichtigten. Auf meine Frage nach seinen Frühstücksvorlieben kam wie aus der Pistole geschossen „Müsli“. Perfekt!
Ich schlug ihm vor, es künftig mit Flohsamenschalen zu „pimpen“. Studien haben gezeigt, dass Flohsamenschalen das „schlechte“ Cholesterin senken können, während das „gute“ Cholesterin davon unberührt bleibt.
Im Übrigen ist der in der Lebensmittelindustrie beliebte und leider in sehr vielen Lebensmitteln vorkommende Fruktose-Glukose-Sirup bei einer Fettstoffwechselstörung ein Übeltäter ersten Ranges. Warum der zu Recht einen schlechten Ruf hat, lässt sich hier nachvollziehen:
Wir vereinbarten, dass Ulrich – in gesteigerter Dosis – bis zu 40 Gramm Flohsamenschalen pro Tag zu sich nehmen würde. Am besten solle er sie kurz vorquellen und dann unter sein Müsli mischen. Wichtig zu beachten sei allerdings, dass mehr als ausreichend getrunken werden müsse, weil die Schalen noch weiterquellen und den Stuhl verfestigen würden. Dafür bietet sich z. B. grüner Tee an, der ebenfalls das kardiovaskuläre Risiko in Schach hät. Zwei Fliegen mit einer Klatsche also.
Zum Abschluss bedachte ich ihn mit einem strengen Blick, um zu verdeutlichen, wie wichtig diese Maßnahmen für ihn seien, doch letztlich ist jeder seines Glückes Schmied. Ich hoffe nur für ihn, dass mein Rat jetzt endlich fruchtet.
In diesem Sinne grüßt Sie herzlich
Ihre
Dagmar Praßler
* Namen geändert
Weizenabhängige, anstrengungsinduzierte Anaphylaxie
In meinem Blog beschreibe ich regelmäßig Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Neben den von mir beschriebenen Produkten gibt es fast immer auch weitere von anderen Herstellern.
Es handelt sich in den Beschreibungen um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie grundsätzlich ärztlichen Rat oder den einer Heilpraktikerin / eines Heilpraktikers einholen.
Im Wechsel zu den Berichten aus der Praxis widme ich mich hier aber auch (unter dem Rubrum „News“) aktuellen Studien, die ich für erwähnenswert halte oder einen direkten Bezug zum Mikrobiom haben. Auch hier handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge.