Es vergeht kaum ein Tag, an dem wir nicht vor den Gefahren des Klimawandels für unsere Gesundheit gewarnt werden. Für unseren Darm lässt sich das konkretisieren durch eine größere Anfälligkeit für Infektionen …
Erst diese Woche berichtete der SPIEGEL über den aktuellsten Bericht des renommierten „Lancet Countdown“, in dem die Folgen des Klimawandels in all ihren Facetten beschrieben werden. Natürlich nehmen darin die extremen Hitzewellen und verheerenden Wetterereignisse den größten Raum ein, aber es wird auch explizit gewarnt etwa vor bestimmten Mückenarten, die sich in Folge steigender Temperaturen weiter ausbreiten und gefährliche Infektionskrankheiten übertragen.
Um Infektionskrankheiten geht es auch in dem Artikel*, den ich jetzt im Ärzteblatt fand: Dort wird von einer Metaanalyse berichtet, die zeigt, dass „die globale Erwärmung zu vermehrten Magen-Darm-Infektionen führen könnte“. Demnach „nimmt die Zahl der Infektionen mit Salmonellen und Campylobacter mit jedem Grad Celsius um 5 % zu.
Diese abstrakte Zahl gewinnt schnell an Dramatik, wenn man an die immer häufiger auftretenden Hitzeperioden denkt, die jedesmal neue Temperaturrekorde aufstellen. Schockiert hören wir dann von den direkten Opferzahlen betroffener Menschen, doch andere Spezies profitieren sogar von den steigenden Temperaturen:
„Salmonellen vermehren sich bei 35 bis 37 Grad Celsius am besten. Sie sind damit auf die Körpertemperatur warmblütiger Wirte, einschließlich des Menschen, angepasst.“ Und was eine ausgewachsene Salmonellen-Gastroenteritis auszeichnet, ist nicht von schlechten Eltern: Von jetzt auf gleich schlägt dann eine akute Darmentzündung mit Symptomen zu, die von heftigem Durchfall über Kopf- und Bauchschmerzen bis hin zu Erbrechen reichen.
Dass der Klimawandel auch andere, potenziell tödliche, Infektionen begünstigt – darüber habe ich hier schon mal berichtet:
Allerdings spielt die Salmonellen-Gastroenteritis von der Häufigkeit her nicht mehr die Hauptrolle. Abgelöst wurde sie schon vor Jahren von der Campylobacter-Enteritis, die besonders in den Sommermonaten zuschlägt und auffällig viele Kinder unter 5 Jahren sowie junge Erwachsene trifft.
Lebensmittelvergiftung durch Unachtsamkeit
Ob Salmonellen oder Campylobacter – diese beiden wichtigsten bakteriellen Erreger von Darminfektionen gedeihen auch deshalb so gut, weil wir Menschen, wenn es draußen so schön warm ist, uns gern zum Picknick oder um den Grill versammeln. Die Stimmung ist ausgelassen, und vergessen sind in so einem Moment die begründeten Warnungen von Lebensmittelforschern!
Da werden dann die Speisen „häufig unter hygienisch weniger idealen Temperaturen zubereitet“, und „verzehrt werden auch risikoreiche Lebensmittel wie Milchprodukte, Eier, Geflügel und Gemüse, die möglicherweise nicht gründlich gegart oder bei Umgebungstemperatur belassen werden“. Speziell Rohmilch oder der Kontakt mit kontaminiertem Geflügel begünstigt eine Infektion mit Salmonellen oder Campylobacter …
Dass die Folgen einer solchen bakteriellen Durchfallerkrankung sehr ernst sein können, soll hier auch nicht verschwiegen werden. So kann es besonders bei sehr jungen oder alten Patienten u. a. zu einer Peritonitis (Bauchfellentzündung), Meningitis (Hirnhautentzündung) oder Sepsis (Blutvergiftung) kommen. Und selbst Fälle von Arthritis oder Guillain-Barré-Syndrom sind bekannt, die von einer vorausgehenden Campylobacter-Enteritis getriggert wurden.
Über die seltene Autoimmunerkrankung Guillain-Barré-Syndrom bin ich selbst erst kürzlich gestolpert:
Fakt ist: Wenn wir die Lebensmittelhygiene an warmen Sommertagen so sträflich vernachlässigen, kann „Montezumas Rache“ schnell auf dem Fuße folgen. „Nicht-typhusartige Salmonellen verursachen weltweit jedes Jahr mehr als 80,3 Millionen Darminfektionen mit etwa 155.000 Todesfällen. Campylobacterspezies sind für etwa 96 Millionen Infektionen und 20.000 Todesfälle verantwortlich.“
Man braucht nicht viel Fantasie, um die Ursache für einen möglichen weiteren Anstieg dieser Zahlen an den stetig steigenden Temperaturen festzumachen. Die Apfelbauern im weit über Hamburg hinaus bekannten „Alten Land“ fangen bereits an, von Äpfeln auf Pfirsiche umzustellen, und wir haben uns bereits daran gewöhnt, laufend vom „wärmsten Monat X“ seit Beginn der Aufzeichnungen zu hören.
Wir sind also gut beraten, der Lebensmittelhygiene mehr Aufmerksamkeit zu schenken und unser Immunsystem, das ja zur Hauptsache im Darm kultiviert wird, zu hegen und zu pflegen. Dabei helfen uns – wer hätte das gedacht – Multispezies-Probiotika. Ich empfehle meinen reiselustigen Patienten schon lange, OMNi-BiOTiC® REISE mit in den Koffer zu packen.
Bakterien der Gattung Campylobacter sind schließlich weltweit verbreitet. Die fühlen sich zwar besonders in den warmen Urlaubsländern wohl, treten aber, wie die Zahlen zeigen, vermehrt auch bei uns in der warmen Jahreszeit in Erscheinung. Daher erscheint es durchaus sinnvoll, künftig OMNi-BiOTiC® REISE auch beim Sommer-Urlaub im eigenen Garten einzunehmen.
Und noch ein Hinweis: Gerade Campylobacter ist auch bekannt als Auslöser des „postinfektiösen Reizdarmsyndroms“, weil dieser Keim nachhaltig die Darmschleimhaut verändern kann. Vorsicht ist also geboten! Aber jetzt kommen ja erstmal der Herbst und Winter.
In diesem Sinne grüßt Sie herzlich
Ihre
Dagmar Praßler
* Alle wörtlichen Zitate entstammen einem Artikel, der im Oktober 2024 auf dem Online-Portal des Ärzteblatt veröffentlicht wurde. © rme/aerzteblatt.de
Klimawandel Einfluss Mikrobiom
In meinem Blog beschreibe ich regelmäßig Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Neben den von mir beschriebenen Produkten gibt es fast immer auch weitere von anderen Herstellern.
Es handelt sich in den Beschreibungen um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie grundsätzlich ärztlichen Rat oder den einer Heilpraktikerin / eines Heilpraktikers einholen.
Im Wechsel zu den Berichten aus der Praxis widme ich mich hier aber auch (unter dem Rubrum „News“) aktuellen Studien, die ich für erwähnenswert halte oder einen direkten Bezug zum Mikrobiom haben. Auch hier handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge.