Multiresistente „Krankenhauskeime“ verbreiten weiter Angst und Schrecken – spätestens, wenn ein/e Angehörige/r ins Krankenhaus muss. Nun kann man sich auch außerhalb einer Klinik leicht eine MRSA-Infektion einfangen, gegen die viele Antibiotika machtlos sind, aber hier zeigt sich wie unter einem Brennglas, warum der bedenkenlose Umgang mit Antibiotika grundsätzlich auf den Prüfstand gehört.
Jeden kann es erwischen: Trotz guter Hygienekonzepte in den Kliniken nehmen die so gefürchteten Krankenhauskeime dramatisch zu. Warum das so ist, wollte auch Helen* (52) wissen, die mich vor kurzem in der Praxis aufsuchte: „Meine Mutter (Christa*, 79) wurde vor ein paar Wochen operiert, ihr wurde die Gallenblase entfernt. Die OP an sich ist gut verlaufen, aber die Wunde wollte und wollte einfach nicht heilen, und es ging ihr zusehends schlechter.“
Abstriche wurden genommen und auf verschiedene Bakterien untersucht, und schnell war klar, dass sich Christa eine MRSA-Infektion eingefangen hatte, also eine Infektion mit dem „Methicillin-Resistenten Staphylococcus Aureus“. Der Sammelbegriff dafür lautet übrigens „nosokomiale Infektion“ und bündelt all jene Infektionen, die im Zusammenhang mit einer medizinischen Behandlung auftreten – ob durch Bakterien, Viren oder Pilze verursacht.
„Staphylococcus klingt irgendwie ungut“, meinte Helen. Das geht vermutlich vielen Menschen so, es klingt ja auch wie Streptokokken, und da läuten dann gleich alle Glocken. In Wahrheit sind viele von uns mit MRSA-Bakterien besiedelt (kolonisiert), ohne es zu wissen! Wobei ich hier mal eine Lanze für Staphylococcus aureus brechen muss:
Dieser Keim besiedelt uns gern, vor allem auf der Haut und den Schleimhäuten, ohne uns zu infizieren. Besondern wohl fühlt er sich in unserer Nase. Er ist eigentlich ein freundlicher Keim – solange er in Ruhe gelassen wird und sich nicht ausbreiten kann. Erst eine Veränderung der Umgebung lässt ihn zum Killer werden, und eben diese Veränderung wird durch Antibiotika hervorgerufen, so verrückt es klingt!
Diagnose MRSA-Infektion
Dennoch: Die Diagnose MRSA-Infektion war natürlich ein „worst case scenario“, dessen Schockwirkung Helen fast schlimmer traf als ihre Mutter: „Da liest man immer wieder von diesen fiesen Krankenhauskeimen und denkt, jetzt müssten die Kliniken die Gefahr doch eigentlich im Griff haben, und dann so etwas!“ Die Sorge, dass man „kränker wieder aus der Klinik heraus- als hineinkommt“, ist freilich nicht ganz unbegründet, obwohl … dazu gibt es eine Menge zu sagen.
Übrigens lassen sich MRSA-Keime auch bei Nutztieren und in Lebensmitteln nachweisen, die somit ebenfalls eine mögliche Infektionsquelle für Menschen darstellen.
Zum Thema Haustiere habe ich auch ein Video gedreht. Es wird Sie sicher interessieren:
Jedenfalls bat mich Helen um meine Einschätzung und stellte klar: „Bitte sagen Sie mir ganz ehrlich, was das für meine Mutter bedeutet.“
„Bei multiresistenten Krankenhauskeimen gibt es keine schnelle Antwort“
Leider kann es zum Thema MRSA keine knappe Antwort geben, handelt es sich doch um einen multiresistenten „Krankenhauskeim“. Und beim Wort „multiresistent“ sollten tatsächlich sämtliche Alarmglocken läuten, denn dies bedeutet, dass bei einer akuten Infektion die meisten bekannten Antibiotika keine Wirkung zeigen. Genau das macht ihn so gefährlich!
Wann Antibiotika an ihre Grenzen stoßen
Bakterien entwickeln immer neue Tricks, um sich selbst gegen den vermehrten Einsatz von Antibiotika zu schützen, indem sie dagegen resistent werden. Insbesondere Breitband-Antibiotika (wie zum Beispiel Amoxicillin) verwenden einen groben Keil. Sie haben die Aufgabe, pathogene Keime unterschiedslos zu töten, aber das gelingt ihnen eben nicht bei allen! Die überlebenden verändern sich und bilden Resistenzen. (Auch bei Bakterien heißt es demnach: Nur die Harten kommen in den Garten!)
Mindestens ebenso gravierend sind die Kollateralschäden im Darm, der „Heimat“ der meisten unserer Immunzellen: Hier werden die freundlichen Bakterien zu einem großen Teil gleich mit abgetötet. Es fehlen uns also die Bakterien, die andere potenziell pathogene Keime wie z. B. Staphylococcus aureus in Schach halten können.
„Wilder Sex“ unter Bakterien
Diese neu entwickelten Resistenzen sind von nun an in den Genen der Bakterien verankert – und werden vererbt! Bis zu den Ur-Ur-Ur-Enkeln, wie die Wissenschaft herausgefunden hat. Resistente Gene können aber auch geschlechtlich übertragen werden, außerhalb der eigenen „Familie“, denn Bakterien führen kein keusches Leben, sie tauschen mit ihrem „Sexpartner“ Gene! Das nennt sich horizontale Transmission.
Auf diese Weise multiplizieren sich Resistenzen rasant, und man kann gegen Antibiotika resistent werden, die man nie eingenommen hat! Daher auch der Begriff „multiresistent“. Und das passiert nicht nur im Krankenhaus, sondern überall, wo Menschen aufeinandertreffen! Wir sind ständig Heerschaaren von Mikroben ausgesetzt, guten und schlechten.
Helen war immer blasser geworden, denn: „Antibiotika wurden meiner Mutter natürlich rauf und runter verabreicht, vor und nach der OP.“ Ich muss ehrlich zugeben, es kommt mir manchmal wie ein Kampf gegen Windmühlen vor, aber es müsste schon längst Konsens sein, diesen „Kahlschlag“ an den für uns so wichtigen Bakterien, der durch den massiven Einsatz von Antibiotika verursacht wird, durch entsprechende Probiotika (s. u.) abzupuffern!
„Händewaschen ist oberstes Gebot“
MRSA Krankenhauskeime
„Wie kann man sich denn überhaupt vor diesen Krankenhauskeimen schützen?“ Helens Frage war verständlich, aber es ist nun mal ein Fehler zu glauben, das Vorkommen dieser „Krankenhauskeime“ sei auf Kliniken und Pflegeheime beschränkt: Auch jenseits der Krankenhausmauern schwirren multiresistente Bakterien durch die Gegend, mit denen wir uns infizieren können. Die Übertragung findet primär durch Hautkontakt statt, aber auch mit diesen Bakterien besiedelte (bzw. besudelte) Türklinken und andere Gegenstände können als „Spreader“ fungieren. Händewaschen ist daher oberstes Gebot!
„Wie kommt es aber dann, dass der Fokus so auf Krankenhäusern liegt?“ hakte Helen nach.
Ganz einfach: In Kliniken und Pflegeheimen werden deutlich mehr Antibiotika eingesetzt als im normalen Alltag. Dadurch häufen sich dort auch die resistenten Stämme, denn Bakterien können über verschiedene Mechanismen Wege finden, um gegen Antibiotika, also ihre größten Feinde, resistent zu werden. Und je mehr Antibiotika verabreicht werden, desto häufiger werden diese Umgehungswege genutzt und an nachfolgende Generationen weitergegeben. So werden Bakterienstämme immer resistenter und damit überlebensfähiger.
Eine der wichtigsten Waffen droht stumpf zu werden
Es gibt verschiedene Arten von Antibiotika: solche, die nur bestimmte Bakterienstämme angreifen und abtöten, und „Breitbandantibiotika“, die gegen viele verschiedene Bakterien wirken sollen. Wenn man als Mediziner:in also sichergehen will, dass der krankmachende Keim auch wirklich erwischt wird, greift man bevorzugt zum Breitbandantibiotikum.
Ohne jeden Zweifel stellten Antibiotika einen gewaltigen Fortschritt in der Geschichte der Humanmedizin dar, weil sie erstmals die Möglichkeit eröffneten, viele Krankheiten, die bis dahin ein ziemlich sicheres Todesurteil darstellten, relativ unbeschadet zu überleben. Mit Betonung auf „relativ“, denn jedes Medikament hat Nebenwirkungen, da bilden auch Antibiotika keine Ausnahme. Nun aber droht durch multiresistente Keime eine der wichtigsten Waffen, die der Medizin zur Verfügung stehen, stumpf zu werden!
„Also wann immer ich in letzter Zeit Antibiotika verschrieben bekam, wusste ich meistens schon vorher, dass ich Durchfall bekommen würde“, fiel Helen zu dem Thema ein. Damit ist sie freilich nicht allein, denn Magen-/Darmprobleme sind tatsächlich die erste Assoziation vieler Patient*innen zu den möglichen Nebenwirkungen einer Antibiotika-Therapie.
Abgesehen von Antibiotika haben auch andere Medikamente einen massiven Einfluss auf die Mikrobiota. In diesem Video erfahren Sie mehr darüber:
Auch die „guten“ Bakterien müssen dran glauben!
Wenn Sie meinen Blog schon länger verfolgen, wird Sie nicht überraschen zu hören, dass Antibiotika leider auch eine unrühmliche Rolle bei der Entwicklung einer Vielzahl anderer Krankheiten spielen, weil das menschliche Mikrobiom immer geschwächt aus so einer „Kur“ hervorgeht:
Unser ganzer Körper, besonders aber unser Darm, ist von verschiedenen Mikroben besiedelt, die nicht nur für unsere Verdauung und Nährstoffversorgung wichtig sind, sondern auch für unsere Immunabwehr. Da Antibiotika nun mal nicht zwischen „guten“ und „schlechten“ Bakterien unterscheiden, sondern unterschiedslos gegen unsere Darmbakterien vorgehen, leidet die Diversität in unserem Darm.
Wir brauchen aber verschiedenste Bakterien, die sich gegenseitig unterstützen, pathogene Keime in Schach und uns gesund halten. Fehlen diese, sind Tür und Tor geöffnet für die Entwicklung von z. B. Autoimmunerkrankungen, Depressionen und vielen weiteren Krankheiten.
Was insbesondere Autoimmunerkrankungen anrichten können, habe ich u. A. hier beschrieben:
Auch über die fatalen Folgen einer Depression habe ich erst kürzlich hier berichtet:
Nichts gegen Antibiotika, aber …
Generell werden nicht nur in Deutschland immer noch (zu) viele Antibiotika verabreicht, oftmals sogar bei viralen Infektionen! Das ist nicht nur komplett sinnfrei (Antibiotika können bekanntlich nur Bakterien, aber keine Viren abtöten), sondern ausgesprochen kontraproduktiv.
Das Ziel sollte daher sein, die Gabe von Antibiotika generell auf „so viel wie nötig und so wenig wie möglich“ zu reduzieren, um nicht nur die Auswirkungen auf die Einzelperson möglichst gering zu halten, sondern auch, um das große Problem der Antibiotikaresistenzen und Krankenhauskeime in den Griff zu bekommen.
Helen hatte bei meinen engagierten Ausführungen große Augen bekommen, weil ihr die Tragweite dieser Entwicklung überhaupt nicht bewusst war. Deshalb flocht ich an dieser Stelle schnell ein, dass eine Besiedelung mit MRSA nicht per se gefährlich sei. So können sich MRSA-Bakterien theoretisch auf jeder Haut befinden, ohne Schaden anzurichten.
Kritisch wird es halt, wenn die Person z. B. immunsupprimiert ist, das körpereigene Abwehrsystem also unterdrückt ist, oder eine Wunde hat, im Fall ihrer Mutter eine OP-Wunde. Hier können die Bakterien dann wüten und böse Entzündungen auslösen, entweder lokal an der Wunde oder auch an anderen Stellen – etwa an der Lunge oder Hirnhaut.
Multiresistenzen schränken Abwehrmöglichkeiten ein
Normalerweise können solche Infektionen gut therapiert werden – solange sie nicht von einem multiresistenten Keim ausgelöst wurden. Dann sind die Behandlungsoptionen aufgrund der beschränkten Auswahl an noch wirksamen Antibiotika leider stark limitiert, was übrigens nicht nur für ältere Menschen gefährlich ist. Auch jüngere können an solchen nicht beherrschbaren Infektionen sterben.
„Jetzt machen Sie mir aber doch Angst um meine Mutter“, warf Helen ein. „Sie ist sowieso schon am Ende, weil sie ganz allein in einem Isolationszimmer liegt. Wie kann ich sie denn nur unterstützen?“
In diesem Video habe ich erklärt, wie das Immunsystem in schweren Zeiten unterstützt werden kann:
Mir war klar, dass ich Helen mit dieser schonungslosen Einschätzung ziemlich viel zumutete, aber sie hatte mir schließlich einen Freibrief gegeben. Dennoch beeilte ich mich zu erwähnen, dass dem medizinischen Personal im Fall einer akuten MRSA-Infektion noch Reserve-Antibiotika zur Verfügung stehen … Im Übrigen versicherte ich ihr, dass sie bei mir schon an der richtigen Stelle sei, was die Nebenwirkungen dieser Therapie betrifft (die im Krankenhaus leider viel zu oft unter den Tisch fallen!).
Da Christa Antibiotika einnehmen musste, riet ich Helen, ihrer Mutter umgehend OMNi BiOTiC® 10 ins Krankenhaus zu bringen … und sich nicht durch das medizinische Personal beirren zu lassen. Dieses Multispezies-Probiotikum mit seinen zehn ausgesuchten Bakterienstämmen kann parallel zum Antibiotikum eingenommen werden und so die Diversität und Gesundheit ihres Mikrobioms einigermaßen erhalten, ohne die beabsichtigte Wirkung des Antibiotikums zu gefährden.
In zahlreichen Studien** konnte nachgewiesen werden, dass Probiotika wie OMNi BiOTiC® 10 selbst nach längerer Gabe von Breitbandantibiotika das Auftreten von Durchfall verhindern konnten – ein deutliches Zeichen für den erfolgreichen Schutz des Darms und seiner Bewohner!
Was eigentlich längst klar sein müsste:
Aus meiner Sicht muss grundsätzlich ZU JEDEM ANTIBIOTIKUM ein Probiotikum wie OMNi BiOTiC® 10 verabreicht werden, um der dramatischen Entwicklung von Resistenzen entgegenzuwirken. Klar ist auch: Antibiotika sollten nur therapeutisch bei schweren bakteriellen Infektionen gegeben werden – nicht prophylaktisch!
Der amerikanische Arzt, Wissenschaftler und Biologe Prof. Dr. med. Martin Blaser warnt in seinem Buch „Antibiotika Overkill“ eindringlich vor den „modernen Seuchen“ durch den weltweiten Einsatz von Antibiotika. Eine Pflichtlektüre für jeden, der seine und die Gesundheit seiner Nachkommen erhalten will!
Außerdem legte ich Helen dringend ans Herz, ihre Mutter von der Notwendigkeit einer Darmsanierung zu überzeugen, sobald sie aus dem Krankenhaus entlassen würde. Wie segensreich sich so eine Therapie auswirkt, habe ich hier bereits ausführlich geschildert:
Da ein geschwächtes Mikrobiom – vor allem jetzt in der Erkältungs- und Grippezeit – weniger vor Infektionen schützt, sei es wichtig, Christas Immunsystem zu stärken, damit sich ihr Körper von den Strapazen erholen könne. Natürlich spielt da auch eine ausgewogene Nährstoffversorgung eine Rolle, wie ich es u. A. in meinem Blog zum Thema „Vitaminmangel“ erläutert habe:
In Christas Fall riet ich zusätzlich zu OMNi BiOTiC® Pro-Vi 5 – einem neuartigen Probiotikum, das speziell vor viralen Infektionen schützt. Wie dieses Präparat wirkt, können Sie hier nachlesen:
Helen wirkte einerseits desillusioniert, als ich sie verabschiedete, andererseits entschlossen, ihrer Mutter nach allen Regeln der „probiotischen Kunst“ wieder auf die Beine zu helfen. Ich hoffe sehr, dass auch Sie sich nach dieser Lektüre rechtzeitig zu helfen wissen, wenn Ihnen das nächste Mal ein Antibiotikum verschrieben werden sollte. Falls Ihnen das nicht ausreicht, kann ich nur empfehlen: Lesen Sie „Antibiotika Overkill“!
Zu guter Letzt habe ich noch eine Ankündigung in eigener Sache: Am 13.11. um 14 Uhr gibt es einen Livestream, wo ich all Ihre Fragen beantworte!
Herzlich, Ihre
Dagmar Praßler
MRSA Krankenhauskeime
* Namen geändert
** Koning CJM, et al. The effect of a multispecies probiotic on the intestinal microbiota and bowel movements in healthy volunteers taking the antibiotic amoxycillin.
Am J Gastroenterol. 2008;103
*** Lang F.C., Erfolgreicher Einsatz von OMNi-BiOTiC® 10 bei antibiotikaassoziierter Diarrhö. Journal für Gastroenterologische und Hepatologische Erkrankungen. 2009;7: 38-41
In meinen Blogs beschreibe ich Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Es handelt sich um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie einen Arzt oder Heilpraktiker aufsuchen. Bei meinen Blogs handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge. Neben den beschriebenen Produkten gibt es noch weitere von anderen Herstellern.
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