Die Überschrift verwendet nicht ohne Grund Anführungsstriche, denn erstens gibt es durchaus Wege, das Krebsrisiko zu minimieren und so diesem „Schicksal“ aktiv vorzubeugen, und zweitens kann es (wenngleich nur selten) auch Männer treffen.
„Eine gute Freundin von mir hat vor einigen Wochen die Diagnose Brustkrebs bekommen“, eröffnete mir Greta* (41) am Telefon und kam gleich zur Sache: „Das hat mich ziemlich mitgenommen, und jetzt bin ich erst recht alarmiert, dass mir das gleiche passieren könnte, denn schon meine Großmutter ist daran gestorben.“
Wir vereinbarten einen Termin in meiner Praxis, und dort begann Greta, eine sehr offenherzige Lehrerin, sich vorab zu rechtfertigen: „Ich selbst habe ja nun weder Symptome noch eine entsprechende Diagnose, aber in so einem Moment wird einem einfach sehr bewusst, wie schnell es auch einen selbst treffen kann, und das mit meiner Großmutter wissen Sie ja.“
Sie wirkte sichtbar mitgenommen, und ich bestärkte sie darin, ihre Ängste nicht zu unterdrücken. Schließlich gibt es durchaus den Faktor einer genetischen Disposition bei einer Krebserkrankung, und ich konnte ihre Angst, dass es auch sie irgendwann treffen könne, gut nachvollziehen. „Wo doch Brustkrebs auch so häufig ist“, fügte sie noch hinzu.
Tatsächlich erkrankt statistisch gesehen jede achte Frau irgendwann in ihrem Leben an Brustkrebs. Dass diese Erkrankung vereinzelt auch bei Männern vorkommen kann, kann die Ängste der Frauen bei diesem Thema nicht mindern.
Wie entsteht eigentlich Krebs?
Natürlich konnte ich Greta nicht versprechen, dass nicht auch sie eines Tages von einer Krebserkrankung betroffen sein könnte, denn: Krebserkrankungen entstehen meist durch spontane Genmutationen, die man nicht vorhersehen kann. Diese betreffen vor allem an der Zellteilung und -vermehrung beteiligte Strukturen und führen schließlich zum ungebremsten Wachstum jener Zellen.
Das Tückische daran: Sie können sich häufig effektiv als normale Zellen tarnen, werden deshalb von den Abwehrsystemen unseres Körpers nicht als schädlich erkannt und können sich so stark vermehren.
Auch bei Brustkrebs (Mammakarzinom) sind genetische Mutationen der auslösende Faktor – zum Beispiel, wenn Schäden am Erbmaterial durch die DNA-Reparaturmechanismen nicht mehr ausgebessert werden können und so zur Entstehung von Krebszellen führen.
Die genetische Disposition
Wie auch bei einigen anderen Krebsformen können diese Mutationen teilweise auch vererbt werden. Eben dies beschäftigte auch Greta sehr. Bekannt sind für den Brustkrebs beispielsweise die Mutationen im BRCA1- und BRCA2-Gen. Zusammen mit anderen erblichen Mutationen machen sie circa 5 bis 10% aller Brustkrebs-Fälle aus. Wenn man also von Brustkrebs-Fällen in der eigenen Familie weiß, besonders bei Frauen unter 40, sollte man sich unbedingt auf solche Mutationen untersuchen lassen.
Traurige Bekanntheit erzielte das Beispiel der Schauspielerin Angelina Jolie, bei der das BRCA1 positiv getestet wurde und die sich aus Angst vor einer drohenden Erkrankung beide Brustdrüsen entfernen ließ.
„Oh, dazu gehört viel Mut“, meinte Greta anerkennend, „aber wieso treten diese Mutationen überhaupt auf, und wie sähe denn eine wirksame Brustkrebsvorsorge ohne OP aus?“
Leicht gesagt: das Risiko für Mutationen verringern
„Oha, das sind gleich zwei Fragen, die es beide in sich haben“, warf ich ein und brachte meine Patientin damit zum Lachen. „Jetzt haben Sie mich aber erwischt“, meinte Greta, „als Grundschullehrerin sollte ich eigentlich wissen, dass man keine Doppelfragen stellen sollte.“
Aber erstens war ihr Interesse absolut nachvollziehbar, und zweitens freue ich mich immer, wenn Patient:innen nachfragen. So fing ich also „bei Null“ an und erwähnte, dass Mutationen in unserem Erbgut ganz normal seien und eher zufällig passierten.
Normalerweise merken wir gar nichts davon, denn unser Körper hat ausgeklügelte Mechanismen, um solche Mutationen zu reparieren. Verschiedene Faktoren können allerdings die Wahrscheinlichkeit für Mutationen stark erhöhen. Das Gute: Viele davon können wir aktiv vermeiden!“
„Mit zunehmendem Alter steigt die Gefahr von Krebserkrankungen“
Greta hörte aufmerksam zu. „Was wir natürlich kaum beeinflussen können, ist das Älterwerden“, schränkte ich ein, „und mit zunehmendem Alter steigt leider auch die Gefahr für alle Formen von Krebserkrankungen. Über die Jahre summieren sich negative Einflüsse und erhöhen die Wahrscheinlichkeit für Schäden an der DNA.“
Zweifellos lässt sich aber auch über den Lebensstil ein Krebsrisiko beeinflussen: Nicht nur der übermäßige Konsum von Nikotin und Alkohol wirken sich negativ auf unsere Gene aus. Auch bestimmte Chemikalien (allein in jeder Zigarette stecken Hunderte chemischer Zusätze!) oder eine starke Sonnenlichtexposition können das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen erhöhen. Hinzu kommt, dass auch Viruserkrankungen wie beispielsweise eine Infektion mit HP-Viren als Risikofaktor gelten.
Stillzeiten verringern Brustkrebsrisiko
Bei Brustkrebs im Speziellen ist auch die Stillzeit einer Frau entscheidend: Je länger Frauen Kinder gestillt haben, desto geringer ihr Brustkrebsrisiko. Ein besonders dichtes Brustgewebe wiederum ist ein Faktor, der mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko einhergeht.
„Hm, ein Kind zu bekommen habe ich eigentlich nicht geplant“, warf Greta ein. „Aber gesund essen schon, oder?“, konterte ich. Denn generell gilt natürlich auch in diesem Kontext, dass eine gesunde Ernährung sehr wohl zu einer effektiven Krebsvorsorge gehört, ergo auch gegen Brustkrebs.
Im Umkehrschluss gilt leider auch, dass eine ungesunde Ernährung und damit einhergehendes Übergewicht generell einen Risikofaktor für verschiedene Krebsarten darstellt – selbstredend auch für Brustkrebs!
Dass der „Kampf mit der Waage“ beileibe nicht nur einen ästhetischen Aspekt hat, können Sie hier nachlesen:
Was die Küche empfiehlt
Die Tatsache, dass ein hoher Fleischkonsum, besonders von rotem oder stark verarbeitetem Fleisch, z. B. das Darmkrebsrisiko stark steigert, ist ja längst keine Neuigkeit mehr. Als Obergrenze gelten 300 bis 600 Gramm Fleisch pro Woche (aber wenn Sie mich fragen: Selbst das halte ich für zu viel).
Hier hatte Greta allerdings gleich abgewunken: Als überzeugte Vegetarierin beträfe sie das nicht. Aber was eigentlich mit Milchprodukten sei? Immerhin gebe es Studien, die einen hohen Milchkonsum mit einem erhöhten Risiko für Krebserkrankungen verbinden.
Es stimmt, der Faktor Milchkonsum ist gerade auch Gegenstand der Brustkrebs-Forschung, aber nach aktuellem Stand müsste Greta – bei einem nicht übertriebenen Konsum von Milchprodukten – keine Angst vor einem erhöhten Brustkrebsrisiko haben.
Was krebserregende Substanzen betrifft, sollte sie aber besonders beim Erhitzen oder Braten stärkehaltiger Nahrungsmittel, also beispielsweise beim Zubereiten von Bratkartoffeln, Acht geben. Aus der enthaltenen Stärke kann sich nämlich das vermutlich krebserregende Acrylamid bilden.
Auch das habe sie schon mal irgendwo gelesen, meinte Greta, deshalb fuhr ich fort und kam auf die verschiedenen Abbauwege des Sexualhormons Östrogen zu sprechen, denn gerade was die Entstehung von Brustkrebs betrifft, sind diese ein „weicher Faktor“, der sich u. U. beeinflussen lässt.
Von guten und schlechten Metaboliten
Östrogene wirken ja in jeder Lebensphase als Wachstumsfaktoren. Bestimmten Metaboliten (Stoffwechselprodukten) dieses Hormons sagt man auch eine krebserzeugende bzw. krebsfördernde Wirkung nach. So sind etwa das 16α-Hydroxy-Östron und auch das 4-Hydroxy-Östron (ohne adäquate Entgiftung in der Leber) prokarzinogen, das heißt brustkrebsfördernd! Andere Metabolite wie das 2-Hydroxy-Östron wirken dagegen eher präventiv gegen Brustkrebs.
Nun ist zwar die Aktivität der verschiedenen Abbauwege genetisch bedingt, aber dennoch kann sie durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden: So enthalten z. B. Kohl oder Leinsamen einen Stoff (Indol-3-Carbinol), der den Abbau zum „positiven“ 2-Hydroxy-Östron fördert. Und das „schlechte“ 16α-Hydroxy-Östron lässt sich durch ausreichende sportliche Betätigung reduzieren.
Generell, fügte ich noch hinzu, kann man die Ausscheidung der Östrogen-Derivate über die Galle durch ausreichendes Trinken fördern, und auch eine Ernährung mit genug (gesunden!) Fetten hilft beim Loswerden der Abbauprodukte.
Was passiert, wenn sich der Hormonspiegel schrittweise absenkt und die Menopause ihre „Schweißspur“ hinterlässt, habe ich hier übrigens näher beleuchtet:
Und schon kommt wieder der Darm ins Spiel!
Damit im Darm eine gute Bindung der abgebauten Östrogene erzielt werden kann, ist nämlich ein gesunder Darm mit einem „fitten“ und ausbalancierten Mikrobiom ganz entscheidend. Wie man sieht, lässt sich die Reduktion dieses Risikofaktors zumindest zum Teil durchaus selbst in die Hand nehmen.
Eine gesunde Ernährung bildet also (wenig überraschend) die Grundlage für ein gesundes und hoffentlich krebsfreies Leben. Ein weiterer Grund für die Relevanz einer gesunden Ernährung ist unser Mikrobiom, das enorm viel zur Krebsvorsorge beitragen kann, und das nicht nur in puncto Brustkrebs!
Ein gesundes Mikrobiom ist die beste Krebsvorsorge
Sie möchten Beweise? Was den Brustkrebs betrifft, konnte dies ein mehrere Studien zusammenfassendes Review einer amerikanischen Forschungsgruppe aus dem letzten Jahr deutlich zeigen**.
Eine ballaststoffreiche Ernährung, die ein gesundes und vielfältiges Mikrobiom fördert, wirkt sich nämlich auch auf hormonelle Prozesse aus. So scheiden Frauen mit einem besonders gesunden Mikrobiom mehr Östrogen über den Stuhl aus und haben so niedrigere Östrogenspiegel im Blut.
Auch die Wirkung von Proteinen, die das Sexualhormon binden, wird in bestimmten Geweben wie der Brust durch die Ernährung und den Zustand des Mikrobioms beeinflusst. Umgekehrt kann eine ungesunde Ernährung und ein aus dem Gleichgewicht geratenes Mikrobiom die Spiegel an freiem Östrogen deutlich erhöhen!
Spot auf das vaginale Mikrobiom
Hohe Östrogenspiegel können dem Körper dabei ein Signal zum weiteren Wachstum der Brustdrüse geben, was dann auch die Vermehrung von Krebszellen fördern kann. Genau hier greift auch eine der Therapien der Schulmedizin bei Brustkrebs, nämlich das Medikament Tamoxifen, das Östrogen-Rezeptoren an Krebszellen besetzt und so die weitere Vermehrung dieser Zellen hemmt.
Medikamentös lässt sich übrigens auch die Bildung von Östrogenen hemmen, um das Wachstum des Tumors nicht weiter zu fördern, aber da würde ich zur Vorsicht raten, denn so eine anti-östrogene Therapie schädigt leider auch das vaginale Mikrobiom.
Die dort angesiedelten Laktobazillen sind nämlich vom Östrogenspiegel abhängig und leiden unter der Therapie. Das führt zum Anstieg des pH-Werts und einer Dysbiose des vaginalen Mikrobioms!
Allerdings lässt sich den damit häufig einhergehenden Infektionen und unangenehmen Nebenwirkungen leicht mit Probiotika begegnen. Mein auf vielen Erfahrungen beruhender Tipp: Zu Beginn der Therapie täglich OMNi BiOTiC® FLORA plus+ einnehmen – so wird das vaginale Mikrobiom stabilisiert, und die unerwünschten Nebenwirkungen werden vermieden.
Wenn Sie es genauer wissen wollen:
Diesen wichtigen Tipp für ihre von Brustkrebs betroffene Freundin ließ sich Greta nicht entgehen – sie notierte ihn sofort. „Das ist ja klasse“, freute sich Greta, „ich glaube nicht, dass meine Freundin davon schon gehört hat!“
Warum Diversität so wichtig ist
Auch ansonsten leistet ein gut funktionierendes Mikrobiom, das möglichst vielfältig besiedelt ist, gute Dienste, denn einige in ihm wohnende Bakterien produzieren wichtige, Krebserkrankungen vorbeugende Metaboliten. Dazu zählt zum Beispiel die Lithocholsäure, die das Wachstum der Tumorzellen bei Brustkrebs deutlich verringert und die Menge des Tumorsuppressors p53 erhöht.
Das gleiche gilt übrigens für das durch diese Bakterien produzierte Butyrat, das ebenfalls einer Tumorentstehung vorbeugt, weil es die Einwanderung von Blutgefäßen in die Tumorbereiche verhindert und so das Wachstum bremst.
Ein aus dem Gleichgewicht geratenes Mikrobiom hingegen kann – zum Beispiel durch Freisetzung von Toxinen oder auch die Förderung einer überschießenden Entzündungsreaktion – leicht eine Tumorentstehung fördern.
„Das ist ja unglaublich“, meinte Greta, „ich hätte nie gedacht, dass das Mikrobiom bei allem so eine große Rolle spielt. Und was sollte ich Ihrer Ansicht nach für mein bakterielles Innenleben tun?“
Na ja, das Mindeste wäre eine „darmfreundliche“ Ernährung. Ich legte ihr die Lektüre dieses Blog-Beitrags ans Herz:
Außerdem empfahl ich ihr das Probiotikum OMNi BiOTiC® Aktiv mit elf natürlich im menschlichen Darm vorkommenden, vermehrungsfähigen Bakterienkulturen. Diese haben eine besondere Wirkung auf einen ausgeglichenen Hormonhaushalt.
Ist das Mikrobiom des Darms gesund, produziert der Körper – vor allem in den Eierstöcken – genau die richtige Menge des Enzyms ß-Glucoronidase, das für die Regulierung des Östrogenspiegels zuständig ist. Eine Dysbiose (Fehlbesiedelung) hingegen kann die Aktivität dieses Enzyms beeinträchtigen. Die Folge ist häufig eine Unter- oder Überversorgung mit freiem Östrogen. Das kann zu Erkrankungen führen wie Endometriose, Brust- und Prostatakrebs sowie dem Polyzystischen Ovarsyndrom (PCOS)
Wenn Sie über Endometriose mehr erfahren wollen, bitte schön:
Vielleicht interessiert Sie ja auch das PCOS:
Besser als Nachsorge: Vorsorgeuntersuchungen
Neben all den Risikofaktoren, die es zu minimieren gilt, ist das frühzeitige Erkennen einer Krebserkrankung immer noch das A und O. Nur um dies noch einmal in Erinnerung zu rufen: Bis zum 50. Lebensjahr erfolgt dies im Rahmen der Krebsvorsorge beim Brustkrebs über das Abtasten von Brust und Lymphknoten im Bereich Achsel und Schlüsselbein. 50- bis 70-jährige sollten dann alle 2 Jahre eine Mammografie machen lassen.
Auch für andere Krebsformen gibt es natürlich Vorsorgeuntersuchungen, wie das Abtasten der Prostata oder Darmspiegelungen. Diese sind unheimlich wichtig, denn Krebserkrankungen in frühen Stadien bleiben oft unbemerkt, obwohl man sie gerade dann noch gut und effektiv bekämpfen könnte.
„Keine Sorge, da werde ich garantiert nichts anbrennen lassen“, versicherte Greta. „Bei meiner Freundin konnte der Brustkrebs dadurch schließlich auch relativ früh entdeckt werden“.
Und wie ist es mit Ihnen? Haben Sie alle Vorsorge-Termine im Blick? Lassen auch Sie in dieser Hinsicht bitte nichts „anbrennen“!
Herzlich, Ihre
Dagmar Praßler
* Name geändert
Krebsvorsorge Brust
In meinen Blogs beschreibe ich Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Es handelt sich um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie einen Arzt oder Heilpraktiker aufsuchen. Bei meinen Blogs handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge. Neben den beschriebenen Produkten gibt es noch weitere von anderen Herstellern.