Stuhltransplantationen sind derzeit in aller Munde (wenn auch nicht im Wortsinn), denn diese Therapieform bewährt sich immer öfter als wegweisend. Auch PatientInnen, die unter Fibromyalgie leiden, dürfen jetzt Hoffnung schöpfen …
Es ist zwar nicht die Volkskrankheit Nr. 1, aber man kann bei der Fibromyalgie, deren Ursache noch nicht bekannt ist, auch nicht gerade von einer seltenen Krankheit sprechen: „Etwa 2 % der Erwachsenen leiden unter chronischen Schmerzen in verschiedenen Körperregionen, ohne dass eine Ursache erkennbar wäre oder Entzündungsparameter auf eine rheumatische Erkrankung hinweisen.“*
Das weibliche Geschlecht leidet offenbar überproportional an den Folgen: „Zu 80 % sind Frauen betroffen.“ Doch die Schmerzen sind nicht das einzige Symptom: „Viele Patientinnen haben weitere gesundheitliche Probleme, zu denen neben Schlafstörungen, einer vermehrten Erschöpfung und Depressionen auch ein Reizdarmsyndrom gehören kann.“
Das ist ein harter Brocken!
Nur eines war bekannt, und dies hat wohl auch den Anstoß für die vorliegende Studie gegeben: Israelische Forscher hatten nämlich festgestellt, „dass viele Patientinnen mit Fibromyalgie eine Störung der Darmflora haben“.
Grund genug für die Wissenschaftler, einmal mehr mit Mäusen zu experimentieren:
„Die Übertragung der Darmflora von Patienten mit Fibromyalgie hat in einer experimentellen Studie bei Mäusen ein Schmerzsyndrom ausgelöst, das durch eine spätere Stuhltransplantation von gesunden Menschen kuriert werden konnte.“
Über die Fibromyalgie und ihren Bezug zum Darm habe ich mich hier ausführlich ausgelassen:
Um verlässliche Schlüsse aus den Resultaten ziehen zu können, bedarf es freilich einer Umgebung, in der die Mäuse „keimfrei gehalten wurden und deshalb keine Darmflora entwickelt hatten“. Unter solchen Bedingungen sind die Ergebnisse dann auch über jeden Zweifel erhaben:
„Die Übertragung von Stuhlproben von Patientinnen, die an einer Fibromyalgie litten, löste bei den Mäusen regelmäßig ein Schmerzsyndrom aus, das durch eine gesteigerte Empfindlichkeit der Pfoten gekennzeichnet war. Mäuse, die Stuhlproben von gesunden Frauen erhalten hatten, blieben dagegen gesund.“

Wichtiger noch erscheint dieses Ergebnis: „Bei den erkrankten Mäusen verschwanden die Symptome, wenn die Tiere nach einer Antibiotikabehandlung die Darmbakterien von gesunden Frauen erhalten hatten.“
Alles deutete also darauf hin, „dass die fäkale Mikrobiota-Transplantation eine therapeutische Option für die Fibromyalgie sein könnte“.
Von Maus zu Mensch
Dadurch ermutigt, führten die Forscher „bei 14 Patientinnen mit schwerer therapierefraktärer Fibromyalgie (ein Drittel davon mit Reizdarmsyndrom) eine fäkale Mikrobiota-Transplantation durch“, und siehe da: Nach einer zehnwöchigen Therapie, in der den Probandinnen fünf Kapseln „mit Darmbakterien gesunder Spender“ zugeführt worden waren, „gaben 12 der 14 Frauen auf einer 10-Punkte-Skala eine um mindestens 2 Punkte verminderte Schmerzintensität an.“
Das war jedoch nicht die einzige Veränderung: „Auch die übrigen Störungen besserten sich, darunter Angstzustände, Depressionen und Schlafstörungen.“
In der Fachwelt wird zwar kritisiert, dass es in diesem Fall keine Vergleichsgruppe gab, aber es gibt ähnlich ermutigende Ergebnisse aus einer chinesischen Studie mit Kontrollgruppe, die auf einen Langzeiteffekt verweist: „Die Schmerzen der Patienten waren auch nach 2, 3, 6 und 12 Monaten signifikant geringer als in der Kontrollgruppe.“

Fazit: Von Bakterien lernen heißt siegen lernen. Oder weniger melodramatisch: Ein gesunder Darm hält Krankheiten fern!
In diesem Sinne grüßt Sie herzlich
Ihre
Dagmar Praßler
* Alle wörtlichen Zitate entstammen einem Artikel, der im Mai 2025 auf dem Online-Portal des Ärzteblatt veröffentlicht wurde. © rme/aerzteblatt.de
Fibromyalgie Mikrobiom
In meinem Blog beschreibe ich regelmäßig Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Neben den von mir beschriebenen Produkten gibt es fast immer auch weitere von anderen Herstellern.
Es handelt sich in den Beschreibungen um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie grundsätzlich ärztlichen Rat oder den einer Heilpraktikerin / eines Heilpraktikers einholen.
Im Wechsel zu den Berichten aus der Praxis widme ich mich hier aber auch (unter dem Rubrum „News“) aktuellen Studien, die ich für erwähnenswert halte oder einen direkten Bezug zum Mikrobiom haben. Auch hier handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge