Die Wirbelsäulenerkrankung Morbus Bechterew gilt als unheilbar. Da diese aber bereits in jungen Jahren angreift, ist es wichtig zu wissen, wie man dieser Erkrankung begegnet und ihr Fortschreiten verlangsamt …
Meinen neuesten Patienten (Jan*, 34) habe ich der Intervention einer Bekannten zu verdanken, die so lange auf mich einredete, bis ich „weichgeklopft“ und bereit war, ihn zu empfangen.
Bei dem jungen Mann (alles eine Frage der Perspektive) lag die Diagnosestellung – Morbus Bechterew – noch nicht lange zurück. Besagte Bekannte hatte sich an meine Worte erinnert, dass der Darm immer eine wichtige Rolle für die Gesundheit spielt, und so landete Jan in meiner Praxis.
Als Mittdreißiger war er der typische Morbus-Bechterew-Patient, denn die Erkrankung beginnt meist schon bei jungen Menschen. Sie trifft übrigens Männer und Frauen gleichermaßen. „Zu meiner Hausärztin“, erklärte er, „bin ich gegangen, weil ich immer wieder starke Rückenschmerzen hatte. Teilweise bin ich nachts sogar davon aufgewacht.“
Zudem musste er feststellen, dass er immer müder wurde und seine Leistungsfähigkeit abnahm. Diese hartnäckigen Schmerzen im Bereich des unteren Rückens, die über mehrere Monate anhalten, sind typisch für den Beginn eines Morbus Bechterew, auch Spondylitis ankylosans genannt.
Was Jan am meisten geschockt hatte, war die Aussicht, irgendwann eine verknöcherte Wirbelsäule zu haben, bei der die einzelnen Gelenke miteinander verwachsen. Man spricht im fortgeschrittenen Stadium von einer „Bambuswirbelsäule“.
Die Schmerzen, die oft mit einer Morgensteifigkeit einhergehen, lassen sich typischerweise nicht durch Ruhe besänftigen, sondern im Gegenteil Bewegung. Im Laufe der Erkrankung führen die entzündlichen Prozesse dazu, dass die Wirbelsäule immer weniger beweglich wird und versteift.
Neben der Wirbelsäule sind auch die Übergangsstellen von Knochen und Sehnen, zum Beispiel der Ansatz der Achillessehne, und große Gelenke von der chronischen Erkrankung betroffen. Zusätzlich kann die Erkrankung auch Entzündungen an den Augen und entzündliche Veränderungen des Darms auslösen.
Die Genetik scheint eine wichtige Rolle zu spielen
„Eine meiner ersten Fragen an den Rheumatologen, der mir schließlich die Diagnose stellte, betraf natürlich die Ursache dieser Entzündungsprozesse“, berichtete Jan. Leider habe ihm der Arzt keine befriedigende Antwort geben können, und tatsächlich weiß man immer noch nur wenig darüber.
Klar ist nur, dass eine Fehlsteuerung des Immunsystems dazu führt, dass das Gewebe der Wirbelsäule angegriffen wird. Auch scheint die Genetik eine entscheidende Rolle zu spielen, denn Träger des HLA-B27-Gens erkranken viel häufiger an Morbus Bechterew als andere Menschen.
Wenn man weiß, dass 70 bis 80% aller Zellen des menschlichen Immunsystems im Darm sitzen, ist auch klar, wo man nach möglichen Einflussfaktoren auf die Fehlregulation des Immunsystems zu suchen hat:
Durch den ständigen Kontakt mit möglichen Eindringlingen hält das Mikrobiom das Immunsystem immer in Trab. Auch viele Stoffwechselprodukte von Darmbakterien haben eine immunmodulierende Wirkung und können so Einfluss auf die Entstehung immunvermittelter Erkrankungen haben. Deshalb widmet sich auch die medizinische Forschung der Frage nach dem Zusammenhang zwischen Darmmikrobiom und der Entstehung von Morbus Bechterew.
Erste Studien konnten zeigen, dass eine Veränderung des Darmmikrobioms hinsichtlich der Diversität und Zusammensetzung der Bakterien eindeutig mit der Erkrankung Morbus Bechterew korreliert.
So war zum Beispiel die Anzahl der Bacteroidetes-Bakterien im Vergleich zu gesunden Kontrollgruppen verringert, während die Firmicutes und Verrucobakterien in erhöhter Zahl vorlagen. Diese Veränderungen der Darmflora deuten also nicht nur auf einen Morbus Bechterew in der Entstehung hin, sondern führen leider auch zu einem Phänomen, unter dem viele der Betroffenen von Morbus Bechterew leiden:
Entzündliche Darmerkrankungen stellen eine häufige Komorbidität dar, und davon konnte auch Jan ein Lied singen, wie sich noch zeigen sollte.
Rücken und Darm sind in enger Nachbarschaft!
Untersucht man Gewebe aus dem Magen-/Darm-Trakt von Bechterew-Betroffenen mit zusätzlicher Gelenkbeteiligung, lassen sich bei circa 65% der Patienten auch entzündliche Veränderungen im Darm nachweisen. Von den Betroffenen, bei denen ausschließlich die Wirbelsäule betroffen ist, klagt immerhin noch fast ein Drittel über Entzündungen im Magen-/Darm-Trakt.
Die Verbindung von Rückenschmerzen und Darmproblemen ist gar nicht so selten – schon vor einigen Jahren hatte ich mich hier damit befasst, wie und welche Magen-/Darm-Erkrankungen Auslöser von Rücken- und Kopfschmerzen sein können:
Dass es auch beim Morbus Bechterew eine Verbindung zum Darm geben könnte – darauf wäre Jan von allein nicht gekommen, wenn ihn nicht unsere gemeinsame Bekannte dafür sensibilisiert hätte:
„Ich hab’ tatsächlich in letzter Zeit massive Probleme mit meinem Darm“, bekannte Jan. „Dabei wechseln sich Verstopfung und Durchfälle ab. Allerdings hab’ ich das anfänglich eher auf eine mögliche Unverträglichkeit geschoben bzw. schlicht auf Stress. Dass der Bechterew die Ursache sein könnte – also ehrlich, darauf wär’ ich in hundert Jahren nicht gekommen.“
Für ihn bedeutete diese Erkenntnis tatsächlich etwas Gutes, denn eine erfolgreiche Therapie des Morbus Bechterew korreliert auch mit einem Rückgang der entzündlichen Veränderungen im Darm. Ebenso beruhigend: Jans Lebenserwartung ist nicht schlechter als die eines Gesunden!
Immer in Bewegung bleiben!
Nun ging es aber darum, Jan mit seinem Morbus Bechterew bestmöglich zu unterstützen. Noch vor einer medikamentösen Therapie steht bei dieser Krankheit Bewegung an erster Stelle. Mit der Unterstützung von Physiotherapeut:innen sollten Übungen trainiert werden, die er auch im Alltag zu Hause durchführen könnte. Auch Wärme- und Kälteanwendungen wie warme Bäder oder Fangopackungen können die Symptome des Morbus Bechterew bessern.
Medikamentös erhalten Betroffene oft sogenannte nicht-steroidale Antirheumatika, wie etwa Ibuprofen, bei Bedarf beziehungsweise dauerhaft, wenn es für die Kontrolle der Symptome notwendig ist. Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) sind eine Gruppe von Medikamenten, die schmerzlindernd, entzündungshemmend und fiebersenkend wirken. So weit, so gut.
Das Problem dabei: Leider führen NSAR zu einem erhöhten Risiko für Komplikationen im oberen Gastrointestinaltrakt, also Magen und Dünndarm.
Falls diese Medikamente keine ausreichende Besserung der Symptome zeitigen, wird die Schulmedizin weitere Medikamente geben, die die Überaktivität des Immunsystems bremsen sollen wie z. B. Cortison-Präparate. Auch die sind aber mit Vorsicht zu „genießen“, haben sie doch eine ähnlich fatale Wirkung auf den Darm wie Antibiotika. In einzelnen Fällen sind auch Operationen angezeigt, etwa wenn zusätzlich Frakturen der Wirbelkörper auftreten.
Was die Schulmedizin empfiehlt, will ich hier nicht weiter kommentieren – weder in die eine noch in die andere Richtung. Ich empfehle meinen Patienten bei chronischen Schmerzen und Entzündungen Präparate mit Teufelskrallenwurzel, Weidenrinde, Gewürznelken und weißen Senfsamen.
Dazu – natürlich – ein Probiotikum wie das anti-entzündlich wirkende OMNi-BiOTiC® SR-9. Dabei handelt es sich übrigens um DAS Probiotikum beim Reizdarm! Dass die Darm-Beschwerden von Jan diesem Symptomkomplex sehr ähneln, können Sie hier sehen:
Kann man Entzündungen einfach „wegessen“?
Fakt ist: Die Krankheit gilt als unheilbar, aber es gibt Wege, ihr Fortschreiten zu verlangsamen. Ich riet Jan in jedem Fall zu einer antientzündlichen Ernährung.
Besonders die Fettsäuren spielen eine große Rolle beim Morbus Bechterew. Betroffene sollten möglichst wenig Omega-6-Fettsäuren wie zum Beispiel Arachidonsäure oder Linolsäure zu sich nehmen, weil diese im Ruf stehen, entzündungsfördernd zu wirken.
„Jeden Tag Wurst und Spiegelei“, ermahnte ich Jan, „das sollte von nun an tabu sein.“ Zu meiner Überraschung rannte ich damit bei meinem Patienten offene Türen ein: „Ich ess’ schon länger kaum noch tierische Produkte“, stellte er klar.
Umso besser! Dann konnte er sich ja ohne Entzugserscheinungen auf solche Dinge konzentrieren, die ihm wirklich helfen würden: Omega-3-Fettsäuren zum Beispiel, wie sie in Fisch- oder Algenöl zu finden sind, gelten in ihrer Wirkung als ausgesprochen anti-entzündlich.
Auch das Polyamin Spermidin legte ich Jan ans Herz. Über dessen entzündungshemmende Eigenschaften habe ich hier schon mal berichtet:
Zusätzlich sollte Jan auf seine Vitamin-D-Spiegel achten. Jetzt im Sommer waren diese vermutlich relativ gut – doch der Herbst und Winter naht. Bei eher niedrigen Spiegeln sollte er unbedingt damit beginnen, das Vitamin D zu supplementieren, um seine Knochen zu stärken. Im Übrigen konnte gezeigt werden, dass höhere Vitamin-D-Spiegel bei Morbus Bechterew mit einer Reduktion der Krankheitsaktivität zusammenhingen.
Auch Vitamin C und E sind wichtige Bestandteile einer anti-entzündlichen Ernährung. Zuverlässige Vitaminlieferanten sind Zitrusfrüchte, Obst und Gemüsesorten wie Paprika und Brokkoli; Vitamin E findet sich vor allem in guten Pflanzenölen wie z. B. Olivenöl.
Auch für Gesunde sollten täglich 3 Esslöffel natives Olivenöl zur Routine gehören, am besten im Rahmen der mediterranen Küche. Für eine anti-entzündliche Ernährung gibt es nichts Besseres! Falls Sie jetzt Appetit auf mehr Wissen zu dieser Ernährungsweise bekommen, bitteschön:
Generell sollte Jan also auf eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung achten, auch um seine Darmmikrobiota zu stärken. Hier spielen insbesondere die Darmbakterien eine Rolle, die in der Lage sind, vermehrt Butyrate zu bilden (Butyrate sind kurzkettige Fettsäuren mit einem ausgeprägten anti-entzündlichen Potenzial).
Genau diese talentierten Leitkeimstämme sind in OMNi-BiOTiC® SR-9 enthalten. Jan wird das Probiotikum für mindestens 9 Monate einnehmen. Warum so lange? Probiotika stellen stets eine kausale Therapie dar, also eine, die das Problem an der Wurzel packt und deshalb Zeit braucht.
Schadensbegrenzung auf bakterielle Art
Zu Beginn der Therapie – noch vor der neunmonatigen Kur mit OMNi-BiOTiC® SR-9 – habe ich Jan für 8 Wochen OMNi-BiOTiC®10 empfohlen, das schädliche Darmbakterien und deren Toxine verdrängt und gleichzeitig den Schaden mindert, den Medikamente im Darm anrichten können.
Gern sollte Jan für mindestens 3 Monate unterstützend eine Kombination aus Cholin und L-Glutamin einnehmen, da diese die Struktur der Epithelzellen im Darm stärkt und so ein Leaky-Gut-Syndrom verhindert oder heilt. Ich habe ihm das META-CARE® Colon Lecithin aufgeschrieben.
Womit jeder seine Darmbakterien besonders verwöhnen kann, habe ich hier einmal zusammengefasst:
Vom Erfolg dieser Therapie bin ich überzeugt. Inwiefern sich aber der Morbus Bechterew davon beeindrucken lässt – darauf bin ich schon sehr gespannt! Ich wünsche es Jan von Herzen.
Ich hoffe, Sie konnten hier auch für sich noch mal ein paar wichtige Tipps zu einer gesunden Lebensweise aufnehmen.
Seien Sie herzlich gegrüßt!
Ihre
Dagmar Praßler
* Name geändert
Morbus Bechterew Behandlung
In meinem Blog beschreibe ich regelmäßig Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Neben den von mir beschriebenen Produkten gibt es fast immer auch weitere von anderen Herstellern.
Es handelt sich in den Beschreibungen um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie grundsätzlich ärztlichen Rat oder den einer Heilpraktikerin / eines Heilpraktikers einholen.
Im Wechsel zu den Berichten aus der Praxis widme ich mich hier aber auch (unter dem Rubrum „News“) aktuellen Studien, die ich für erwähnenswert halte oder einen direkten Bezug zum Mikrobiom haben. Auch hier handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge.
Liebe Frau Praßler,
das ist ein sehr interessanter Fall!
Wonach entscheiden Sie, wie lange Sie ein Probioticum verordnen? Im Speziellen interessiert mich, warum Sie das OB 10 nur 8 Wochen geben und das SR 9 hingegen 9 Monate?
Herzliche Grüße
Nicole
Hallo Nicole!
Ich entscheide, wenn möglich, meine Therapein anhand aktueller Laborergebnisse. Und natürlich nach der Patienten-Anamnese.
In diesem Fall leg eine deutliche Dysbiose vor, für diese Fehlbesiedlung ist Omni-Biotic 10 das Mittel der Wahl, da es aktiv pathogene Keime und deren Toxine reduziert, es wirkt sozusagen als „Brandlöscher“.
Im Anschluss geht es darum, den Darm langfristig wieder aufzubauen, in diesem Fall mit anti-entzündlich wirkendem Omni-Biotic SR-9.
Alles Gute und liebe Grüße!