Es ist keine ganz neue Methode, per Stuhltransplantation eine Dysbiose zu behandeln, aber an Patienten mit Typ-1-Diabetes wurde sie offenbar nie zuvor angewandt. Gerade die scheinen davon sehr zu profitieren …
Patient:innen, die bereits seit langer Zeit an Typ-1-Diabetes leiden, haben Grund zur Hoffnung, dass ihre typischen Magen-/Darm-Beschwerden künftig durch eine simple Maßnahme gelindert werden können. Dazu muss man wissen: Womit sich die Betroffenen herumplagen, sind schwerwiegende Symptome, „die die Lebensqualität herabsetzen können.“
Dazu zählen „Erbrechen, Übelkeit, Blähungen, Bauchschmerzen, Verstopfung, Durchfall und Stuhlinkontinenz.“ Warum es jetzt aber Hoffnung gibt, lässt sich einer Pilotstudie* entnehmen, in der es dänischen Diabetologen gelang, durch eine „fäkale Mikrobiotatransplantation, auch Stuhltransplantation genannt“, die Beschwerden zahlreicher Langzeit-Diabetiker zu bessern.
Dies erscheint wenig überraschend, schließlich ist „die diabetische Gastroenteropathie (an der vor allem Langzeit-Betroffene des Typ-1-Diabetes leiden, Anm. DP) primär eine Störung des enteralen Nervensystems ist“. Und das steuert bekanntlich die Funktion im gesamten Verdauungstrakt, hängt in seiner Effektivität aber von der mikrobiellen Besiedelung ab.
Unsere Darmbakterien produzieren permanent Botenstoffe, darunter auch Neurotransmitter, die mit dem enteralen Nervensystem interagieren. Wohl dem, der die richtigen Bakterien im Darm hat!
So „kam es nach der einmaligen Einnahme der Kapseln, die aus Stuhlproben gesunder Spender hergestellt wurden, zu einer deutlichen Linderung der Beschwerden.“ Und dies, obwohl bei einer diabetischen Gastroenteropathie bereits „eine Magenparese“ vorliegt, die Beweglichkeit des Magens also empfindlich gestört und die „Transitzeit der Nahrung“ im Körper entsprechend länger ist.
Man kann sich leicht vorstellen, dass diese gestörte Passage auch „die Zusammensetzung des Darmmikrobioms verändern“ können, sprich: eine Dysbiose auslösen. Dieser bakteriellen Fehlbesiedelung mit einer Stuhltransplantation beizukommen war das erklärte Ziel der dänischen Diabetologen.
Eine „Schluckimpfung“, die es in sich hat
Für die Pilotstudie suchten sie 20 Patienten aus, „die seit median 31 Jahren an einem Typ-1-Diabetes litten“, und gaben ihnen „einmalig 25 Kapseln“ zur oralen Einnahme, die „bei der Hälfte der Patienten insgesamt 50 Gramm Faeces von gesunden Spendern und bei der anderen Hälfte ein Placebo“ enthielten.

Vielleicht dreht sich Ihnen bei der Vorstellung der Magen um, aber angesichts der Beschwerden, von denen die Probanden bis dahin heimgesucht wurden, kostete sie das wahrscheinlich wenig Überwindung. Der Erfolg blieb jedenfalls nicht aus:
Egal, nach welchen Kriterien man die Ergebnisse auch bewertete, in jedem Fall fiel die Verbesserung der Symptome in der Verum-Gruppe „signifikant stärker aus als in der Placebo-Gruppe“.
Beruhigend dabei: „Schwere Nebenwirkungen seien (…) nicht aufgetreten“, hieß es. Dafür war der Effekt dieser einfachen Maßnahme umso eindeutiger: “Stuhluntersuchungen ergaben, dass die fäkale Mikrobiotatransplantation die Artenvielfalt der Darmbakterien (Alpha- und Beta-Diversität) erhöht hat.“
Ich frage mich allerdings, warum den Patient:innen nicht erstmal Probiotika verabreicht wurden! Das Procedere wäre viel einfacher, die Kosten erheblich niedriger, und der Effekt sehr wahrscheinlich der gleiche. Dass die Beschwerden beim Diabetes Typ 1 und Typ 2 eng mit der Diversität des Darmmikrobioms zusammenhängen, ist schon länger bekannt und durch Studien bewiesen. Nachzulesen hier:
Tja, im Stuhl liegt Wahrheit, pflege ich meinen Patient:innen immer zu sagen (bevor ich ihnen ein Stuhlröhrchen in die Hand drücke).
Herzlich, Ihre
Dagmar Praßler
* Alle wörtlichen Zitate stammen aus einem Beitrag auf dem Online-Portal des „Ärzteblatt“ vom Januar 2025, © rme/aerzteblatt.de
Stuhltransplantation Typ-1-Diabetes
In meinem Blog beschreibe ich regelmäßig Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Neben den von mir beschriebenen Produkten gibt es fast immer auch weitere von anderen Herstellern.
Es handelt sich in den Beschreibungen um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie grundsätzlich ärztlichen Rat oder den einer Heilpraktikerin / eines Heilpraktikers einholen.
Im Wechsel zu den Berichten aus der Praxis widme ich mich hier aber auch (unter dem Rubrum „News“) aktuellen Studien, die ich für erwähnenswert halte oder einen direkten Bezug zum Mikrobiom haben. Auch hier handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge.