So ist das nun mal mit „Ausschlussdiagnosen“: Das Leiden der von Fibromyalgie Betroffenen blieb lange unerkannt, eine erfolgreiche Therapie war daher reine Glückssache. Jetzt gibt es aber eine Methode, die Krankheit sicher zu diagnostizieren.
Betroffene einer Fibromyalgie leiden nicht nur unter chronischen Schmerzen, chronischer Erschöpfung und häufig auch unter Schlafstörungen und reizdarmähnlichen Problemen. Sie wissen auch meistens lange nichts von ihrer Erkrankung, weil die Diagnose – ähnlich wie beim Reizdarm-Syndrom – so schwierig ist und üblicherweise erst nach Ausschluss aller möglichen anderen Krankheiten erfolgt.
Das liegt sicher auch daran, dass die genaue Entstehung der Krankheit noch nicht bekannt ist. Störungen der Schmerzwahrnehmung, eine Abweichung von Botenstoffen, eine Fehlfunktion des Sympathikus (Nerv des vegetativen Nervensystems) oder auch ein Leaky Gut werden diskutiert. Eines scheint hingegen klar: Stress, Lebensstil, Genetik –und natürlich auch der Darm – beeinflussen den Krankheitsverlauf.
Mögliche Anzeichen für eine Fibromyalgie, die manchmal auch als „Weichteilrheuma“ bezeichnet wird, hatte ich übrigens hier schon einmal zusammengefasst:
Gallensäuren im Fokus
Jetzt keimt zumindest Hoffnung auf, dass bei einem entsprechenden Verdacht schneller als bisher eine eindeutige Diagnose erfolgen kann. Gerade die Ungewissheit peinigt Betroffene zusätzlich – so wie meine Fibromyalgie-Patientin Martina*, die lange über ihre „ständigen Schmerzen“ geklagt hatte, von denen sie nicht wusste, „wo die denn bitte herkommen können“.
Erst jüngst konnte ein kanadisch-israelisches Forscherteam** in Mikrobiom-Proben von Frauen mit Fibromyalgie eine deutliche Veränderung im Muster der Gallensäuren verstoffwechselnden Darmbakterien nachweisen.
Unter anderem war die sekundäre Gallensäure Alpha-Muricolsäure nur in stark verringerter Konzentration im Blut von Patient:innen nachweisbar, und es scheint eine Korrelation zwischen einem niedrigen Level von Alpha-Muricolsäure und starken Fibromyalgie-Symptomen – wie etwa starken Schmerzen und Erschöpfung – zu geben.
Diese Verringerung der Alpha-Muricolsäure könnte also bei der Entwicklung der typischen Muskel- und Gelenkschmerzen der Fibromyalgie eine Rolle spielen. Wie genau dies funktioniert, muss die Wissenschaft freilich erst noch zeigen.
Jedenfalls spielt (wie so oft!) auch bei dieser Erkrankung die spezifische Zusammensetzung des Darmmikrobioms eine zentrale Rolle. So hängt z. B. die Symptomschwere mit dem Grad der Dysbalance der Darm-Mikrobiota zusammen.
Der entscheidende Hinweis versteckt sich im Blut
Während man den Zusammenhang zwischen Fibromyalgie-Syndrom und Mikrobiom schon länger kennt, konnte erst jetzt nachgewiesen werden, dass Gallensäuren und Darmbakterien, die Gallensäuren verstoffwechseln, bei der Erkrankung eine Rolle spielen.
Gallensäuren, die in der Leber gebildet werden, sind essenziell für die Verdauung von Fetten im Darm. Dort werden sie von Darmbakterien zu sekundären Gallensäuren umgewandelt und gelangen zurück zur Leber.
Mehr über Gallensäuren und wie sie verlustig gehen, können Sie hier nachlesen:
Die neuen Forschungsergebnisse haben zwar unmittelbar noch keine neuen Therapieansätze erbracht (daran wird nun weiter geforscht), dennoch markieren sie einen Meilenstein auf dem Weg zum vollständigen Verständnis dieser Erkrankung.
Erfreulich sind die Fortschritte für die (bisher eher zufällige) Diagnostik bei dieser Krankheit. Die veränderten Werte der sekundären Gallensäuren im Blut sollten jedenfalls künftig eine belastbare Diagnose erleichtern.
Serotoninspiegel muss optimiert werden!
Die standardmäßige medikamentöse Therapie des Fibromyalgie-Syndroms besteht aus verschiedenen Antidepressiva. Diese setzen vor allem am Neurotransmitter Serotonin an und machen diesen besser verfügbar. Während diese Therapie vielen Menschen effektiv hilft, müssen es nicht immer unbedingt Medikamente sein (die schließlich auch Nebenwirkungen verursachen können).
Stattdessen sollte man zunächst versuchen, die körpereigenen Serotoninspiegel anders zu steigern. Am einfachsten wäre es, wenn das Serotonin direkt nach der Aufnahme über das Essen vom Körper ins Gehirn gelangen könnte – hier ist allerdings die Blut-Hirn-Schranke im Weg.
Dennoch lässt sich – über die Vorstufe des Serotonins Tryptophan und die für den Umbau nötigen Vitamine B3 und B6, Zink und Magnesium – genau dies erreichen. Beispielsweise kann die Einnahme der Zwischenstufe 5-Hydroxytryptophan, das aus der afrikanischen Schwarzbohne gewonnen wird, die Serotoninspiegel erhöhen. In Apotheken ist es erhältlich als META-CARE® Griffonia Plus.
Mehr über die faszinierenden Eigenschaften von Tryptophan erfahren Sie hier:
Außerdem gibt es einige, teils sehr bekannte, natürliche Antidepressiva. Als erstes zu nennen wäre hier das Johanniskraut. Auch das Curcumin aus dem Gewürz Kurkuma hat erwiesenermaßen antidepressive Wirkung und beeinflusst die Serotoninspiegel.
Wie Sie das Beste aus Kurkuma herausholen, habe ich in diesem Video beschrieben:
Die Lösung liegt wie immer im Darm
Wie ich von meiner Patientin weiß, hat sie sehr gute Erfahrungen mit dem Multispezies-Probiotikum OMNi-BiOTiC® SR-9 gemacht, das ich ihr anfangs verschrieben hatte: Es baut die lädierte Schleimhaut wieder auf, liefert dem Darm wichtige, entzündungshemmend wirkende Bakterien und hat eine beruhigende Wirkung auf das Nervensystem. Insbesondere die Stoffwechselprodukte der Bakterien in OMNi-BiOTiC® SR-9 haben eine positive Wirkung auf Erkrankungen mit chronischen Schmerzen, Müdigkeit, Schlafstörungen und schlechter Stimmung.
Da jetzt aber klar ist, dass die Leber als Produzent der Gallensäuren so eine zentrale Rolle für das Krankheitsgeschehen beim Fibromyalgie-Syndrom spielt, werde ich meiner Patientin einen Wechsel zu OMNi-BiOTiC® HETOX empfehlen.
Dieses Probiotikum ist eigens entwickelt worden, um die Leber zu entlasten, indem die Toxine im Darm von genau darauf spezialisierten Darmbakterien zurückgedrängt werden. (Idealerweise sollte es abends eingenommen werden, um die Entgiftungsarbeit der Leber über Nacht optimal zu unterstützen.) Da meine Patientin ohnehin schon META-CARE® Leber einnimmt, bin ich zuversichtlich, dass sich ihr Krankheitsbild nun weiter verbessern wird.
Alle anderen aber, die über diffuse Beschwerden klagen und noch keine entsprechende Diagnose haben, können jetzt mit einer Blutprobe Klarheit erlangen, um der Fibromyalgie „klare Kante“ zu zeigen, wie wir Nordlichter sagen. Und das ist ein echter Fortschritt.
Herzlich, Ihre
Dagmar Praßler
* Name geändert
** Gefunden habe ich die neuen Erkenntnisse hier: https://healthenews.mcgill.ca/another-secret-of-fibromyalgia-discovered-in-the-microbiome/
Fibromyalgie Syndrom
In meinen Blogs beschreibe ich Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Es handelt sich um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie einen Arzt oder Heilpraktiker aufsuchen. Bei meinen Blogs handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge. Neben den beschriebenen Produkten gibt es noch weitere von anderen Herstellern.