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„Wie kann es sein, dass es Menschen gibt, die noch nie von Probiotika gehört haben?“ Die Frage stellte mir kürzlich mein junger Patient Ralf S. (27)*, der um einen Freund besorgt war. Dieser war seit längerem von Magenproblemen geplagt und hatte nach einem positiven Atemgastest auf Helicobacter-Pylori von seinem Arzt Antibiotika und einen Protonenpumpenhemmer (PPI = Magensäureblocker) verschrieben bekommen. Also das volle, schulmedizinische Programm, nicht aber das rettende Korrektiv für seine Darmbakterien in Form von Probiotika!
Zunächst mal: Angesichts der Fassungslosigkeit meines Patienten über so viel Ignoranz wurde mir ganz warm ums Herz, zeigt es mir doch, dass meine Aufklärungsarbeit nicht umsonst ist. Zweitens: So sieht nun mal die klassische Eradikationstherapie – die vollständige Eliminierung des Krankheitserregers – bei einer Helicobacter-Pylori-Infektion (HP-Infektion) aus (seufz). Aber warum trifft es den einen Keimträger und andere nicht, und was genau geschieht bei so einer Infektion?
Immunabwehr trickreich ausgeschaltet
Soviel sei zur Ehrenrettung des Helicobacter-Pylori vorweg gesagt: Er lebt mit dem größten Teil seiner Träger in Frieden und Harmonie. Helicobacter ist weltweit verbreitet. Als Auslöser für eine Entzündung durch dieses Bakteriums werden viele Mechanismen diskutiert wie Stress, eine Störung der Immunabwehr im Darm, Rauchen und übermäßiger Alkoholgenuss.
Man kann der Immunabwehr keinen Vorwurf machen, denn die ist durchaus darauf eingestellt, auf eine Infektion mit Helicobacter Pylori entsprechend zu reagieren. Wie es das Bakterium anstellt, trotzdem im sauren Milieu der Magenschleimhaut jahrzehntelang zu überleben, liest sich wie ein Krimi, denn es setzt gezielt die Abwehrmöglichkeiten infizierter Zellen außer Kraft:
So wie Einbrecher zuallererst die Überwachungskameras ausschalten, „beraubt“ das Bakterium die Membranen (Hüllen) der Magenschleimhautzellen ihres Cholesteringehalts. Ausgerechnet das Cholesterin aber ist eigentlich dazu da, die Immunabwehr gegen Helicobacter Pylori anzukurbeln!
Kein Cholesterin, kein Schutz für die Zelle
Nun kann man Bakterien zwar keine kriminelle Energie unterstellen, aber es ist schon eine geniale Strategie, infizierte Zellen daran zu hindern, Boten- bzw. Signalstoffe des Immunsystems wahrzunehmen. Nur so kann es sich der Helicobacter Pylori im Magen bequem machen und sich in aller Ruhe vermehren.
Diese perfekte Anpassung an die saure Umgebung des menschlichen Magens hat Helicobacter Pylori anderen Bakterien voraus. Normalerweise macht die aggressive Magensäure Bakterien schnell den Garaus, doch Helicobacter Pylori produziert ein spezifisches Eiweiß (Urease), das den im Magen vorhandenen Harnstoff in Ammoniak und Kohlendioxid umwandelt. Das Ammoniak kommt quasi einer schusssicheren Weste gleich, denn dadurch kann die Magensäure dem Bakterium nichts anhaben.
Dabei ist der Magenkeim Helicobacter Pylori nur einer von vielen Helicobacter-Typen, die auf die seltsamsten Namen hören, von Helicobacter heilmannii über Helicobacter salomonis bis Helicobacter bizzozeronii. Er entstammt also einer weitverzweigten Familie. Warum gerade der Pylory-Ableger so bekannt ist, liegt sicher an seiner Verbreitung – der Hälfte der Weltbevölkerung liegt dieses Bakterium im Magen! Die Ansteckung erfolgt meist im Kindesalter – von Mensch zu Mensch.
Die gute Nachricht:
Meistens ist Helicobacter Pylori völlig ungefährlich und verursacht keinerlei Komplikationen – nur etwa ein Fünftel aller Keimträger entwickelt überhaupt Symptome. Problematisch wird es erst, wenn sich der Keim in der Magenschleimhaut einnistet und deren Schutzschicht angreift. Dann reichen die typischen Symptome von Sodbrennen, Appetitlosigkeit und Übelkeit über Durchfall und Erbrechen bis hin zu Schmerzen im Oberbauch. Auch eine schwarze Verfärbung des Stuhls (Teerstuhl) ist ein möglicher Hinweis auf eine Helicobacter-Pylori-Infektion, denn das könnte bereits ein Anzeichen eines Magengeschwürs oder einer Magenschleimhautentzündung (Gastritis) sein.
Die schlechte:
Aus einer HP-Infektion können sich leider auch andere, gravierendere Erkrankungen entwickeln – von einer chronifizierten Gastritis über Geschwüre im Magen oder Zwölffingerdarm bis hin zu gutartigen Tumoren oder Karzinomen im Magen-/Darmbereich. Daher sollte bei entsprechenden Anzeichen unbedingt ein Arzt konsultiert werden!
Wie man den Magenkeim „überführt“
Bei besagtem Freund war das Bakterium durch einen Harnstoff-Atemtest, also nicht-invasiv diagnostiziert worden. Dabei gibt deroder diepotenziell Betroffene anfangs (zum späteren Vergleich) eine Atemprobe ab, anschließend wird ein Harnstoff verabreicht (flüssig oder in einer Kapsel), der mit C13 markiert ist – einem nicht radioaktiven Kohlenstoff-Isotop. Diesen Harnstoff verstoffwechselt das Bakterium in Ammoniak und Kohlendioxid. Lässt sich also das markierte Kohlenstoffdioxid C13 beim Ausatmen messen, ist der Magenkeim „überführt“.
Ebenso zuverlässig lässt sich eine HP-Infektion auch mit einer Stuhl- oder Speichelprobe feststellen, denn bei einer Infektion finden sich auch in Kot, Urin oder Speichel Antikörper. Diese Antikörper lassen sich auch im Blut nachweisen, allerdings zeigen sie sich selbst nach einer entsprechenden medikamentösen Therapie noch jahrelang im Blut.
Das diagnostische Mittel der Wahl ist also der Atemgas-Test, denn er dient auch zur Erfolgskontrolle: Ca. 4 Wochen nach einer durchgeführten medikamentösen Therapie kann der behandelnde Arzt durch eine erneute Atemluftanalyse prüfen, ob die Medikamente Wirkung gezeigt haben oder eine Nachbehandlung vonnöten ist.
Im Verdachtsfall nicht lange warten!
Bei der invasiven Untersuchungsmethode, der Gastroskopie (Magenspiegelung) lassen sich Veränderungen der Magenschleimhaut, Entzündungen oder Tumore erkennen. Dabei können mit einer kleinen Zange Gewebeproben von entsprechend auffälligen Bereichen im Magenentnommen werden, um sie im Rahmen einer Biopsie (Gewebeuntersuchung)im Labor auf eine mögliche HP-Infektion untersuchen zu lassen.
Es gibt gute Gründe für ein umsichtiges Vorgehen bei dem Verdacht auf eine HP-Infektion, denn gerade virulente, also ansteckende Stämme dieses „blinden Passagiers“ im Magen sind dafür bekannt (bzw. berüchtigt), noch ganz andere Substanzen zu produzieren – Zytotoxine (entzündungsfördernde Botenstoffe des Immunsystems), die das Oberflächenepithel der Schleimhaut schädigen und sogar zum Absterben des Gewebes (Nekrosen) führen können! So kann sich leicht ein Magengeschwür entwickeln, das für gewöhnlich mit starken Schmerzen und (im fortgeschrittenen Stadium) Blutungen einhergeht. Auch im Lymphgewebe können sich durch diese Infektion leicht Tumore bilden.
Nichts gegen die Schulmedizin, aber …
Medizinisch unstrittig ist, dass eine erfolgversprechende Therapie bei einer HP-Infektion auf Antibiotika und Protonenpumpenhemmer (PPI) setzt. Für einen überschaubaren Zeitraum kann der Körper auch durchaus mit der künstlichen Regulierung seiner Protonenpumpen klarkommen (bei anhaltender PPI-Verabreichung sieht das schon ganz anders aus).
Die Frage, die sich nicht nur mein Patient stellt, berührt die grundsätzliche Medikamentierung bei Antibiotikagaben: Nur langsam spricht sich herum, dass JEDES ANTIBIOTIKUM stets im Wechsel mit einem Probiotikum eingenommen werden sollte – egal, um welche Therapie es sich handelt! (Dass dies sogar die Onkologie, also die Krebsheilkunde, mit einschließt, werde ich in einem späteren Blog gesondert betrachten.)
Warum die Therapie beim Freund meines Patienten zwingend ein Probiotikum beinhalten sollte (idealerweise OMNi-BiOTiC® 10), habe ich hier ausführlich beschrieben:
Gerade die „guten“ Darmbakterien, die durch Antibiotika immer als „Kollateralschaden“ mitzerstört werden, gilt es dem Körper gezielt zuzuführen! Es kompromittiert nachweislich nicht die Wirkweise des Antibiotikums, kann aber Schlimmeres verhindern – schließlich gilt der Darm als Kaderschmiede unseres Immunsystems.
Ein guter Tipp, um die Ausbreitung des Helicobacters zu stoppen, ist die Einnahme von 70 g Brokkolisprossen am Tag! Das in den Sprossen enthaltene starke Oxidantium Sulforaphan aktiviert ein Gen namens Nrf2, das für die Produktion von schützenden Enzymen zuständig ist. Diese Eiweißstoffe helfen dem Körper, sich gegen schädliche DNA-Veränderungen und Entzündungen zu schützen.
Zusätzlich empfehle ich meinen Parient*innen mit Magenbeschwerden das Caricol®-Gastro als „Salbe für den Magen“. Caricol®-Gastro wird zum Diätmanagement bei in Folge einer Gastritis schmerzempfindlichen Magenschleimhaut eingesetzt.
Caricol®-Gastro enthält die wertvollen Inhaltsstoffe einer patentierten Bio-Haferzubereitung sowie von Caricol®, einem patentierten Extrakt aus baumgereiften Bio-Papayas. Die Herstellung von Caricol®-Gastro basiert auf einem patentierten Zubereitungsverfahren zur Energetisierung der Papayafrüchte und findet in Wien nach strengen EU BIO-VORSCHRIFTEN statt. Die Verarbeitung der biologischen Papayafrüchte in Sri Lanka wird von der ÖSTERREICHISCHEN ENTWICKLUNGSHILFE unterstützt. Die Wirkung von Caricol®-Gastro habe ich hier genau beschrieben:
Jetzt will Ralf seinem Freund ins Gewissen reden, in meine Praxis zu kommen …
Ich freue mich darauf!
Bleiben Sie gesund!
Herzlich
Ihre Dagmar Praßler
* Name geändert
In meinen Blogs beschreibe ich Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Es handelt sich um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie einen Arzt oder Heilpraktiker aufsuchen. Bei meinen Blogs handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge. Neben den beschriebenen Produkten gibt es noch weitere von anderen Herstellern.
Sehr geehrte Frau Praßler,
Ich folge mit großer Freude Ihren Aktivitäten. Da vor kurzem durch Stuhlbefund und Gastroskopie eine Belastung mit Helicobakter p. festgestellt wurde, hätte ich gerne gewusst ob die von Ihnen angegebenen 70 g Brokkolisprossen frisch sein sollen oder ob die Einnahme eines Nahrungsergänzungsmittel auch möglich wäre? Wenn ja, könnten Sie so nett sein und mir sagen, welches NEM Sie empfehlen?
Ich freue mich auf Ihre Rückmeldung!
Herzliche Grüße,
Elisabeth Polster
Ja, ein Nahrungsergänzungsmittel ist möglich und durchaus sinnvoll. Hier gibt’s einige Präparate wie das der Brokkoli-Extrakt Sulforaphan von Supplementa, das ich in meiner Praxis verwende.
Alles Gute für Sie!
Ihre Dagmar Praßler