Was passiert, wenn der „Gesellschaftsvertrag“ zwischen Zwerchfell und Bauchinhalt gebrochen wird, und wie lässt sich das Risiko so eines Bruchs eindämmen? Überhaupt sind Hernien nicht nur auf den Bauchraum beschränkt – man denke nur an Leistenbruch oder Schenkelhernien. Grund genug, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen …
Vor wenigen Wochen erst habe ich hier einen Beitrag zum Thema Darmverschluss (Ileus) veröffentlicht und bin in dem Kontext auch kurz auf Hernien zu sprechen gekommen.
Was mir gar nicht so klar war, ist die Rolle, die mein Blog für den Wochenfahrplan mancher meiner Leser:innen zu spielen scheint. Ihrer eigenen Aussage nach muss einer meiner „Fans“, Beatrice* (60), meine Einlassungen zu den verschiedensten medizinischen Themen von Beginn an sehr aufmerksam verfolgt haben.
Immer wenn der Freitag nahe, so schrieb sie mir in einem anrührenden Brief, werde sie ganz unruhig und sei ungeheuer gespannt, welches Thema wohl als nächstes drankomme. Natürlich habe sie auch meinen Blog zum Thema Ileus mit großem Interesse gelesen, erfuhr ich jetzt. Als sie dann auch noch über das darin angeschnittene Thema Hernien gestolpert sei, habe sie sich ein Herz genommen und mich einfach mal angerufen.
Zum Nachlesen hier noch mal die Quelle:
Zum Thema Hernien, so stellte sich schnell heraus, hatte Beatrice nämlich einen sehr persönlichen Bezug: „Ich bin da etwas vorbelastet und möchte versuchen, eine weitere Operation zu vermeiden.“ Beatrice wusste also schon, wovon sie sprach. Hier nur noch mal zur Klärung für alle, denen das Thema völlig neu ist:
Als Hernie bezeichnet man den Austritt von Bauchgewebe durch einen Riss bzw. Bruch in der Bauchdecke. Dabei wird zwischen inneren und äußeren Hernien unterschieden. Letztere sind mit 95% aller Hernien die deutlich häufigere Art. Dabei tritt das Gewebe etwa sichtbar durch die Bauchwand nach außen (wird aber durch die Haut verdeckt). Bei inneren Hernien findet das ganze innerhalb der Bauch- bzw. Brusthöhle statt.
Am häufigsten, gerade bei Männern, treten Leistenhernien auf, auch als Leistenbruch bezeichnet. Dabei tritt der Bruchinhalt durch eine Schwachstelle der Leiste nach außen. Schenkelhernien sind zwar insgesamt deutlich seltener, treffen dafür eher Frauen als Männer. Dabei drücken Bauchfell und manchmal auch Darmschlingen durch eine Schwachstelle im Gewebe in den Oberschenkel.

Nabelhernien sind – wie der Name besagt – im Säuglingsalter oder im Erwachsenenalter auftretende Hernien in der Nabelregion.
Eine spezielle Form eines Bruchs stellt die Hiatushernie dar. Bei so einem Zwerchfellbruch schieben sich Teile des Magens, aber bisweilen auch andere Organe, durch das Zwerchfell aus dem Bauch- in den Brustraum. Dies passiert meistens dort, wo die Speiseröhre (Ösophagus) in den Magen eintritt.
Warum es zu so einer ungewöhnlichen Ausstülpung eines Magenteils durch das Zwerchfell kommt, ist nicht ganz klar. Fest steht lediglich, dass das Alter, Fettleibigkeit und Rauchen dabei häufig eine Rolle spielen.

© HenadziPechan / shutterstock
So viel zur Theorie, aber woran erkennt man, dass man eine Hernie haben könnte?
Je nach Art der Hernie ist das manchmal gar nicht so einfach – gerade Schenkelhernien bleiben oft so lange unentdeckt, bis sie Probleme bereiten, aber dazu gleich mehr. Anders ist es natürlich bei größeren Hernien, die sich als deutliche Vorwölbung z. B. im Bereich der Leiste sehen oder ertasten lassen.
Manchmal verschieben sich die Hernien von selbst oder durch manuellen Druck wieder nach innen. Die Freude darüber kommt aber zu früh, denn leider können sie durch Husten, schweres Heben oder Pressen schnell wieder austreten!
Hier schließt sich der Kreis zum Thema Ileus
Vor allem können Hernien sehr schmerzhaft und im schlimmsten Fall so blöd eingeklemmt sein, dass das Gewebe im Bruchsack abzusterben droht bzw. die Darmpassage blockiert. Da schließt sich dann der Kreis zum Thema Ileus! Trotzdem muss nicht immer gleich operiert werden: Ist die Hernie asymptomatisch und nicht eingeklemmt, kann man oft abwarten und beobachten.
Beatrice erwähnte, dass sie vor Jahren bereits eine Schenkelhernie hatte, die operativ behandelt werden musste. Das wunderte mich nicht, denn bei dieser Art Hernien besteht generell ein erhöhtes Einklemm- und somit Ileusrisiko, und dann ist Holland in Not!
Bei ihrer Operation wurde ein minimalinvasives Verfahren gewählt, das mittlerweile als „Goldstandard“ gilt. Dabei werden mehrere kleinere Einstiche im Bauchraum vorgenommen, über die dann eine Kamera und die Instrumente eingeführt werden. Dann wird der Bauch mit CO2 aufgebläht, um den Operateuren den nötigen Raum zu verschaffen, dass sie den Bruchsack finden und entfernen können.
Anschließend wird in der Regel ein Netz eingelegt, um das erneute Austreten von Bauchinhalt zu verhindern. Zum Schluss werden Instrumente und Kamera aus dem Bauch entfernt, das CO2 verflüchtigt und die kleinen Schnitte zugenäht.

Den uralten Scherz über im Bauchraum vergessene Instrumente in dieser Situation verkniff ich mir wohlweislich …
„Mir wurde gesagt, dass Hernien auch bei OP-Narben auftreten können“, präzisierte Beatrice ihre diesbezüglichen Ängste. Auf keinen Fall möchte ich, dass mir die Therapie der einen Hernie ein erneutes Problem beschert.“ Im Prinzip sei ja alles zu ihrer Zufriedenheit verlaufen, aber „man wird ja auch nicht jünger …“
… und das Bindegewebe auch nicht. Drei Dinge kommen bei der Entstehung von Hernien zusammen, und davor ist Beatrice tatsächlich nicht ganz gefeit.
Was einer Hernie zum Durchbruch verhilft
- Erhöhter Druck im Bauchraum durch z. B. Husten, schweres Heben, Adipositas, Schwangerschaft oder Pressen
- Bindegewebsschwäche, die von folgenden Faktoren negativ beeinflusst wird: weibliches Geschlecht, Rauchen, Alkoholkonsum, höheres Alter, Voroperationen oder Kollagenosen (autoimmunologische Erkrankungen des Bindegewebes)
- Erbliche Komponente
Wie man auf den ersten Blick erkennen kann, trafen auf Beatrice einige dieser Faktoren zu. Manche Aspekte wie das Geschlecht oder das Alter lassen sich natürlich nicht beeinflussen, andere aber durchaus.
„Sollbruchstellen“ sind inakzeptabel
Gerade bei Operationen am Bauch entwickeln sich die Narben hin und wieder zu regelrechten „Sollbruchstellen“. Unbedingt notwendig erscheint daher als Vorsorgemaßnahme, die Narben geschmeidig zu halten – z. B. mit der OMNi BiOTiC® SKiN Intensiv-Pflegesalbe.
Bei dieser Salbe bringen lebende Bakterienstämme das Haut-Mikrobiom ins Gleichgewicht und schützen die Haut auf natürliche Weise. Über diese völlig neue Art der Hautpflege habe ich kürzlich hier berichtet:
Frisch nach einer Verletzung oder Operation lässt sich die Wundheilung unterstützen, indem man die Finger von Zigaretten lässt (unbedingt und sowieso) und sein Haut-Mikrobiom gezielt stärkt. Schließlich ist die Haut ein großes Organ und von unendlich vielen Bakterien besiedelt.
Grundsätzlich sollte auf aggressive Seifen verzichtet werden, und auch häufiges Händedesinfizieren stört die Hautbarriere. Stress wirkt sich aber auch im „nicht-operierten Zustand“ negativ auf das Erscheinungsbild der Haut aus, und eine OP ist für den Körper ohne jeden Zweifel Stress pur.
Vernünftigerweise sollte man sich deshalb unbedingt danach Erholung gönnen, damit alles gut verheilen kann. Vor allem ein gesundes Darmmikrobiom hilft dabei, ist es doch ein bedeutender Spieler des Immunsystems und deshalb selbstverständlich auch bei der Wundheilung beteiligt.

Und wo wir schon beim Thema Darm waren, frage ich Beatrice rundheraus nach ihrem Stuhlgang – ob der Stuhl in der Regel hart sei bzw. ob sie öfter mit Verstopfung zu kämpfen hätte.
Da sie beides bejahte, hatte ich einen guten Ansatzpunkt, ihr die Vorzüge einer gut funktionierenden Verdauung vor Augen zu führen, denn gerade starkes Pressen beim Stuhlgang erhöht das Risiko einer weiteren Hernie unnötig.
Das Wichtigste bei hartem Stuhlgang: ausreichend trinken und möglichst viele Ballaststoffe zu sich nehmen. Unterstützen kann man das gezielt mit OMNi-LOGiC® FIBRE, einer Ballaststoffquelle, mit der man sein tägliches Defizit gut ausgleichen kann. Einfach einen Messlöffel voll in ein Getränk oder das Essen streuen – fertig.
Dies bringt natürlich auch nur dann etwas, wenn der Darm und sein Mikrobiom gut „arbeiten“ können. Besonders bei Verstopfung empfehle ich daher gern OMNi BiOTiC® Aktiv und viel Bewegung!
Wozu ich bei Verstopfung sonst noch rate, können Sie hier nachlesen:
Bei übergewichtigen Patient:innen (zu denen Beatrice nach eigenen Angaben nicht zählte) kommt von mir an der Stelle dann immer der gutgemeinte Hinweis, dass sich mit einem gesunden und ausgeglichenen Mikrobiom auch deutlich besser abnehmen lässt. Auch das habe ich schon mal in einem Blog-Beitrag zusammengefasst:
Beatrice hatte ich jedenfalls per Telefon schon weitgehend beruhigen können. Mit den „Werkzeugen“, die sie von mir in die Hand bekommen hatte, dürfte sich das Risiko einer weiteren Hernie erfolgreich in die Schranken weisen lassen.
Erstaunt musste ich hinterher feststellen, dass sie es mit ihren „Schmeicheleien“ tatsächlich geschafft hatte, zu mir durchzudringen, obwohl ich eigentlich keine neuen Patient:innen mehr aufnehme! Aber es tut gut zu wissen, dass mein Blog (und offenbar auch mein Podcast) auf so großes Interesse stoßen (Zwinker-Smiley).
Herzlich,
Ihre
Dagmar Praßler
* Name geändert
Hernien Behandlung
In meinem Blog beschreibe ich regelmäßig Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Neben den von mir beschriebenen Produkten gibt es fast immer auch weitere von anderen Herstellern.
Es handelt sich in den Beschreibungen um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie grundsätzlich ärztlichen Rat oder den einer Heilpraktikerin / eines Heilpraktikers einholen.
Im Wechsel zu den Berichten aus der Praxis widme ich mich hier aber auch (unter dem Rubrum „News“) aktuellen Studien, die ich für erwähnenswert halte oder einen direkten Bezug zum Mikrobiom haben. Auch hier handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge.
Vielen Dank für diesen interessanten Beitrag,ich selbst bin von einer MAGEN Hernie betroffen. Ich bin aufgrund meiner Darmerkrankungen bei ihrer Kollegin Frau Wibke Meyer .
Es freut mich, dass Sie in guten Händen sind.
Liebe Grüße!