Obwohl der Zwerchfellbruch als häufigste Form einer inneren Hernie gilt, hatte ich bisher noch keine Berührungspunkte damit. Dabei steigt das Risiko mit zunehmendem Alter, erst recht, wenn Übergewicht und Rauchen noch eine Rolle spielen …
Eigentlich wähnte ich meine Patientin Anneliese* (52) unter den Genesenen, nachdem sie mich vor ca. zwei Jahren wegen starker Rückenschmerzen in der Praxis aufgesucht und später freudig von ihrem Heilungserfolg berichtet hatte. Die Erkenntnis, dass ihr Darm schuld an ihren Beschwerden gewesen war, hatte ihr seinerzeit relativ schnell Linderung verschafft.
Dass damals nicht nur ihr Rücken, sondern auch der Kopf mit Schmerzen auf sich aufmerksam gemacht hatte und wie wir der Ursache auf den Grund gegangen waren, können Sie hier nachlesen:
In aller Kürze: Der Stuhlbefund hatte bei Anneliese eine Entzündung der Darmschleimhaut und eine heftige Fehlbesiedelung (Dysbiose) ergeben. Die von mir verordneten Mittel hatte sie zwar eingenommen, aber offenbar nur so lange, bis es ihr besser ging!
Das erlebe ich leider immer wieder. Das Problem: Ein desolater Darm erholt sich nicht innerhalb weniger Wochen. Es kann sich zwar durchaus so anfühlen, aber eine Therapie, die den Darm von Grund auf saniert, braucht immer mehrere Monate – als Faustregel gilt: Für jedes Jahr der Beschwerden muss mindestens ein Monat Therapie folgen.
„Als Faustregel gilt: ein Jahr Beschwerden, ein Monat Therapie“
Diagnose: Hiatushernie
Diesmal war es aber nicht ihr Rücken, der sie plagte, sondern saures Aufstoßen, Bauchschmerzen und Blähungen. Damit war sie auch schon beim Arzt gewesen. Eigentlich wollte sie sich dort nur Medikamente gegen das Sodbrennen besorgen, verließ die Praxis aber mit einer ganz anderen Diagnose: Hiatushernie.
„Ich war wie vom Donner gerührt“, gestand sie, „zumal ich erst mal überhaupt nichts mit dem Begriff anfangen konnte.“ Auch ich verbinde mit „Hiatus“ eigentlich eher eine Auszeit im Sinne eines Sabbat-Jahres, wie es im Englischen verwendet wird. Anders ist es sicher mit dem Wort „Hernie“, das vielen nicht ganz unbekannt sein dürfte – allerdings eher im Zusammenhang eines Nabel- oder Leistenbruchs (Leistenhernie, Hernia inguinalis), bei dem Schichten der Bauchwand den Leistenkanal durchbrechen. In dem Fall ist eine „Beule“ in der Leiste sicht- und ertastbar. Die Gefahr hierbei ist, dass sich das vorgewölbte Gewebe – häufig ist es ein Stück vom Darm – einklemmt.
Das Tückische bei einer Hiatushernie, wie bei Anneliese diagnostiziert: So ein Bruch des Zwerchfells ist weder ertastbar, noch kann man ihn von außen sehen. Normalerweise legt sich dieses „Fell“ wie eine Kuppel über den Bauchraum, trennt also den Brustraum vom Bauch. Außerdem ist es ein wichtiger Atemmuskel, der den Brustkorb beim Atmen hebt und senkt.
Die „Löcher“ im Zwerchfell haben System
Das Zwerchfell ist keine hermetisch geschlossene Einheit, sondern weist einige Durchtrittspforten auf, von denen eine der Speiseröhre vorbehalten ist. Diese Lücke, der Hiatus oesophageus, gibt auch der Hernie den Namen – kommt es zum Durchbruch, tritt der oberste Anteil des Magens durch die Lücke (Hiatus) in den Brustraum. Das klingt dramatisch, muss aber nicht zwingend Beschwerden auslösen. Dennoch klagen Betroffene häufig über Sodbrennen, Brustschmerzen, Blähungen oder andere Verdauungsprobleme – alles Phänomene, die Anneliese sehr vertraut waren.
„Aber wie konnte es überhaupt bei mir dazu kommen?“ Die Frage, die meine Patientin beschäftigte, stellen sich wohl alle, die jemals einen Zwerchfelldurchbruch erleben. Leider konnte auch ich ihr die genauen Gründe dafür nicht nennen. Einige Hernien sind schon bei der Geburt angelegt, doch das traf auf Anneliese nicht zu, denn dann hätte sie schon viel früher entsprechende Symptome entwickeln müssen.
Freilich gibt es einige Risikofaktoren wie z. B. Übergewicht, Rauchen und das Lebensalter: Bei über 50-jährigen steigt das Risiko, auch sind Frauen offenbar (wie so oft) häufiger betroffen als Männer. Zudem kann in einer Schwangerschaft der Fötus für einen erhöhten Druck auf die Bauchorgane sorgen.
Eine Schwangerschaft konnte Anneliese zwar mit Bestimmtheit ausschließen, doch bei den anderen Risikofaktoren fand sie sich wieder: „Naja, ein paar Kilo zu viel habe ich auf jeden Fall, und geraucht habe ich leider auch viel zu lange.“ Damit hatten wir das geklärt. Jetzt ging es darum, gemeinsam das weitere Vorgehen zu besprechen. „Operiert werden muss ich aber nicht, oder?“ Zumindest diese Angst konnte ich ihr nehmen.
Ist eine OP zwingend nötig?
Bei einem bestimmten Typ der Hiatushernie, der paraösophagealen Hernie, würde man zwar in der Regel gleich zu einer OP raten, weil hier das Risiko einer Einklemmung des verschobenen Magenteils neben der Speiseröhre besteht.
In Annelieses Fall war dieses Risiko jedoch nicht ganz so groß, weshalb eine Operation wohl nicht nötig würde. Meine Patientin zeigte sich erleichtert. Stattdessen würden wir den Weg einer symptomlindernden Therapie einschlagen. Gerade wenn wir zusätzlich noch gegen das Übergewicht vorgehen würden, wäre es durchaus möglich, dass sich die Hernie mit der Zeit ganz von selbst wieder zurückverlagern würde.
Da wir uns nun vor allem der Symptombekämpfung widmeten, zeigte sich, dass Annelieses ursprüngliche Intuition, sich einfach ein Medikament gegen ihr Sodbrennen verschreiben zu lassen, gar nicht mal so verkehrt war.
Dem Reflux keine Chance!
Unser erstes großes Ziel sollte nämlich das Bekämpfen des Magensäure-Reflux in die Speiseröhre sein, der durch die Hiatushernie begünstigt wurde. Durch die Hernie war Annelieses Magen vernehmlich gereizt worden, und der Schließmechanismus, der das Zurücklaufen von Mageninhalt eigentlich verhindern sollte, funktionierte nicht mehr richtig.
Höchste Zeit also, zu handeln, denn ein dauerhafter Rückfluss des sauren Magensaftes kann die Schleimhaut der Speiseröhre nachhaltig schädigen und sogar zur Entstehung von Speiseröhrenkrebs führen. Ganz detailliert habe ich mich hier schon einmal mit dem Reflux beschäftigt:
Um solche weiteren Schäden zu verhindern, würde die Schulmedizin garantiert als Therapie Protonenpumpen-Inhibitoren, kurz PPI, verordnen. Diese reduzieren die Magensäure, und das funktioniert so:
Belegzellen in der Magenschleimhaut sind dafür zuständig, Protonen in den Magen zu pumpen. Diese verbinden sich im Magen mit Chlorid zu Salzsäure (Magensäure). Ohne Protonen gäbe es also die wichtige Magensäure nicht.
Die Magensäureblocker wirken im Übrigen nicht direkt nach der Einnahme im Magen, wie man vermuten könnte. Sie treten erst im Darm in den Blutkreislauf über. Von dort gelangen sie dann zu den Belegzellen des Magens, binden an den Protonenpumpen und hemmen diese.
Wie die Protonenpumpenhemmer uns auf Dauer schaden können, indem sie beispielsweise die Ausbreitung von Helicobacter pylori fördern oder die Vitamin B12-Aufnahme im Dünndarm behindern, habe ich hier genauer beschrieben:
Ich schlug Anneliese daher vor, es für eine gute Woche mit Alternativen zu versuchen, die keine Nebenwirkungen haben. Sollte sich dann keine Besserung eingestellt haben, könnten wir immer noch zu den PPIs greifen.
Die Salbe für den Magen
Um ihren gereizten Magen zu beruhigen und die Magenschleimhaut sowie die Speiseröhre vor der Magensäure zu schützen, empfahl ich Anneliese die in solchen Fällen vielfach bewährte „Magen-Salbe“ Caricol®-Gastro. Dieses patentierte Präparat aus Hafer und Papaya unterstützt eine effektive und schnelle Verdauung, entlastet also den Magen und bewahrt die Magenschleimhaut vor dem sauren Magensaft. Anneliese sollte 3-4 dieser Sticks am Tag einnehmen.
Auch NeoBianacid von Aboca leistet bei der Unterdrückung von Sodbrennen gute Dienste, indem es einen Schutzfilm über Magenschleimhaut und Speiseröhre legt. Hiervon sollte Anneliese ein Dragee direkt vor dem Schlafen langsam lutschen. Das Mittel braucht ein paar Tage, bevor es wirkt. Des Weiteren können Kamillen- oder Kräutertees den Magen beruhigen und so zu einer Besserung des Sodbrennens beitragen.
Um das Zurückfließen von Magensäure zu unterbinden, riet ich Anneliese, künftig mit leicht erhöhtem Oberkörper zu schlafen. Außerdem sollte sie es vermeiden, sich direkt nach einer Mahlzeit hinzulegen, da die Gefahr für die Entwicklung des Reflux dann natürlich besonders groß wäre. Auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich der obere Magenteil noch weiter durch das Zwerchfell schiebt, steigt natürlich im Liegen.
„Das würde ich sowieso nie machen, also mich nach dem Essen hinlegen“, versicherte sie mir, „aber gibt es denn gar nichts, was ich gegen die Blähungen tun kann?“
Mit der Frage war sie mir zuvorgekommen, ist doch der Darm ein wichtiger Faktor in dem ganzen Prozess (wer hätte das gedacht): Bestimmte Bakterien in den oberen Darmabschnitten produzieren Gase, die Magen und Speiseröhre Richtung Brustraum drücken. Über solche „Luftballons“ und was man dagegen tun kann, habe ich mich hier ausgiebig ausgelassen:
Um die Beseitigung unliebsamer Keime (und deren toxischer Auswirkungen) zu unterstützen, verschrieb ich Anneliese für 4 Wochen das Mutispezies-Probiotikum OMNi-BiOTiC® 10, weil damit der Bauchraum nachhaltig entlastet würde. Als Folge-Probiotikum empfahl ich ihr OMNi-BiOTiC® Aktiv mit seinen elf aktiven Leitkeimstämmen für mindestens sechs Monate.
Ganz gegen die Gewohnheit …
Dann schnitt ich ein heikles Thema an, denn um die Bildung von Magensäure zu beeinflussen, müsste Anneliese dringend ihre Ernährungsgewohnheiten unter die Lupe nehmen:
„Sehr süße, scharfe oder saure Nahrungsmittel gehörten auf eine Tabu-Liste, weil sie den Magen nur unnötig reizen würden“, begann ich. Auch auf Alkohol und Kaffee sollte Anneliese zumindest für eine Zeit lang verzichten. Vor allem sollte sie sich angewöhnen, eher kleinere Portionen und dafür öfter zu essen, um ihren Magen nicht zu überfordern.
„Das klingt zwar nicht gerade einfach“, ließ sich Anneliese vernehmen, „aber wenn es mich vor einer Operation bewahrt, dann soll es so sein. Und vielleicht verliere ich dabei ja sogar noch ein paar Kilo, schaden würde es sicher nicht.“
„Außerdem ist ja sowieso gerade Fastenzeit“, ergänzte ich halb im Scherz. Mit ihren „Löchern im Bauch“ verabschiedete sich Anneliese fürs erste.
Als sie sich, wie versprochen, nach einer Woche wieder meldete, waren die Symptome zwar nicht verschwunden, aber damit hatte auch niemand gerechnet. Dennoch ging es ihr deutlich besser, und es stellte sich heraus, dass ihr Mann aus Solidarität seine Ernährung ebenfalls umgestellt hatte. „Nur fasten will er nicht“, schilderte es Anneliese, die allerdings wild entschlossen schien, es selbst zu versuchen. Ich sparte nicht mit Lob …
Falls auch Sie – ob mit Löchern oder ohne – fasten möchten, dann lesen Sie doch erstmal hier, ob das Ihr Weg sein könnte:
Viellicht begeistern Sie auch diese Königswege der Darmkuren:
Bevor es „zu adelig“ wird: Bleiben Sie gesund und feiern Sie gebührend Ihren Körper, der ständig Unglaubliches leistet!
Herzlich, Ihre
Dagmar Praßler
* Name geändert
Hiatushernie Therapie
In meinem Blog beschreibe ich regelmäßig Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Neben den von mir beschriebenen Produkten gibt es fast immer auch weitere von anderen Herstellern.
Es handelt sich in den Beschreibungen um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie grundsätzlich ärztlichen Rat oder den einer Heilpraktikerin / eines Heilpraktikers einholen.
Im Wechsel zu den Berichten aus der Praxis widme ich mich hier aber auch (unter dem Rubrum „News“) aktuellen Studien, die ich für erwähnenswert halte oder einen direkten Bezug zum Mikrobiom haben. Auch hier handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge.