Es gilt zu Recht als Menetekel, wenn sich ältere Menschen den Oberschenkelhals brechen, geht dies doch häufig mit Komplikationen einher, die eine längere Bettruhe erzwingen. Umso wichtiger ist es, danach schnell wieder auf die Beine zu kommen. Doch selbst vorbeugend lässt sich einiges tun, um das Bruchrisiko zu verringern …
Ich wäre fast an der Reihe gewesen am Gemüsestand auf dem Wochenmarkt, und meine Gedanken kreisten um all die Dinge, die ich fürs Wochenende einkaufen wollte, als mich von hinten jemand am Arm berührte. Als ich mich umdrehte, erkannte ich sogleich meine Patientin Rebekka* (29), der ich vor über einem Jahr ein paar Tipps zur Allergievermeidung bei Säuglingen gegeben hatte.
Es war ein herzliches Wiedersehen, zumal sie mit ihrer kleinen Tochter Marie* unterwegs war, die friedlich in ihrem Kinderwagen schlief. Ich erfuhr, dass der Beikost-Start „super geklappt“ hätte und die Kleine mittlerweile schon eine stattliche Auswahl an Lebensmitteln essen würde.

Das Gespräch nahm allerdings schnell eine andere Wendung, und ich sah ein, dass ich meinen Platz in der Schlange wohl vorerst aufgeben musste: Rebekka machte sich große Sorgen um ihre Oma Gisela*, die sich tags zuvor den Oberschenkelhals gebrochen hatte. Sichtlich mitgenommen erzählte sie, dass diese „mit ihren 83 Jahren ja auch nicht mehr die Jüngste“ sei. „Man hört ja immer wieder, dass ältere Menschen nach einer Oberschenkelhalsfraktur nicht mehr richtig auf die Beine kommen“.
Da klar war, dass dies eine längere Unterredung würde, bat ich Rebekka, mich nachmittags in der Praxis aufzusuchen, wo ich ihr mehr über Schenkelhalsfrakturen im Allgemeinen erzählen könnte und im Speziellen, wie ihrer „Omi“ am besten zu helfen sei.
Kleiner Sturz mit großen Folgen
Als Oberschenkelhalsbruch bezeichnet man einen Bruch des Oberschenkelknochens zwischen dem Kopf des Oberschenkelknochens, der Teil des Hüftgelenks ist, und dem Schaft des Knochens.
Bei älteren Menschen sind Oberschenkelhalsbrüche leider keine Seltenheit. Das Risiko, dass eine Frau im Laufe ihres Lebens eine solche Fraktur erleidet, liegt zwischen 10 und 20%. Meist sind Stürze auf die Hüfte für den Bruch verantwortlich – so offenbar auch bei Oma Gisela. „Sie hat mir erzählt, dass sie abends nur noch kurz aufs Klo gehen wollte und dabei anscheinend ins Stolpern gekommen sei.“

Gerade kleine Türschwellen, schlecht sitzende Hausschuhe oder der Gang zur Toilette im Dunklen sind häufige „Stolperfallen“, die gerade im Alter gravierende Folgen haben können. Auch Gangunsicherheiten oder Sensibilitätsstörungen der Füße, wie bei einer Polyneuropathie, können das Sturzrisiko erhöhen.
Zwar können Oberschenkelhalsfrakturen auch bei jüngeren Menschen vorkommen, doch dafür sind größere Kräfte als ein Sturz auf die Hüfte notwendig, beispielsweise bei Verkehrsunfällen oder Sport. Es ist nun mal ein Altersphänomen, und leider trifft es hier – wegen des höheren Osteoporose-Auftretens bei Frauen – das weibliche Geschlecht circa doppelt so häufig.
Männer haben im Allgemeinen eine höhere Knochenmasse sowie eine stärkere Knochenstruktur als Frauen. Auch der Knochenabbau im Alter verläuft bei ihnen langsamer, zumal sie es nicht wie Frauen in den Wechseljahren mit einem plötzlichen Abfall des Östrogenspiegels zu tun haben, der einen starken Knochenabbau verursacht.
Hoffnung für Wechseljahre-geplagte Frauen gibt es hier:
Zwar spielt das männliche Geschlechtshormon Testosteron ebenfalls eine Rolle beim Knochenauf- und -abbau, allerdings sinkt der Testosteronspiegel im Alter nicht so drastisch wie der Östrogenspiegel bei Frauen.
Dennoch sind auch Männer nicht davor gefeit, Osteoporose zu entwickeln. Zu den Risiken zählen dabei u. a. Mangelernährung, Rauchen, Alkoholmissbrauch, Diabetes und vorangegangene Brüche.
„Meine Oma hat erzählt, sie hätte gleich nach dem Sturz gemerkt, dass etwas nicht stimmte“. Zum Glück hätten sie und ihre Schwester schon vor Jahren darauf gedrängt, dass Oma Gisela mit einem Notrufarmband ausgestattet wurde. „Sie war zwar noch total fit, lebte allein und schaffte auch den Haushalt mit ganz wenig Unterstützung durch uns, aber wir wollten einfach sichergehen“, erläuterte Rebekka.
So konnte die Seniorin nach ihrem Sturz sofort Hilfe rufen. Schon die beiden Sanitäter, die Oma Gisela ins Krankenhaus brachten, hatten vermutet, dass der Oberschenkelhals gebrochen sein könnte. Giselas Unfähigkeit, ihr rechtes Bein zu bewegen sowie eine sichtbare Verkürzung des rechten Beins – alles deutete darauf hin. Die Röntgenaufnahme bestätigte die Diagnose.

Ist eine Operation zwingend?
In aller Regel ja. Bei Betroffenen mit vielen Vorerkrankungen und einem schlechten Allgemeinzustand, für die eine Operation eine große Belastung wäre, lässt sich aber auch eine konservative (also nicht-operative) Behandlung der Schenkelhalsfraktur durchführen.
Außerdem muss nicht unbedingt operiert werden, wenn die Knochenfragmente an der Bruchstelle nicht verschoben sind. Dafür muss das betroffene Bein allerdings für einen längeren Zeitraum ruhiggestellt werden. In allen anderen Fällen wird eine Operation empfohlen. Die sollte jedoch zeitnah erfolgen, weil die Blutversorgung des Oberschenkelkopfes durch den Bruch unterbrochen sein kann. Dies könnte schnell zu bleibenden Schäden führen.
Je nach Alter und Art des Oberschenkelhalsbruchs gibt es verschiedene Möglichkeiten der operativen Versorgung des Schenkelhalsbruchs. Grob kann man diese in zwei Optionen unterteilen: Der Hüftkopf wird entweder erhalten und der Bruch beispielsweise durch Schrauben fixiert, oder es erfolgt ein vollständiger Ersatz des Hüftgelenks mit einer Prothese.

© Radiological imaging / shutterstock
Gerade in höherem Alter entscheidet man sich gern für die Prothese. Auch Oma Gisela hatte nun eine Hüft-Totalendoprothese erhalten und den Eingriff zum Glück gut überstanden. „Die Frage ist, wie es jetzt weitergeht“, sinnierte Rebekka. „Wir wollen Omi ja möglichst schnell wieder auf die Beine helfen.“
Rasch wieder auf die Beine kommen
Eine schnelle Mobilisation ist das A und O nach einem Oberschenkelhalsbruch. Das Ziel ist, schon innerhalb von 24 Stunden nach der Operation mit Hilfe von Physiotherapeut:innen aus dem Bett aufzustehen. „So schnell? Kann dabei nichts kaputtgehen?“ Rebekka staunte nicht schlecht.
Tatsächlich kann man gerade nach Einsatz einer Hüftgelenksprothese das operierte Bein gleich voll belasten. Natürlich sollte man dabei auf seinen Körper hören und nicht gleich ein größeres Sportprogramm absolvieren, doch sofort wieder in Bewegung zu kommen ist der wichtigste Schritt nach einer Oberschenkelhalsfraktur.
Das liegt vor allem auch an den gefürchteten Komplikationen des Schenkelhalsbruches, die vor allem durch längeres Liegen verursacht werden. Dazu gehören neben Thrombosen, Infektionen der Prothese oder der Operationswunde und dem Abbau von Muskulatur (der vor allem bei älteren Menschen leider sehr schnell voranschreitet) auch Infektionen wie z. B. eine Lungenentzündung.
Gerade solche Lungenentzündungen führen zu der vergleichsweise hohen Sterblichkeit von Patient:innen nach einer Oberschenkelhalsfraktur. Um in puncto Mobilität wieder auf den „Status quo ante“ – also den Zustand vor dem Schenkelhalsbruch – zurückzukommen, riet ich Rebekka, der von den Ärzten empfohlenen Reha unbedingt zuzustimmen.

Nirgendwo sonst würde Oma Gisela so ein gezieltes Training und multiprofessionelle Unterstützung erhalten, um das sichere Gehen und Treppensteigen zu trainieren und anschließend im Alltag wieder so selbstständig zu werden, wie sie es vor ihrem Sturz war.
Ratsam wäre auch eine Untersuchung von Oma Giselas Knochensubstanz, um eine Osteoporose auszuschließen oder – falls vorhanden – adäquat zu behandeln. So würde das Risiko für weitere Brüche hoffentlich verringert werden.
Je mehr Vielfalt im Darm, desto geringer das Bruchrisiko
Mindestens ebenso wichtig erscheint mir aber die Einbeziehung der probiotischen Medizin: Zwar steckt die Forschung zum Thema Mikrobiom im Kontext von Knochengesundheit und Frakturheilung noch in den Kinderschuhen, doch gibt es bereits deutliche Hinweise darauf, dass sich ein gesundes Darmmikrobiom positiv auf die Heilung auswirken kann.
So spielen die Stoffwechselprodukte der Darmbakterien – kurzkettige Fettsäuren wie Propionat und Butyrat – offenbar eine tragende Rolle bei der Gelenkfunktion, weil sie zuhauf in der Gelenkflüssigkeit zu finden sind.
Auch das Risiko, eine Fraktur zu erleiden, scheint vom Mikrobiom des Darms beeinflusst zu werden. Untersuchungen an größeren Bevölkerungsgruppen haben gezeigt, dass eine größere Vielfalt an Mikroorganismen im Darm mit einem niedrigeren Risiko für Knochenbrüche assoziiert war!

Gerade im Alter verändert sich das Mikrobiom des Menschen drastisch. Ein zentrales Ergebnis mehrerer Studien ist, dass die Stoffwechselaktivität des Mikrobioms mit zunehmendem Alter erheblich abnimmt. Die Zusammensetzung der Mikrobiota verändert sich.
Darmbakterien, die die wichtigen kurzkettigen Fettsäuren produzieren, werden weniger, potentiell pathogene Keime wie Clostridien nehmen zu und mit ihnen pro-inflammatorische Toxine. Es gibt einen Bakterien-Kampf um Nährstoffe, die zudem im Alter durch eine nicht optimale Ernährung eh „dünn gesät“ sind.
Die in späten Jahren vermehrt auftretende, chronische „stille Entzündung“ (silent inflammation) steht mit der Darmmikrobiota in einer wechselseitigen Beziehung. Die verstärkten entzündlichen Signale im Alter verändern die Zusammensetzung der Mikrobiota und führen schlimmstenfalls zu einem Leaky-Gut-Syndrom. Das befeuert wiederum die Inflammation. So entstehen altersbedingte Erkrankungen wie z. B. die Osteoporose.
Aktiver Darm im Alter
Deshalb schlug ich vor, Gisela für eine probiotische Begleittherapie zu sensibilisieren. Mit der täglichen Einnahme von OMNi-BiOTiC® Aktiv sollte Giselas Mikrobiom mit den wichtigsten Bakterienstämmen aufgefrischt und die Bakterienvielfalt in ihrem Darm so gestärkt werden.
Bestimmte Leitkeimstämme beeinflussen nämlich unsere Hormone, allen voran das Östrogen. Diese aktiven Bakterienstämme sind als „Östrobolom“ zusammengefasst. OMNi-BiOTiC® Aktiv enthält elf speziell ausgewählte, wissenschaftlich erforschte Bakterienstämme.
Gleichzeitig müsste dringend auf eine ausreichende Versorgung mit Calcium und Vitamin D geachtet werden, die sowohl für kräftige Knochen als auch für die Frakturheilung unerlässlich sind. Falls Sie das Thema Osteoporose interessiert – hier erfahren Sie mehr:
Aus ganz praktischer Sicht schlug ich Rebekka vor, zusammen mit ihrer Oma mögliche Stolperfallen in deren Wohnung zu identifizieren und zu beseitigen. Sei es durch die Installation von Bewegungssensoren, die nachts automatisch das Licht anschalten, oder durch Leuchtstreifen an Türschwellen – alles, um das Sturzrisiko zu verringern.
Auch eine Kontrolle von Oma Giselas Medikationsplan durch ihren Hausarzt erschien mir sinnvoll, denn einzelne Medikamente oder auch bestimmte Kombinationen können ebenfalls zu einem erhöhten Sturzrisiko führen.
Rebekka war einerseits froh, dass sie so viel tun konnte, um der Oma zu helfen, andererseits fast überwältigt von der Fülle der Maßnahmen. Glücklicherweise war da ja auch noch ihre Schwester, die sich mit kümmern würde.
So blieb mir nur, der alten Dame schnelle Besserung und ein wehrhaftes, vielfältiges und gut gefüttertes Mikrobiom zu wünschen. Letzteres wünsche ich natürlich auch Ihnen!

Herzlich,
Ihre
Dagmar Praßler
* Alle Namen geändert
Mikrobiom und Osteoporose
In meinem Blog beschreibe ich regelmäßig Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Neben den von mir beschriebenen Produkten gibt es fast immer auch weitere von anderen Herstellern.
Es handelt sich in den Beschreibungen um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie grundsätzlich ärztlichen Rat oder den einer Heilpraktikerin / eines Heilpraktikers einholen.
Im Wechsel zu den Berichten aus der Praxis widme ich mich hier aber auch (unter dem Rubrum „News“) aktuellen Studien, die ich für erwähnenswert halte oder einen direkten Bezug zum Mikrobiom haben. Auch hier handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge.