Es war zwar ausschließlich krankes, zirrhotisches Lebergewebe, in dem Wissenschaftler jetzt erstmals Mikroplastik nachweisen konnten. Aber wie kommt dieser Stoff überhaupt in die Leber?
Wir wissen schon länger, dass wir Mikroplastik mit der Nahrung aufnehmen. In meinen Vorträgen verwende ich gern das einprägsame Bild von der Kreditkarte, die wir bei häufigem Fischkonsum schlicht mitessen. Das Tragische daran ist, dass Fischfleisch traditionell als guter Eiweißlieferant gilt und zusätzlich wichtige Mineralstoffe, Jod und Vitamin D enthält. Gar nicht zu reden von den wertvollen Omega-3-Fettsäuren in fettem Fisch.
Doch seit das Habitat der Meeresbewohner zur größten Müllkippe für Plastik verkommen ist, haben die mikroskopisch kleinen Teilchen hier den direktesten Weg in die Nahrungskette gefunden. Dabei ist Fisch nicht mal die einzige Nahrungsquelle, die mit Mikroplastik belastet ist, aber wie wir es zu uns nehmen – darum geht es hier nicht.
Heute möchte ich darüber berichten, dass es Forschenden vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) und der Universität Hamburg erstmals gelungen ist, Mikroplastik „im humanen, zirrhotisch veränderten Lebergewebe“* nachzuweisen.
Nager sind mal wieder die Vorreiter
Dies ist insofern bedeutsam, als der Nachweis dieser kleinen Partikel im Gewebe „bislang nur bei Nagetieren gelungen“ war und auch die Entdeckung von Mikroplastik „im menschlichen Blut, Stuhl und der menschlichen Plazenta“ noch nicht so lange her ist.
Um „aufgrund der geringen Größe und Menge“ dieser Plastikteilchen überhaupt den Nachweis führen zu können, wurde eigens „eine neue Methode entwickelt, die Färbeverfahren mittels Nilrot und Fluoreszenzmikroskopie kombiniert“.
Es wurden „Gewebeproben von 6 Patienten mit einer Leberzirrhose untersucht“, in denen insgesamt „6 verschiedene Formen der Mikroplastikpartikel mit einer Größe von 4 bis 30 µm im zirrhotisch veränderten Lebergewebe“ identifiziert werden konnten!
Interessant ist, dass in den parallel untersuchten Gewebeproben von Leber, Nieren und Milz einer Kontrollgruppe aus „5 Menschen ohne Lebererkrankung“ hingegen keinerlei Mikroplastik zu finden war.
Was es bedeutet, unter einer Leberzirrhose zu leiden, habe ich hier beschrieben:
Die Henne oder das Ei?
Dieser Durchbruch in der Forschung lässt freilich viele Fragen offen, zum Beispiel, „ob die Partikelansammlung eine potenzielle Ursache für die Entstehung einer Zirrhose oder eine Folge der Zirrhose und der portalen Hypertonie (Pfortaderhochdruck, Anm. DP) sei“.
Allerdings, so vermutet Thomas Horvatits, Erstautor und Oberarzt in der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik des UKE, „könnten der Pfortaderhochdruck und die damit verbundene veränderte Darmpermeabilität bei Leberzirrhose dazu führen, dass Mikroplastikpartikel vermehrt aus dem Darm aufgenommen werden“.
Der Hinweis auf die „veränderte Darmpermeabilität“, also eine erhöhte Durchlässigkeit des Darms, liegt für mich nahe, ist doch der Darm an vielen Leberproblemen beteiligt: Normalerweise werden die Nährstoffe, die aus dem Darm ins Blut gelangen, auf direktem Weg über die Pfortader zur Leber transportiert.
Wenn die Darmbarriere „nicht ganz dicht“ ist
Liegt aber ein Leaky-Gut-Syndrom vor (etwa aufgrund entzündlicher Prozesse im Darm), können – durch das Versagen der tight junctions – leicht Fremdstoffe die Leber erreichen. Und dann ist Holland in Not, denn: Ist die Toxinbelastung zu groß, kann die Leber ihre Entgiftungsfunktion nicht mehr erfüllen!
Welch große Herausforderung dies für unsere Entgiftungszentrale darstellt, habe ich hier näher beschrieben:
Die Leber ist nach unserem Darm das größte und wichtigste Stoffwechselorgan. Um hier weitere Schäden zu vermeiden, ist es daher eminent wichtig, unsere Darmbakterien und damit die Darmbarriere zu stärken. Dass die probiotische Medizin genau dies effektiv zu tun vermag, ist durch zahlreiche Studien belegt.
Wenn Sie sich Leber-gerecht ernähren möchten, lesen Sie auch diesen Blog:
Glücklicherweise steht uns sogar zur gezielten Entgiftung der Leber ein Synbiotikum zur Verfügung, das seine Aufgabe im Namen trägt: OMNi-BiOTiC® HETOX. HE steht hier für Hepar (Leber) und TOX für Detox (Entgiftung).
Dieses diätetische Lebensmittel, das unter Hepatologen einen sehr guten Ruf genießt und vor einigen Jahren sogar auf der „Liver Week“ der American Association for the Study of Liver Diseases (AASLD) ausgezeichnet wurde, reduziert nicht nur die bei Leberfunktionsstörungen so typische Infektanfälligkeit, sondern verbessert auch die Leberfunktion.
Zum Schluss sei noch angemerkt, dass die Leber eine direkte Verbindung zum Kopf herstellt. Den „Müll“, den die Leber nicht entgiften kann, finden wir dann an der Blut-Hirn-Schranke oder schlimmstenfalls noch einen Schritt weiter. Die Folgen kann man sich denken, näher beschrieben habe ich sie unter anderem hier:
Fazit: Wir können nicht vermeiden, Mikroplastik mit der Nahrung aufzunehmen. Aber wir können einiges tun, um unser Darm-Mikrobiom und die Leber gegen solche Herausforderungen zu wappnen. Und das sollte uns doch einigermaßen zuversichtlich stimmen.
Herzlich, Ihre
Dagmar Praßler
Mikroplastik Leber
* Auf die Meldung gestoßen bin ich im Deutschen Ärzteblatt, dieses bezieht sich wiederum auf eine Veröffentlichung im Fachmagazin eBioMedicine (2022, DOI: 10.1016/j.ebiom.2022.104147). Alle wörtlichen Zitate stammen aus dem Beitrag im „Newsletter Deutsches Ärzteblatt“ (© aks/afp/aerzteblatt.de) vom 11. Juli 2022.
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