Wie und wo im Körper die Parkinson-Erkrankung – eine der häufigsten neurodegenerativen Bewegungsstörungen – ihren Anfang nimmt, ist zwar immer noch nicht geklärt, aber dafür etwas Anderes: Mit einer gesunden Darm-Mikrobiota sinkt offenbar das Risiko, an Parkinson zu erkranken.
Braucht es noch ein weiteres Argument, konsequent auf einen gesunden Lifestyle umzuschwenken? Eine gesunde Darmmikrobiota ist eine wichtige Säule der Parkinsonprävention. Darauf deuten Untersuchungen des Darmmikrobioms* von Parkinsonpatient:innen hin, bei denen eine Appendektomie (Entfernung des Wurmfortsatzes) erforderlich war.
Bei diesen zeigte sich nämlich eine „phylogenetische Veränderung des Darmmikrobioms“, d.h. die Bakterienstämme im Darm dieser Patient:innen (im Schnitt 70 Jahre alt, 60 % weiblich) waren anders zusammengesetzt als bei Teilnehmenden, die ihren Wurmfortsatz noch hatten.
Festgestellt wurde dieses Phänomen von einer japanischen Arbeitsgruppe, die „Stuhlproben von Parkinsonerkrankten und gesunden Kontrollen – jeweils mit und ohne Appendektomie – bezüglich der bakteriellen Zusammensetzung“ miteinander verglichen hatte.
Entscheidend ist, welche Bakterien die Oberhand haben
Dies war schon mal ein klarer Hinweis darauf, dass „die Appendektomie per se die Darmmikrobiota beeinflusste“. Wichtiger erscheint mir jedoch der Umstand, dass „Parkinsonerkrankte signifikant mehr Darmbakterien aus der Familie der Enterobacteriaceae als gesunde Kontrollpersonen“ aufwiesen.
(Mit einigen Vertretern dieser Familie gramnegativer Bakterien möchte man lieber nichts zu tun haben, weil sie einen schlechten Ruf als potentielle Krankheitserreger haben.)
Diese Gattungen gehören zur Familie der Enterobacteriaceae:
- Citrobacter
- Cronobacter
- Enterobacter.
- Escherichia Coli
- Klebsiellen
- Salmonellen
- Shigellen
Was aber die japanischen Forscher bei ihren systematischen Vergleichen auch herausfanden, war ein „signifikanter Unterschied im Mikrobiom zwischen Parkinsonkranken und appendektomierten gesunden Kontrollen“, und dies ließ den Schluss zu, dass es (bei den Personen ohne Wurmfortsatz) einen Zusammenhang zwischen Darmmikrobiota und Parkinsonerkrankungen“ gibt.
Nun, dass sich das Darm-Mikrobiom von MP-Patient:innen sogar schon vor Auftreten der ersten motorischen Symptome auffällig verändert zeigt, ist schon länger bekannt. Darüber habe ich vor Jahren an dieser Stelle berichtet:
Bevor Sie jetzt zusammenzucken, weil Ihnen irgendwann der Appendix entfernt wurde: Mit einer darmfreundlichen Ernährung und dem Einsatz von Pro- und Präbiotika lässt sich die Mikrobiota durchaus beeinflussen …
Präbiotika sind keine lebenden Organismen. Es handelt sich um Ballaststoffe wie Inulin oder Oligosaccharide, die im Dünndarm nicht aufgespalten und verdaut werden können und somit im Dickdarm als Futter für darmeigene, gesunde Bakterien dienen.
Präbiotika sind essenziell für das Wachstum von Bifidobakterien und reduzieren die Besiedelung von potenziell schädlichen Bakterienspezies wie z. B. Enterobacteriaceae: Durch die bakterielle Fermentation von Präbiotika entstehen kurzkettige Fettsäuren, die eine direkte Wirkung auf die Darm-Hirn-Achse haben.
Falls ich Ihr Interesse für die Darm-/Hirn-Achse geweckt haben sollte:
So überrascht nicht, dass auch die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) die These vertritt, „dass ein verändertes Mikrobiom bei der Pathogenese des Morbus Parkinson eine Rolle spielt“. Es gilt natürlich zu bedenken, dass „im Lauf des Lebens viele Faktoren die Darmflora beeinflussen, zum Beispiel Ernährung, Antibiotika, Rauchen, Stress und Erkrankungen“, aber ebenso gilt: Eine gesunde Darm-Mikrobiota wird „nachweislich durch eine gesunde Lebensweise und durch eine ausgewogene Kost gefördert.“
Sag’ ich doch! Nur kann ich jetzt noch wissenschaftlich einen drauflegen, nämlich die Erkenntnis, „dass eine gesunde Darmmikrobiota eine wichtige Säule der Parkinsonprävention ist“!
Unstrittig ist übrigens auch, dass Prä- und Probiotia einen positiven Effekt bei Parkinson-Symptomen haben! Auch davon ist in den oben verlinkten Blogs die Rede.
Herzlich, Ihre
Dagmar Praßler
* Alle wörtlichen Zitate stammen aus einem Beitrag auf dem Online-Portal des „Ärzteblatt“ vom März 2023, © hil/aerzteblatt.de
In meinem Blog beschreibe ich regelmäßig Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Neben den von mir beschriebenen Produkten gibt es fast immer auch weitere von anderen Herstellern.
Es handelt sich in den Beschreibungen um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie grundsätzlich ärztlichen Rat oder den einer Heilpraktikerin / eines Heilpraktikers einholen.
Im Wechsel zu den Berichten aus der Praxis widme ich mich hier aber auch (unter dem Rubrum „News“) aktuellen Studien, die ich für erwähnenswert halte oder einen direkten Bezug zum Mikrobiom haben. Auch hier handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge